Sonnenaufgang auf der Kaunergrathütte im Pitztal

Also weiter im Text mit der Bergtour zur Verpeilspitze. Im ersten Post zur Pressereise ins Pitztal hatte ich Euch bereits vom Cottbuser Höhenweg berichtet. Ziel war die Kaunergrathütte, wo eine Übernachtung geplant war, bevor es dann weiter auf die Verpeilspitze gehen sollte. Wir hatten die Hütte jedoch noch nicht erreicht, als es passierte.
Stellt es Euch so vor: Die Hütte fast schon in Sichtweite, das weitläufige Kar, der schmale Weg, das Hochgebirge. Und zack, von (fast) einem Meter auf den nächsten herrschte bei mir akuter Sauerstoffmangel. Was war das denn? Warum fiel die Atmung so derart schwer? Nicht, dass ich mitreden kann (zum Glück), aber es fühlte sich so an, als hätte ein Lungenflügel die Arbeit komplett eingestellt und der zweite arbeitete nur noch zu 50%. Ich drosselte das Tempo, doch die Atmung wurde nicht besser. So dass nur noch eine Rast helfen konnte. Gesagt getan und ein paar Minuten ruhig durchgeatmet. Dabei habe ich etwas Flüssigkeit zu mir genommen und den Kreislauf versucht mit Traubenzucker in Schwung zu bringen. Quasi als Notfallmaßnahme. Doch auch das half nur äußerst kurzfristig. Das Atmen fiel weiterhin sehr schwer und dann machten sich auch noch leichte Kopfschmerzen breit. Erster Gedanke „F*ck, was soll diese Kacke – noch nicht einmal ganz die 3000m erreicht“. Doch mein Körper schien in eine andere Richtung zu wollen. Fredl, einer unserer Bergführer, und Matthias vom Wanderkurier blieben an meiner Seite. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön für die Unterstützung!

Das war sie also, diese Höhenkrankheit. Zumindest die ersten Anzeichen davon. Auch wenn wir uns „nur“ auf ca. 2600m befanden, so hat es mich doch das erste Mal überhaupt in den Bergen zerrissen. Eine sehr ungewohnte Erfahrung, aber das kann unter verschiedenen Voraussetzungen vorkommen. Zum Beispiel auch, wenn man früher in den Bergen war und dann einige Jahre pausiert hat, zu schnell aufsteigt und nicht ausreichend akklimatisiert ist.
Einmal ist immer das erste Mal. Das brauche ich zwar nicht nochmal, aber lieber im Beisein der erfahrenen Bergführer, als alleine auf dem Weg zum Similaun. Der ja übrigens auch noch auf mich wartet. Anyway, der Point of no Return war überschritten, die Hütte in Sichtweite, der Weg nach unten zu lang. Also weiter nach oben, ganz langsam und mit zahlreichen Pausen bis zur Kaunergrathütte. Ab diesem Zeitpunkt war von Genuss der schönen Landschaft leider nicht mehr viel übrig, denn das einzige Ziel war Ankommen an der Hütte. „Und wenn ich auf allen vieren da oben eintreffe…“ war mein Gedanke, denn jeder Schritt war Quälerei. Zum Glück war es dann irgendwann auch geschafft!

Weg zur Kaunergrathütte im Pitztal

Kaunergrathütte im Pitztal

Erst einmal ankommen, Schuhe aus und den Zuckerhaushalt auf Vordermann bringen. Später noch das Lager beziehen und in der Runde lecker esse. Mein Körper war doch relativ schnell wieder auf halbwegs normalem Level. Daher hatte ich auch die Muße, den Sonnenuntergang zu genießen.

Sonnenuntergang auf der Kaunergrathütte im Pitztal

Schon im Vorfeld hatte ich mich gefreut, endlich mal wieder auf einer Hütte zu schlafen. Es ist schon etwas ganz Besonderes in den Bergen zu übernachten. Und es hat sich gegenüber früher einiges getan an Komfort. Die Betten- bzw. Matratzenlager haben ein besonderes Flair und sind für Übernachtungen im Rahmen einer Bergtour super und mehr als ausreichend. Die Mahlzeiten auf der Hütte sind ein Gedicht! Und das sage ich jetzt nicht nur aufgrund meiner körperlichen Verfassung. Wenn man zudem noch beachtet, dass das ganze Material per Helikopter oder (notfalls) zu Fuß auf diese Höhe gebracht werden muss, wird einem erst einmal so richtig bewusst, was es für eine Leistung ist, so eine Hütte zu managen. Das Schöne ist, dass die überwiegende Anzahl an Gästen das auch zu schätzen weiß und gerade deswegen vermutlich auch gerne auf Hochgebirgshütten nächtigt bzw. speist.
Ich werde Euch demnächst mal einen Blogpost dazu verfassen, was man für eine Hochgebirgstour mit Hüttenübernachtung braucht. Gut Ding will aber schließlich Weile haben.
Kommen wir erstmal zurück zur Kaunergrathütte und der Verpeilspitze. Am nächsten Morgen wartete vor dem leckeren Frühstück noch ein schöner Sonnenaufgang auf uns. So, wie man ihn nur nach eine Hüttenübernachtung genießen kann.

Sonnenaufgang auf der Kaunergrathütte im Pitztal

Sonnenaufgang auf der Kaunergrathütte im Pitztal

Aufstieg zur Verpeilspitze im Pitztal

Aussicht auf dem Weg zur Verpeilspitze im Pitztal

Die Kaunergrathütte im Pitztal von oben

Zwar war die Nacht gut und mein Körper fühlte sich wieder fitter an, doch nach dem gestrigen Tag und der milden Höhenkrankheit schraubte ich mein persönliches Ziel runter. Ich entschied mich, nicht bis ganz oben auf die Verpeilspitze mit zu gehen, wollte aber auf jeden Fall noch die 3000m Marke erreichen. Das waren von der Hütte aus noch 200 Höhenmeter, aber trotzdem anstrengend, und ich war froh, als ich es geschafft hatte. Die Entscheidung, anschließend umzudrehen, war definitiv die richtige. Der weitere Weg zur Verpeilspitze wäre in meiner Verfassung schlichtweg unmöglich bzw. nur sehr schwierig gewesen. Auf den letzten Metern zur Spitze geht es über ausgesetzte Passagen, viel Geröll, Steige und Kletterei bis Stufe II+. Für mich hieß es daher zurück zur Hütte und auf die anderen warten. Vielen Dank auch, lieber Körper!
Nach einer Weile kam Wolfgang, unser Naturparkführer, mit einem weiteren Teilnehmer unserer Runde ebenfalls zurück und wir machten uns gemeinsam an den Abstieg. Wolfgang lief wieder zur Höchstform auf, er sammelte Blumen und Kräuter, um diese bei einer kleinen Rast zu beschreiben und erklärte und zeigte alles, was uns interessierte. Das Wetter war mittlerweile auch nur noch traumhaft und der Körper spielte wieder mit. Somit ging eine herrliche Hochgebirgstour im Pitztal gut zu Ende. Und das trotz der „kleinen“ Lappalie.

Abstieg von der Verpeilspitze im Pitztal

Abstieg von der Verpeilspitze im Pitztal

Kräuterkunde mit Wolfgang Schranz im Pitztal

Der Rest der Truppe hat noch das obligatorische Gipfelfoto auf der Verpeilspitze geschossen und kam dann geschafft, aber begeistert, zurück. Zum Schluss bin ich Euch noch eine Erklärung schuldig, warum die Verpeilspitze eigentlich Verpeilspitze heißt. Es hat nicht mit „Verpeiltheit“ zu tun. Sondern kommt aus dem rätoromanischen und bedeutet soviel wie „verborgenes Tal“ und „schwer erreichbar“.

Alles in allem eine toll organisierte Tour, eine herrliche Gegend und der ein oder andere Gipfel im Pitztal, dem „Dach Tirols“, wartet halt nun noch ein bisschen länger auf mich.

 

In Kooperation mit dem Pitztal – Danke!

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2 Responses

  1. Moin Heiko,

    yo, das war eine satte Tour und hochbekommen haben dich auch.
    Ich wünsche viel Gesundheit und Glück bei deinen kommenden Bergtouren.

    Liebe Grüße aus Oldenburg,
    Matthias

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