Churfranken hat einiges zu bieten, nicht nur Burgen, Kapellen, Ruinen und historische Häuser. Das Motto bzw. die Einladung der Region ist „Leben sie langsam“ und das sollte bei einem Urlaub hier idealerweise verinnerlicht werden.Langsamkeit kann nämlich einen Gewinn an Genuss, Staunen, Intensität und Glückbedeuten, wie das Team von Churfranken-Tourismus erklärt. Und ja, es ist etwas dran. Wir alle haben doch im Alltag zu viel Stress: Dort noch schnell etwas organisieren, hier noch schnell zu einem Termin rennen. XY muss noch fertig werden und schon klingelt wieder das Telefon. Sobald der Urlaub da ist, wird Zeit benötigt, um runter zu fahren. Das geschieht nicht einfach so, sondern auch die Umgebung muss passen. Und genau DAS ist in Churfranken der Fall, hier kann man herrlich entschleunigen. Langsam ist nämlich eine (die eigene) Haltung. Was aber nicht heißt, dass man nicht die ein oder andere Aktivität angehen kann.
Was beim Thema Genuss in Franken nicht fehlen darf, ist das Thema Wein. Und zum Wein gibt es in Churfranken die ein oder andere Besonderheit. So zum Beispiel unterhalb der Clingenburg. Hier befinden sich Reben, die z.T. von der Familie Stritzinger bebaut werden. Sie bewirtschaften das sogenannte „Kirchenstück“, das direkt über der Kirche gelegen ist, um daraus Messwein zu produzieren. Nicht umsonst dürfen sie sich „vereidigter Messweinlieferant“ nennen. Und das schon seit 2001. Da wir bei der Clingenburg waren, ließen wir es uns nicht entgehen, im Weinberg einen Schluck des Weins zu probieren.
Insgesamt befinden sich die 2 Hektar des Kirchenstücks in Terassensteillagen und die Pflege erfolgt zu 100% in Handarbeit. Neben den Trockenmauern (ein Lebensraum für Eidechsen und Co.) befindet sich im Weinberg 100% Dauerbegrünung. Das hat mit dem Wein in erster Linie zwar nicht viel zu tun, aber die Natur freut sich. Ein Punkt für die Biodiversität. Mittlerweile arbeitet jeder 8. Betrieb nach ökologischen Vorgaben und die Zahlen werden, dank Förderungen, sicherlich weiter steigen. Soweit so gut, hier in Churfranken ist das seit Mitte der 80er Jahre schon der Fall. Und ganz unabhängig davon schmeckt der Wein auch sehr gut!
Wenn wir schon beim Wein sind, kann ich Euch das Weingut Helmstetter mit zugehörigem Hotel „Main Vinotel“ empfehlen. Bei der Familie Helmstetter, die bereits in 4. Generation tätig ist, wird seit ca. 1900 Wein angebaut, seit 2009 am jetzigen Standort. Neben der Rebsorte Sauvignon Blanc findet man bei ihnen auch Grauburgunder, Weiß- und Rotwein werden zu je 50% angebaut. Wir hatten die Möglichkeit, im Rahmen der Pressereise die „heiligen Hallen“ anschauen. Wobei es zur Zeit meines Besuchs im August noch recht ruhig war, denn die Trauben mussten noch etwas reifen. Das dürfte aktuell, zur Hochsaison der Weinlese, sicherlich ganz anders aussehen.
Im Vinotel kann man Urlaub direkt beim Winzer machen und ich habe hier echt gut geschlafen. Das lag vielleicht mit daran, dass im Zimmer Spessarteiche verbaut wurde. Sowohl bei den Möbeln als auch beim Fußboden. Als alter Spessarter weiß man, dass es kaum besser geht und fühlt sich natürlich gleich wohl! Aber es sind auch die vielen Kleinigkeiten, auf die die Winzerfamilie Wert legt, und die den Wohlfühlcharakter ausmachen. Radfahrer sind hier selbstverständlich ebenfalls Willkommen – im Keller befinden sich Ladestationen für (mindestens) 15 E-Bikes.
Generell muss ich sagen, dass Churfranken sehr radfahrerfreundlich ist. Wir waren im Rahmen unserer Pressereise selbst mit dem Radl unterwegs, um die Burgen und Ruinen zu erkunden. Genauer gesagt sind wir von Freudenberg am Main (bereits in Baden-Württemberg gelegen) bis nach Klingenberg am Main gefahren und dann die halbe Strecke zurück nach Großheubach. Insgesamt ca. 35km und (fast) immer schön am Main entlang. Wer ohne Bike vor Ort ist, dem ist schnell geholfen. An verschiedenen Stationen, wie z.B. im Radlereck, kann man sich in Churfranken Räder ausleihen. Als kleine Info: Am Wochenende könnte es am Main recht voll werden. Wer also Zeit hat, ruhig einmal in der Woche herkommen und die schöne Gegend erkunden. Aber nicht nur die Genussradler kommen auf ihre Kosten, dank der Mittelgebirgslage mit Odenwald und Spessart können sich die MTBler auch ordentlich austoben. Und mit etwas Glück führt mancher Wege an einer der bereits erwähnten Burgen/Ruinen vorbei. Somit ist für jeden Radlertyp etwas geboten.
Wer sportelt, muss die verlorenen Kalorien natürlich wieder auffüllen! Nur mit Wein allein ist dies etwas schwierig(er). Ein leckeres Essen dazu ist sinnvoll. Und das ist an sehr vielen Ecken in Churfranken möglich. Zu empfehlen sind auf jeden Fall die Häckerwirtshäuser. Wer diese noch nicht kennt, hier handelt es sich um lokale Weinhändler, die Essen und Trinken nur zu bestimmten Zeiten im Jahr anbieten und dann ihren Hof, ihren Ausschank oder ihr Weingut öffnen. Die Winzer sprechen und wechseln sich mit ihren Öffnungszeiten ab, für einen guten Überblick sorgt hier der Häcker-Kalender. Regionaler und authentischer geht es kaum.
Eine weitere Empfehlung, welche ich uneingeschränkt aussprechen kann, ist das Gasthaus zur Krone in Großheubach. Die Inhaber Ralf und Niki Restel sind einfach super und ergänzen sich wunderbar. Ralf steht in der Küche und zaubert aus regionalen und saisonalen Zutaten leckere Speisen. Niki serviert dazu den richtigen Wein und/oder das richtige Bier. Ein Traum! Als wir in die Küche schauen durften, stand für den nächsten Tag Reh auf dem Programm. Das wäre ein besonderer Genuss gewesen, doch leider ging es für mich an dem Tag schon wieder nach Hause. Aber auch ohne das Reh hatten wir ein sehr leckeres Menü mit den passenden Weinen und als Abschluss einen Eisbock aus der Brauerei Faust.
Besagte Brauerei schauten wir uns am letzten Tag der Pressereise an. Für uns ging es in die Innenstadt des schönen Städtchens Miltenberg. Hier lohnt sich eine Stadtführung definitiv, u.a. durch das „Schnatterloch“ auf den historischen Marktplatz. Der umgeben ist von schönen Fachwerkhäusern und dem Marktbrunnen aus dem Jahr 1583 aus rotem Sandstein. Und wenn Ihr in Miltenberg seid, macht auch eine Führung durch die Brauerei Faust mit. Diese befindet sich quasi im Herzen von Miltenberg und braut sehr leckeres Bier. Es hat sich einiges getan seit meinem letzten Besuch. So wurde in neue Tanks investiert, die sich sehr gut integrieren und auf denen der Gast (im Rahmen einer Brauereiführung und/oder beim selbst Brauen) „sein“ Bier verköstigen kann. Noch dazu mit einem tollen Blick auf die Altstadt. Also top gemacht! Selbstverständlich ist das Bier wirklich zu empfehlen, aber das versteht sich eh von selbst, sonst würde ich es gar nicht hier erwähnen.
Kommen wir noch einmal zurück zu den Burgen in Churfranken. Diese wurden in der Regel an strategischen Punkten errichtet. Entweder an Handelswegen, beliebten Straßen oder Wasserlinien. Denn zur damaligen Zeit bestand das heutige Deutschland bekanntermaßen aus vielen kleinen Staaten bzw. Fürstentümern (ähnlich der heutigen Tarifzonen im öffentlichen Nahverkehr) und so mussten Händler immer Abgaben/Zoll zahlen. Um den Forderungen Nachdruck zu geben und um sich selbst zu schützen, wurden an strategischen Punkten Burgen errichtet. Und auch früher war die Aufklärung das A und O der Kriegsführung – man musste schließlich wissen, wann, aus welcher Richtung und mit welcher Stärke der Feind anrückt. Und sobald eine Gefahr eintraf, musste man seinen Nachbarn (mit dem man hoffentlich befreundet war) informieren. Was per Feuer und/oder Reiter passierte. So zumindest die Kurzform der Geschichte. Von daher liegen entsprechend einige Burgen wie an einer Schnur aufgereiht. Um dies deutlich zu sehen, ging es zum Flugplatz Mainbullau. Mit Peter Duffeck, seines Zeichens Fluglehrer und Pilot, ging es in die Luft. Und von oben betrachtet sieht man sofort die strategischen Lagen der Burgen.
Ein Flug über Churfranken ist sicherlich ein besonderes Urlaubshighlight. Also nicht nur wegen der Burgen bzw. der tollen Übersicht, sondern weil es einfach ein richtig schönes Erlebnis ist. Noch dazu ist Peter ein sehr (!) erfahrener Pilot. Wer es etwas abenteuerlicher mag, es sollen auch Fallschirmsprünge möglich sein. Aber da bin ich der falsche Ansprechpartner – (aus Gründen).
Es war eine sehr schöne Reise nach Churfranken. Herrliche Landschaft, vielfältige Aktivitäten und Genuss, der nicht zu kurz kommt. Trotz Pressereise kam es mir fast wie Urlaub vor. Was vielleicht auch am Motto liegt: Leben sie langsam.
Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team von Churfranken und allen Beteiligten, die diese Erlebnisse ermöglicht haben.
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