Schafe auf der Insel Texel

Radfahren, Robben füttern, Sturm erleben und vieles mehr stand auf unserem Programm beim Besuch der niederländischen (Lieblings-)Insel Texel. Nachdem wir im letzten Jahr erneut vor Ort waren und uns es noch immer sehr gefällt, planten wir auch 2023 einen Besuch. Den geeigneten Zeitpunkt zu finden, stellte sich in diesem Jahr etwas schwieriger dar. Entweder ist das Jahr zu kurz oder es sind einfach zu viele Termine. Anfang Oktober wurde aber noch ein freier Termin gefunden und nach kurzer Abwägung gebucht. Wobei „freier Termin“ als Selbstständiger relativ ist, aber das ist ein anderes Thema. Kurze Abwägung deshalb, weil wir zu der Jahreszeit bisher noch nicht vor Ort waren, kein Sommer mehr herrscht und das Wetter ggf. ziemlich herbstlich sein könnte. Aber das schreckte uns nicht ab.

Warum wieder Texel? Gute Frage. Für uns gab es in der Vergangenheit immer wieder neue Ecken zu entdecken, so dass es nie langweilig wurde. Die Insel ist sehr vielseitig und hat – gerade zu unterschiedlichen Jahreszeiten – einiges zu bieten. So waren auch unsere Erwartungen an den Urlaub im Oktober. Spoiler: Die Erwartungen wurden mehr als übertroffen.

In der Vergangenheit erfolgte unsere Anreise sowohl mit dem Auto oder auch via Bahn. Zeitlich macht es normalerweise keinen großen Unterschied. Ebenso halten sich die Gesamtkosten bei einer Bahnfahrt (2 Personen) im Rahmen, vorausgesetzt man bucht früh genug. Wir entschieden uns dieses Mal für das Auto, vor allem aufgrund des unabwägbaren Wetters vor Ort. Wie immer wurde das Fährticket bei TESO im Voraus gekauft und dank Kennzeichenerkennung erfolgt die Abwicklung in Den Helder total reibungsfrei. Zur Info: Bei der Einfahrt rechts halten. Übrigens ist die Fahrkarte immer eine Hin- und Rückfahrkarte. An Tagen, an denen viele Gäste erwartet werden, fährt die Fähre zweimal pro Stunde. So auch bei uns, da in Nordrhein-Westfalen Herbstferienbeginn war. Normalerweise versuchen wir antizyklisch zu den Ferienzeiten zu reisen, obwohl sich die Urlauber auch in den Ferienzeiten erfahrungsgemäß gut verteilen.  

Unsere Unterkunft lag im nördlichen Teil der Insel, genauer gesagt unweit von De Cocksdorp. Und grundsätzlich hatten wir keine groß geplanten Aktivitäten. Treiben lassen und genießen war das Motto. So auch am Ankunftstag. Nach der Anreise trieb uns der Hunger raus. Ein kurzer Fußweg später und schon bestellten wir am Imbiss Lange Ben einen Fischsnack inkl. Selfmade Pommes. Wer in der Nähe ist und etwas Hunger verspürt, dem kann ich den Langen Ben wirklich sehr ans Herz legen. In De Cocksdorp befindet sich noch ein Supermarkt, das Vogelinformationszentrum, ein Fahrradgeschäft und einiges mehr. Nach Rücksprache mit den ortsansässigen Meteorologen (= heißt, wir schauten in den Wetterbericht der kommenden Tage) war die erste „richtige“ Amtshandlung vor Ort: Zum Fahrraddealer des Vertrauens und Räder für die nächsten Tage ausleihen. Angeblich sollte es während unseres Aufenthaltes nur einmal regnen. Und bekanntermaßen verhält sich das Wetter am Meer ähnlich zu den Bergen. Wenn es einmal regnet, dann meistens kurz. Außerdem sind wir schließlich nicht aus Zucker.

Wie mittlerweile jedem bekannt sein dürfte, sind die Radwege auf Texel ein Träumchen. Außer man fährt pfeifend um die berühmte „Fasanenkurve“ <- sorry, ist ein Insider.
Getreu dem Motto ging es am nächsten Tag auf der Watt-Seite größtenteils auf dem Deich nach Oudeschild bzw. in den gleichnamigen Hafen. Um was zu tun? Nein, nicht um ein Fischbrötchen zu essen (später), sondern um einen klassischen Südwester zu kaufen! Endlich kann ich mich stolzer Besitzer eines Südwesters nenne – endlich! Nach dieser grandiosen Errungenschaft (ja, ich freue mich wirklich) verfolgten wir weiter unser Motto, radelten vorbei an hungrigen „Hast du Löwenzahn-“ Schafen, ergatterten ein leckeres Krabbenbrötchen und stiefelten barfuß durch die Brandung der Nordsee. Herrlich!

Auch am nächsten Tag ging es, nach einem ausgiebigen Frühstück, auf die Räder. Das Urlaubsmotto blieb und so stand „nur“ das Naturschutzgebiet De Slufter auf dem Programm. Wir waren in der Vergangenheit schon mal dort und es ist immer wieder schön. Bei De Slufter handelt es sich um eine große Salzwiesenfläche, welche bei Stürmen voller Wasser läuft. Dann ist das Betreten natürlich nicht möglich. Ansonsten sind ein paar Wege vorhanden und man bekommt einen sehr guten Eindruck zur Landschaft. Noch dazu bekommt man einige Vögel auf Nahrungssuche zu sehen. Selbstverständlich mit einem gewissen Abstand, um sie nicht zu stören. Finde es aber immer wieder faszinierend, welch „neue“ Vögel in den unterschiedlichen Jahreszeiten zu sehen sind. So waren es im Oktober wieder ganz andere als bei unserem letzten Besuch im Juni. Apropos, entweder ein Fernglas mitbringen oder vor Ort ausleihen, lohnt sich! Wobei einige Vögel, wie z.B. die Löffler, auch gut mit bloßem Auge zu erkennen und beobachten sind. Den weiteren Tag verbrachten wir radfahrend, schauten noch kurz bei den Eseln (Postweg 17, De Cocksdorp) vorbei und versorgten sie mit etwas Löwenzahn. Selbstverständlich durfte ein Gang (bzw. Fahrt) zum Meer nicht fehlen. Auf den kommenden Tag freute ich mich besonders, aber hier erst einmal die Bilder von Tag 2:

An Folgetag war das Wetter wechselhaft und auch etwas windig. Was macht man dann am besten? Genau, Richtung Strand und sich ordentlich durchpusten lassen. Wie schön, dass bei so einem Wetter nur wenig Menschen unterwegs sind. Also noch weniger als sonst. Gerade wenn man ein paar Schritte weiter als „normal“ geht. Dann könnte es nämlich auch sein, dass sich eine Robbe in Sichtweite begibt und neugierig zwischen den Wellen umherschaut. So geschehen. Leider war die Kamera zu Hause und somit gibt es kein (scharfes) Bild. Nach dem Spaziergang ging es in den Strandpavillon Kaap Noord auf einen Kaffee Juttertje (Kaffee mit regionalem Kräuterbitter) zum Aufwärmen und danach leckere Muscheln. Und nun die Auflösung zur angekündigten Vorfreude: Am späten Nachmittag ging es zum Ecomare. Das Naturkundemuseum beinhaltet bekanntlich eine Vogel- und Seehundauffangstation oder umgekehrt. Hier hatten wir eine VIP-Tour mit Blick hinter die Kulissen gebucht. Wir hatten Glück, dass die Führung in unserem Zeitraum überhaupt angeboten wurde. Das ist nämlich nicht immer der Fall. Wie wir später erfuhren, macht es nur zwischen den Robben/Seehund-Nachwuchs-Zeiten Sinn. Einfach weil die Tierpfleger und Tierpflegerinnen sich sonst um die Tiere kümmern müssen und mehr als genügend zu tun haben. Wir trafen uns nach der regulären Öffnungszeit am Eingang mit der Tierpflegerin und unsere Kleingruppe (insgesamt 6 Personen) war startklar. Zur Info: Die Gruppengröße beträgt maximal 8 Personen. Da den meisten Besuchern die Robben ans Herz gewachsen sind, wird dazu auch dementsprechend viel erklärt. Gleich darauf wurde ein Eimer voller Fisch geschnappt und es ging hinaus zu den dauerhaft hier lebenden Robben. Einige sind blind oder eine hat eine angeborene Herzschwäche. Deshalb können sie nicht mehr ausgewildert werden. Wusstet ihr, dass Robben in Sachen Fisch wählerisch sind? Das konnte wir selbst erleben, als einer Robbe Matjes angeboten wurde. Da sie bekanntermaßen nicht reden können, würde ich den Gesichtsausdruck mit den Worten „Matjes? Sach‘ mal, was will ich denn damit? Ich weiß ganz genau, dass da hinten noch Hering im Eimer ist!“  übersetzen. Natürlich war der Eimer schnell leer. Dies wurde durch Klopfen signalisiert (damit es auch die blinden Robben mitbekommen) und zack, ging es für alle (also die Robben) wieder zurück ins Wasser. Nicht ohne noch die benachbarten (und fordernden) Kegelrobben zu füttern, ging es für uns wieder nach drinnen. Vorbei am kleinen „Job“ (ein Heuler, der mittlerweile wieder in die Freiheit entlassen wurde) wurden wir zur Vogelvoliere geführt. Dort sind u.a. Basstölpel beheimatet. Spannend! Faszinierend auch die verschiedenen Aquarien mit den Bewohnern aus der Nordsee. Also für mich am faszinierendsten waren die Seeanemonen. Die kleinen Tiere sehen so harmlos aus, haben es aber faustdick hinter den Fühlern. Toll! Die Zeit verging wie im Flug und nach einem kurzen Blick in den Technikraum mussten wir uns leider wieder verabschieden. Ihr solltet diese Führung auf jeden Fall auf dem Schirm haben, denn sie ist sehr zu empfehlen! Und Ihr unterstützt damit die Arbeit des Ecomare.

In den nächsten Tagen war (wieder) stürmisches Wetter angesagt. Ein Traum für Seebären. Also ging es raus in die Natur und wir stiefelten durch De Muy (Nationalpark und im Gegensatz zu De Slufter ohne Anbindung an das Meer) und ließen uns am Strand so richtig durchpusten. Sandpeeling inklusive. Sich treiben lassen gehört zu einem Urlaub einfach dazu, ebenso wie auf das Bauchgefühl hören. Um ein Beispiel zu nennen: An einem Nachmittag radelten wir durch De Waal (kleinstes Dorf der Insel) und stoppten bei Hotel Brasserie Rebecca, um einen Kaffee und selfmade Apfelkuchen zu essen/trinken. Gemütlich, sehr lecker und aus dem Bauch heraus wurde einfach ein Tisch für das Abendessen reserviert. Und was soll ich sagen – wir wurden nicht enttäuscht. Wir bestellten das 4-Gänge-Überraschungsmenü und es war einfach mega! Absoluter Restauranttipp! Überrachungsmenüs liebe ich ja, das könnten ruhig mehr Restaurants anbieten. Warum auch nicht? In der Küche stehen in der Regel gelernte Köche, die Meister in dem sind, was sie tun. Sie wissen, was zusammenpasst und schmeckt. Und mit diesen Gedanken an das leckere Essen möchte ich den Blogpost von der schönen Insel Texel beenden. Mal schauen, ob es uns auch im nächsten Jahr wieder auf diese schöne Insel zieht.

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