Aufstieg zur Meilerhütte bei Garmisch-Partenkirchen - Kühe

Letzten Sommer begaben sich zwei (mehr oder weniger) junge Menschen auf den Weg in Richtung Süden. Das Ziel der beiden heldenhaften Personen war das kleine Städtchen Garmisch-Partenkirchen im schönen weiß-blauen Bundesland. Ein bekanntes Reiseziel für Skifahrer, Wanderer oder Eisläufer. Was war ihr Plan? Was würde passieren? Was würden sie erleben?

Nun, es war im Sommer, als die beiden sich verabredeten. Genauer gesagt sollte das Abenteuer an einem Wochenende im Juli beginnen. Nicht zum Skifahren, nicht zum Eislaufen, sondern zum… Wandern! Im Voraus war bereits Vieles erledigt: Hotelzimmer ausgesucht, Übernachtung auf der Berghütte gebucht, Zugfahrt organisiert und notwendiges Material sowie Proviant abgesprochen. Wie die Profis! Was die beiden allerdings nicht beeinflussen konnten, waren zum einen die Bahn und zum anderen das Wetter. Bei ihrer Expedition sollte beides noch eine große Rolle spielen. Aber dazu kommen wir später.

Doch wer waren die beiden überhaupt? Zwei gutaussehende junge Männer. Groß, intelligent und voller Elan. Die beiden kannten sich schon geraume Zeit und waren Profis in ihrem Segment. M. beispielsweise ist eine Koryphäe im Bereich Bahnfahren und H. kennt sich bestens in Sachen Wandern aus.
So machten sich die beiden mit der Bahn auf den Weg in den Süden. Im fränkischen Würzburg trafen sie sich voller Vorfreude im Zug. Da genau am besagten Wochenende an der Strecke gebaut wurde, mussten sie das letzte Stück auf Schienenersatzverkehr umsteigen, was aber im Vorfeld bekannt war. Also wurde dies einkalkuliert und stellte kein Problem dar. Nach ca. 4 Stunden Zugfahrt kamen sie gut gelaunt am Bahnhof Garmisch an. Das Wetter war herrlich, Sonne, leichte Bewölkung und angenehme Temperaturen. Man könnte jetzt auch sagen „wenn Engel reisen“, aber wir wollen es hier mal nicht übertreiben. H. und M. machten sich auf den Weg zu ihrer Unterkunft, um ihr Hab und Gut zu verstauen. Der Hunger (und die Neugierde auf die fremde Umgebung) trieb sie allerdings schnell wieder hinaus. Im Zentrum von Garmisch fanden sie eine hübsche Gaststube mit leckeren Speisen.

Vorbereitung ist die halbe Miete. Daran können sich manche Möchtegern-Wanderer, -Camper oder -Outdoor-Experten ein Beispiel nehmen. Wenn es in die Berge geht, braucht man einfach eine gewisse Ausstattung, da gilt immer: safety first!
Das Ziel der beiden Abenteurer war die Meilerhütte der DAV-Sektion Garmisch-Partenkirchen im Wettersteingebirge. Die gewählte Route wurde weit im Voraus geplant und vor Ort nochmals verifiziert und angepasst. 5,5 Stunden im Anstieg und am nächsten Tag nochmals 5,5 Stunden im Abstieg. Was die Höhenmeter angeht, sollte sich der imaginäre Zeiger bei 1500 hm einpendeln. Rein rechnerisch und konditionell gesehen kein Problem. Somit gingen die beiden frühzeitig schlafen, um am nächsten Tag fit zu sein. <An dieser Stelle bitte einen Zeitraffer über die sternenklare Nacht vorstellen.>

Der nächste Tag! H. und M. waren früh wach, hatten aber auch einen strengen Zeitplan. Frühstück um 7:30 Uhr (nach kurzer Rücksprache konnten sie bereits 10min früher in den Genuss kommen), Bus zum Startpunkt der Wanderung, der „Großen Olympiaschanze“ um 7:55 Uhr und ab da startete kurz nach 8 das Wanderabenteuer. Doch auf dem Weg passierte es: Am Wanderschuh von H. riss der Schnürsenkel. „F*ck“ dachten sich beide. Sollte das Abenteuer schon vor dem Beginn scheitern?! War alles umsonst? Mussten sie wieder abreisen? Trotz ausgiebiger Vorbereitungen hatten sie nämlich keinen Ersatzschnürsenkel dabei.
Aufgeben war natürlich keine Option. Eine schnelle Lösung musste gefunden werden. Dank kurzer Recherche wurde schnell ein Ladengeschäft gefunden, das evtl. Ersatz bieten konnte. Nach einem kurzen Fußmarsch gab es dort aber leider keine zufriedenstellende Lösung. Zum Glück konnten die jungen Wanderer ein weiteres Geschäft ausfindig machen und dort sogar telefonisch ein Paar Schnürsenkel reservieren. Es handelte sich um das perfekte Lädchen für alle Bergsportler – das „Alpinsport Basis“. Die beiden waren zufrieden und somit konnte die Wanderung nun mit leichter Verspätung doch beginnen.

Am Skistadion Garmischs vorbei ging es mit einigen Tagesausflüglern Richtung Partnachklamm. Obwohl es etwas später war, als ursprünglich geplant, waren in der wunderschönen Klamm noch relativ wenige Tagestouristen unterwegs. Da lohnt sich das frühe Aufstehen! Das Genießen fiel den beiden aber nicht leicht, denn im Hinterkopf hatten sie den Wetterbericht und die Aussicht auf ein mögliches Gewitter gegen Mittag. Daher wollten sie rechtzeitig vorher oben ankommen.

Tiefe Schluchten, abgeschliffene Felsen und das unaufhörliche Rauschen des Wassers, das macht die Partnachklamm aus. Zunächst wurde sie übrigens nur wirtschaftlich genutzt und erst später für den Fremdenverkehr erschlossen. Heute ist sie eine bekannte Attraktion für Besucher aus aller Welt. Es ist schon sehr beeindruckend, was Wasser über einen langen Zeitraum schaffen kann.
Für die beiden Wanderer ging es von hier ab immer bergauf. Die Luftfeuchtigkeit stieg von Stunde zu Stunde, so dass sie richtig ins Schwitzen kamen. Vielleicht auch ein klein wenig aufgrund der teilweise sehr steilen Steigung. Aber nur ein klein wenig. Zusätzlich wurden sie von zahlreichen Stechmücken durch den Wald getrieben. Der Weg zog sich etwas, aber die Höhenmeter mussten gemacht werden. Wettertechnisch war soweit alles noch in Ordnung – bis auf die hohe Luftfeuchtigkeit. Als sich der Wald schließlich etwas lüftete und das Schachenhaus mit dem Schachenschloss am Horizont auftauchte, atmeten die beiden auf. Das Zwischenziel war nahe! Und von dort aus betrug der Weg zum Ziel auch „nur“ noch 500hm. Da die beiden gut in der Zeit lagen, kam eine Stärkung auf der Hütte genau richtig.

Zu viel Zeit durften M. und H. nicht verstreichen lassen, daher machten sie sich schnell wieder auf den Weg. Laut Regenradar war noch alles im grünen Bereich, doch am Horizont waren bereits Cumulonimbus-Wolken (Gewitterwolken) zu sehen. Der erfahrene Berggänger weiß, dass diese schnell vor Ort sein können und mit ihnen nicht zu spaßen ist. Dementsprechend erhöhten die zwei ihr Tempo und sie rannten fast den Berg hinauf. Donner setzte ein! In der Ferne waren Blitze zu sehen. Die Waldgrenze wurde überschritten und der Weg wurde steiler. Dann fing es auch noch an zu regnen. H. und M. wussten, das Gewitter war nicht mehr weit und es kamen ihnen bereits einige Bergsteiger entgegen.
Was ihre Ausrüstung anging, mussten sich die beiden Abenteurer keine Sorgen machen. Von den obligatorischen festen Wanderschuhen (mit neuen Schnürsenkeln) über Regenkleidung bis zum Rucksackschutz war alles dabei. Doch auch die besten Bergsteiger wissen, dass man die Natur zwar lesen kann, aber nicht beeinflussen. Und da das Gewitter immer näher kam, entschlossen sich die beiden, lieber umzukehren und zurück zum Schachenhaus zu gehen. Im Nachhinein war dies die beste Lösung, auch wenn die zwei Wanderer etwas geknickt waren. Gefühlt zog das Gewitter direkt über die Hütte hinweg. Das war es nun. Oder sollten sie nach dem heftigen Regen noch einen Anlauf wagen?
Sie machten es von einem Übernachtungsplatz auf der Hütte abhängig. Wäre keiner mehr frei gewesen, wäre eigentlich nur der Aufstieg zur Meilerhütte geblieben. Dort hatten sie schließlich einen reservierten Schlafplatz. Die Hüttenleute vom Schachenhaus fanden aber noch ein Plätzchen im Matratzenlager und somit entschieden sich H. und M. gegen den erneuten Aufstiegversuch. Das Gewitter war zwar vorübergezogen, doch die Zeit blieb derweil nicht stehen.

Die (kleine) Enttäuschung war rasch vorüber und sie genossen den restlichen Tag mit gutem Essen und  leckeren Getränken inklusive einem kleinen Schnaps. So erzählen es sich zumindest die älteren Anwesenden. Die Nacht verlief relativ entspannt – wie es auf einer Berghütte halt üblich ist. Aus einer Ecke kommen Schnarchgeräusche, ein Matratzennachbar wälzt sich und der nächste muss mitten in der Nacht aufs Klo. So ist es halt „da oben“. Dank Ohrenstöpsel aber auch kein größeres Thema. M. verbrachte übrigens seine erste Nacht auf einer Berghütte, und dann gleich im Matratzenlager – Applaus bitte!

Während des Frühstücks machten die beiden Pläne zum besten Abstieg ins Tal. Den gleichen Weg wollten sie nicht wieder gehen. Die Alternative führte über das Reintal bzw. Oberreintal „Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich“ – so stand es auf dem Wegweiser. Im oberen Stück war die Aussicht ins Oberreintal grandios. Doch schnell wurde der Weg steiler und die Worte auf dem Schild deutlicher. Kleine ausgesetzte Passagen mit Drahtseilsicherung waren keine Seltenheit. 

Aber auch das meisterten die beiden heldenhaft und kamen nach einer ein paar Stunden unten an. Im Wald wurde der Weg flacher, dafür kamen die Stechmücken zurück, wovon sich H. und M. aber nicht stören ließen. Geschafft und zufrieden füllten sie noch ihre Wasserflaschen am Bach auf und begaben sich anschließend wieder durch die Partnachklamm. Dieses Mal mit etwas mehr Zeit und auch mit mehr Tagestouristen. Das Wetter hielt leider nicht ganz, es setzte leichter Regen ein. Machte aber nichts! Im Tal angekommen, gönnten sich die beiden noch eine Stärkung und ließen ihre Wanderung Revue passieren. Wenn sie auch nicht bis zur Meilerhütte gelaufen sind, waren sie doch zufrieden mit ihrer Tour, den schönen Ausblicken und der Nacht im Schachenhaus.
Im Anschluss machten sie sich an das Abenteuer Bahn-Rückfahrt, in dessen Verlauf sich ihre Wege wieder trennen sollten. Der ursprünglich gebuchte Zug sollte erst gegen Abend fahren, doch durch äußerst geschickte Diplomatie und Überredungskünste wurde die Zugbindung aufgehoben. Schienenersatzverkehr sei Dank! Somit konnten sie sich im Zug ein verdientes Abschlussbierchen gönnen.

Zum Abschluss bleibt die Frage, um wen, zum Henker, es sich bei den beiden heldenhaften Gestalten handelt!? Gute Frage… man munkelt, dass es sich dabei um Herrn Marco B. und seinen langjährigen Twitterkollegen Heiko K. handeln könnte. Aber vielleicht sind das auch nur Fake News.
Wie wird es weiter gehen? Gibt es eine Fortsetzung 2020? Werden sie auch in diesem Sommer wieder auf Tour gehen?

Update zur Partnachklamm:

Wer eine oder besser gesagt DIE Klamm kennt, wird wissen, dass es an einigen Stellen relativ eng ist – gerade, wenn viele Menschen unterwegs sind. Für Menschen mit gewissen Einschränkungen ist ein Besuch schwierig oder gar unmöglich. Damit aber Menschen mit körperlichen, kognitiven oder Mobilitätseinschränkungen die wunderbare Natur besuchen können, wurde 2022 das Projekt „Partnachklamm für Alle“ ins Leben gerufen. Und so sieht es ganz konkret aus: Von Mai bis Oktober 2024 werden an jedem ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr und zusätzlich samstags, 11.05. und 15.06. um 8:30 Uhr Führungen für Mitmenschen mit körperlicher, kognitiver oder Mobilitätseinschränkungen angeboten. Pro Person (Erw./Kinder) kostet der Eintritt 10,00 € (gilt auch für die Begleitperson). Tickets können an der Tourist Information gebucht werden und online über den GaPa Erlebnisshop: https://www.gapa-tourismus.de/gapa-erlebnisshop#/erlebnisse.

Persönlich finde ich das Projekt einfach super! Klar, am besten wäre ein dauerhafter „Zugang“ noch besser, aber es geht in die richtige Richtung.


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