Tipp: Was kommt alles mit zur Wanderung?
Wandern ist im Trend, und das schon seit einigen Jahren. Vor allem aber in diesem Jahr gibt es immer mehr Wanderfreudige, die Corona-bedingt Urlaub zu Hause oder in den direkten Nachbarländern machen und die ein oder andere Wandertour einplanen.
Einige Spots sind diesen Sommer sogar regelrecht überlaufen und man steht bzw. geht quasi „Schlange“ auf dem Weg den Berg nach oben, unten oder um den beliebten See herum. Fast schon wie beim Aufstieg auf den Mount Everest! Das trifft insbesondere Naturschutzgebiete und Nationalparks, so dass einige Organisationen (wie z. B. der Nationalpark Berchtesgaden) Alarm schlagen. Warum? Weil immer wieder irgendwelche reichweitenstarken „Influencer“ bzw. Vollpfosten meinen, sie müssten sich über Regeln hinwegsetzen, um ein perfektes Instabild zu bekommen. Ohne Rücksicht auf Verluste, was natürlich gar nicht geht. Dabei gibt es überall genug schöne (und sichere) Flecken, so dass man nach wie vor seine Ruhe haben und die Landschaft entsprechend genießen kann.
Kleine Tagestouren in der eigenen Heimat sind super, um die eigene Umgebung besser kennenzulernen. Sie eignen sich aber auch ideal, um sich auf größere Touren vorzubereiten, konditionell oder z.B. was das Tragen des Rucksacks angeht. Ihr habt schon häufiger gefragt, was alles zu einer typischen Wanderausrüstung dazu gehört. Dazu findet man auf vielen Kanälen Tipps und Listen. Allerdings möchte ich gerne meine eigene Sicht und persönliche Erfahrung mit meiner Ausrüstung schildern, vielleicht für Euch als Orientierung, an was man so alles denken könnte/sollte.
Grundlegend unterscheide ich zwischen normalen (Tages-)touren im flacheren Gebiet bzw. Mittelgebirge, Bergwandern, alpines Bergwandern (also oberhalb der Baumgrenze) und Hochtouren in Gletscherregionen. Zwar wiederholen sich einige Ausrüstungsgegenstände, dafür kommen aber wieder neue hinzu. Beginnen wir also mit der grundlegenden Ausstattung, die man eigentlich für jede Wanderung benötigt.
Ausrüstung für (normale) Tagestouren:
Zunächst braucht Ihr natürlich die übliche Wanderkleidung, also lockere-leichte Klamotten, idealerweise Funktionskleidung, die atmungsaktiv und schnell trocknend ist. Wenn Ihr vorhabt, häufiger wandern zu gehen, schaut am besten im Fachgeschäft vorbei und lasst Euch beraten. Die Auswahl ist groß, da ist für jeden was dabei. Und mittlerweile gibt es auch ziemlich coole Outfits, die nicht dem klassischen beige-braunen Rentnerwanderlook entsprechen. Das wichtigste ist, dass es bequem ist und Ihr Euch darin wohlfühlt, so dass man sich ein paar Stunden gut bewegen kann. Zwiebellook ist immer sinnvoll, also ein Shirt, dazu eine dünne (Softshell-)Jacke und je nach Jahreszeit bzw. Wetter vielleicht noch eine Fleecejacke, so dass man sich im Lauf des Wanderns Schicht für Schicht „entblättern“ kann bzw. andersherum auch wieder die ein oder andere Schicht hinzufügen kann.
Hauptaugenmerk sollte auf den richtigen Wanderschuhen liegen. In flacheren Gefilden reichen flache Wander- oder Trekkingschuhe. Aber wenn Ihr evtl. auch mal im Gebirge unterwegs sein wollt, macht es Sinn, sich gleich ein richtiges, hohes Paar Wanderschuhe anzuschaffen, die man dann quasi überall tragen kann. Tipp: immer im Fachgeschäft Probetragen und keine Kompromisse eingehen! Es gibt nichts Schlimmeres als zwickende Stellen am/im Schuh und schlechten Sitz, der z.B. beim Abstieg den Fuß nicht richtig stützt. Das ist nicht nur unbequem, sondern kann sogar gefährlich werden! Und die alte Schuhverkäuferweisheit trifft auch hier zu: nachmittags sind die Füße dicker, also idealerweise in der zweiten Tageshälfte zum Schuhkauf gehen.
Was auch bei einer Tagestour nicht fehlen darf: die (leichte) Regenjacke! Wird meistens nie verwendet, aber falls Murphy’s law doch mal zutreffen sollte – sicher ist sicher! Apropos sicher: Ein Erste Hilfe Päckchen ist natürlich auch immer mit dabei. Mit ein paar Pflastern, Verbandsmaterial und Co. Neben Wärme- bzw. Nässeschutz darf natürlich Sonnenschutz auf keinen Fall fehlen, eine kleine Sonnencreme befindet sich immer im Rucksack. Zu Hause werden die Beine mit Insektenschutz (Stichwort Zecken) eingerieben und eine Runde Sonnencreme aufgetragen. Zusätzlich schütze ich das Oberstübchen mit einem Tuch bzw. Buff, manchmal auch mit einer Kappe.
Unbedingt einzupacken: Ausreichend Flüssigkeit! Meistens sind es bei mir zwischen 0,7 und 1,4 Liter. Ich habe mittlerweile mehrere leichte Alu- bzw. wiederauffüllbare Plastiktrinkflaschen, in die ich zu Hause Wasser fülle. Zusätzlich gebe ich häufig eine Vitamin- oder Magnesiumtablette mit rein, vor allem wegen des Geschmacks, und ab und an schadet das ja auch nicht. Auf einigen Strecken findet Ihr Quellen zum wieder befüllen Eurer Flaschen, vor allem in den Bergen. Was ich noch immer mitnehme ist eine Powerbank inkl. Ladekabel, (das Smartphone müssen wir ja wahrscheinlich nicht extra erwähnen), ein kleines Taschenmesser und Verpflegung, auch wenn man eigentlich eine Einkehr in einem Gasthof einplant, ein bisschen Proviant sollte man immer dabei haben, sowie Bonbons. Die sind super zwischendurch, wenn man das Gefühl hat, der Blutzuckerspiegel wandert in den Keller oder man braucht einfach einen kleinen süßen Schub zwischendurch.
Zwar nicht nötig, aber ich habe mir vor einiger Zeit eine GPS-Outdooruhr angeschafft, mit der ich u.a. die Strecke tracken kann, aber auch einen Geschwindigkeits- und Höhenmesser integriert habe. Etwas für die Statistikfans unter Euch. Kommen wir zum
Bergwandern:
Im Grunde wird das gleiche mitgenommen, wie bereits bei der Tagestour erwähnt. Allerdings sind hier feste/hohe Wanderschuhe Pflicht. Weiter „unten“ müssen es nicht unbedingt hohe (= über den Knöchel gehende) Wanderschuhe sein. Der Vorteil bei hohen Schuhen ist der bessere Halt, falls es doch einmal über eine Wurzel und/oder größere Steine geht. Was ich noch mitnehme, weil man in den Bergen nie weiß, wie schnell das Wetter umschlägt, ist eine Regenhose. Ist aber keine Pflicht, die Regenjacke ist wichtiger. Je nach Tour und Jahreszeit packe ich mir sogar noch eine Stirnlampe in den Rucksack. Draußen kann es nämlich verdammt schnell dunkel werden, falls man für eine Strecke doch mal etwas länger braucht, als veranschlagt. Danach kommen wir in den Bereich des
alpinen Bergwanderns:
Nun geht es noch höher hinauf, die Pfade werden enger und steiniger. Auch hier gelten wieder die gleichen Regeln wie oben erwähnt. Aber zusätzlich gibt es den ein oder anderen zu beachten. Neben den festen/hohen Bergschuhen (das ist wirklich zusammen mit der Wasserflasche das Wichtigste beim Wandern überhaupt) sind Teleskopstöcke sehr sinnvoll. Früher dachte ich „hey, das geht locker auch ohne“, doch heute sieht die Welt etwas anders aus. Vielleicht liegt es am Alter?! Bergab sind Teleskopstöcke aber eine große Hilfe. Ansonsten ändert sich beim alpinen Bergwandern noch nicht so viel, außer es geht in den Bereich der Gletscher. Dann kommen wir in den Bereich der
Hochtouren:
Ohne steigeisenfeste Bergschuhe geht hier gar nichts, da wir uns schließlich im Hochgebirge und zum Teil auch auf Schnee bzw. Eis befinden. Zumindest solange, wie wir Menschen dies noch zulassen – aber das ist wieder ein anderes Thema. Ob Eure Schuhe für Steigeisen geeignet sind, wisst Ihr, wenn Ihr das planen sollt, wahrscheinlich selbst, ansonsten erkundigt Euch auch hier im Fachhandel.
Sonnenschutz ist auch oder ganz besonders in Gletscherregionen Pflicht, immer lieber etwas mehr auftragen als zu wenig. Und bitte auch an die Stellen denken, die normalerweise nicht unbedingt der direkten Sonne ausgesetzt sind, Schnee und Eis spiegeln auch an solche Stellen zurück. Außerdem sollet Ihr unbedingt eine gute Sonnenbrille oder sogar eine Gletscherbrille mitnehmen. Wenn schon steigeisenfeste Bergschuhe, dann dürfen die passenden Steigeisen natürlich nicht fehlen. Diese kann man häufig beim DAV oder Bergführern vor Ort ausleihen. Für solche Hochtouren benötigt Ihr zudem einen Klettergurt, bei anspruchsvollen Strecken auch einen Helm und Eispickel. Ein weiterer nützlicher Gegenstand ist ein Biwaksack, also falls man doch mal in eine Notsituation geraten sollte.
Natürlich fehlen in meiner Aufzählung noch einige Dinge wie z. B. Seil, Karabiner usw. Diese habe ich bewusst nicht aufgezählt, denn so ganz pauschal kann man das nicht empfehlen, z.B. werden manche Gegenstände pro Seilschaft nur einmal benötigt und für mich gilt: Ohne erfahrenen Bergführer begebe ich mich nicht auf solche Hochtouren. Der Bergführer hat eine spezielle Ausbildung, ist immer auf dem neuesten Stand, was Technik und Material betrifft, und kennt die Region sehr gut. Somit ist für mich ein gewisses Grundvertrauen bereits im Vorfeld vorhanden und er empfiehlt dann ggf. noch das ein oder andere mitzunehmen.
Je nach persönlichem Geschmack ist die Liste selbstverständlich individuell erweiterbar. Eine Kamera, falls gewünscht, mir reicht bei den meisten Touren mein Smartphone für Fotos völlig aus. Stichwort: Nutzen vs. Gewicht. Falls eine Hüttenübernachtung bei der Tour inkludiert ist, darf natürlich der Hüttenschlafsack und ein paar leichte Hüttenschuhe nicht fehlen. Zumindest war dies VOR Corona der Fall. Mittlerweile ist eine Maske, ein „normaler“ Schlafsack und sogar ein eigener Bettbezug notwendig. Am besten also vor der geplanten Hüttenübernachtung informieren.
Konkret – so könnte der Rucksack aussehen:
Erste Hilfe und Biwaksack ganz nach unten. Bisher habe ich beides noch nie benötigt, was hoffentlich auch so bleiben wird. Aber sicher ist sicher! Bei mehrtägigen Touren wird Wechselwäsche, Waschzeug und Hüttenschlafsack darüber verstaut. Wechselwäsche und Waschzeug hatte ich bei der Planung extra nicht erwähnt, da es selbstverständlich sein sollte. Trinkflasche(n) oder -blase kommen direkt griffbereit an den Rücken bzw.an die Außenseite. Einige Rucksäcke verfügen über Vorrichtungen für eine Trinkblase, für die, die das System gerne mögen. Gurt, Seil und Sicherungsmittel (falls vorhanden) nah am Rücken. Darüber kommen dann Jacke, Mütze und Handschuhe. Ein Regenschauer und damit einsetzende Kälte können schnell kommen. Deshalb Regenzeug lieber griffbereit verpacken. Kleinere Dinge wie Riegel, Karten, Sonnencreme oder auch das Handy werden bei mir dann in der Deckeltasche verstaut. Achtung: Deckeltasche nicht überladen. Auch die Steigeisen sollten IM Rucksack getragen werden. Am besten hier auch eine spezielle Tasche als Schutz benutzen.
Eine kleine Plastiktüte schadet nie. Zum einen kann man nasse Kleidung verstauen und/oder Müll zentral lagern, um diesen natürlich wieder mit ins Tal zu nehmen. Hört sich im ersten Moment nach einer enormen Packliste und viel Gewicht an, aber das täuscht, so schlimm ist es gar nicht, weil man sich ja auf das Nötigste beschränkt und die meisten Dinge leicht sind.
Übrigens erkennt man meist an den Schuhen und/oder am Rucksack, ob ein Wanderer auf der ausgewählten Tour richtig ist, oder doch lieber im Tal bleiben sollte. So kamen uns auf einer langen, mehrstündigen (8h) Tour mit leichten Kletterpassagen am Gipfel mal ein Pärchen mit offenen Sandalen („Ölbergschlappen“) entgegen. Nein, sie kamen weder aus der Region noch kannten sie sich in den Bergen aus. Auf einer mehrtägigen Hüttentour trafen wir außerdem mal eine Gruppe, die Brettspiele, Bücher (Hardcover) und große Tupperdosen mit sich rumschleppten. Kann man ja machen, muss man aber nicht. Von daher schaut, was Euch wichtig ist, denn im Endeffekt muss jeder selber schauen, was er braucht, das kann individuell natürlich immer etwas anders aussehen.
P.S. Für ein paar Ersatz-Schnürsenkel sollte immer Platz sein (…und da spreche ich aus Erfahrung).
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Interessanter und aufschlussreicher Artikel über den „Wanderrrucksack“. Ich denke, ich werde künftig 2-3 Dinge mehr mitnehmen. Danke für die Tipps