Das Rhinluch zwischen Linum und Kremmen in Brandenburg – Vom Ankommen und Aufbrechen

11. November 2022 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , ,

Besondere Orte zu entdecken ist immer wieder etwas Großartiges. Noch dazu, wenn diese Orte zunächst nicht unbedingt auf der „musst-du-unbedingt-einmal-besuchen“-Liste stehen. So ist es mir vor Kurzem erst wieder passiert. Es ging auf Pressereise ins schöne Bundesland Brandenburg. Wobei man dazu sagen muss, dass es sich natürlich nicht um das ganze Bundesland handelte, sondern ein – im Vergleich – kleines Fleckchen darin: Das Rhinluch zwischen Linum und Kremmen im Ruppiner Seenland, einem der größten zusammenhängenden Wasserreviere Deutschlands.

Touristisch gesehen ist Brandenburg grundsätzlich für seinen Wassersport und die vielen Nationalparks bekannt. Spreewald und Havel sind wahrscheinlich jedem ein Begriff. Und auch kulturell hat das Bundesland einiges zu bieten. Allein die Stadt Potsdam ist immer eine Reise wert. Doch wir schauten uns diesmal etwas nördlicher um. Genauer gesagt war das Städtchen Kremmen im Landkreis Oberhavel unser Ausgangspunkt. Dank des Bahnhofs ist es von Berlin aus super schnell zu erreichen. Grundsätzlich also genial gelegen für einen Wochenendausflug <- also beispielsweise für die Berliner unter uns. Aber selbst aus Schweinfurt bzw. aus dem Süden ist man in ein paar Stunden entspannter Bahnfahrt am Ziel und mitten in einer landschaftlich herrlichen Region, die beste Erholungsmöglichkeiten bietet.
Kremmen selbst liegt im sogenannten „Rhinluch“, früher ein Niedermoorgebiet, welches vom namensgebenden Fluss Rhin durchflossen wird. Es entstand in der letzten Eiszeit und wurde später trocken gelegt und abgebaut. So entstand auch der sogenannte Kremmer Damm, früher die einzige Furt durch das Moor (heute eine Landesstraße). Wie immer, wo eine Straße bzw. eine Siedlung/Stadt ist und man nicht ausweichen konnte, wurden zur damaligen Zeit Zölle erhoben. So auch in Kremmen und die Stadt wuchs, bereits seit 1298 hat sie das Stadtrecht. Dass die Gegend sehr moorig war, ist heute noch zu spüren, wenn man etwas abseits der Straßen geht. Der Boden fühlt sich ganz weich an und einige Wiesen stehen auch heute noch unter Wasser. Genau deshalb ist die Gegend auch berühmtes Vogelgebiet, u.a. für Störche und Kraniche. Dazu kommen wir später noch.

Eine Besonderheit für die Stadt und wohl einzigartig in Deutschland ist das sogenannte „Scheunenviertel“. Bei dem Wahrzeichen Kremmens handelt es sich um ein Stadtviertel mit Scheunen aus dem 17. Jahrhundert. Insgesamt sind es aktuell 54 Scheunen, heute denkmalgeschützt, überwiegend in privater Hand und entweder mit einem Lädchen darin oder von Gastronomie, Künstlern oder Projekten genutzt. Die Besonderheit vom Scheunenvierteil ist, dass diese so geballt in einem Quartier errichtet wurden. Warum ist dies so? Dies lag zum einen an einem Erlass, der aus Sicherheitsgründen (Brandgefahr) das Lagern von Stroh im Wohnhaus verbot, aber auch an den Gegebenheiten. Denn zu Beginn der Trockenlegung war dies der erste freie Platz um/in Kremmen. Lagerplatz wurde benötigt und so wurde damals ganz pragmatisch gehandelt.

Da wir schon Mitten in Kremmen waren, machten wir einen kulinarischen Abstecher. Der Hunger sollte schließlich auch gestillt werden. Eine eindeutige Empfehlung ist hier die „Alte Lebkuchenfabrik“. Ein kleines Café mit einer angeschlossenen Pension in einer, wie der Name schon sagt, alten Lebkuchenfabrik. Und wie kann es anders sein, die Inhaberin Katharina Neumann bietet sehr leckere Honigkuchen bzw. Lebkuchen an. Übrigens ist es möglich, Lebkuchen zu jeder Jahreszeit zu essen, nicht nur zu Weihnachten – wie wir bei unserem Roadtrip „AltesBlechAlteGrenze“ in Pulsnitz schon gelernt haben. Solltet ihr einmal in der alten Lebkuchenfabrik sein, dann schaut euch nicht nur draußen um, sondern werft einen Blick in das Innere und bestaunt den alten, freigelegten Lebkuchenofen und die schöne Deko.

Kremmen ist eine relativ weitläufige Stadt und dementsprechend sind die verschiedenen Spots auch etwas auseinander gelegen. Einen kleinen Spaziergang weiter gelangt man zu Kunst & Beeren. Aktuell noch in der Umgestaltung zum landwirtschaftlichen Betrieb und gleichzeitig Kultur-Begegnungsstätte gibt es bei „Kunst&Beeren“ neben dem hauseigenen Öko- Lehr- und Schaugarten mit alten Obstsorten und Co. einen kleinen (aber feinen) Hofladen und ein Wiesencafé direkt auf den Luchwiesen. Perfekt, um die Seele baumeln zu lassen!  Die tolle Naturkulisse wird zudem regelmäßig für Lesungen, Konzerte oder Filmabende genutzt. Ach und noch eine Info: Kunst & Beeren liegt direkt am Rhinluch-Radweg. Ein schönes Ausflugsziel!
Wir haben mit Geschäftsführer Jan-Gerd Kühling einen Blick in die Zukunft geworfen: Er entwickelt seinen Betrieb zu einem sogenannten „Dritten (Kultur-)Ort“ weiter. Grob gesagt: Was früher die Dorf-Gaststätte (mit Geselligkeit, Auftritten usw.) war, soll in Zukunft Kunst & Beeren übernehmen. Dank eines Förderprogrammes des Bundes soll so ein Platzes des Zusammentreffens mit Kultur im ländlichen Raum geschaffen werden. Geplant sind viele Events, Auftritte verschiedener Künstler und und und.

Des Weiteren gibt es in Kremmen selbst natürlich noch einiges zu entdecken. Von der Kirche angefangen über alte Fachwerkhäuser im historischen Stadtkern und schöne Landschaft drumherum.
Zum Abschluss des ersten Tages besuchte unsere kleine Gruppe den Spargelhof Kremmen. Landwirtschaft zum Erleben, so würde ich den Hof nennen. Der Hof liegt etwas abseits von Kremmen und bietet im Herbst eine riesige Auswahl an Kürbissen. Diese hatten bei unserem Besuch gerade Hochsaison. Ansonsten liegt der Fokus auf Spargel und Heidelbeeren, also zu jeder Jahreszeit gibt es kulinarische Highlights. Die Kremmer Spezialitäten können beim Einkauf im Hofladen erworben, aber auch im eigenen Restaurant „Stangenwirt“ genossen werden. Den Abend ließen wir hier bei einem guten Essen ausklingen.

Das Umland von Kremmen hat einiges zu bieten. Auch wenn wir aufgrund der Zeit nur eine kleine Auswahl zu Gesicht bekamen, konnten wir an Tag 2 auf unserer ca. 35km langen Radtour einen guten Eindruck vom Ruppiner Seenland gewinnen. Ausgangspunkt hierfür war unser Hotel, das Hotel Sommerfeld. Dazu später noch ein paar Worte.
Erstmal ab auf die Räder und durch den herbstlichen Morgen radeln war das Motto! Mich erinnert die Gegend bzw. auch die Radtour etwas an die Niederlande. Zum einen, weil es ein sehr gut ausgebautes Radwegenetz gibt (nicht so wie hier in Bayern) und zum anderen gibt es das Knotenpunktsystem. Durch diese Knotenpunkte weiß der geneigte Radler sofort, wo er ist und in welche Richtung es weiter geht. Des Weiteren lässt sich die Route damit im Vorfeld sehr gut planen von Knotenpunkt zu Knotenpunkt. Weiterer Pluspunkt für spontane Radler: An den meisten Knotenpunkten befindet sich eine Übersichtskarte mit weiteren Hinweisen.

Vorbei an herrlicher Herbstlandschaft und bei strahlend blauem Himmel erreichten wir kurze Zeit später unser erstes Ziel. Die Bockwindmühle Vehlefanz mit dem Namen „Schön Kathrein“ aus dem Jahr 1815. Ein paar Jahre später, genauer ab 1991, wurde sie dann ein Mühlenmuseum und kann nun besichtigt werden. Der Name Bockwindmühle kam daher, dass die ganze Windmühle quasi auf einem Bock steht und durch Drehen ausgerichtet werden kann. Auch innen bietet sie einen einmaligen Einblick mit dicken Holzbalken, dem großem Mahlstein etc. Die Bockwindmühle Vehlefanz ist die einzige funktionierende und original erhaltene Mühle im Landkreis Oberhavel. Ein tolles Denkmal alter Handwerkskunst!

Wieder zurück aufs Fahrrad und weiter zum barocken Schlossgut Schwante und dem dazugehörigen Skulpturenpark. Beim Schloss handelt es sich um eine Wasserburg (bzw. -schloss) aus den Jahren 1741-1743, das sich aktuell in Privatbesitz befindet. Der englische Landschaftsgarten (Schlossgarten) kann besichtigt werden und noch heute sind die alten Bäume in Kreisform um das Schloss herum zu sehen. Herzstück ist der 10 ha große Skulpturenpark, der mit Hängematten, Liegestühlen und Wasserrondell zum Verweilen einlädt. Die verschiedenen Kunstwerke namhafter Künstler lassen die Gedanken spielen. Persönlich finde ich es sehr faszinierend, an welchen Plätzen die Kunstwerke aufgestellt wurden. Denn irgendwie reihen sie sich perfekt in die umgebende Natur ein und sind somit super stimmig im Landschaftsgarten angeordnet. Vor einigen Werken könnte man sicherlich stundenlang sitzen. Eine faszinierende Verbindung zwischen Natur und Kunst.

Im Anschluss gab es für uns einen kleinen Imbiss bei der lokalen Bäckerei Plentz, die seit 1877 besteht und bereits in 5. Generation geführt.  Sie bietet einen hervorragenden Kutschertopf an (= Suppe im Brot) nach altem Familienrezept. Ein Zwischenstopp zum Frühstück oder Kaffee bietet sich perfekt an, das Highlight ist immer freitags und samstags das Backen im historischen Holzofen.
Frisch gestärkt ging es zurück zum Hotel, bevor uns der nächste Programmpunkt erwartete. Linum, auch bekannt als „Storchendorf Linum“ war das Ziel. Falls ihr einmal in der Ecke seid – was ich Euch empfehle- dann schaut unbedingt bei Rixmanns Hof vorbei! Also nicht irgendwann, sondern am besten in der Kürbiszeit. Warum? So eine große Auswahl an Kürbissen habe ich noch nie gesehen, Hammer! Auf gut 15ha Land werden u.a. über 100 Kürbissorten angebaut. Was Michael Ceron in Sachen Zitrusfrüchte ist, ist Georg Rixmann für Kürbisse. Als Laie würde ich sagen, er weiß wirklich alles über Kürbisgewächse. Die Kürbisse werden in der Hofküche verarbeitet zu Marmeladen, Chutneys und vielem mehr.

Nach so vielen (Kürbis-)Eindrücken kam der kleine Spaziergang zur benachbarten Storchenschmiede Linum genau richtig. Die Storchenschmiede ist ein Umweltbildungs- und Naturschutzzentrum in Linum. Besucher können sich hier über Tiere, Pflanzen und den Naturschutz im Gebiet informieren.  Da Linum bekannt für die vielen Störche ist, ist der Name Programm. Jährlich nisten im kleinen Ort bis zu 10 Storchenpaare. Doch wir waren auf einer anderen Mission unterwegs. Stichwort: Kraniche! In der Nähe der Storchenschmiede befindet sich einer der größten Rastplätze für Kraniche in ganz Europa! Vor zwei Jahren auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst war ich in den frühen Morgenstunden unterwegs, um die Vögel zu beobachten. Damals flogen sie von ihren Schlafplätzen zu den Futterplätzen. Heute war es umgekehrt, die Vögel kehrten von ihren Futterplätzen zurück und landeten unweit von unserem Beobachtungsposten auf einer feuchten Wiese. Unsere Begleitung Lisa Hörig von der Storchenschmiede erzählte uns noch viel Informatives zu den Kranichen und deren Verhalten. Aber nicht nur dazu, sondern auch zu allgemeinen (Natur-)Themen. in atemberaubendes Naturschauspiel! Faszinierend dabei, wie die einzelnen Tiere untereinander kommunizieren und sich in der Masse wieder finden. Dieses Jahr sollen es so um die 50-60.000 Kraniche vor Ort sein! Wer es selbst einmal erleben möchte, es werden Führungen angeboten (inkl. Verleih eines Fernglases). Diese kann ich nur empfehlen, denn man bekommt sehr viele Informationen mit auf den Weg!

Mit diesen schönen Eindrücken neigte sich der Tag dem Ende und so ging es glücklich und zufrieden wieder zurück zum Hotel. Was mir persönlich im Hotel und Spa Sommerfeld sehr gut gefallen hat, war der freundliche Service und das leckere Essen! Es gab Buffet, aber zwischen Buffet und Buffet können himmelweite Unterschiede sein! Das Essen war super lecker, die Auswahl toll und somit kam der Genuss nicht zu kurz. Bei Durchschauen meiner Bilder musste ich feststellen, dass ich gar kein Bild gemacht habe. Lag wohl auch daran, WEIL es so lecker war. Das Hotel liegt am idyllischen Beetzer See umgeben von viel Wald. Ein Wellness-Bereich ist vorhanden (leider nicht auspobiert) und man ist schnell in der Natur. Ideal also zum Erholen!

Was kann man im Ruppiner Seenland noch erleben? Zum einen die SeeLodge besuchen und sich dort vielleicht ein Boot für eine Woche mieten. Die SeeLodge ist eine tolle Loction, ebenfalls direkt an einem See, wie der Name schon sagt. Per Boot lässt sich die Natur bestimmt sehr gut erkunden. Einige können auch ohne Führerschein gefahren werden. Nur so als Tipp! Oder man bleibt auf dem Land und lässt sich die Natur bei einem Kräuter-Spaziergang mit den WaldWeibern näherbringen.

Wer bis hierhin gelesen hat, bekommt noch ein persönliches Fazit von mir. Die Region Ruppiner Seenland hatte ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm. Um ehrlich zu sein, so überhaupt nicht. Und ich muss sagen, es gefiel mir sehr (!!!) gut. An vielen Ecken wurde ich an einen Urlaub in den Niederlanden erinnert. Ob es die Landschaft ist, oder die ehrlichen Menschen, das Radfahren oder die Brandenburger Gastlichkeit … ich kann es nicht genau sagen. Vielleicht ist es aber auch die Kombination aus allem? Wie dem auch sei, ich komme sehr gerne wieder – versprochen!

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team von Brandenburg Tourismus und allen Beteiligten, die diese Erlebnisse ermöglicht haben.

Das Ötztal und seine Bewohner – die Tierärztin Selina Kasper

16. September 2022 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , ,

Unser Weg führt uns wieder einmal in die Alpen. Ein beliebtes Urlaubsziel und egal, wo man hinkommt, der touristische Schwerpunkt liegt auf den Sommermonaten bzw. im Wintersport. Als Tourist möchte man in seinem Urlaubsgebiet angekommen und sich erholen. Maximal möchte man sich über die Verpflegung, die nächste Tour oder auch die nächste Abfahrt Gedanken machen. Damit wir unbeschwert Urlaub mache können, sind viele Menschen hinter den Kulissen tätig. Und zwar nicht nur zu unserer Urlaubszeit, sondern das ganze Jahr über. Dahinter steckt natürlich eine Menge Arbeit, die ganze Familien ernähren muss. Und gerade die Menschen in touristischen Alpengebieten müssen noch einen Tick flexibler sein als in vielen anderen Regionen. Man kann sich vorstellen, dass beispielsweise der Fahrer eines Pistenbullys im Sommer eine Alternative benötigt. Also Flexibilität ist alles!

Für uns beginnt die Anreise meist mit einem typischen Bild, die Berge rücken ins Blickfeld und mit ihnen die Weideflächen oder Almen voller Kühe, Ziegen oder Schafe. Ohne diesen Anblick würde definitiv etwas fehlen.

Neugierige Schafe im Ötztal bei Huben

Manche Urlauber möchten auch gerne ihre Haustiere in den Urlaub mitnehmen. Mittlerweile ist das bereits in vielen Pensionen/Hotels und Ferienwohnungen gestattet. Für beide Varianten – also die Tiere, die vor Ort versorgt werden müssen, als auch die Tiere der Urlauber, kommt der örtliche Tierarzt ins Spiel.

Bereits im vergangenen Sommer habe ich die Ötztaler Tierärztin Selina Kasper einen Tag lang begleitet. Selina hat ihre Praxis geographisch gesehen genau in der Mitte vom Tal, nämlich in Längenfeld, hat aber ihre Kunden/Patienten im ganzen Tal. Wie sagte sie während wir im Auto zum Termin fuhren: „Die meiste Zeit verbringe ich im Auto und ich weiß nicht, was in den nächsten Stunden noch reinkommen wird.“ Als Tierarzt bzw. Tierärztin muss man sehr spontan sein. Deshalb hat sie auch nur kurze feste Sprechstunden in ihrer Praxis und arbeitet mit vorherigen Vereinbarungen bzw. versorgt die Notfälle. Selina ist 30 Jahre jung, hat Veterinärmedizin in Wien studiert und ist seit Juni 2020 selbstständig. Vorher gab es in Längenfeld bereits einen Tierarzt. Dieser ging in den wohlverdienten Ruhestand und sie konnte glücklicherweise die Praxis übernehmen. Schon von Beginn an hieß es „Einfach machen und Erfahrungen sammeln“. Auf Grund der vielen Kühe, Schafe und Ziegen im Tag spezialisierte sie sich auf Großvieh. Trotzdem wird aber natürlich auch Kleinvieh behandelt. Im Jahr 2000 (Tirolatlas) gab es im Ötztal (Umhausen, Längenfeld und Sölden) 1645 Kühe, 207 Pferde, 729 Schweine und 8933 Schafe und Ziegen – also eine ganze Menge zu tun.

An besagtem Tag im September 2021 waren wir also zusammen unterwegs. Selina war bereits in der Praxis, als ich hinzukam. Sie führte einen Verbandswechselbei einem Hund durch. Dieser hatte sich die Kralle abgerissen und wurde bereits am Vortag behandelt. Ois isi und ihm geht es sicherlich wieder gut. Im Anschluss wurde Medizin (quasi Apothekendienst) an einen Bauer ausgehändigt. Dieser Vorgang gehört ebenfalls zum Job, entweder im Nachgang einer Behandlung oder wenn Bauern ihre Tiere selbst behandeln. Selbstverständlich immer nach Absprache. Das Auto wurde nun um die verbrauchten Materialien des Vortags aufgefüllt und schon ging es zu unserem ersten Einsatz: Fleischbeschau nach einer Schlachtung. Es handelte sich dabei um vier Schweine und ein Pferd. Selina untersuchte die Organe wie Lunge und Leber, füllte einige Formulare aus und gab die Freigabe mittels Stempel. Ohne die Freigabe durch einen Tierarzt/-ärztin gibt kommt kein Fleisch auf den Teller. Dazu wird übrigens eine Zusatzausbildung der Veterinäre benötigt. Innerhalb von ca. 15min war das Thema durch und wir fuhren zum unserem ersten (lebenden) Patienten: Einem kleinen Lamm, welches noch einen kleinen Teil der Nabelschnur hatte. Man muss wissen, dass diese normalerweise nach der Geburt abfällt. Nicht in diesem Fall, was zu einer Entzündung führte. Der Rest der Nabelschnur wurde abgebunden (damit sich die Entzündung nicht weiterverbreiten kann), fällt in den Folgetagen automatisch ab und das Lamm wächst ganz normal auf.
Für Selina und mich hieß es wieder ins Auto und auf Richtung Sölden zu einer Besamung. Wer jetzt klassisch denkt: Bulle auf Kuh = Kalb. No way. Es gibt eine Samenbank, aus der der Bauer Samen auswählen kann, der von der Tierärztin bestellt wird. Sobald er vor Ort ist, bekommt die Kuh ihn nach einer gewissen Zeit, alles genaustens geregelt/geplant. Hängt natürlich z. T. auch mit den Züchtungen der Tiere zusammen. Die Besamung an sich geht augenscheinlich relativ schnell. Selina meinte nur, dass Kraft und auch Geschick nötig sind. Nachdem das erledigt war, hieß es für uns erst einmal Kräfte sammeln und einen Kaiserschmarrn auf der Gampe Thaya.

Tierärztin Selina Kasper im Ötztal 2021

Nach dieser Stärkung ging es zurück ins Auto, um zu einem Bauernhof in das 20km entfernte Unterlängenfeld zu fahren. Dort wartete eine Kuh, welche bereits auf dem sogenannten Klauenstand (Hebe- und Haltevorrichtung für Kühe) stand/lag, um an ihrer Klaue operiert zu werden. Die Klaue ist anatomisch ähnlich unserem Finger aufgebaut und kann sich ab und zu entzünden. Dies kann durch unsachgemäße Klauenpflege (ähnlich wie Fingernägel schneiden) passieren. Oder auch durch andere Faktoren. Die Klaue war entzündet und das nicht zu knapp. Selina gab der Kuh eine Betäubung und von den drei dabeistehenden Männern war einer bereits verschwunden und ein weiterer auf Abstand gegangen. Sie konnten es nicht mit ansehen, dass die Kuh augenscheinlich leidet. Dank der lokalen Betäubung hatte die Kuh aber keine Schmerzen. Als die Operation begann – ähnlich blutig, wie bei einem Schnitt in den Finger – wurde das Ausmaß deutlich. Zwei sehr tiefe Entzündungen! Wir konnten es versuchen, aber eine Garantie auf vollständige Genesung konnte Selina nicht geben. Nachdem die OP (auch hier benötigt man sehr viel Kraft) vorbei war, bekam die Kuh noch einen Verband angelegt, eine Spritze gegen die Betäubung inkl. Schmerzmittel und durfte wieder auf die Weide.

OP an einer Kuh von Tierärztin Selina Kasper im Ötztal

Als quasi Assistenz fand ich die OP super spannend und hätte nie gedacht, dass „so eine kleine Wunde“ für das Tier eine sehr schwere Operation ist. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Kuh sich leider nicht mehr ganz erholt hat. Aber wir haben alles versucht und der Bauer hatte vor der OP die Wahl. Er hätte die Kuh auch gleich zum Schlachter bringen können und dadurch natürlich die Kosten gespart, aber es wurde zumindest versucht. Nachdem wir das Werkzeug gereinigt und verstaut hatten ging es zu unserem letzten Fall fast um die Ecke. Es war nur bekannt, dass eine Kuh hinkt. Der Verdacht auf eine Entzündung war also auch hier gegeben. Es war später Nachmittag und die Kühe wurden (etwas früher als sonst) in den Stall getrieben. Auf die Entfernung konnte man schon erkennen, dass eine Kuh etwas schwerfälliger ging. Auch sie wurde in den Klauenstand geführt und Selina untersuchte die Klauen. Glücklicherweise wurden keine Entzündungen festgestellt. Selina führte noch eine Klauenpflege (per Hand) durch und ein paar Minuten später konnte die Kuh wieder fröhlich umherlaufen. Vermutlich hatte sich nur etwas zwischen die Klauen geklemmt bzw. war der „Fingernagel“ etwas zu lang.

Als wir in diesem Jahr wieder vor Ort waren, konnte ich Selina wieder ein paar Stunden begleiten. Zum einen standen Kastrationen bei Geschwisterkatzen auf dem Programm. Zwei Kater und eine Katze sollten es sein. Bei den Katern war es relativ easy: Betäuben, Hodensack auf, Hoden raus, Samenstrang durchtrennen, wieder alles vernähen. <- so ganz grob gesagt. Wenn anatomisch alles stimmt. Der erste Kater war allerdings ein Zwitter – er hatte beide Geschlechtsmerkmale. Das ist schon etwas Besonderes und Selina hatte so etwas auch noch nicht selbst durchgeführt. Die OP verlief ohne Probleme. Beim zweiten Kater durfte ich sogar (natürlich unter Aufsicht) assistieren und einen Stich beim Zunähen durchführen. Einfach, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was es bedeutet und welche Kraft man aufwenden muss, um mit der Nadel durch die Haut zu kommen. Bei der Katze war die Operation etwas aufwendiger, da die Eierstöcke im Bauchraum liegen und entsprechend erst der Bauch aufgeschnitten werden musste.

Tierärztin Selina Kasper bei einer Kastration einer Katze in ihrer Praxis im Ötztal

Über den Tag hinweg wurden noch ein paar Kühe untersucht und z. T. mit Medikamenten behandelt. Wir waren schon auf dem Weg nach Hause, als das Telefon klingelte. Ein Bauer benötigt Hilfe bei einer Kalbsgeburt. Angekommen beim Bauern ging es schnell: Selina drückte das Köpfchen vom Kalb (noch in der Kuh) nach unten und der Bauer und ich zogen an den Beinen vom Kalb. Immer auf Kommando bzw. im Takt der Wehen, bis das Kälbchen schließlich herauskam. Da es sich bei der Kuh um ihr erstes Kalb handelte und dieses auch noch recht groß war, war von allen Beteiligten ganzer Körpereinsatz gefragt! Fragt nicht, da wirken Kräfte. Umso schöner war es, als das Kalb das erste Mal atmete und Laute von sich gab. Hammer!

Frisch geborenes Kälbchen mit Hilfe von Tierärztin Selina Kasper im Ötztal

Im Nachhinein scheint einem die Kuh sogar dankbar zu sein, so hatte ich zumindest das Gefühl. Und erst recht, wenn sie ihren Nachwuchs das erste Mal erschnuppert und abschlecken kann. Ums mal emotional zu sagen: Schon ein schönes Gefühl! Und definitiv (m)ein Highlight!

Des Weiteren kann ich in meiner kurzen Zeit als Assistenz überhaupt nicht behaupten, dass sich die Bauern keine Gedanken zu ihren Tieren machen und es nur um den reinen Profit geht. Genau das Gegenteil war der Fall. Da besteht meistens schon eine Verbindung, so mein Eindruck.

In einem Tal wie dem Ötztal ist es nicht immer einfach für eine Frau sich durchzusetzen. Gerade bei der doch etwas konservativen Bauernschaft herrscht manchmal noch der Glaube, dass es sich bei dem Beruf des Tierarztes um einen Männerberuf handelt. Das wird man auch nicht so schnell rausbekommen, aber ihr könnt mir glaube, Selina hat es geschafft. Nach einem Jahr harter Arbeit hat sie sich den nötigen Respekt verdient und macht ihren Job großartig. Ich gehe sogar soweit und sage: Das Ötztal kann froh sein, so eine junge und engagierte Tierärztin zu haben!
Ich selbst bin sehr gespannt, welche Projekte sie als nächstes stemmen wird und bedanke ich mich für diese tollen und erfahrungsreichen Tage bei ihr.

Oben ist es schöner – Touren im Ötztal

26. August 2022 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , ,

Große Vorfreude! Die Planungen liefen schon länger und nun war es endlich so weit – vor ein paar Tagen ging es mit der Bahn in das wunderschöne Ötztal. An dieser Stelle sei schon einmal gesagt: Man (also ich) ist grundsätzlich viel zu wenig in den Bergen. Endstation meiner Bahnfahrt war Ötztal-Bahnhof, um anschließend mit dem Bus bis nach Obergurgl zu fahren. Die Fahrt durch das komplette Tal – inkl. Abzweigungen zu den einzelnen Dörfern – dauert zwar ca. 1:30h, dafür ist es aber landschaftlich wunderschön anzusehen. Außerdem ist die Busfahrt recht entspannt und, da es nur eine Bundesstraße gibt, ähnlich schnell, als würde man den eigenen PKW benutzen. Ein kleiner Tipp: Eine Wochenkarte rentiert sich bereits ab zwei Fahrten. Eine Einzelfahrt von Ötztal-Bahnhof nach Obergurgl kostet 13,40 Euro und eine Wochenkarte inkl. Komplettes Ötztal und Imst 26,00 Euro. Für Besitzer der Ötztal „Inside Summer Card“ ist der ÖPNV sowieso enthalten, genauso wie beim „KlimaTicket“ in Österreich.

Obergurgl kannte ich tatsächlich bisher nur vom Winter und dachte ursprünglich, dass die Unterkünfte dort im Sommer geschlossen sind. Mein Bruder fand aber eine günstige Pension, die am Anreise- und Abreisetag von uns für je eine Nacht genutzt wurde. Die Lage kam uns zwecks Akklimatisierung sehr entgegen. Obergurgl liegt, im Gegensatz zu Schweinfurt, auf ca. 1.930m. Somit kann sich der Körper schon mal an die Höhe gewöhnen. Am ersten Nachmittag/Abend ging es noch auf einen Spaziergang zur Zirben Alm – nicht weit weg und mit schöner Terrasse. Wir waren leider zu spät, um noch etwas zu essen. Next time dann!

Der nächste Tag kam und mit dem Bus ging es rüber in das Bergsteigerdorf Vent. Mit dabei waren ein vollgepackter Rucksack mit einem Gewicht von 13kg, jede Menge gute Laune und herrliches Wetter. Vorbei an Weg-Schafen ging es stetig bergauf. Das kleine Bergsteigerdörfchen liegt auf 1.950m und unser Endziel an Tag 1 war die Similaunhütte. Sowohl auf der Hütte als auch bei der Ötzi-Fundstelle war ich schon das ein oder andere mal, zuletzt 2021. Mein Bruder war vor ca. 25 Jahren das letzte Mal dort oben und war leicht verwundert, dass es mittlerweile ohne Gletscherüberschreitung zur Hütte geht. Damals reichte der Gletscher noch annähernd an die Hütte ran. Heute leider nicht mehr. Wir wollten erst zur Ötzi-Fundstelle, um anschließend über den Grat zur Hütte zu gehen. Man muss dazu sagen, dass der ursprüngliche Plan ein anderer war: Erst zur Hütte, übernachten und am nächsten Tag über die Fundstelle weiter. Doch dies hätte uns fast 1,5h zusätzlich gekostet und für den darauffolgenden Tag waren Gewitter gemeldet. Daher entschieden wir uns um und schauten direkt bei Ötzi vorbei. Im letzten Stück muss man sich etwas orientieren, um den Weg zu finden, und Trittsicherheit ist natürlich unabdingbar. Nach 8 Stunden und 30 Minuten (natürlich mit Pausen) und 1.420 Höhenmetern kamen wir geschafft und glücklich auf der Siminlaunhütte an.

Schafe auf dem Weg zur Ötzi-Fundstelle bzw. Similaunhütte
Blick auf die Similaunhütte vom Weg ab der Martin-Busch Hütte
Abzweigung zur Ötzi-Fundstelle
Der Similaun
Auf dem Weg zur Ötzi-Fundstelle über Blockwerk
Schneereste in der Nähe der Ötzi-Fundstelle
Wahrzeichen an der Ötzi-Funstelle im Ötztal
Weg von der Ötzi-Fundstelle zur Similaunhütte
Grad auf dem Weg von der Ötzi-Fundstelle zur Similaunhütte
Die Similaunhütte von oben und der Similaun im Hintergrund

Die Komoot-Links zu den Routen findet ihr wie immer am Ende des Posts. Zurück zur Hütte. Wie (fast) immer auf Hütten – Schuhe aus, anmelden und das Schlafquartier aufsuchen. Dort erst einmal ordnen und anschließend die Dusche aufsuchen, für die man vorher eine Duschmarke kauft. In der Regel kosten diese so um die 4 Euro. Was im Gegenzug 4 Minuten warmes/heißes Wasser bedeutet. Vollkommen ausreichend, vor allem wenn man die Versorgungssituation in der Höhe bedenkt. Vielen wird es ähnlich gehen: Sobald man auf der Hütte zur Ruhe kommt, lässt man den Tag Revue passieren und speichert seine persönlichen Highlights ab. An diesem Tag war es bei mir ein Bartgeier. Kurz vor der Hütte befindet sich der Grat, über den wir gekommen sind. Auf diesem machte ich einen kurzen Halt, sah mich um und entdeckte einen Bartgeier, wie er direkt über das Joch flog. Und zwar von oben – unglaublich!

Mit dieser, und noch einigen mehr Situationen im Kopf, ging der Tag zu Ende. Neuer Morgen, neue Route. Unser nächstes Ziel war das Hochjoch-Hospiz. Eine Alpenvereinshütte auf 2.413m. Die ursprüngliche Route sollte uns über den Saykogel (3.355m) führen. Doch als wir am Morgen einen Blick aus der Hütte warfen, musste dieser Plan geändert werden. Die Sicht war vor lauter Nebel bzw. Wolken sehr schlecht und laut Hüttenwirt sollte es auch früher beginnen zu regnen bzw. gewittern als am Vortag angekündigt. Deshalb ging es für uns (leider) wieder zurück nach Vent, um anschließend von dort zur Hochjoch-Hospizhütte aufzusteigen. Einen weiteren Vorteil hatte die Besteigung der Ötzi-Fundstelle am Vortag: Wir mussten nicht den gleichen Weg zurücknehmen. Auf halber Strecke befindet sich die Martin-Busch Hütte und theoretisch auch unser Abzweig zum Saykogel. Das Wetter wurde nicht besser (im Tal schon, oben aber nicht) und so ging es weiter zurück nach Vent. Ab den Rofenhöfen (bekannt für Haflinger und als höchstgelegene dauerbesiedelte Bergbauernhöfe Österreichs) führt der Pfad immer dem Tal entlang. Manchmal etwas enger und u.a. auch mit Fixseilen. Das ist aber alles kein Problem und gefühlt kann (fast) jeder mit Bergerfahrung diesen Weg gehen. Angeschrieben ist die Wanderung mit 3 Stunden. Was auch ungefähr hinkommt.

Die Similaunhütte in Wolken gehüllt
Wolkenverhangener Blick von der Similaunhütte ins Tal
Klarer See auf dem Weg von der Similaunhütte nach Vent
Abzweigung zur Hochjoch-Hospiz über den Saykogel an der Martin-Busch Hütte
Haflingerpferde an den Rofenhöfen
Weg zur Hochjoch-Hospiz Hütte von Vent aus
Die Hochjoch-Hospiz unter Wolken
Graupel auf der Hochjoch-Hospiz
Abendstimmung auf der Hochjoch-Hospiz mit Blick ins Tal

Die Strecke „untenrum“ von der Similaunhütte zur Hochjoch-Hospiz zieht sich schon etwas. Insgesamt knapp 20km mit ca. 620 Höhenmetern. Trotzdem eine schöne Tour. Angekommen auf unserer zweiten Hütte das bekannte Ritual: Wanderschuhe aus- und Hüttenschuhe anziehen. „Freiheit den Zehen!“ Anschließend einchecken und duschen. Beim Einchecken dann eine kleine Überraschung. Mein Bergführer Michael von der Fluchtkogel-Tour 2019 saß dort am Tisch. Er war mit einer Familie unterwegs, welche ein paar Gipfel erklimmen wollten. Wir gingen uns erst einmal wieder kultivieren und später saßen wir mit Michael und der Familie zusammen. Natürlich wurde gequatscht, gewitzelt, Tipps/Neuigkeiten ausgetauscht und die nächste Tour(en) 2023 geplant. Ein richtig schöner Hüttenabend! Es war übrigens die richtige Entscheidung, nicht über den Saykogel zu gehen, denn später fing es an zu regnen, hageln und gewittern.

Der nächste Morgen kam und auch hier wieder die gewöhnliche Routine: Frühstücken, Zähne putzen/waschen, raus aus den Hüttenschuhen und rein in die Wanderschuhe. Kurzer Check, Rucksack satteln und los geht’s. Das Wetter war wieder besser, nur etwas kühler. Dafür, dass es zu Hause immer um die 30 Grad hatte, war es hier richtig angenehm. Noch ein Pluspunkt für die Berge. Das nächste Ziel war die Vernagthütte. Keine 3 Stunden entfernt (falls man den Höhenweg nimmt) und aus Erfahrung ein sehr schöner Weg. Unser Plan lautete etwas anders, denn wir gingen quasi den direkten Weg über den Gipfel der mittleren Guslarspitze. Ab der Hütte schlängelt sich der Weg entlang hochalpiner Landschaft mit einem wunderbaren Blick auf die umliegende Gletscherwelt. Weiter oben wird es (natürlich) etwas steiniger. Der Gipfel (3.128m) war nicht mehr weit und sobald man das Joch betritt, sind es nur noch ein paar Meter bis zum Kreuz. Die Aussicht auf dem Gipfel ist grandios. Das Tagesziel, die Vernagthütte, ist ebenso zu sehen, wie auch der leicht gezuckerte (schneebedeckte) Gipfel der Wildspitze.

Weg von der Hochjoch-Hospiz zur Vernagthütte am frühen Morgen
Wegweiser auf dem Weg von der Hochjoch-Hospiz zur Vernagthütte
Schafe, Mond und Gletscher auf dem Weg von der Hochjoch-Hospiz zur mittleren Guslarspitze
Weg von der Hochjpch-Hospiz zur mittleren Guslarspitze
Blick auf die Gletscher auf dem Weg von der Hochjoch-Hospiz zur Vernagthütte
Gipfelkreuz der mittleren Guslarspitze
Ich auf der mittleren Guslarspitze
Gipfelbuch der mittleren Guslarspitze mit Ausblick
Die Wildspitze von der mittleren Guslarspitze aus gesehen
Die Vernagthütte aus der Nähe
Auf der Vernagthütte inkl. Duschhinweis
Palatschinken auf der Vernagthütte
Zirbenschnaps auf der Vernagthütte
Zimmer mit Ausblick auf der Vernagthütte

Wir ließen uns auf dem Gipfel und am Abstieg Zeit. Erstens weil wir noch genügend Zeit hatten, und zweitens war der Weg abschnittsweise sehr rutschig/steil. Leider konnten wir auch Steinschlag beobachten. Ja, der Klimawandel ist auch hier oben zu spüren.
Es ging weiter bergab und nach einem erneuten kurzen Aufstieg (wie es immer so ist), erreichten wir die Vernagthütte (2.755m). Auf der Hütte galt wieder: Wanderschuhe aus, Hüttenschuhe an, anmelden, Quartier beziehen und duschen. Danach erst einmal gemütlich ausruhen (wir waren recht früh auf der Hütte) und den Tag Revue passieren lassen. Gleichzeitig war es unsere letzte Übernachtung auf einer Hütte bei dieser Tour. Nach einem sehr leckeren Essen ging es relativ früh ins Bett – vielleicht spürten wir doch die Anstrengungen der letzten Tage?!

Unser letzter Tag am/in den Bergen stand an. Auch hier wurde die ursprüngliche geplante Route etwas abgekürzt. Für uns ging es von der Vernagthütte zur Breslauer Hütte und von dort der Abstieg nach Vent. In der Nähe vom Weg von Hütte zu Hütte entdeckten wir diesmal etwas dickere Murmeltiere, die schon für den notwendigen Winterspeck sorgen. Die Breslauer Hütte nahmen wir noch mit, das Wilde Mannle nicht mehr. Ich war bereits mehrfach auf dem Gipfel und kannte somit quasi eh fast jeden Stein. Bis auf das letzte Stück, welches steil(er) bergab und dementsprechend die Knie belastet, ist die Strecke auch eine schöne Wanderung. Man ist immer oben und genießt die Aussicht auf die umliegenden 3000er.

Wegzeichen von der Vernagthütte zur Breslauer Hütte
Weg von der Vernagthütte zur Breslauer Hütte im Ötztal
Finde die Murmeltiere auf dem Weg von der Vernagthütte zur Breslauer Hütte
Genießen auf dem Weg von der Vernagthütte zur Breslauer Hütte
Wegstück von der Vernagthütte zur Breslauer Hütte
Die Breslauer Hütte von der Vernagthütte kommend
Blick in das Tal - Vent
Burger im See You in Obergurgl

Unten im Tal angekommen ging es nochmals für eine Nacht nach Obergurgl, um die Tour gemütlich ausklingen zu lassen. Und zudem mussten wir uns nicht stressen, um evtl. noch einen Zug zu erwischen. In Obergurgl kann ich Euch das „See You“ empfehlen. Uns hatten dort die Burger angelacht. Nach den eher einfachen Gerichten auf den Hütten, dann doch mal etwas anderes. Nicht falsch verstehen, das Essen auf den Hütten ist lecker, doch Burger oder ähnliches gibt es nicht.

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen vom Ötztal und mit Bus und Bahn wieder nach Hause. Hier die Links zu den einzelnen Touren auf Komoot:

Die Übernachtungen auf den Hütten hatte ich vorher alle gebucht und zum Teil auch eine kleine Anzahlung geleistet. Zwar könnte man theoretisch auch auf Nachfrage und ohne Buchung übernachten, aber gerade in der Ferienzeit ist es schon ziemlich voll und das gehört auch nicht zum guten Ton, wenn es nicht sein muss. Wir hatten zudem immer gleich mit Halbpension gebucht. Auf der Similaunhütte ist sowieso nur HP möglich und auch auf den anderen Hütten die bessere Wahl, wenn Ihr nicht nur auf Euren Proviant zurückgreifen wollt. Außerdem hatten wir uns für Zimmer (statt Lager) entschieden und wir hatten hier auch Glück, dass wir – bis auf die Similaunhütte – immer alleine im Zimmer übernachten konnten. Ein wichtiges Utensil für mich sind Ohrenstöpsel für besseren Schlaf. Man weiß ja nie. Manche Zimmer sind sehr hellhörig oder man hat einen schnarchenden Zimmernachbarn. Ohrenstöpsel rein, Augen zu und schlafen ist mein Motto. Der Handyempfang ist auf den Hütten auch eher semi, aber manchmal noch besser als auf dem Land in Deutschland – das ist aber wieder ein anderes Thema. Kostentechnisch rechnete ich so um die 100 Euro pro Tag. Meistens ist es weniger, doch einen Puffer habe ich immer mit eingeplant. Erstens gibt es keinen Geldautomaten oder so etwas in der Art, zweitens akzeptieren die Hütten nur Bargeld und drittens weiß man nie, wie der Hüttenabend endet. Bestimmt geht es auch mit weniger Cash, doch für mich ist es eine grobe Hausnummer.

Ausstattung/Ausrüstung

Bei Gesprächen vor und nach so einer Tour werde ich immer wieder gefragt „was hast du eigentlich alles an Gepäck dabei?“ Mein Rucksack wog inkl. Verpflegung (Essen und Trinken) knapp über 13kg. Auf der Waage waren sogar noch die Stöcke angeschnallt. Mit dabei habe ich einen dünnen Schlafsack. Diesen braucht man auf den Hütten. Dort gibt es meistens zusätzliche Decken, so dass es nicht zu kalt wird. Dann nehme ich immer Badeschlappen mit. Oft werden oben Hüttenschuhe bereitgestellt, aber hier sind mir meine eigenen lieber. Regenschutz und eine warme (Sport-)Jacke dürfen natürlich nicht fehlen. Je nach Wetter und Höhe auch eine leichte Daunenjacke, Handschuhe und Mütze. Auch wenn es im Tal an die 30 Grad warm ist, kann es gerade in Gletschernähe und/oder am frühen Morgen doch recht frisch sein. Wir hatten beispielsweise morgens um die 5 Grad.
An Kleidung hatte ich vier T-Shirts aus Merinowolle und Sportunterwäsche (beides von icebreaker) dabei. Bei den Shirts wäre ich vielleicht auch nur mit zwei ausgekommen – muss ich das nächste Mal ausprobieren. Da ich persönlich schnell am Rücken (Rucksack) schwitze, liegt meine Prio auf Shirts mit guter Saugkraft, die gleichzeitig schnell trocknen und den Geruch absorbieren. Hier bin ich wirklich begeistert von meinen icebreaker-Shirts. Des Weiteren eine kurze Hose, eine lange Wanderhose und Wandersocken (ebenfalls aus Merinowolle). Dazu kommen noch Zahnbürste und -pasta, Deo, Handtuch (Mikrofaser), eine Nagelschere und ein kleines Reisewaschmittel (für den Notfall). Und „Kleinkram“ wie Rettungsdecke, Erste-Hilfe-Set, Isolierband, Ersatzschnürsenkel, persönliche Medikamente, Stirnlampe (mit geladenem Akku), Powerbank und verschiedene Ladekabel. Bei so einer Tour sind es ca. 2,5 Liter an Getränken und gefühlt hatte ich diesmal zu viel Essen (Müsliriegel/Naschsachen/Knäckebrot) mit dabei. Einiges ging wieder mit zurück nach Hause. Traubenzucker und Bonbons für den schnellen Zuckernachschub habe ich sowieso immer griffbereit. Aus Erfahrung wird man klug. Das gilt auch für die Sonnencreme. Je höher der Lichtschutzfaktor, desto besser. Und, egal ob bewölkt oder Sonnenschein – es wird sich eingecremt. Und zwar an allen Stellen, die auch nur für kurze Zeit der Sonne ausgesetzt sind. Selbstverständlich sind mit dabei Kopftücher (eines als Ersatz) als zusätzlichen Sonnenschutz und meine Wanderstöcke aus Carbon. Soweit ich mich erinnern kann, dürfte das alles gewesen sein.

Auf jeden Fall war es eine geniale Tour, die nach einer Wiederholung schreit! Vielleicht im Jahr 2023 und vielleicht auch mit ein paar höheren Gipfeln. Sag niemals nie! Und wie sagte Hans Kammerlander so schön: „Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.“ In diesem Sinne.

Die Extratour Strahlungen in der Rhön – Wandern in der Region

9. August 2022 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , ,

Das mit dem Wandern klappt dieses Jahr noch nicht so, wie es sollte. Denn leider mussten schon zwei mehrtägige Wandertouren gestrichen werden. Einmal aus familiären Gründen und einmal wegen meiner Corona-Infektion. Beides braucht man nicht. Normalerweise bekomme ich kein Fieber und eine Erkältung geht auch relativ schnell vorbei. Bei Covid war es etwas anders. Fieber und zwei Nächte ohne wirklichen Schlaf. Und die Luft machte auch Probleme, deswegen hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt „Wenn das nicht besser wird, musst du dir etwas einfallen lassen“. Gott sei Dank muss das auch gleichzeitig der Höhepunkt gewesen sein, denn danach ging es langsam wieder aufwärts. Eigentlich hätte es zu dem Zeitpunkt mit Marco auf Tour gehen sollen, aber es war doch besser noch Schonung angesagt. Was im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung war. Aufgeschoben ist außerdem nicht aufgehoben, ein neuer Termin ist schon anvisiert.

Mittlerweile bin ich wieder beim Radeln und auch wieder laufen. Gut, die 10km sind noch nicht dabei, kommen mit Sicherheit aber auch wieder Auf jeden Fall hätte ich nicht damit gerechnet, dass die Infektion sich tatsächlich so auf die Kondition auswirkt. Möchte nicht wissen, wie es ohne Impfung gewesen wäre. Anyway, weiter geht’s, am Wochenende ging es endlich mal wieder zu einer Wanderung in der näheren Umgebung. Wir machten uns auf zur Extratour Strahlungen. Grundsätzlich keine schwere oder lange Tour, aber trotzdem sehenswert. Sie ist dementsprechend als „leicht“ gekennzeichnet.

Startpunkt war das kleine Örtchen Strahlungen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Eine Parkmöglichkeit gibt es direkt an der Kirche. Es sei denn, die Straße ist wegen festlicher Aktivitäten gesperrt. So war es bei uns der Fall. Trotzdem fanden wir einen Parkplatz im Dorf. Empfohlen wird die Route entgegen dem Uhrzeigersinn, wir entschieden uns allerdings für das Gegenteil und wanderten mit dem Uhrzeigersinn. Dies stellte sich für uns auch als die bessere Variante heraus.
Um Strahlungen zu durchqueren, ging es gleich einmal durch den beginnenden Festbetrieb, wo wir freudig empfangen wurden. „Nein, das Bier müssen wir uns erst verdienen!“ Und zack waren wir aus dem Dorf heraus. Der Weg führt vorbei an schönen Hängen und Ausblicken in die Rhön bis nach ca. 2,3km die Marienkapelle erscheint. Diese ist nicht zu übersehen, versprochen. Nicht weil sie besonders hoch/groß ist, sondern…ach, ihr werdet sehen. Bei Kilometer 5 erscheint ein Turm. Dabei handelt es sich um die „Schlegelwarte“. Dieser Aussichtsturm bietet einen schönen Rundumblick. Kleiner Tipp: Den Rucksack (oder was ihr sonst noch so dabeihabt) unten lassen. Es führt eine Wendeltreppe nach oben und am letzten Stück geht diese in eine Leiter über. Durch eine kleine Öffnung gelangt man auf den Turm. Die Öffnung ist wirklich klein und eng! Dafür wird man, wie bereits erwähnt, mit einer schönen Aussicht belohnt.
Weiter geht’s. Immer am Waldrand entlang und dann ein Stückchen durch den Wald zum sogenannten Michaelisblick. Kurze Zeit später erreicht man auch den Panoramapunkt Lautertalblick. Bei beiden bieten sich auch wieder herrliche Ausblicke auf die umgebenden Dörfer und Hänge. Streckentechnisch gesehen befanden wir uns da bereits in der zweiten Hälfte. Auf dem Weg deuteten verschiedene Schilder mit „Achtung Sprengarbeiten“ auf einen weiteren Punkt der Route hin. Den Steinbruch kurz vor Strahlungen (bei Kilometer 13). Von der dazugehörigen Aussichtsplattform hat man einen guten Blick direkt in den Steinbruch und gleichzeitig auf die dahinterliegende Rhönkette. Wir waren am Wochenende vor Ort und dementsprechend herrschte Ruhe. Vermutlich sieht es an einem Werktag anders aus und evtl. kann man eine Sprengung aus sicherer Entfernung beobachten.

Weg auf der Extratour Strahlungen in der Rhön
Aussicht auf der Extratour Strahlungen in der Rhön
Die Marienkapelle auf der Extratour Strahlungen in der Rhön
Die Schlegelwarte auf der Extratour Strahlungen in der Rhön
Aufstieg zur Schlegelwarte auf der Extratour Strahlungen in der Rhön
Lucke auf der Schlegelwarte auf der Tour Extratour Strahlungen in der Rhön
Weg auf der Extratour Strahlungen in der Rhön
Aussicht Lauertalblick auf der Extratour Strahlungen in der Rhön
Aussichtsplattformit Blick in den Steinbruch auf der Extratour Strahlungen in der Rhön
Sonnenblumen auf der Tour Extratour Strahlungen in der Rhön

Einen weiteren Abzweig von der Extratour erreicht man kurz vor Strahlungen, den Strahlunger Weinberg. Und kurze Zeit später kamen wir dann wieder am Ausgangspunkt an.

Insgesamt waren es 14,3 km mit 300 Höhenmetern. Hier der Link zu meiner Komoot-Aufzeichnung. Ich würde sie vor allem im Frühjahr/Herbst empfehlen, im Hochsommer kann es doch auf den freien Strecken ordentlich warm werden.

Nun hatten wir uns das Bier auf dem Strahlunger Birkenfest redlich verdient und als Zusatz gab es noch leckeren (selbstgebacken – wie auf dem Dorf üblich) Kuchen bzw. Torte! A draum!

Für mich persönlich war die Tour gar nicht ganz so leicht, denn ich hatte meinen Rucksack vollgepackt und dementsprechend „etwas“ Gewicht mit dabei. Es hätte locker für eine 4-5 Tageswanderung gereicht. Hintergrund ist, dass sich mein Körper wieder an die Last gewöhnt, zum anderen, dass ich noch für eine längere Tour packen kann. Denn wie heißt es so schön: Die nächste Tour kommt bestimmt. Und wenn alles gut geht, dann schon in den kommenden Tagen mit fast 4000 Höhenmetern und 50 Kilometer. Daumen drücken!

Unterwegs auf der Wandertrilogie Allgäu – einfach tierisch

12. Juli 2022 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , ,

Immer wenn es Richtung Berge geht, wird die Freude groß. Besonders, wenn es die erste Reise der Saison ist. In den Alpen herrschen etwas andere Saisonzeiten als in anderen Regionen. Zwischen Winter und (Berg-)sommer ist es hier ruhig und erst im Juni beginnt langsam die Bergzeit. Je nach Höhen- und Wetterlage, versteht sich. Die Hütten öffnen und die Natur startet – später als in niedrigeren Gefilden – in den Frühsommer. Um ein Beispiel zu nennen: Im Höfchen war mein Enzian schon lange verblüht und auf der letzten Tour in den Allgäuer Bergen war dieser erst in voller Blüte.

Für mich persönlich ist es immer wieder ein Erlebnis, nach einer Winterpause wandern zu gehen. Die Natur zu genießen und den Körper auf die neuen (alten) Gegebenheiten einzustimmen. Die Füße müssen sich schließlich auch wieder an die Steine gewöhnen. ;)
In diesem Jahr startete ich meine Bergsommersaison mit einer Pressereise im schönen Allgäu. Dort war ich auf den Wegen der Wandertrilogie unterwegs, genauer gesagt rund um die Himmelsstürmer-Routen. Ich hatte bereits im September 2020 hier einen ersten Einblick in die Wandertrilogie gegeben. Damals lag der Fokus auf der „Wasserläufer“ – Strecke und einigen spannenden Unternehmungen in der Umgebung der Route. Dieses Mal stand die Tour unter dem Motto „Einfach tierisch: Steinadler, Flusswasserläufer und Fledermaus“. Unser Ausgangspunkt war die Marktgemeinde Bad Hindelang. Bad Hindelang war auch schon unser Ausgangspunkt beim Grenzgänger. Am ersten bzw. Anreisetag (gut erreichbar mit der Bahn) ging es auf eine kleine Wanderung über den Trilogie-Rundgang. Hier gab es einen ersten Überblick, was es Neues gibt. Was wirklich super in der Region ist, ist die „PLUS Karte“ (Gästekarte) mit gefühlt unendlich vielen gratis Möglichkeiten wie z.B. Bergbahnfahrten, Eintritt in Bäder und/oder verschiedene Freizeiteinrichtungen. Im Winter ist sogar der Skipass inkludiert. Zudem wird die Gästekarte immer wieder angepasst und ausgebaut. Eine so große Auswahl an „Zusatzmöglichkeiten“, wie in der Region Hindelang, ist mir persönlich noch nicht bekannt und entsprechend begeistert war ich. Den Ausgangspunkt der kleinen Wanderung erreichten wir mit dem EMMI-MOBIL. Dabei handelt es sich um einen Shuttle quasi von der Haustüre zum jeweiligen (Wunsch-)ziel oder zum nächsten Busanschluss. Ohne feste Route und ohne festen Fahrplan, aber nicht zu verwechseln mit einem Taxiunternehmen, denn EMMI ist für die letzte Meile konzipiert. Zwei elektrische Kleinbusse sind im Gebiet Hindelang, Bad Oberdorf, Vorderhindelang und Hinterstein sowie Oberjoch und Unterjoch flexibel und mit der Gästekarte kostenfrei unterwegs und können via App geordert werden. Und die nette Fahrerin erzählte: „Mir macht es Spaß. Einmal das Auto und auch die Kunden“.

Blick auf Bad Hindelang - Wandertrilogie Allgäu Himmelsstürmer Route
Das EMMI-MOBIL in Bad Hindelang - Wandertrilogie Allgäu Himmelsstürmer Route
Aussicht über Bad Hindelang - Wandertrilogie Allgäu Himmelsstürmer Route
Bank auf der Wandertrilogie Allgäu Himmelsstürmer Route
Veganer Zwiebelrostbraten im Restaurant & Café Schlosskeller in Bad Hindelang

Am Abend ging es in das Restaurant & Café Schlosskeller. Falls ihr einmal in der Gegend seid, bitte unbedingt auch die vegetarischen Gerichte ins Visier nehmen. Ich kann Euch den veganen Zwiebelrostbraten empfehlen. Wirklich super lecker! <- ohne zu übertreiben! Allein der ist ein Grund für einen erneuten Besuch.

Was im Rahmen der Wandertrilogie „Himmelsstürmer“ unter anderem möglich ist, erfuhren wir dann die nächsten Tage. Ein ganz besonderes Erlebnis war die Wanderung am Folgetag. Und zwar ging es im Rahmen der Himmelsstürmer-Route auf die Suche nach Steinadlern mit Felix Steinmeyer vom LBV (Landesbund für Vogelschutz e.V). Seines Zeichens Gebietsbetreuer im Oberallgäu. Mit dem Wanderbus ging es von Hinterstein (dem Bergsteigerdorf, das zu Bad Hindelang gehört) zum Giebelhaus. Das Giebelhaus ist Ausgangspunkt für viele Wanderungen rund um das Hintersteiner Tal. Gleich nebenan befindet sich die „Adlerhütte“ vom LBV, wo Felix uns einiges Wissenswerte zu den Steinadlern erzählte und sein Spektiv aufbaute. Der gegenüberliegende Giebelberg ist schwer zugänglich und aus diesem Grund beliebtes Brutgebiet der Steinadler. Bei uns war ein Adler noch etwas schüchtern und zeigte sich nur relativ kurz. Steinadler (wie auch andere Vögel) mögen es schließlich nicht, wenn sie gestört werden und somit sind sie nur aus der Entfernung zu sehen. Aber kein Thema, denn nicht nur Adler wurden entdeckt, sondern auch ein paar Hirsche.

So fängt der Start in die Wanderung schon sehr gut an! Mit diesen ersten Eindrücken ging es anschließend erst einmal bergauf. Felix blieb unterwegs immer wieder stehen und erklärte uns Fauna und Flora. Ich liebe das ja, mit Experten unterwegs in der Natur zu sein und viel Neues zu entdecken bzw. erfahren. Mit etwas Glück konnten wir sogar einen Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (ein Schmetterling) entdecken. Oder auf dem Weg ein paar gewöhnliche/bekannte und auch eher unbekannte Vögel sehen oder zumindest hören. Wir folgten der Etappe 20 der Himmelsstürmer Route und erreichten den Engeratsgundsee als unser Ziel. Ein herrliches Fleckchen, an dem wir die Ruhe und die Aussicht genossen. Felix packte nochmals sein Spektiv aus und so konnten auch die etwas entfernten Gipfel wie z.B. der Hochvogel beobachtet werden. Nach einer Weile – wobei man in Bergen IMMER länger bleiben könnte – ging es wieder zurück Richtung Tal. Unterwegs kamen noch ein paar Murmeltiere und Gämsen zum Vorschein. Also quasi alles, was das Wanderherz höherschlagen lässt. Hier ein paar Impressionen der Tour:

Auf der Wandertrilogie Allgäu - Himmelsstürmer Route – vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein
Auf der Wandertrilogie Allgäu - Himmelsstürmer Route – vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein
Auf der Wandertrilogie Allgäu - Himmelsstürmer Route – vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein
Auf der Wandertrilogie Allgäu - Himmelsstürmer Route – vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein
Auf der Wandertrilogie Allgäu - Himmelsstürmer Route – vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein
Auf der Wandertrilogie Allgäu - Himmelsstürmer Route – vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein
Auf der Wandertrilogie Allgäu - Himmelsstürmer Route – vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein
Auf der Wandertrilogie Allgäu - Himmelsstürmer Route – vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein

Unsere Wanderung hatte eine Länge von 14km, 870m im Aufstieg und 1110m im Abstieg (Die Links zu den Routen findet ihr ganz unten). Selbstverständlich ist eine gute Kondition und Trittsicherheit nötig. Außerdem passende Wanderschuhe – sollte sich aber eh von allein verstehen. Fazit: Eine richtig, richtig schöne Tour! Und wenn Ihr das auch gerne einmal mit einem Experten erleben wollt, Felix ist über den LBV „buchbar“. Dabei handelt es sich zwar um eine leicht abgewandelte Tour, die mit Sicherheit trotzdem superspannend ist!

Spontanität ist in den Alpen alles. Am nächsten Tag war eine Etappe der Wandertrilogie zum Illersprung und entlang der Iller geplant, um die „Flussuferläufer“ zu entdecken. Doch erstens zogen die Flussuferläufer laut LBV in diesem Jahr eine andere (Brut-)region vor und zweitens rollte eine Gewitterfront auf uns zu. So haben wir im örtlichen Dorfladen von Bolsterlang den Regen abgewartet und gleichzeitig umdisponiert. Die neue Route war schnell gefunden, wir entschieden uns, ein Stück der Etappe 15 (Obermaiselstein/Grasgehren – Ofterschwang) zu wandern. Unser Start war Grasgehren und über das Riedener Horn ging es zurück nach Bolsterlang. Beim Aufstieg zum Riedener Horn durchquerten wir Waldränder und etwas später sanfte Grasebenen. Wobei es im letzten Stück auf einem sehr breiten Grat hinauf bis zum Gipfel ging. Wir starteten relativ spät, um das Schönwetterfenster optimal zu nutzen. Es war bewölkt, trocken und trotzdem war ein sanftes Gewittergrummeln in der Entfernung zu hören. Nach dem Riedener Horn führte der Weg uns durch eine schöne Naturlandschaft immer auf einem Grat entlang. Auf der einen Seite schöne Alpenrosen und sobald der Blick sich nach oben richtete, kamen die umliegenden Berge zum Vorschein.

Zurück ging es dann aber doch etwas zügiger, denn das Donnergrollen kam näher und bei einem Gewitter auf einem Grat zu stehen, ist nicht sonderlich von Vorteil. Gerade rechtzeitig fanden wir einen Unterschlupf in der Alpe Bolgen und ließen den Gewitterschauer bei einem leckeren Stück Kuchen vorüberziehen. Timing ist alles! Übernachtungen werden in der Alpe zwar nicht angeboten, wer aber eine Rast einlegen möchte, ist hier genau richtig! Den restlichen Weg zurück ins Tal konnten wir trocken fortsetzen und kamen wieder gut an. Fazit: Eine richtig schöne Tour – gerade weil diese sehr lange auf dem Grat entlangführt und somit immer eine schöne Aussicht bietet (Route findet Ihr wieder unten verlinkt).

Auch das war wieder ein besonderes Erlebnis. Der Tag war aber noch nicht zu Ende. Wir trafen uns abends noch mit Brigitte Kraft von der Geschäftsstelle Schwaben des Landesbunds für Naturschutz, um gemeinsam auf Fledermaus-Safari zu gehen! Das war meine erste Fledermaus-Safari überhaupt und dementsprechend gespannt war ich. Als Einstieg erfuhren wir enorm viel Wissenswertes über die Fledermäuse– es war schließlich noch etwas hell. Ohne, dass wir bisher überhaupt welche gesehen oder „gehört“ hatten, war es bereits jetzt schon super interessant. Die Dämmerung begann, es wurde dunkler und wir bekamen kleine Fledermausdetektoren. Die Ultraschallwellen der kleinen Säugetiere werden damit hörbar gemacht. Diese stoßen sie immerwährend des Fluges und während der Jagd aus und können ihre Beute so genau orten. Auch während sie schnell umherfliegen. Brigitte führte uns an einen kleinen Bach und zack, schon waren die ersten Töne zu hören. Es mussten also Fledermäuse ganz in der Nähe sein. Im Lichtkegel der Taschenlampen konnten schließlich auch einige jagende Wasserfledermäuse entdeckt werden.

Von den insgesamt 25 unterschiedlichen Fledermausarten in Deutschland konnten wir drei mit Sicherheit hören und davon bekamen wir die Wasserfledermaus zu sehen. Was bei den nicht optimalen Wetterverhältnissen (Fledermäuse können Gewitter/Regen spüren) sehr gut war. Der Hunger trieb sie vermutlich aus ihrem Quartier. Und wie sagte Brigitte so schön „Auf die Wasserfledermaus ist Verlass!“ Mit diesen Eindrücken konnte ich zufrieden schlafen gehen.

Als dritte Kennenlern-Route der Wandertrilogie Himmelsstürmer waren wir noch auf der Etappe 08 (Rettenberg – Burgberg) unterwegs. Ein Teilstück durch die sehenswerte Starzlachklamm und anschließend wieder zurück. Für mehr war leider keine Zeit.

Drei Tage Allgäu, drei unterschiedliche Touren und noch viel mehr schöne Eindrücke. So macht es richtig Spaß! Und irgendwann werde ich die Himmelsstürmer-Route mit ihren 358km und 24 Etappen vielleicht einmal durchgehend laufen.

Routen auf Komoot:
https://www.komoot.de/tour/808327687 (Vom Giebelhaus zum Engeratsgrundsee und zurück nach Hinterstein.)
https://www.komoot.de/tour/809714610 (Grasgehren über das Riedener Horn zurück nach Bolsterlang)
https://www.komoot.de/tour/810684486 (Einmal durch die Starzlachklamm und zurück)

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse ermöglicht haben.

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