Bereits im Sommer 2019 waren zwei Abenteurer unterwegs im Wettersteingebirge, erkundeten die Umgebung, lernten die einheimischen Traditionen kennen und mussten notgedrungen die Flucht vor einem Gewitter antreten. Um diese Erfahrung reicher begaben sich die beiden – nun fast ein Jahr später – wieder auf gemeinsame Wanderschaft. Dieses Mal allerdings nicht in den Alpen, sondern in der fränkischen Heimat eines der Wanderfreunde. Genauer gesagt ging es auf eine Rundtour um den Zabelstein im Steigerwald.
Auf der ausgewählten, ca. 30km langen Tour erlebten die beiden Natur, Kultur und einige unvorhersehbare Geschichten, die ich nun versuche, hier im Detail zu schildern. Selbstverständlich mit der dazugehörigen Routenbeschreibung.
Rund um den Zabelstein gibt es verschiedene Wanderwege. Bei der ausgewählten Rundtour handelt es sich nicht um einen einzelnen, durchgehend ausgeschilderten Weg, sondern die Route setzt sich aus verschiedenen Wegen zusammen. Angeschrieben ist sie mit 30,3km, einer Gehdauer von 8 Stunden und einem Höhenunterschied von 530m.
Unser Startpunkt war das kleine Städtchen Gerolzhofen im südlichen Landkreis Schweinfurt. Ca. 22km von Schweinfurt selbst entfernt geht es am Parkplatz „Klesenmühle“ bzw. dem „Steigerwald-Motodrom Gerolzhofen“ los. Ok, „Parkplatz“ ist vielleicht übertrieben, aber normalerweise sollte man immer ein Plätzchen finden. Anyway, die Wanderschuhe wurden geschnürt und die Tracking- bzw. Navigationsmöglichkeiten gestartet. Das Wetter war sonnig, die Temperatur lag bei angenehmen 20 Grad Celsius und die Stimmung war ausgezeichnet. Und so ging es Richtung Süden zunächst der Markierung „blauer Löffel“ entlang. Gut, nach blauem Löffel sieht die Markierung nur mit etwas Fantasie aus – also einfach irgendwas Blauem folgen. 😉 Leicht hangaufwärts erreichten wir nach kurzer Zeit einen ehemaligen Jüdischen Friedhof und gingen den Weg weiter hinauf zum Kapellberg bzw. zur Gertraudiskapelle. Zwischenzeitlich sind wir etwas vom ursprünglichen Weg abgekommen, was eher an unserer Unterhaltung lag, als an der Markierung.
Die Sonne prasselte mittlerweile unaufhörlich auf uns herab und der Weg führte uns weiter, vorbei an Fluren und Feldern. Zwischendurch kam es uns fast vor wie in Frankreich. Befanden sich die beiden Abenteurer überhaupt noch in Franken?
Als wir am „neuen See“ vorbeigingen, konnten wir wieder Wald entdecken. Genau in diesen führte uns unser Weg. Vorbei an einem schönen Waldkindergarten liefen wir durch Streuobstwiesen und immer am Wald entlang, um in einer Schutzhütte (oberhalb der Weinlage „Wiebelsberger Dachs“) eine Trinkpause einzulegen. Schöne Aussicht inklusive. Der „blaue Löffel“ ließ uns nicht los und wir folgten dem Weg bis die Anhöhe „Waldesruh“ erschien. Wir waren froh, dass es bis dahin immer im Wald entlang ging. Denn gefühlt waren es mittlerweile 30 Grad und nicht eine Spur von einem Windhauch. Nun ging es aus dem Wald heraus in Richtung Michelau im Steigerwald. Dort feierte „Schorsch“ seinen 60. Geburtstag mit der örtlichen Feuerwehr. Tut zwar nichts zur Sache, aber solche Feierlichkeiten dürfen ruhig erwähnt werden. Bisher war es nämlich „nur“ eine normale Wanderung ohne gravierende Ereignisse.
Wenn man in Unterfranken bzw. im Steigerwald unterwegs ist, trifft man (fast) überall auf den Kelten-Erlebnisweg. So auch auf dieser Runde. Von den Kelten ist hier aber nicht sonderlich viel übrig geblieben, außer ein paar Anhäufungen und verschiedenen Wegen. Passiert. Zudem kreuzt der Steigerwald-Panoramaweg mit seinem grün-geschwungenen „S“ auf weißem Hintergrund unsere Route. Diesem folgten wir bis zum Aussichtspunkt „Eulenblick“ mit herrlichem Blick auf Michelau und das Schweinfurter Becken bis zur Rhön. Unsere hier neu gewonnenen Freunde (Ziegen und Schafe) wollten uns aber nicht begleiten und so gingen wir allein weiter. Glaube ihnen war es einfach zu warm.
Die ersten 10km hatten wir bereits hinter uns gelassen und nun führte unser Weg durch das Örtchen Prüßberg. Ein kleines, verschlafenes Dörfchen. Vermutlich lag es daran, dass wir an einem Samstag unterwegs waren. Denn samstags wird in Franken schließlich geschafft! Am Gasthaus „Vollburg“ vorbei ging es rechts ab und man biegt anschließend wieder auf den Kelten-Erlebnisweg ab (hier also NICHT weiter auf dem Steigerwald-Panoramaweg). Nach einem kleinen Anstieg stießen wir dann aber wieder auf „unseren“ Steigerwald-Panoramaweg. Dieser führte uns auf einem schönen Pfad immer weiter in Richtung Burgruine Zabelstein. Dort hatten wir die Hälfte unserer Strecke erreicht und gönnten uns eine Rast mitten in der Burgruine. Normalerweise gibt es hier in den Sommermonaten einen kleinen Ausschank, der aber aktuell Corona-bedingt geschlossen hatte. Außerdem gibt es auf dem Zabelstein eigentlich einen Aussichtsturm, doch zu unserer Wander-Zeit wurde dieser gerade erneuert bzw. wird ganz neu gebaut und vermutlich erst 2021 wieder begehbar sein.
Die Burgruine Zabelstein dürfte so um 1000 erbaut worden sein und es gibt „nur“ Mauerreste zu sehen. Aber auch das ist spannend und daher der Zabelstein immer ein lohnendes Ausflugsziel. Wir machten uns nach unserer verdienten Pause wieder auf den Weg ins Tal Richtung Falkenberg. Als Wegmarkierung diente uns jetzt weiterhin der Steigerwald-Panoramaweg. Nach ein paar Höhenmetern erreichten wir das Ende vom Wald und blickten in eine sehr schöne Weinlage. Hierbei handelt es sich um die Weinlage „Donnersdorfer Falkenberg“ mit ihren über 50 Weinbergshäuschen. Diese Häuschen dienten früher als Wasserreservoir und heute meist als Lagerschuppen, bzw. sind sie wahrscheinlich perfekt geeignet für private Feiern. Für uns auf jeden Fall: Sehr schön anzusehen.
„Unten“ im Tal angekommen (der Weg ist ohne GPS etwas tricky zu finden, weil es hier unterschiedliche Abzweige und Markierungen gibt), könnte man theoretisch direkt nach Falkenstein abbiegen. Dort soll es nette Einkehrmöglichkeiten geben. Wir ließen uns davon allerdings nicht ablenken – schließlich hatten wir gerade erst eine Pause – und gingen zunächst weiter der Markierung „D1“ entlang, um anschließend der Markierung „D3“ zu folgen (aber fragt mich bitte nicht, was diese Markierungen bedeuten) – immer weiter durch Feld und Flur. Vorbei an Sonnenblumenfeldern und herrlicher fränkischer Landschaft.
Nun führte uns ein Schotterweg in das nahegelegene Waldstück. Diesem Weg folgten wir weiter, vorbei an fleißigen (und nicht sehr gesprächigen) Waldarbeitern. Auch ihr Motto: „Samstags wird geschafft“, welches wir selbstverständlich akzeptierten.
Die nächste Begegnung mit den Einheimischen des Steigerwaldes erwartete uns, als wir den Wald auf einem schönen Pfad wieder verließen. Am Ende des Waldstücks empfing uns „Die Chefin“ mit den Worten „Oh, da kommen ja zwei junge Burschen, die sicherlich mal eben mit anpacken wollen!“. Herzlich, aber gleichzeitig auch bestimmend. So konnten wir gar nicht anders und packten selbstverständlich mit an. Vielleicht auch, weil sie uns netterweise als „jung“ bezeichnet hat! Es ging darum, „der Chefin“ und ihren vier Begleitern (alle 60plus) zu helfen, einen Pavillon aufzustellen, in dem sie donnerstags und sonntags an dieser Stelle Verpflegung für (wohl zahlreich) vorbeikommende Gäste anbietet. Dass Unterstützung benötigt wurde lag aber weniger am Alter, als vielmehr an fehlender Größe. In Windeseile stand also der Pavillon an dem gewünschten Platz. Als Gegenleistung bekamen wir eine kostenlose Spezi und erfuhren einige Infos und Geschichten aus der Umgebung. Laut einer bekannten Sage gab es im benachbarten Ort Traustadt ein Schloss. Vor ca. 300 Jahren verschwand die Tochter des Schlossherrn für eine kurze Zeit. Als sie wiederauftauchte, ließen die Eltern zum Dank die Dreifaltigkeitskirche erbauen inkl. zwei Kastanien. Das nächste Ziel unserer Wanderung war damit klar. Wer also einmal vor Ort sein sollte, schaut einmal am Waldrand vorbei bitte, von uns einen schönen Gruß an „die Chefin“ ausrichten – ihr werdet sie sicherlich erkennen. Danke!
Die Dreifaltigkeitskirche lag eh auf unserem Weg, war allerdings leider verschlossen. Und somit gingen wir (ohne Gebet) weiter direkt nach Traustadt (der Ort mit dem Schloss – der Sage nach, zu sehen ist hier nämlich nichts mehr). Im Ort selbst wechselten wir wieder einmal die Wegmarkierung und folgten nun dem „Burgherrenblick“ (grüner Turm) bis nach Bischwind. Der Weg führte uns wieder vorbei an Sonnenblumen- und Maisfeldern und anschließend auf den Fränkischen Marienweg. Wieder heraus aus Bischwind erreichten wir nach kurzer Wegstrecke, passend zum Marienweg, die Marienkapelle. Hiervor saßen drei (einheimische) Herren, die ihr Gespräch abrupt beendeten, als sie uns sahen. Die dazugehörigen Damen befanden sich in der Kapelle und tauschten sich rege (vermutlich) über die Gegebenheiten im Dorf aus. Auch mit den Herren kamen wir ins Gespräch, mussten uns aber leider bald wieder verabschieden und den Weg fortsetzen. Wir waren schließlich schon lange unterwegs und befanden uns quasi im Endspurt. Unabhängig von den Kirchen- und Kapellen könnte es sich beim Fränkischen Marienweg aber um eine super schöne Weitwanderung handeln. Das wäre doch vielleicht auch was für Marco und mich, man könnte ja auch mal für einen guten Zweck wandern?
In der Ferne sahen wir bereits wieder unseren Ausgangsort und nach weiteren 2km bogen wir auf die letzten Meter zurück zum Parkplatz.
Zusammenfassend waren es:
Länge: 30,74 km
Dauer: 8 Stunden und 13 Minuten (die reine Gehzeit lag bei ca. 6 Stunden und 40 Minuten)
Aufstieg: 553m
Temperatur: lag bei 27 Grad <- so als Zusatzinfo
Tipp:
Auf Grund der vielen unterschiedlichen Wegmarkierungen am besten die GPS-Daten besorgen. Diese sind im Buch „Fränkische Wanderberge – Zwischen Rhön und Altmühltal“ zu finden. Aber auch auf Komoot haben wir unsere Tour hinterlegt.
Bei Fragen entweder das Kommentarfeld nutzen, oder uns auf den verschiedenen Social Media Kanälen kontaktieren. Auf jeden Fall war es eine schöne und abwechslungsreiche, mal etwas längere Tour!
(Bilder von Marco und mir)
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