Abgang zur Erasmuskapelle in Kempten

Nachdem wir uns im Rahmen unserer „Städte und Kultur“- Tour im Allgäu schon die Gründungsstätte Kemptens angeschaut hatten, ging es für uns direkt in die Stadt hinein. Wir starteten quasi „oben“ um uns bis ganz nach „unten“ vorzuarbeiten. Als Stichpunkt ist hier die unterirdische Erasmuskapelle zu erwähnen. Um die Stadt kennenzulernen, bietet sich eine Stadtführung ideal an und kann ich Euch nur ans Herz legen. Dort erfährt man doch Geschichten und Insidertipps, die man sonst überhaupt nicht mitkriegen.

Unser Tag stand ganz im Zeichen von Genuss und Handwerk. Gerade für den Advent eine tolle Kombination. Es ging zunächst in die Backstube der zwei Schwestern Moni und Elisabeth, um gemeinsam nach alten Rezepten zu backen. Die beiden haben einfach Bock zu backen, das merkt man sofort. Zu Beginn zu Hause nach den Rezepten von Oma und irgendwann wurden daraus Backkurse jeglicher Art und auch ein Backbuch haben sie bereits herausgegeben.
Bei „Omas Schätzen“ bin ich natürlich sofort mit dabei. Es standen „Apfelstrudel mit Vanillesoße“, „Zwetschgendatschi“ und „Marmorguglhüpfe“ auf dem Programm, wann immer es geht, mit saisonalen und regionalen Zutaten. Die Gruppen waren schnell eingeteilt und zack, die Zeit verging wie im Flug. Ok, wir dachten nicht an den Rum für unsere Marmorguglhüpfe, aber sonst lief alles ziemlich reibungslos. Die Vanillesoße kam gegen Ende auch noch dran, also auch kein Problem mit dem Rum, den ich halt einfach dort verarbeitete. Und zwischendurch naschen nicht vergessen – oberste Backregel überhaupt!

Die zwei Schwestern sind genial – erklären alles und lassen auch genügend Freiraum, um kreativ zu sein. So war es ein äußerst gelungener und leckerer Nachmittag und ein wirklich spaßiger Backkurs.
Kulinarisch ging es weiter. Wobei wir nach dem süßen Nachmittag erstmal gesättigt waren. Das legte sich zum Glück, denn am Abend ging es für uns zum Markenbotschafter und Sterne-Koch Christian Henze. Bzw. in seinen historischen Gasthof zum „Goldenen Fässle“, das wohl älteste Weinlokal in Kempten. Der urige Gasthof lädt sehr zum Verweilen ein. Und zum Genießen des mega-leckeren Essens. Und man kann hier evtl. schon einmal versumpfen, wenn man möchte, so gemütlich ist es. Glaube so kann man es am besten beschreiben.

Christian ist Markenbotschafter für die Region Allgäu. Das passt auch super zusammen, denn die Region hat kulinarisch so einiges zu bieten. Wer denkt nicht z.B. an Kühe, Käse und/oder viele weitere leckere Produkte? Der Sternekoch verkörpert daher genau den Punkt „Genusshandwerk“. Frische, regionale und saisonale Gerichte stehen ganz oben auf seiner Liste. So wie es eigentlich auch sein sollte und noch dazu sind er und seine Mitarbeiter einfach tolle Gastgeber. So ging unser ereignisreicher Tag zu Ende.
Wir übernachteten im „Bayerischen Hof” in Kempten, der zu den Historic Hotels International gehört. Die Geschichte des Bayerischen Hofs reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert, die Zimmer sind schön individuell eingerichtet und die Gaststuben echt urig. Außerdem liegt das Hotel idyllisch an der Iller und trotzdem nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt.

Handwerklich ging es auch am nächsten Tag weiter. Und zwar in Richtung Leutkirch. Genauer gesagt in das Glasmacherdorf Schmidsfelden. Quasi ein restauriertes Dorf mit Glashütte, Glasmuseum, Glasausstellungen, Werkstätten und vielem mehr. Historisch bedingt waren hier schon immer kleinere Glashütten ansässig und die alte Handwerkskunst hat sich wieder etabliert. Dort, genauer gesagt in der „Remise“, hatten wir eine Verabredung mit der Glasbläserin Gabriele Hummel und ihrem Mann.

Nach kurzer Einweisung bzw. über die Schultern schauen durften wir selbst ans Werk. Zum einen konnten wir Glasperlen selbst herstellen und durften uns später auch noch ans Glasblasen wagen. Persönlich hatte ich noch nie mit Glas gearbeitet und war somit auch sehr gespannt. Von der Temperatur des Brenners bis hin zur Koordination – „…als wenn du trommeln würdest“ – gab es einiges zu beachten. Noch dazu unterschiedliche Rohgläser und differenzierte Bewegungen im zähfliesenden Glas, gar nicht so einfach!

Mit dem nötigen Feingefühl klappte es und gefühlt ist auch ein schickes Schmuckstück entstanden. Auf Dauer könnte ich das allerdings nicht machen. Dafür fehlt mir einfach der Fisselfaktor bzw. ist mir das Arbeiten mit Glas dann doch zu filigran. Aber es war super spannend, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Noch dazu gibt es unzählige Möglichkeiten etwas aus Glas zu formen. Weiterer Pluspunkt: Es wird nicht kalt. 😉 Nein, ernsthaft… auch hier verging die Zeit viel zu schnell und ich hätte gerne noch mehr Dinge ausprobiert. Alleine mit den verschiedenen Gläsern, den unterschiedlichen Techniken oder einfach nur das persönliche Gefühl zu verbessern. Ein super spannendes Handwerk!

Schmidsfelden ist neben dem Glaserlebnis übrigens auch Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Glasmacherweg,  was – wie ich finde – ebenfalls sehr interessant klingt und vielleicht irgendwann einmal ausprobiert wird. Wir kehrten zum Abschluss im „Hirsch“ ein, einem Allgäuer Dorfgasthof wie aus dem Bilderbuch, und ließen uns dort die regionale Küche schmecken.

Wer im Advent (aber natürlich nicht nur jetzt) noch etwas Ruhe und Muße benötigt und vielleicht das ein oder andere handwerklich hergestellte Geschenk sucht oder sogar selber machen möchte, für den passt ein Besuch im Allgäu perfekt. Oder sich selbst eine Auszeit gönnen und einmal einen Hutmacher-/Back- oder Glasbläser-Workshop besuchen, auch das kann ich jedem nur empfehlen.
Wie ihr seht, hat das Allgäu viel mehr zu bieten als herrliche Landschaften. Also nicht falsch verstehen, persönlich mag ich schöne Landschaften auch sehr. Aber warum nicht einfach beides kombinieren?

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht haben.

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