Skifahren in Zeiten von Corona?

30. Oktober 2020 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , ,

Corona – das Thema bestimmt dieses Jahr wie kein anderes. Verständlich, dass es die Nerven anspannt und manch einer gar nicht mehr darüber sprechen möchte. Leider ist das, was WIR wollen, dem Virus völlig egal. Und zudem ist diese Pandemie für fast alle die erste in ihrem Leben und somit für jeden von uns eine Herausforderung. Ob die daraus resultierenden Entscheidungen immer die zu 100% richtigen sind, kann leider niemand voraussagen. Persönlich vertraue ich da vor allem auf die medizinischen Experten und auf meinen gesunden Menschenverstand. Dieser sagt: Menschenansammlungen meiden, wo es nur geht – das übrigens nicht erst seit Corona. ;)

Wie kann unter diesen Gegebenheiten Wintersport funktionieren? Diese Frage stellt sich gerade jetzt kurz vor der beginnenden Wintersaison, aber auch kurz vor den nächsten Verschärfungen.
Natürlich ist es immer eine schmale Gradwanderung zwischen: „Wir wollen das Leben trotzdem genießen!“ (selbstverständlich unter Beachtung der gängigen Maßnahmen bzw. Einschränkungen). Und auf der anderen Seite den Überlegungen, ob Urlaub bei den aktuell rasant steigenden Zahlen überhaupt sein muss. Das muss natürlich im Prinzip jeder für sich selbst abwägen, also sofern Urlaubsreisen überhaupt möglich sind, die Hotels geöffnet haben, etc. pp.
Hoffen wir mal ganz optimistisch, dass sich die Lage die nächste Zeit etwas entspannt, das Gesundheitssystem nicht zu sehr überlastet wird und langfristige, gute Konzepte für alle Bereiche auf den Weg gebracht werden. Dann könnte ich mir „Wintersport light“ evtl. schon vorstellen. Zum Beispiel mit Übernachtungen in Ferienwohnungen oder Pensionen und Hotels, die ja meist sehr gute Hygienekonzepte erarbeitet haben. Und dann vielleicht ein Fokus auf Winterwanderungen, Skitouren oder Langlauf?

Aber wie sieht es mit Skifahren aus? In den letzten Tagen habe ich mir einmal verschiedene Skigebiete angeschaut. Genauer gesagt deren Vorkehrungen und Planungen, um Skifahren auch zu Zeiten von Corona möglich zu machen.

Die Schweiz:

Der Verband der Seilbahnen Schweiz hatte bereits im Mai 2020 ein Schutzkonzept erstellt, welches nun um einige winterspezifische Punkte ergänzt wurde. Dies dient als Richtschnur für die jeweiligen Seilbahnen vor Ort, die wiederum immer in engem Kontakt mit den örtlichen Behörden stehen.

  • In geschlossenen Seilbahnkabinen ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) Pflicht.
  • Für Skilifte (z.B. Schlepplifte) und Sesselbahnen besteht (aktuell noch) keine Mund-Nasen-Schutz Pflicht.
  • Halsschläuche sind grundsätzlich als alternativer MNS erlaubt.
  • Eine Begrenzung der Kapazitäten von Seilbahnen ist (aktuell noch) nicht vorgesehen.
  • Online-Ticketkauf wird empfohlen.
  • Im Anstehbereich nach dem Drehkreuz (bis zum Einstieg) ist das Tragen eines MNS empfohlen – KEINE Pflicht.
  • In den Gebäuden selbst sollen die Gäste so gelenkt werden, dass Ballungen vermieden werden.
  • Bei Regelverstößen kann das jeweilige Ticket seine Gültigkeit verlieren.
  • Geltende Abstandsregelung von mindestens 1,5m (2m Aufkleber sind keine Seltenheit).

Einige Hersteller von Halsschläuchen fertigen diese übrigens bereits mit einem extra Gewebe, welches zusätzlichen Schutz bieten soll. Des Weiteren wurde ein neues Label bzw. eine neue Kampagne „Clean & Safe“ entwickelt, um zu verdeutlichen, dass das Unternehmen den Schutz der Gäste und Mitarbeitenden besonders ernst nimmt.

Quellen Schweiz:
https://www.seilbahnen.org/de/Service/Corona-Virus
https://www.myswitzerland.com/de-ch/planung/ueber-die-schweiz/clean-safe/

Österreich:

Werfen wir einen Blick nach Österreich. Die politischen Geschehnisse rund um Ischgl lassen wir jetzt einmal außen vor. Wir schauen auf den aktuellen Stand bzw. die aktuellen Schutzmaßnahmen (hier aufgeführt aus Sölden):

  • In geschlossenen Seilbahnkabinen ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) Pflicht.
  • Auch für Skilifte (z.B. Schlepplifte) und Sesselbahnen besteht die Pflicht des Tragens von Mund-Nasen-Schutz.
  • Halsschläuche sind grundsätzlich als MNS-Alternative erlaubt.
  • Auch im Zugangs-/Anstehbereich der Lifte besteht MNS-Pflicht.
  • Eine Begrenzung der Kapazitäten von Seilbahnen ist auch in Österreich (aktuell) nicht vorgesehen
  • Online-Ticketkauf wird empfohlen.
  • Auch in den Restaurants und in den Skibussen besteht MNS-Pflicht.
  • Die geltende Abstandsregelung betragen mindestens 1 Meter.

Eine einheitliche Regelung für die Skigebiete gibt es nicht und politisch gesehen kann in Österreich auch jedes Bundesland seine eigenen Regelungen treffen. Ähnlich wie in Deutschland. Allerdings haben sich jetzt insgesamt 11 Ferienregionen aus Tirol und Salzburg zusammengetan und ein gemeinsames Konzept entwickelt.
Zum Saisonbeginn starten sie u.a. mit einem „Digitalen Corona Gästebuch“. Egal ob in der Berggaststätte, im Sportgeschäft, in der Skischule oder im Supermarkt: Urlauber scannen am Eingang den angebrachten QR-Code, bekommen dann eine Nachricht aufs Handy, die sie durch antippen bestätigen, und schon sind sie mit Mobilfunknummer, (Nick-)Name und Uhrzeit registriert. Geräte vor Ort ermöglichen zudem auch eine Registrierung – es könnte ja durchaus sein, dass jemand ohne Smartphone unterwegs ist. Also vielleicht…eventuell. ;) Nach 28 Tagen werden die Daten automatisch gelöscht und vorher sowieso nur im Notfall an die Gesundheitsbehörden zur Kontaktverfolgung weitergeleitet. Hierbei mit von der Partie sind die Regionen: Ferienregionen Alpbachtal, Wildschönau, Hohe Salve, Brixental, Kitzbühel, St. Johann in Tirol, Pillerseetal, Wilder Kaiser und Kufsteinerland, im Salzburger Land sind es Saalbach Hinterglemm und Saalfelden-Leogang.

Quelle Österreich:
https://www.soelden.com/de/winter/covid-19-schutzmassnahmen.html
https://www.tirol.at/informationen-coronavirus

Italien/Südtirol:

Auch in Italien gibt es keine einheitliche Regelung, da die Autonomen Provinzen – also die Landesbehörden – zuständig sind. Hier die Vorgaben für den Seilbahnbetrieb in Südtirol:  

  • Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) ist Pflicht auch unter freiem Himmel.
  • Auch in den Restaurants und in den Skibussen besteht MNS-Pflicht.
  • Bei Sesselliften mit Hauben bleiben die Hauben geöffnet.
  • Fahrgästen mit einer Körpertemperatur von über 37,5° wird kein Zutritt zu den Aufstiegsanlagen gewährt.
  • Online-Ticketkauf wird empfohlen.
  • Mindestabstand zwischen einem und zwei Metern (je nach Provinz).
  • (teilweise) gibt es Reservierungssysteme in den Skihütten.

Je mehr man sich an der frischen Luft aufhält, desto besser ist es natürlich. Im Eggental fahren z. B. überwiegend Sessellifte, die dann ihre Hauben geöffnet lassen müssen. Bzw. die Aufstiegsanlagen (wie Gondeln) haben kurze Fahrzeiten. Zudem werden alle Aufstiegsanlagen regelmäßig desinfiziert. Auf den Hütten wird das Konzept so angepasst, dass nicht alle gleichzeitig ankommen und sich der Betrieb so etwas verteilt.

Quellen Italien:
https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/italiensicherheit/211322
https://www.suedtirol.info/de/informationen/coronavirus/sicherheitsmassnahmen
https://eggental.com/de/Urlaub-planen/Sicherer-Urlaub-im-Eggental

Deutschland:

Und wie sieht es bei uns in Deutschland aus? Gerade 2020 denken ja viele über „Urlaub daheim“ nach, einen Wochenendtrip in den Schnee oder (wenn man aus dem Süden kommt) evtl. einfach mal einen Tag Ski fahren, sofern es denn genug Schnee gibt. Bei uns gelten die ohnehin bekannten AHA-Regeln natürlich auch im Umfeld des Skifahrens. In den Kabinen herrscht ebenfalls MNS-Pflicht. Obwohl nach behördlichen Vorgaben die Aufstiegsanlagen zu 100% ausgelastet werden dürften, begrenzen z.B. viele Skigebiete von sich aus die Beförderungskapazitäten auf weniger, wie beispielsweise in der Oberstdorfer Region, wo eine maximale Auslastung von 80% vorgesehen ist.

Quellen Deutschland:
https://www.ok-bergbahnen.com/sorgsam-sicher-sanft/

Après-Ski wird es in dieser Wintersaison in keinem Land geben. Zumindest ist aktuell nichts in diese Richtung geplant und allein mit gesundem Menschenverstand auch nicht vorstellbar. Mich persönlich stört das nicht, da ich noch nie der große Après-Ski Fan war und lieber auf der Piste zu finden bin. Anyway, zwischendurch dachte ich mir „Skifahren in dieser Saison kannste einfach vergessen!“ Doch mittlerweile könnte ich mir schon vorstellen, dass es möglich ist. Gute Konzepte sind vorhanden, welche bestimmt noch weiter ausgefeilt werden. Die Betreiber wollen sich mit Sicherheit nicht ins eigene Fleisch schneiden und freuen sich auf Gäste.
Nun hängt es an uns selbst, die Vorgaben einzuhalten – #flattenthecurve – und dann vielleicht auch in dieser Saison etwas Winterurlaub genießen zu können. Plant am besten antizyklisch, also zeitlich flexibel, falls das bei Euch möglich ist, außerhalb von Ferienzeiten, vielleicht früher aufstehen und auf die Piste, wenn die anderen noch frühstücken etc.

Hier im Blogpost greife ich den Stand von Ende Oktober 2020 auf. Dieser kann sich natürlich jederzeit wieder ändern, von daher schaut nochmal in Eurem jeweiligen Skigebiet nach, bevor Ihr Euch auf die Piste macht.

Mein persönliches Highlight 2019 – der Fluchtkogel

23. Dezember 2019 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , ,

Mein Faible für die Berge und das Ötztal sind Euch ja mittlerweile bekannt. Von klein auf war ich sowohl im Winter als auch im Sommer für ein paar Wochen dort. Damals war Sölden noch kein Hot Spot und von James Bond noch keine Rede.

Für mich strahlen die Berge einfach schon immer eine Faszination aus. Den eigenen Schweinehund überwinden. Und wenn man denkt, dass es nicht mehr weiter geht, findet sich immer wieder ein neuer Weg. Gleichzeitig aber auch den Umgang mit Rückschlägen lernen. In jungen Jahren war mir das noch nicht so bewusst, doch mit dem Alter werden diese Punkte deutlicher. Auch der Umgang mit der Natur spielt eine große Rolle. Den Respekt muss man ebenfalls erst einmal lernen. Doch der Körper teilt diese Faszination nicht immer. Wie ich letztes Jahr beim Versuch auf die Verpeilspitze schmerzlich feststellen musste. Somit blieb die Kreuzspitze mit ihren 3455m bisher mein höchster Gipfel. Diesen hatte ich in jungen Jahren mit meinem Vater bestiegen. Je öfter man in den Bergen unterwegs ist, desto „normaler“ ist es. Nun mit etwas Abstand wurde mir die Leistung erst richtig bewusst.

Die Planung:

Schon länger schwebte mir vor, einmal den Similaun mit seinen 3606m zu besteigen. Warum es genau der Similaun sein muss, kann ich Euch gar nicht erklären. Wobei mit dem dort zunehmenden Bergtourismus die Begeisterung für genau diesen Berg schon wieder etwas zurückgeht. Aber es sollte etwas Besonderes sein, deshalb war der Plan geboren, bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Similauns zu stehen. Von der Idee konnte ich meinen Cousin und die kleine „Schwester“ überzeugen und wir fanden einen Zeitraum, an dem alle Zeit hatten. Notwendig war die Übernachtung auf einer Berghütte,  wobei sich die Similaunhütte am besten dafür eignet. Nach einigen Telefonaten war dieser Plan allerdings schnell wieder Geschichte. Denn weder auf der Similaunhütte, noch auf der weiter unten gelegenen, alternativen Martin-Busch Hütte waren Anfang September Schlafplätze verfügbar. Ohne Übernachtung, kein Gipfel – leider.

Bei der Besteigung des Similauns handelt es sich um eine Hochtour mit Gletscherüberquerung, daher war für uns ein Bergführer Pflicht. Denn die Gefahren von einem Gletscher sind nicht zu unterschätzen. Uns fehlt dafür die nötige Erfahrung bzw. Ausbildung. Daher standen wir in Kontakt mit der Bergführerstelle Vent, Kilian (Chef der Bergführerstelle) und seinen Jungs. Ein Bergführer für Anfang September war bereits gebucht, aber Plan B musste nun her. Nach kurzer Recherche wurden Plätze auf der Vernagthütte reserviert. Nicht ganz zum Wunschtermin. Was sich später allerdings als Glücksfall herausstellen sollte. Nun hatten wir zwar einen Schlafplatz, allerdings noch keinen Gipfel ausgewählt. Gipfel ohne Schlafplatz ist doof, aber genauso auch ein Schlafplatz ohne Gipfel. Von Kilian kam der Vorschlag „Wie wäre es mit einem Sonnenaufgang auf dem Fluchtkogel?“ Also ich kenne ja einige Gipfel in der Umgebung, aber der Fluchtkogel sagte mir nicht viel. Kurz nachgeschaut und: Ja, das ist unsere Tour! Der Fluchtkogel ist 3500m hoch, der Hüttenplatz war save, es ging ebenfalls über einen Gletscher und die Besteigung zu Sonnenaufgang sollte auch möglich sein. Die Planung stand!

Die Vorbereitung:

In diesem Jahr waren wir häufiger wandern, auch in den Alpen. Mein Tipp: Wanderungen zwischendurch mit vollem Gepäck, auch wenn es nur Tagesausflüge sind. Außerdem habe ich endlich wieder angefangen zu joggen. Nicht nur, aber auch für solche Touren. Ohne Kondition geht es nicht. Und das hatte ich etwas vernachlässigt.
Kurz vorher war ich auf dem Grenzgänger unterwegs, von daher wusste ich, dass mein Körper bereits etwas an höhere Regionen gewöhnt war.  Natürlich kann man nie zu 100% sicher sein. Trotzdem sollte es nicht einfach von 230hm auf über 3000 Höhenmeter gehen ohne weitere Vorbereitungen, wie bei der Verpeilspitze. Ein, zwei leichtere Bergtouren vorher waren angedacht. Sinn und Zweck ist es, den Körper an die Höhe zu gewöhnen, gleichzeitig aber wenig Kraft zu verbrauchen. Und nicht zu vergessen: Spaß zu haben und die Landschaft zu genießen.

Auch die passende Ausrüstung ist bei einer Bergtour wichtig. Mir fehlten noch Kleinigkeiten, wie z. B. eine zweite Jacke und ein Helm. Wobei dieser für unsere Tour nicht nötig war. Steigeisen und Gurt bekamen wir leihweise vom Bergführer vor Ort. Das kostet nicht viel und man weiß, dass man gutes Material bekommt.
Weit im Vorfeld verfolgte ich die Wettervorhersage, was allerdings meistens nicht nötig ist, denn das Wetter ist vor Ort immer etwas anders und langfristig eh nicht vorhersehbar.

Ihr merkt schon, dass so eine Bergtour zwar leicht aussieht, es aber doch eine gewisse Vorbereitung benötigt. Irgendwann stelle ich mal ein Blogpost zur Ausrüstung zusammen. Aber zurück zu unserer Tour. Am ersten Tag war das Wetter einfach nur schlecht. Wir überlegten sogar, erst einen Tag später anzureisen. Da Huben allerdings schon auf knapp 1200m liegt, entschieden wir uns, doch schon zu fahren und ein bisschen zu akklimatisieren. Den ersten Urlaubstag verbrachten wir mit weiterer Planung, gutem Essen und einem Besuch im Aqua Dome in Längenfeld. Entspannung und Kräfte sammeln, was ja auch wichtig ist. Am nächsten Tag sollte das Wetter wieder besser sein und somit ging es auf den Berg. Wir entschieden uns als Einstiegstour für das „Wilde Mannle“ über die Südseite. Aus Erfahrung war mir bekannt, dass das erste Stück Richtung Bergstation Stablein nicht so spannend ist und somit ging es mit der Seilbahn bis zur Zwischenstation, von da an ging es dann zu Fuß weiter. Für uns war vor allem die Höhe entscheidend und die 650 hm von Stablein zum Gipfel (3023m) waren relativ easy.

Da war er also, der erste 3000er nach langer Zeit. Endlich! Ein leichter Berg, ohne viel drumherum. Natürlich sollte man Trittsicherheit mitbringen. Dies sollte man aber sowieso, wenn man in den Alpen unterwegs ist. Die Wolken vom Vortag hatten sich verabschiedet und es war angenehm warm. Auf dem Gipfel entschieden wir uns dann spontan über den Grat weiter nach Norden zu gehen, um über den Rofenkarsteig zur Breslauer Hütte abzubiegen. An der Hütte gab es erst einmal eine kleine Stärkung und wir genossen die Aussicht.

Als wir auf der Terrasse saßen, die Aussicht genossen und uns umschauten, sahen wir einen Wegweiser. Darauf zu sehen: „Urkundkolm 3134m“ mit einer Gehzeit von einer Stunde. Unsere Blicke trafen sich wieder und jeder dachte das gleiche. „Nochmals 100m höher und nur 1 Stunde zu gehen“. Mein Cousin sagte: „Auf, den machen wir jetzt auch noch!“ Wir hatten ca. 14:30 Uhr und als noch jemand von dort kam und sagte „Ach, das schafft ihr locker“ machten wir uns auf den Weg. Exakt 40 Minuten später standen wir auf dem Gipfel. Spontane Ideen sind manchmal doch die besten und wir sind ja auch ein bisschen verrückt. Da war er also, der nächste 3000er. Und keine Spur von Höhenkrankheit o.ä.
Der Abstieg verlief ohne Probleme und nachdem quasi mein Cousin seinen Willen (der zweite Gipfel) durchgesetzt hatte, meinte ich nun „Wir fahren doch nicht runter – wir laufen!“. Gesagt, getan. Unten angekommen wurden wir sehr lecker bekocht (ich sag nur: bester Kaiserschmarrn!) und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Für die Statistiker unter Euch:

Der Weg zur Zwischenstation:

Am folgenden Tag konnten wir ausschlafen. Geplant war der Aufstieg zur Vernagthütte, unserer Übernachtungsstation vor dem Fluchtkogel. Ausgangspunkt war wieder das schöne Bergsteigerdörfchen Vent. Der Rucksack war gepackt und wurde nur noch um Gurt und Steigeisen ergänzt. So ging es dann gegen 12 Uhr Richtung Vernagthütte. Die Sonne brannte und es war richtig heiß. Nach 40 Minuten ging es über die Hängebrücke bei Rofen, vorbei an störrischen Haflingern bis zu einem Abzweig. Wir verließen den breiten Weg, um rechts Richtung Hütte weiter zu laufen. Es war unglaublich warm! Nach 3 Stunden und 15 Minuten (angeschrieben waren 3h) kamen wir erschöpft an der Hütte an. Gefühlt waren wir an dem Tag mehr als 5 Stunden unterwegs. Auf der Terrasse trafen wir unseren Bergführer Michael. Er wird sich auch gedacht haben „Mit welchen Typen soll ich da morgen auf den Fluchtkogel?!“ – wir waren fertig, hatten Durst und waren nicht sehr redselig.
Ursprünglich standen uns „nur“ Schlafplätze im Matratzenlager zur Verfügung. Vor Ort wurde uns dann ein Zimmerlager zur Verfügung gestellt. Wie wir erfuhren, hatten viele Personen auf Grund der schlechteren Wettervorhersage abgesagt. Deren Pech = unser Glück! Zum einen hatten wir unsere Ruhe und zum anderen ging am nächsten Tag sehr früh aus den Federn. Den Abend ließen wir mit einem sehr leckeren und kohlenhydratreichen Essen ausklingen. Natürlich durfte der obligatorische Zirbenschnaps nicht fehlen. Auch hier wird sich Michael seinen Teil gedacht haben. „Erst kommen sie erschöpft hier oben an und dann fangen sie auch noch an zu schnapseln!“ ;)

Wir schauten ein letztes Mal nach dem Wetterbericht. Am nächsten Tag sollte es erst am Nachmittag zu regnen beginnen. Kein Problem, da wollten wir eh schon wieder im Tal sein. Somit wurde der Start auf 4 Uhr terminiert. Der Sonnenaufgang war für 6:40 Uhr hervorgesagt worden und die kalkulierte Aufstiegszeit von 2,5 Stunden sollten somit passen.

Der große Tag:

Auf diesen Tag hatten wir hingefiebert und jetzt war es soweit. Wird alles klappen? Wird das Wetter halten? Wird die Höhenkrankheit wieder zuschlagen? Diese und noch viel mehr Gedanken schwirrten mir im Kopf herum. Pünktlich um 3 Uhr klingelte der Wecker bei jedem von uns dreien. Das Licht ging an und nach kurzem Gemurmel ging jeder seiner Morgenroutine nach. Am Vorabend wurde das Frühstück bereits soweit vorbereitet, dass wir versorgt waren. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Familie Scheiber! Kurz vor 4 Uhr trafen wir uns alle im Eingangsbereich der Hütte. Die am Gipfel unnötigen Dinge wie Hüttenschlafsack usw. ließen wir da, wir wollten später sowieso wieder an der Hütte vorbeikommen. Letzter Check der Stirnlampen und los ging es – raus in die Dunkelheit.

Gleich hinter der Hütte ging es auf eine Seitenmoräne, deren zugehörige Gletscher leider erst weiter oben anfing bzw. zu überqueren ist. Wir gewannen schnell an Höhe und stiefelten durch die Dunkelheit. Nur der Lichtkegel der Stirnlampe bot etwas Helligkeit. Die umliegenden Gipfel waren nicht zu sehen. Nach einer gewissen Zeit (keine Ahnung wie lange wir unterwegs waren), kamen wir zum Gletscher. Ab diesem Zeitpunkt wurden wir von Michael an die Leine genommen. Was bedeutete: Gurt und Steigeisen anlegen und anseilen! Schlagartig sank auch die Temperatur, vergleichbar mit dem Öffnen einer Gefriertruhe. Michael führte unseren Trupp an, so ging es weiter durch die Dunkelheit.
Auf dem Gletscher gewannen wir schnell an Höhe, bis wir an ein steileres Stück kurz unterhalb vom Oberen Guslarjoch kamen. Dort ging es steil nach oben und einige Spalten waren zu erkennen. Michael führte uns durch diese bizarre Welt. Auf einmal knackte es laut unter mir, dass ich in Schockstarre fiel. Weitergehen und fallen? Aber Stehenbleiben ergab auch keinen Sinn. Was tun? Das Herz hing mittlerweile irgendwo in der Hose und der Gedanke „gleich liegst du unten“ setzte sich im Kopf fest. Also langsam einen Schritt vor den anderen machen und weiter gehen. Geschafft! Es war so still, dass man eine Stecknadel fallen hören konnte. Weder mein Cousin noch meine Schwester sagten einen Ton. Jeder hatte an dieser Stelle ein ungutes Gefühl. „Du weißt schon, dass es mir gerade etwas anders wurde?“ sagte ich zu Michael. O-Ton: „Ja, dachte ich mir schon“ und lachte nur. Bergführer sind schon ein Völkchen für sich – natürlich positiv gemeint, sie haben einfach einen besonderen Humor.
Am oberen Guslarjoch auf ca. 3300m angekommen kam die Morgendämmerung so langsam hervor. Die umliegenden Gipfel waren schemenhaft zu erkennen.

Ab hier waren es noch 200 Höhenmeter und wir lagen super in der Zeit. Laut Michael wurde es jetzt noch steiler. Kam uns gar nicht so vor und so erreichten wir um 6:30 Uhr den Gipfel! Sonnenaufgang auf über 3500m in meiner zweiten Heimat – ein Traum wurde wahr!

Die Sonne kam langsam hervor und wanderte ins Tal. Trotz der Kälte genossen wir diese unvergesslichen Momente als erste an diesem Tag oben am Gipfel. Das Wetter war fantastisch und dementsprechend war die Fernsicht auch grandios. Michael meinte, dass diese zwischen 150 und 200km liegen müsste. Somit konnten wir die 4000er in der Schweiz, aber auch die Dolomiten erblicken. Darauf einen Gipfelschnaps!
Jeder schöne Moment geht einmal zu Ende und nach ca. 30 Minuten auf dem Gipfel machten wir uns wieder auf den Rückweg. Wie Bergsteiger Hans Kammerlander schon sagte „Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.“ Zurück ging es nicht auf demselben Weg, sondern über den Grat auf der gegenüberliegenden Seite. Auch hier verwirrte uns Michael mit seinem trockenen Humor. Wir erkannten einfach keinen anderen Weg! Michael deutete dann in die entgegengesetzte Richtung und meinte „Na da geht’s lang“. Weit und breit kein Weg, einfach nichts zu erkennen – also für uns. Aber gut, wenn Michael das sagt, dann wird es schon stimmen. Und wir kletterten über den Grat wieder Richtung Gletscher. Links ging es nach unten…so ca. 200m und auf der rechten Seite sah es auch nicht besser aus. Aber wir kamen nach einigen Kletterpassagen wieder am Gletscher an. Gefühlt ging es anschließend querfeldein über den Gletscher.
Weiter unten, als der Adrenalinpegel sich etwas senkte, bekamen wir noch etwas Gletscherkunde von Michael. Was im Nachhinein gesehen auch wieder lustig war.

„Worin besteht der Unterschied zwischen den hellen Flächen und denen daneben?“
„Das weiße ist Altschnee und darunter ist eine Gletscherspalte. Quasi wie in Trichter aufgebaut. Man weiß aber nie, wie dick diese Schneefläche ist.“
„Ah! Und warum stehe ich gerade auf so einer Fläche?“
„Keine Angst, wenn sie nicht halten würde, hättest du es schon gemerkt.“

Und so ging es weiter über den Gletscher. Der flache Gletscher ist übrigens genauso gefährlich, wie ein steiler Abschnitt. Es ist sehr trügerisch anzunehmen, dass es dort sicherer sei. Wer ohne Seilschaft auf dem Gletscher unterwegs ist und ihm passiert etwas, kann sich nicht sicher sein, wieder lebend ins Tal zurückzukommen. Ich kann es nur wiederholen: Safety first!
Gegen 9 Uhr morgens kamen wir wieder am Ausgangsort, der Vernagthütte, an. Manche Besucher waren gerade am Aufbruch, wir hatten unsere Tour schon beendet. Nachdem wir bei einem Kaffee bzw. Cola von unserem Erlebnis berichteten, meinte Hüttenwirtin Angelika, dass wir ziemlich Glück gehabt hatten, denn solche Sonnenaufgänge gäbe es nur ca. 3-5x im Jahr. Selbst Michael, der im Sommer fast jeden Tag auf den Gipfeln unterwegs ist und wahrscheinlich schon alles gesehen hatte, musste diese Gunst nutzen und bei dem Wahnsinns-Licht Bilder machen.

Theoretisch hätten wir von der Vernagthütte den gleichen Weg nach Vent zurücklaufen können, den wir hoch gekommen sind. Praktisch sind wir allerdings einen „kleinen“ Abzweig zur Hütte „Hochjoch-Hospiz“ gegangen. Nachdem mein Cousin und ich die letzten Tage jeder schon mal einen Wunsch durchgesetzt hatten, fehlte noch die dritte im Bunde, meine kleine „Schwester“, die noch etwas Abwechslung wollte. Somit hat jeder von uns dreien seinen Willen erreicht. ;) Vom Hochjoch-Hospiz ging es nach einer weiteren kleinen Stärkung durch das Rofental wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt Vent. Abschließend noch ein paar Bilder von unserem Abstieg. Und selbstverständlich die Statistik:

Der Zufall wollte es, dass wir 150 Jahre nach der Erstbesteigung des Fluchtkogels von Franz Senn, Valentin Kaltdorff und Julius Scholz (mit den Führern Alois Ennemoser und Gabriel Spechtenhauser) auf dem Gipfel standen. Franz Senn war einer der Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins. Welcher 2019 sein 150jähriges Bestehen feierte.
Ja, für mich war es definitiv das (Berg-) Highlight in diesem Jahr. Auf welchen Gipfel es mich in 2020 verschlägt, ist noch nicht beschlossen. Aber irgendeinen werden wir uns schon ausgucken.

Habt Ihr schon mal einen ähnlichen Gipfel bestiegen? Oder Fragen zu solchen Touren? Schreibt gern in den Kommentaren und/oder den bekannten Social Media Kanälen.

Update 12.11.2020 – die Tour(en) sind jetzt auch auf Komoot zu finden:
Vent – Wildes Mannle – Breslauer Hütte – Urkundkolm – Vent
Vent zur Vernagthütte
Sonnenaufgangstour auf den Fluchtkogel

Genuss und Entschleunigung – das ist Juist (Teil 2)

20. Dezember 2019 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , , , ,

Juist steht nicht nur für Strandurlaub, Entschleunigung und Meer, sondern auch für Genuss. Was gutes Essen (und Trinken) angeht, wird hier, glaube ich, jeder fündig. Und das nicht nur mit leckerem, extrafrischen Fisch in allen Variationen.
Ich hatte ja bereits erwähnt, dass wir u.a. aufgrund der Genusstage auf Juist waren. Diese fanden bereits zum 2. Mal in Kooperation mit dem Slow Food Convivium Ostfriesland statt. Einige Restaurants der Insel nehmen daran Teil und bieten in diesem Zeitraum eine spezielle Speisekarte mit regionalen Gerichten an. Zusätzlich gibt es im Rahmen der Genusstage Vorträge und Infostände zum Thema. Wie Ihr wahrscheinlich mittlerweile wisst, bin ich ein Fan der Slow Food Bewegung und des regionalen Ernährungshandwerks. Qualität und Wertschätzung von Lebensmitteln gehören für mich beim Thema Genuss einfach dazu. Und das passt ideal zum Nachhaltigkeitskonzept der Insel.

Deshalb stand für uns ein Essen in der Hubertusklause auf der „to-do-Liste“. Das Restaurant gehört zum Nordseehotel Freese und ist Unterstützer von Slow Food Deutschland.

Natürlich gab es eines der speziellen Genusstage-Menüs im gemütlichen, rustikal eingerichteten Restaurant. Außerdem noch Live-Hintergrundmusik und meganette Bedienung, das konnte nur ein schöner Abend werden!

Aber auch am Folgeabend ging es mit einem Highlight weiter. Auf uns wartete ein Genusstage-Menü im „Danzer’s Feines Achter’n Diek“ im Hotel Achterdiek, ebenfalls Unterstützer der Slow Food-Bewegung. Hier gibt es „kreative Slow-Food Feinschmeckerküche“, wie der Chef des Hauses selbst zusammenfasst. Stephan Danzer, gemeinsam mit seiner Frau Gaby Eigentümer und außerdem Küchenmeister, kommt gebürtig aus dem unterfränkischen Haßfurt, das konnte ja nur gut werden!  Die Küche erhält regelmäßig Auszeichnungen, u.a.  vom Guide Michelin oder dem Feinschmecker. „Wo die Liebe den Tisch deckt, schmeckt das Essen am Besten“, dieses Motto der Familie Danzer fasst den Abend super zusammen. Toll zusammengestellte Gerichte, dazu leckere Weinempfehlungen und ein schönes Ambiente, was will man mehr?

Beide Restaurants kann ich Euch bei einem Besuch des Töwerlands wirklich nur ans Herz legen! Und die Genusstage finden auch 2020 wieder statt, nämlich am 4. und 5. September.

Für einen Kaffee, Kakao oder Ostfriesentee zwischendurch gibt es natürlich auch einige Möglichkeiten auf Juist. Was man sich nicht entgehen lassen darf, ist ein Besuch des Lütje Teehuus. Hier einen „Kaffee, wie Oma ihn trank“ (mit Sahne und Kaffeelikör) bestellen und genießen. Eine perfekte Anlaufstelle, um die Reserven aufzufüllen und Spezialitäten aus Oma Miele’s Küche zu probieren. Gerade bei Schmuddelwetter einfach nur traumhaft. Falls noch ein Plätzchen frei ist. Die Waffeln sind ebenfalls ein Gedicht, und wenn dann noch das Kaminfeuer flackert, gibt’s wahrscheinlich nichts Gemütlicheres.  

Gemütlich ist es aber auch im Meeresleuchten, einem kleinen Café und Weinbar, in dem fast alles hausgemacht wird. Jeden Tag mehrere Kuchen, Suppe oder Brot und Aufstriche. Ich hatte eine megaleckere heiße Schokolade, eher zum Löffeln als zum Trinken und wahrscheinlich Ersatz für MINDESTENS eine ganze Mahlzeit. Aber wir waren ja nicht zum Kalorienzählen auf Juist!

Falls zwischen dem kulinarischen Angebot noch etwas Platz ist, hat Juist auch einiges in Richtung Wellness zu bieten. Wer dem eigenen Körper etwas Gutes tun möchte, dem kann ich das Biohotel AnNatur empfehlen. Hier gab es eine richtig geniale Massage. Ich weiß, es hagelt heut quasi Empfehlungen, aber wenn es halt auch so gut war – kann ja ich nichts für. ;)
Im Biohotel soll man auch sehr gut vegetarisch essen können, aber leider hat das mit unserer Reservierung nicht geklappt, also müssen wir uns das für den nächsten Inselbesuch aufheben.

Am nächsten Tag schwangen wir uns auf die Räder, um weiter die Insel zu erkunden. Geplant war Richtung Westen, also Richtung Domäne Bill und Billriff, zu fahren. Es ging ziemlich gegen den Wind – wie soll es auch anders sein. Murphy’s Law. Wir fuhren vorbei am Hammersee und legten dort einen kurzen Stopp ein, aber es sollte ja noch weiter gehen. Der Hammersee, der größte Süßwassersee auf einer Nordseeinsel (der eigentlich durch eine Teilung der Insel nach einer Sturmflut entstanden ist, so ganz kurz gesagt), Salzwiesen, auf denen die Pferde zu finden sind oder die Dünenlandschaft – Juist ist einfach schön! Wir parkten unsere Räder und dann ging es zu Fuß weiter. Warm und windfest eingepackt zum Strand. Von der Domäne Bill aus kann man einmal um das Billriff wandern. Hier treffen sich Nordsee und Wattenmeer und wer Glück hat, kann sogar Seehunde entdecken.

Den Kopf frei pusten lassen, ist genau das Richtige. Nur wenige Leute waren unterwegs, herrlicher Sand,  schöner Wind = traumhaft! Auf Grund des Wasserstandes konnten bzw. durften wir nicht weiter auf die Bill laufen, wäre zwar theoretisch möglich gewesen, aber wir möchten ungern vom Wasser eingeschlossen werden. Wie auch in den Bergen gilt: Safety first!
Auf dem Rückweg wurde noch etwas Müll eingesammelt, super, dass es dafür extra Boxen gibt. Zurück an der Domäne Bill, einem ehemaligen Bauernhof,  stärkten wir uns nach unserem Spaziergang. Die Gaststube bietet alles, was man sich als Franke „im hohen Norden“ wünscht: Tee in allen erdenklichen Variationen, warme Suppe und der hausgemachte Rosinenstuten ist mittlerweile schon legendär. Gut, wer Rosinen mag… für mich dann doch lieber ein leckerer Milchreis!  

Gott sei Dank hatte sich der Wind nicht gedreht und somit ging es mit Rückenwind wieder zurück ins Dorf.
Das Wetter sollte am nächsten Tag leider schlechter werden und es war Sturm gemeldet. Auf der Insel nichts Außergewöhnliches, denn hier wird auch bei stürmischem Wetter fleißig geradelt. Obenrum mit Regenjacke, untenrum mit Regenhose und barfuß – die Jungs und Mädels sind abgehärtet. Uns hielt das Wetter auch nicht davon ab, den letzten Nachmittag zu nutzen und noch einmal am Strand zu spazieren. Eine kurze Trockenphase abgewartet, raus aus der Ferienwohnung, über die Düne und schon waren wir am Wasser. Mit dabei natürlich Regenjacke und -hose. Regen, Wind und (fast) keine Menschen, so etwas macht man einfach viel zu wenig.

Zu schnell war unser Besuch schon wieder vorbei. Und obwohl die Insel nicht riesig ist, gibt es noch einiges mehr zu entdecken, was wir beim ersten Besuch nicht geschafft haben bzw. uns für das nächste Mal aufheben. Vom Naturlehrpfad bis zum östlichen Teil der Insel oder bei schlechtem Wetter ein Besuch im Meerwasser-Erlebnisbad und abends mal ins kultige Inselkino gehen. Aber das größte Highlight ist einfach die Natur und die Ruhe zu genießen.
Für „Süßmäuler“ wie mich oder als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen gibt es noch etwas Juister Nougatbruch vom „Süßen Günter“ bzw. seiner Tochter Ela,  ein perfekter Süßwarenladen, von dem man als Kind immer geträumt hat.

Die Rückfahrt mit der Fähre ging schneller als gedacht. Durch den Sturm und den auflandigen Wind war genug Wasser vorhanden und wir konnten etwas mehr „querfeldein“ fahren als auf dem Hinweg. Selbstverständlich mit ordentlichem Wellengang, damit der Spaß auch nicht zu kurz kam.
Juist hat schon etwas ganz Besonderes. Ob es die fehlenden Autos sind, die Pferde, die Fahrräder oder einfach nur die Gastfreundschaft der Einwohner – es gefiel uns und wir kommen definitiv wieder, nicht nur so daher gesagt! Wir sind verzaubert!

Ein dickes Dankeschön geht an das Team der Kurverwaltung Juist, die dieses Erlebnis überhaupt erst ermöglicht haben.

Städte & Kultur im Allgäu – (Teil 2)

16. Dezember 2019 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , , ,

Nachdem wir uns im Rahmen unserer „Städte und Kultur“- Tour im Allgäu schon die Gründungsstätte Kemptens angeschaut hatten, ging es für uns direkt in die Stadt hinein. Wir starteten quasi „oben“ um uns bis ganz nach „unten“ vorzuarbeiten. Als Stichpunkt ist hier die unterirdische Erasmuskapelle zu erwähnen. Um die Stadt kennenzulernen, bietet sich eine Stadtführung ideal an und kann ich Euch nur ans Herz legen. Dort erfährt man doch Geschichten und Insidertipps, die man sonst überhaupt nicht mitkriegen.

Unser Tag stand ganz im Zeichen von Genuss und Handwerk. Gerade für den Advent eine tolle Kombination. Es ging zunächst in die Backstube der zwei Schwestern Moni und Elisabeth, um gemeinsam nach alten Rezepten zu backen. Die beiden haben einfach Bock zu backen, das merkt man sofort. Zu Beginn zu Hause nach den Rezepten von Oma und irgendwann wurden daraus Backkurse jeglicher Art und auch ein Backbuch haben sie bereits herausgegeben.
Bei „Omas Schätzen“ bin ich natürlich sofort mit dabei. Es standen „Apfelstrudel mit Vanillesoße“, „Zwetschgendatschi“ und „Marmorguglhüpfe“ auf dem Programm, wann immer es geht, mit saisonalen und regionalen Zutaten. Die Gruppen waren schnell eingeteilt und zack, die Zeit verging wie im Flug. Ok, wir dachten nicht an den Rum für unsere Marmorguglhüpfe, aber sonst lief alles ziemlich reibungslos. Die Vanillesoße kam gegen Ende auch noch dran, also auch kein Problem mit dem Rum, den ich halt einfach dort verarbeitete. Und zwischendurch naschen nicht vergessen – oberste Backregel überhaupt!

Die zwei Schwestern sind genial – erklären alles und lassen auch genügend Freiraum, um kreativ zu sein. So war es ein äußerst gelungener und leckerer Nachmittag und ein wirklich spaßiger Backkurs.
Kulinarisch ging es weiter. Wobei wir nach dem süßen Nachmittag erstmal gesättigt waren. Das legte sich zum Glück, denn am Abend ging es für uns zum Markenbotschafter und Sterne-Koch Christian Henze. Bzw. in seinen historischen Gasthof zum „Goldenen Fässle“, das wohl älteste Weinlokal in Kempten. Der urige Gasthof lädt sehr zum Verweilen ein. Und zum Genießen des mega-leckeren Essens. Und man kann hier evtl. schon einmal versumpfen, wenn man möchte, so gemütlich ist es. Glaube so kann man es am besten beschreiben.

Christian ist Markenbotschafter für die Region Allgäu. Das passt auch super zusammen, denn die Region hat kulinarisch so einiges zu bieten. Wer denkt nicht z.B. an Kühe, Käse und/oder viele weitere leckere Produkte? Der Sternekoch verkörpert daher genau den Punkt „Genusshandwerk“. Frische, regionale und saisonale Gerichte stehen ganz oben auf seiner Liste. So wie es eigentlich auch sein sollte und noch dazu sind er und seine Mitarbeiter einfach tolle Gastgeber. So ging unser ereignisreicher Tag zu Ende.
Wir übernachteten im „Bayerischen Hof” in Kempten, der zu den Historic Hotels International gehört. Die Geschichte des Bayerischen Hofs reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert, die Zimmer sind schön individuell eingerichtet und die Gaststuben echt urig. Außerdem liegt das Hotel idyllisch an der Iller und trotzdem nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt.

Handwerklich ging es auch am nächsten Tag weiter. Und zwar in Richtung Leutkirch. Genauer gesagt in das Glasmacherdorf Schmidsfelden. Quasi ein restauriertes Dorf mit Glashütte, Glasmuseum, Glasausstellungen, Werkstätten und vielem mehr. Historisch bedingt waren hier schon immer kleinere Glashütten ansässig und die alte Handwerkskunst hat sich wieder etabliert. Dort, genauer gesagt in der „Remise“, hatten wir eine Verabredung mit der Glasbläserin Gabriele Hummel und ihrem Mann.

Nach kurzer Einweisung bzw. über die Schultern schauen durften wir selbst ans Werk. Zum einen konnten wir Glasperlen selbst herstellen und durften uns später auch noch ans Glasblasen wagen. Persönlich hatte ich noch nie mit Glas gearbeitet und war somit auch sehr gespannt. Von der Temperatur des Brenners bis hin zur Koordination – „…als wenn du trommeln würdest“ – gab es einiges zu beachten. Noch dazu unterschiedliche Rohgläser und differenzierte Bewegungen im zähfliesenden Glas, gar nicht so einfach!

Mit dem nötigen Feingefühl klappte es und gefühlt ist auch ein schickes Schmuckstück entstanden. Auf Dauer könnte ich das allerdings nicht machen. Dafür fehlt mir einfach der Fisselfaktor bzw. ist mir das Arbeiten mit Glas dann doch zu filigran. Aber es war super spannend, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Noch dazu gibt es unzählige Möglichkeiten etwas aus Glas zu formen. Weiterer Pluspunkt: Es wird nicht kalt. ;) Nein, ernsthaft… auch hier verging die Zeit viel zu schnell und ich hätte gerne noch mehr Dinge ausprobiert. Alleine mit den verschiedenen Gläsern, den unterschiedlichen Techniken oder einfach nur das persönliche Gefühl zu verbessern. Ein super spannendes Handwerk!

Schmidsfelden ist neben dem Glaserlebnis übrigens auch Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Glasmacherweg,  was – wie ich finde – ebenfalls sehr interessant klingt und vielleicht irgendwann einmal ausprobiert wird. Wir kehrten zum Abschluss im „Hirsch“ ein, einem Allgäuer Dorfgasthof wie aus dem Bilderbuch, und ließen uns dort die regionale Küche schmecken.

Wer im Advent (aber natürlich nicht nur jetzt) noch etwas Ruhe und Muße benötigt und vielleicht das ein oder andere handwerklich hergestellte Geschenk sucht oder sogar selber machen möchte, für den passt ein Besuch im Allgäu perfekt. Oder sich selbst eine Auszeit gönnen und einmal einen Hutmacher-/Back- oder Glasbläser-Workshop besuchen, auch das kann ich jedem nur empfehlen.
Wie ihr seht, hat das Allgäu viel mehr zu bieten als herrliche Landschaften. Also nicht falsch verstehen, persönlich mag ich schöne Landschaften auch sehr. Aber warum nicht einfach beides kombinieren?

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht haben.

Städte & Kultur im Allgäu (Teil 1)

5. Dezember 2019 | Ein Kommentar | Schlagwörter: , , , , ,

Wer an das Allgäu denkt, der hat erst einmal schöne Landschaft, Berge, Wald, Wiesen und Kühe vor Augen. Vielleicht noch ein paar Hütten und Schafe. Aber Städte und Kultur? Das ist nicht unbedingt der erste Gedanke, der einem in den Sinn kommt. Obwohl es auch davon eine ganze Reihe gibt im Allgäu. Hiervon konnte ich mich vor kurzem im Rahmen einer Pressereise selbst überzeugen. Bereits im Sommer habe ich ja einen Teil des Allgäus auf unserer Grenzgänger-Tour kennengelernt und war begeistert! Daher freute ich mich auf meinen erneuten Besuch. Diesmal ging es also darum, eine andere Seite des Allgäus zu entdecken.
In den größeren Städten – wie Kempten, Sonthofen und Füssen – aber auch in den kleineren Gemeinden der Region hat die Handwerkskultur eine lange historische Bedeutung. Wir hatten an den 3 Tagen die Möglichkeit, die Geschichte der Allgäuer Städte quasi durch das Handwerk zu erleben und altes Handwerk selbst aufzugreifen. Ihr wisst, dass ich – selbst Holzwurm – immer ein Faible für die Handwerkskunst habe. Einmal Handwerk – immer Handwerk!

Los ging unsere Tour in Lindenberg im Westallgäu. Lindenberg liegt auf einer natürlichen Sonnenterrasse oberhalb des Bodensees und zu Füßen der Hochalpen. Der Luftkurort nennt sich daher selbst auch „Sonnenstadt“ und konnte beispielsweise 2018 mit 2332 Sonnenstunden aufwarten (zum Vergleich, der deutsche Durchschnitt lag bei 2000 Sonnenstunden).
In dieser hübschen kleinen Stadt befindet sich u. a. das Deutsche Hutmuseum, das in einem sehr sehenswerten Gebäude liegt. Lindenberg war um 1900/1910 herum die „Hut-Hauptstadt Europas“. Es wurden Hüte in die ganze Welt exportiert, überall trug man Hüte aus dem Westallgäu, quasi das „Klein-Paris“ oder –Mailand der Hutmode. Die Hutmachertradition geht aber bis weit in das 16. Jahrhundert zurück. Eine der größten Hutfabriken zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Hutfabrik Ottmar Reich, in der sich jetzt das Museum befindet. Allein das ehemalige Kesselhaus der Hutfabrik (jetzt ein Café) ist sehenswert. Aber natürlich auch die komplette Ausstellung mit Mitmachstationen und zahlreichen Exponaten aus 300 Jahren Hutmode.

Ich sage nur INDY!!! (also für die Noobs unter Euch: hier findet Ihr sogar den Hut von Indiana-Jones ;) ). Es gibt Rohlinge aus Guss und/oder aus Holz, Hutpressen zum selbst ausprobieren, viele spannende Geschichten rund um die Handwerkskunst (hier spielten mal wieder die Italiener eine bedeutende Rolle, wie so häufig in der Mode, aber inwiefern, das müsst Ihr selbst herausfinden) und man kann nach Herzenslust Hüte aufprobieren. Wirklich ein Muss für jeden Hut- bzw. Modeliebhaber!

Wir trafen uns hier mit Marita Prestel, ehemalige Deutsche Hutkönigin. Diese wird alle 2 Jahre neu gewählt und darf sich dann die Krone bzw. den Hut aufsetzen. Marita ist gelernte Modistin und eine Meisterin in ihrem Beruf und der Liebe wegen im schönen Allgäu geblieben. In einem kleinen Workshop konnten wir sie zum einen näher kennenlernen, zum anderen unseren eigenen Hut herstellen. Modistin ist übrigens ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, den es leider heute kaum noch gibt. Übersetzen könnte man den Begriff vielleicht in etwa mit „Hutmacher“, wobei es mehr als „nur“ Hutmacher bedeutet. Theoretisch hätten wir nun einen Hut komplett herstellen können. In Anbetracht der Zeit haben wir aber „nur“ einen Hutrohling garniert.

Super spannend, was Marita alles erzählte und welche Kniffe sie uns zeigen konnte. Man spürte einfach, wieviel Leidenschaft für ihr Handwerk vorhanden ist und dass es einen Haufen Spaß macht.
Dieser äußerst informative und produktive Tag ging kulinarisch im historischen Hotel Waldsee zu Ende, wo wir auch übernachteten. Ebenfalls ein Haus mit langer Tradition, zweitens aber auch mit einer äußerst leckeren Küche und drittens einer tollen Lage, nämlich sehr malerisch an Deutschlands höchstem Moorbadesee. Das Hotel ist sehr stilvoll eingerichtet und Bodo Hartmann (der Chef des Hauses) ist gleichzeitig für die Küche zuständig, also Chef de Cuisine. Seine Spezialitäten sind Fischgerichte und Meeresfrüchte. Bodo stammt ursprünglich aus Sylt und nahm diese Vorliebe mit ins Allgäu. Im hauseigenen Restaurant interpretiert der Koch Fischgerichte ganz neu und auf seine Weise. Warum auch nicht – der Geschmack spricht für sich!

Ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen! Mit Sicherheit gibt es in Lindenberg noch einiges mehr zu entdecken. Wir machten uns allerdings am nächsten Tag auf den Weg nach Kempten. Kempten ist sicherlich den meisten von Euch ein Begriff, und wenn nur von der Reise in den Süden. So ging es mir zumindest. Viel mehr wusste ich allerdings nicht über die Stadt im Allgäu. Und das obwohl Kempten eine der ältesten Städte Deutschlands ist! Bzw. sogar die älteste schriftlich erwähnte Stadt. Auch das war mir neu. Und wer war schuld? Genau, die Römer! Diese errichteten eine Siedlung oberhalb der heutigen Stadt mit Blick über die Iller.

Noch heute sind die Ausgrabungen, bzw. Nachbauten von verschiedenen Gebäuden, wie z. B. Tempeln zu sehen. Des Weiteren befindet sich vor Ort in dem archäologischen Park “Cambodunum” auch ein Freilichtmuseum. Am besten bucht Ihr eine Führung, denn die unzähligen Geschichten und Entdeckungen sind wirklich spannend. Alle zwei Jahre findet hier oben auch ein Römerfest statt mit Theateraufführungen und allem Drum und Dran. Natürlich im Sommer bei wärmeren Temperaturen. Oder man bucht einen Brotbackkurs, besonders für den Nachwuchs mit Sicherheit ein Highlight. Wobei ich persönlich da auch gerne einmal dabei sein würde. Man ist ja quasi nie zu alt. ;)

Von der „Gründungsstätte“ Kemptens ging es für uns direkt in die Stadt hinein. Und was wir dort erlebten, berichte ich Euch die nächsten Tage an dieser Stelle.

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht haben.

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