Wer an das Allgäu denkt, der hat erst einmal schöne Landschaft, Berge, Wald, Wiesen und Kühe vor Augen. Vielleicht noch ein paar Hütten und Schafe. Aber Städte und Kultur? Das ist nicht unbedingt der erste Gedanke, der einem in den Sinn kommt. Obwohl es auch davon eine ganze Reihe gibt im Allgäu. Hiervon konnte ich mich vor kurzem im Rahmen einer Pressereise selbst überzeugen. Bereits im Sommer habe ich ja einen Teil des Allgäus auf unserer Grenzgänger-Tour kennengelernt und war begeistert! Daher freute ich mich auf meinen erneuten Besuch. Diesmal ging es also darum, eine andere Seite des Allgäus zu entdecken.
In den größeren Städten – wie Kempten, Sonthofen und Füssen – aber auch in den kleineren Gemeinden der Region hat die Handwerkskultur eine lange historische Bedeutung. Wir hatten an den 3 Tagen die Möglichkeit, die Geschichte der Allgäuer Städte quasi durch das Handwerk zu erleben und altes Handwerk selbst aufzugreifen. Ihr wisst, dass ich – selbst Holzwurm – immer ein Faible für die Handwerkskunst habe. Einmal Handwerk – immer Handwerk!

Los ging unsere Tour in Lindenberg im Westallgäu. Lindenberg liegt auf einer natürlichen Sonnenterrasse oberhalb des Bodensees und zu Füßen der Hochalpen. Der Luftkurort nennt sich daher selbst auch „Sonnenstadt“ und konnte beispielsweise 2018 mit 2332 Sonnenstunden aufwarten (zum Vergleich, der deutsche Durchschnitt lag bei 2000 Sonnenstunden).
In dieser hübschen kleinen Stadt befindet sich u. a. das Deutsche Hutmuseum, das in einem sehr sehenswerten Gebäude liegt. Lindenberg war um 1900/1910 herum die „Hut-Hauptstadt Europas“. Es wurden Hüte in die ganze Welt exportiert, überall trug man Hüte aus dem Westallgäu, quasi das „Klein-Paris“ oder –Mailand der Hutmode. Die Hutmachertradition geht aber bis weit in das 16. Jahrhundert zurück. Eine der größten Hutfabriken zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Hutfabrik Ottmar Reich, in der sich jetzt das Museum befindet. Allein das ehemalige Kesselhaus der Hutfabrik (jetzt ein Café) ist sehenswert. Aber natürlich auch die komplette Ausstellung mit Mitmachstationen und zahlreichen Exponaten aus 300 Jahren Hutmode.

Ich sage nur INDY!!! (also für die Noobs unter Euch: hier findet Ihr sogar den Hut von Indiana-Jones 😉 ). Es gibt Rohlinge aus Guss und/oder aus Holz, Hutpressen zum selbst ausprobieren, viele spannende Geschichten rund um die Handwerkskunst (hier spielten mal wieder die Italiener eine bedeutende Rolle, wie so häufig in der Mode, aber inwiefern, das müsst Ihr selbst herausfinden) und man kann nach Herzenslust Hüte aufprobieren. Wirklich ein Muss für jeden Hut- bzw. Modeliebhaber!

Wir trafen uns hier mit Marita Prestel, ehemalige Deutsche Hutkönigin. Diese wird alle 2 Jahre neu gewählt und darf sich dann die Krone bzw. den Hut aufsetzen. Marita ist gelernte Modistin und eine Meisterin in ihrem Beruf und der Liebe wegen im schönen Allgäu geblieben. In einem kleinen Workshop konnten wir sie zum einen näher kennenlernen, zum anderen unseren eigenen Hut herstellen. Modistin ist übrigens ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, den es leider heute kaum noch gibt. Übersetzen könnte man den Begriff vielleicht in etwa mit „Hutmacher“, wobei es mehr als „nur“ Hutmacher bedeutet. Theoretisch hätten wir nun einen Hut komplett herstellen können. In Anbetracht der Zeit haben wir aber „nur“ einen Hutrohling garniert.

Super spannend, was Marita alles erzählte und welche Kniffe sie uns zeigen konnte. Man spürte einfach, wieviel Leidenschaft für ihr Handwerk vorhanden ist und dass es einen Haufen Spaß macht.
Dieser äußerst informative und produktive Tag ging kulinarisch im historischen Hotel Waldsee zu Ende, wo wir auch übernachteten. Ebenfalls ein Haus mit langer Tradition, zweitens aber auch mit einer äußerst leckeren Küche und drittens einer tollen Lage, nämlich sehr malerisch an Deutschlands höchstem Moorbadesee. Das Hotel ist sehr stilvoll eingerichtet und Bodo Hartmann (der Chef des Hauses) ist gleichzeitig für die Küche zuständig, also Chef de Cuisine. Seine Spezialitäten sind Fischgerichte und Meeresfrüchte. Bodo stammt ursprünglich aus Sylt und nahm diese Vorliebe mit ins Allgäu. Im hauseigenen Restaurant interpretiert der Koch Fischgerichte ganz neu und auf seine Weise. Warum auch nicht – der Geschmack spricht für sich!

Ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen! Mit Sicherheit gibt es in Lindenberg noch einiges mehr zu entdecken. Wir machten uns allerdings am nächsten Tag auf den Weg nach Kempten. Kempten ist sicherlich den meisten von Euch ein Begriff, und wenn nur von der Reise in den Süden. So ging es mir zumindest. Viel mehr wusste ich allerdings nicht über die Stadt im Allgäu. Und das obwohl Kempten eine der ältesten Städte Deutschlands ist! Bzw. sogar die älteste schriftlich erwähnte Stadt. Auch das war mir neu. Und wer war schuld? Genau, die Römer! Diese errichteten eine Siedlung oberhalb der heutigen Stadt mit Blick über die Iller.

Noch heute sind die Ausgrabungen, bzw. Nachbauten von verschiedenen Gebäuden, wie z. B. Tempeln zu sehen. Des Weiteren befindet sich vor Ort in dem archäologischen Park “Cambodunum” auch ein Freilichtmuseum. Am besten bucht Ihr eine Führung, denn die unzähligen Geschichten und Entdeckungen sind wirklich spannend. Alle zwei Jahre findet hier oben auch ein Römerfest statt mit Theateraufführungen und allem Drum und Dran. Natürlich im Sommer bei wärmeren Temperaturen. Oder man bucht einen Brotbackkurs, besonders für den Nachwuchs mit Sicherheit ein Highlight. Wobei ich persönlich da auch gerne einmal dabei sein würde. Man ist ja quasi nie zu alt. 😉

Von der „Gründungsstätte“ Kemptens ging es für uns direkt in die Stadt hinein. Und was wir dort erlebten, berichte ich Euch die nächsten Tage an dieser Stelle.

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht haben.

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