KitzSkiWelt – pures Skivergnügen auf der längsten Skirunde der Welt
Ausschlafen? Nein! Noch eine morgendliche Runde im Pool? Nein! Schön gemütlich frühstücken? Nein! Denn wie Stefan Raab schon sagte: „Wir haben doch keine Zeit!“ Nicht, wenn man die längste Skirunde der Welt bezwingen möchte! Das klingt nach Action, brennenden Oberschenkeln und jeder Menge Spaß – aber was steckt überhaupt dahinter?


Hinter der längsten Skirunde der Welt stecken 88 Abfahrtskilometer mit stolzen 17.232 Höhenmetern, die die SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental und das angrenzende Skigebiet KitzSki vereinen. Im Rahmen einer Pressereise war ich vor Kurzem selbst vor Ort und konnte die Pisten erkunden. Und selbst unser erfahrender Ski-Guide sagte über die längste Skirunde: „Wir müssen schon Gas geben, sonst wird es eng!“ Denn die Runde ist wirklich nur mit Kondition und ohne größere Pausen machbar. Jedenfalls wenn man sie an einem Tag fahren möchte.
Vom Namen her ist die Gegend wahrscheinlich jedem ein Begriff, doch für mich war es das erste Mal überhaupt in dieser schönen Ecke. Die beiden Ferienregionen Hohe Salve und Brixental liegen in Tirol (so für die ganz grobe Übersicht) und haben einiges zu bieten. Im Winter wie im Sommer. Insgesamt gehören 14 Ortschaften (in den Skigebieten KitzSki und SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental) dazu und jeder, egal ob Anfänger, Genuss-, oder sportlicher Skifahrer, kommt hier auf seine Kosten.
Die Skiwelt Wilder Kaiser – Brixental bietet allein schon 270 Kilometer Pisten, 83 Bergbahnen und 80 (zum Teil sehr urige) Hütten. Und im vergangenen Winter erfolgte der Zusammenschluss der familienfreundlichen SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental mit dem eher mondäneren KitzSki-Gebiet. Da kommt die Abwechslung auf keinen Fall zu kurz. Selbst wenn man „nur“ Ski fahren möchte, muss man keine Tour doppelt machen. Die beiden Skigebiete sehen sich nicht als Konkurrenten, sondern genau das Gegenteil ist der Fall. Warum auch? Der Gast kann das Beste aus beiden Regionen haben, warum sollte man dies nicht nutzen und als Partner zusammenarbeiten!? So gibt es unter anderem ein gemeinsames Ticket, um bequem von einem Gebiet zum anderen zu wechseln. Als Gast ist man flexibel, denn man kann selbst entscheiden, wo man starten möchte. Alle 14 Orte sind als Ein- und dementsprechend auch als Ausstieg geeignet. Und oben breitet sich ein einzigartiges Panorama aus, mit Ausblicken über 70 Dreitausender bis zum Großglockner!
Auf der Skirunde selbst gibt es einige Fotospots, wie z.B. das Starthaus der legendären Abfahrt ‚Streif‘. Wobei ich nicht glaube, dass dafür genügend Zeit ist, wenn man wirklich alles an einem Tag schaffen möchte. Was aber auch kein Thema ist, denn die Skirunde ist ja auch an mehreren Tagen möglich. Wer einen Mehrtagespass für die SkiWelt oder KitzSki hat, kann mit einem Aufpreis von 28,50 Euro pro Tag auch das jeweils andere Skigebiet nutzen. Alternativ: Mit der SuperSkiCard (ab 208 Euro in der Dreitagesvariante) sind insg. 2750 Pistenkilometer, mehr als 900 davon im sogenannten Kerngebiet der Kitzbüheler Alpen, enthalten.



Richtig genial finde ich, dass man die Skirunde hier (etwas scrollen) ganz individuell zusammenstellen kann, Einstiegsorte, Zwischenziele etc. sind je nach Kondition/Bedürfnis whatever frei wählbar, man hat alle Pisten im Blick und kann, wenn man möchte, so planen, dass man keinen Lift und keine Piste doppelt fährt bzw. ohne, dass man ein zweites Mal über die gleiche Schneeflocke fahren muss. Außer man möchte. Vielfalt ist somit garantiert! Jede(r) kann selbst entscheiden und ist super flexibel. Vielleicht noch gut zu wissen: Auf der Skirunde gibt es nur eine schwarze Piste. Diese muss allerdings befahren werden. Was aber auch kein Problem sein sollte. Wie heißt es so schön: „Runter kommen sie alle.“ ;)
Von den über 80 (urigen) Hütten konnten wir natürlich leider nicht alle austesten, das wäre doch etwas schwierig gewesen. Nicht, dass es nicht möglich wäre, aber die Priorität lag doch beim Skifahren. Zum einen kann ich Euch aber die Kraft Alm der Familie Hölzl empfehlen. Nachdem es für uns am ersten Tag schon recht früh auf die Piste ging, kehrten wir dort für ein ausgiebiges (und sehr leckeres) Frühstück ein. Wer es familiengeführt, modern, gemütlich und gleichzeitig auch sportlich mag, kann auf der Kraft Alm übernachten und quasi vom Bett aus direkt auf die Piste. Oder umgekehrt! Für ein uriges Feeling kann ich den Gauxerstadl empfehlen. Wie man es sich vorstellt, urig, ohne viel Schnickschnack und ebenfalls super Gastgeber! Ach, das Essen kam natürlich auch nicht zu kurz – ich sage nur: Schnitzel in Butterschmalz.
Um jetzt nur einmal eine kleine Auswahl an Hütten/Gaststätten zu nennen. Noch bis zum 26. März laufen übrigens die Hüttengaudi-Wochen in der Region. Hier sorgen die SkiWelt Hütten und Bergrestaurants abwechselnd mit Programm, Live-Musik und leckerem Essen für beste Laune!
Was noch on top kommt, ist die ausgesprochene Freundlichkeit der Wirte. Die spürte man auch bei unserem Gastgeber im Tal. Wir waren im Vital & Sporthotel Brixen untergebracht. Passend zur längsten Skirunde der Welt ein Sporthotel mit reichhaltigem Angebot. Dazu gehören beispielsweise 10 eigene Tennisplätze mit drei eigenen Coaches, die teilweise selbst als Profi aktiv waren. Ein schöner Wellnessbereich mit Pool, ein Fitnessraum oder auch ein Billardtisch – alles vorhanden, was das Sportlerherz begehrt. Und auch hier erwartete uns superfreundliches Personal, bei dem man sich als Gast gleich aufgehoben fühlte.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Nähe zum Bahnhof! Macht die Anreise per Bahn ganz unkompliziert, aus eigener Erfahrung gesprochen. Im Winter wird zwar etwas mehr Gepäck benötigt, aber Skischuhe, Ski und Stöcke kann man gut vor Ort ausleihen. Der Helm passt in den Koffer oder an den Rucksack. Somit alles kein Thema! Die SkiWelt ist von München, Innsbruck oder Salzburg aus mit der Bahn in nur knapp einer Stunde erreichbar. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist den örtlichen Planern schon seit Jahrzehnten wichtig. So ist die Region z.B. von Beginn an Partner des ÖBB Nightjets und seit diesem Winter kommt eine Nachtverbindung aus Schweden und Dänemark hinzu, die Fortführung des Nachtzuges aus London. Zudem wird es auch einen täglichen Skibuspendelverkehr von München in die SkiWelt geben und weitere Angebote sind in Planung.
Spaß/Sport und Nachhaltigkeit sollen sich nicht ausschließen. Ich sage es immer wieder: Es gibt nicht nur Schwarz/Weiß. Mobilität ist dabei natürlich nur ein Punkt. Auch im Rahmen dieser Pressereise sprachen wir über das Thema. Die SkiWelt bezeichnet sich selbst als Vorreiter in Sachen Innovationen, auch was die Nachhaltigkeit angeht. So werden alle Anlagen des Skigebiets zu 100% mit Ökostrom aus Tiroler Wasserkraft betrieben. Und das schon seit über 20 Jahren. Beim „Sonnenlift“ handelt es sich um den ersten komplett mit Solarenergie betriebenen Lift der Welt und auch sonst wird verstärkt auf Solarenergie gesetzt. Dass Pistenraupen mittels GPS-Vermessung und damit punktgenau arbeiten, ist (fast) schon Standard, doch hier sind es tatsächlich alle Pistenraupen. Viele Projekte finden im Hintergrund statt, ohne dass es der Skifahrer es überhaupt mitbekommt. So z.B. Wärmerückgewinnungsanlagen, welche Restaurants wie die Choralpe beheizen. Seit 2022 werden in allen Orten der SkiWelt E-Skibusse unterschiedlicher Marken wochenweise getestet mit dem Ziel, diese ab 2024 komplett einzusetzen und die herkömmlichen Skibusse zu ersetzen.
Ebenso hat sich eine Hybrid-Pistenraupe im Test bewährt, welche erstmals in der nächsten Winter-Saison zum Einsatz kommen soll. „Was uns daran überzeugt hat, war die ständige Leistung des Diesel-Elektrischen Antriebs in Kombination mit der Benutzerfreundlichkeit und natürlich dem geringeren Dieselverbrauch (ca. 5-7 Liter im ersten Feldtest)“ so Stefan Grafl (Bergbahnchef Westendorf) im Gespräch. Auf weitere Rückmeldungen zur hybriden Pistenraupe bin ich sehr gespannt.








Was gibt es noch? Im Winter stehen drei Funparks, Rennstrecken, 10 Kilometer Flutlichtpisten oder beleuchtete Rodelbahnen zur Verfügung. Zahlreiche Angebote gibt es aber auch im Sommer. Zum Beispiel möchte ich mal den KAT Walk Alpin laufen. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit. Wobei, das geht auch im Winter auf Skiern.
So, und nun wünsche ich Euch viel Spaß auf der längsten Skirunde der Welt! Erfahrungsberichte sind gerne willkommen!
Ein ganz dickes Dankeschön geht an das Team vom Tourismusverband Region Hohe Salve, vom Tourismusverband Tourismusverband Brixental und alle Beteiligten, die dieses Erlebnis ermöglicht haben.
Die Latemar Ronda im Eggental
Ein Geheimtipp unter den Südtiroler Skirunden ist die Latemar Ronda im Südtiroler Eggental. Wer Fan des Wintersports ist, kommt hier voll auf seine Kosten! Skifahren bzw. Wintersport sind heutzutage ein zwiegespaltenes Thema, keine Frage. Doch gibt es hier – wie in (fast) allen Bereichen – nicht nur Schwarz/Weiß. Es gilt die alte Gerichtsweisheit „es kommt darauf an“.
Bereits vor der Pandemie konnte ich einen Blick „hinter die Kulissen des Eggentals“ werfen und habe das „Klimaneutral Skifahren im Eggental“ kennengelernt. Damals ging es bereits um den Beitritt zum Klimaneutralitätsbündnis 2025, nachhaltige Ansätze und verschiedene Energieeinsparmöglichkeiten. Einiges wurde bereits umgesetzt, einiges war in Planung. Grundsätzlich war ich optimistisch, dass weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit getan werden. Im Januar war ich wieder im Eggental unterwegs, um im Rahmen einer Pressereise die „Latemar Ronda“ zu erkunden, selbstverständlich kam das Thema „Klima“ nicht zu kurz. Dazu später mehr.
Zunächst für diejenigen, die es noch nicht kennen: Das Eggental liegt in Südtirol, keine 20km von Bozen entfernt mitten in den Dolomiten. Ein Kleinod umgeben von Latemar und Rosengarten. Mit den beiden Skigebieten Obereggen und Carezza bietet es insgesamt rund 90 Pistenkilometer, 80 km Langlaufloipen, 160 km gespurte Winterwanderwege, 150 km Schneeschuhtouren, 3 Rodelbahnen und 2 Snowparks. Also alles, was die Herzen der Wintersportfreunde höherschlagen lässt. Vom Genuss, z.B. auf den Hütten mit ihrem leckeren Essen, ganz zu schweigen.

Bereits bezüglich der Anreise habe ich mir Gedanken zur Nachhaltigkeit gemacht. Hintergrund: Wir waren mit einem Elektrofahrzeug – genauer gesagt einem Audi Q4 50 e-tron Quattro – unterwegs (Bericht dazu folgt). Entsprechend habe ich mich vorab über die Lademöglichkeiten vor Ort informiert. Im Hotel – wir waren im schönen Cristal Obereggen untergebracht – gibt es für die Gäste Lademöglichkeiten. Doch mich interessierten auch die öffentlichen Punkte. Das Gute vor Ort ist, dass es Ladestationen direkt an den Talstationen der Lifte gibt. Also bestens geeignet auch für Tagestouristen z.B. aus Bozen. Natürlich ist die Menge an Ladesäulen ausbaufähig, aber das kennen wir schließlich aus unseren Breitengraden genauso.
Wie dem auch sei, ich persönlich war positiv überrascht. Und sind wir mal ehrlich, wer mit dem Auto – egal ob elektrisch oder klassisch – als Tourist vor Ort ist, lässt dieses während des Winterurlaubs normalerweise sowieso stehen und fährt mit dem Skibus und/oder geht zu Fuß zur Piste. Im Eggental gar kein Problem, denn man kann mit dem Guestpass sieben Tage die Busse und Regionalzüge in der ganzen Region kostenlos nutzen, inklusive Direktverbindung nach Bozen.
Die Gemeinde Welschnofen empfing uns mit herrlichem Wetter, einem super Blick auf den Latemar und Schnee. Kurz vor unserer Pressereise hatte es frisch geschneit. Es war also alles herrlich weiß und ausreichend Schnee auf der Piste. Im Laufe der Tage erfuhren wir, dass die Skigebiete mit der künstlichen Beschneiung in dieser Wintersaison höchstwahrscheinlich schon Mitte Januar abgeschlossen haben. „Höchstwahrscheinlich“ deshalb, weil niemand in die Zukunft schauen kann. Wie beim ersten Besuch beschrieben, wird auch in diesem Bereich viel Wert auf Energieeinsparung gelegt, so z.B. durch genaues Monitoring, u.a. werden Doppelfahrten von Pistenraupen dank GPS-genauer Berechnung vermieden. An bestimmten Positionen werden Schneedepots angelegt, auf welche im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann. Und noch mehr nachhaltige Bestrebungen, wie Ihr im Laufe des Blogposts lesen könnt.
Am Anreisetag ging es zunächst zum Skiverleih Siegfried in Obereggen, um unsere Skiausrüstung zu holen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ich im Eggental bisher immer Glück bei den Ausrüstern hatte oder sie vor Ort einfach sehr gut präparieren können. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht! Glücklicherweise hatten wir den Service, dass die Ausrüstung ins Hotel geliefert wurde. So konnten wir am nächsten Tag direkt starten. Die „Latemar Ronda“ wollte erkundet werden. Beim Angebot „Latemar Ronda“ zeigen kundige Skiguides die schönsten Hotspots der beiden Skigebiete inklusive der längsten Talabfahrt (7,6km), der steilsten Piste (58% Gefälle) und dem besten Aussichtspunkt (Laurins Lounge auf 2337m). Und es umfasst nicht „nur“ Skifahren! Inklusive ist außerdem das Mittagessen auf einer Skihütte, der Skiguide und der Shuttlebus. Das für aktuell nur 30 Euro pro Person, ein super Preis! Die genauen Details zur Latemar Ronda findet Ihr nach dem Klick. Persönlich bin ich von solchen Angeboten begeistert. Gerade wenn man in einem neuen Skigebiet unterwegs ist, helfen die lokalen Guides immer super weiter. So kann man den Kopf (etwas) ausschalten und sich auf das Skifahren/den Genuss konzentrieren.
Hier erst einmal ein paar Bilder:







Das Panorama ist einfach Hammer. Egal ob Latemar und/oder Rosengarten – einfach immer schön anzusehen! Nicht zu vergessen, wir sind in Südtirol unterwegs, hier wird Genuss großgeschrieben! Zwischendurch ein Kaffee an der Bar geht hier immer. So viel Zeit muss sein! Bei uns gab es diesen an der neuen Franzin Alm. Und zum Mittagessen trafen wir uns auf der Gardoné. Nur eine kleine Auswahl an Möglichkeiten. Die Skiguides kennen die Highlights, bei denen man die besten heimischen Spezialitäten am Berg findet. Wie bereits vermutet, ist das Essen einfach genial.
Dank der zügigen Guides und der guten Planung konnten wir an diesem Tag die Latemar Ronda erkunden und sogar noch ein paar extra Kilometer fahren. So kamen wir insgesamt auf 55,66km laut meiner Suunto Uhr.
Am nächsten Tag ging es dann für uns früh raus auf die Piste. Warum? Die Piste Oberholz (direkt vor unserem Hotel Cristal) öffnet jeden Samstag und Sonntag bereits um 7:30 Uhr. So früh sind die Pisten einfach perfekt! Ganz frisch präpariert, fast keine Menschen unterwegs und die Sonne geht erst noch richtig auf. Traumhaft! Als erster auf der Piste – da darf das Frühstück zunächst noch ein bisschen warten. Und was würde sich dazu besser eignen als die schicke Berghütte Oberholz?! Das Programm „Be the first“ kann es definitiv sehr (!) empfehlen.




Noch ein paar interessante Details zur Berghütte Oberholz auf 2.096m. Diese wurde von den Architekten Peter Pichler und Pavol Mikolajcak geplant und umgesetzt. Viel Licht, Holz und Sichtbeton und die drei „Ausblicke“ auf die drei Berggruppen oder auch die Sonnenterrasse machen die Hütte einzigartig und auf jeden Fall zum architektonischen Highlight. Auch hier wurde auf Nachhaltigkeit geachtet. Die Hütte wird nämlich mit einer Geothermie-Heizungsanlage versorgt und für die Stromversorgung rein Ökostrom verwendet (überwiegend aus Wasserkraft).
Das Wetter war toll, das Panorama sowieso und so ging es nach dem sehr leckeren Frühstück wieder auf die Piste und noch ein paar Schwünge genießen. Mit dabei waren wieder unsere Skiguides von der Ski&Snowboard School Obereggen – eine von insgesamt drei Skischulen in der Umgebung. Von ihnen erhielten wir, wer wollte, noch einige Tipps zum eigenen Fahren. Und ich glaube jeder Skilehrer oder jede Skilehrerin muss früher zwingend selbst Rennen gefahren sein. ;) I like!



Vor Beginn der Corona Pandemie hatte ich das Vergnügen, schon einmal mit Florian Eisath Ski zu fahren. Auch diesmal nahm er sich die Zeit und gab uns einen Einblick in die Neuerungen im Skigebiet. So erzählte Florian, Geschäftsführer von Carezza Dolomites, uns die Neuigkeiten u.a. zur neuen Bergstation bzw. Modernisierung der „König Laurin“-Bahn hinauf zur Laurins Lounge. Damals ging es noch mit einem 3er bzw. 2er Sessellift hoch, nun führt eine 10er-Kabinenbahn die Wintersportbegeisterten nach oben. Bevor wir allerdings ganz nach oben fuhren, besichtigten wir die neue Cabrio-Seilbahn mit Aussichtsbalkon. Diese führt von der Gemeinde Tiers zur Frommeralm im Skigebiet Carezza und verbindet so die beiden Täler. Früher gab es einen starken Verkehrsfluss zwischen den Tälern. Dieser wird nun durch die neue Bahn reduziert und mit der Cabrio-Bahn mit dem Namen „Tierser Seilbahn“ hat man zudem noch ein zusätzliches Highlight gewonnen. Dabei handelt es sich um eine Pendelbahn mit einem Zug- und zwei Tragseilen von Doppelmayr. „Oben ohne“ könnt Ihr mit dem ganz normalen Skipass-Ticket fahren. Wir hatten das Glück und konnten dank Florian sogar noch etwas hinter die Kulissen schauen.





Im Anschluss ging es ganz nach oben zur Bergstation „König Laurin“. Darauf war ich sehr gespannt, denn ich hatte die Station noch nie live und in Farbe gesehen. Der Architekt Werner Tscholl – Italiens Architekt des Jahres 2016 – hat die Station geplant und umgesetzt. Von außen minimalistisch verschwinden die Gondeln im Berg und der Skifahrer kommt ein paar Meter weiter direkt auf der Piste wieder aus dem Berg heraus. So wurde möglichst wenig vom Panorama verdeckt. Wer es noch etwas höher und gleichzeitig auch gemütlicher mag, der nimmt die Rolltreppe nach oben und in wenigen Minuten öffnen sich die Türen der Laurins Lounge mit ihrem unglaublichem Panoramablick. Mit 2337m Südtirols höchste Panoramalounge.
Wir haben dort oben zu Abend gegessen und im Anschluss zeigte uns Astronomie-Expertin Stephanie Wolters den Sternenhimmel. Das Eggental ist bekannt für seine geringe Lichtverschmutzung und den daraus resultierenden guten Blick in die Weiten unseres Universums. Wir blickten in die Milchstraße und entdeckten unzählige Sterne. Auf die spannende Frage „Gibt es da draußen Leben?“ antworte Stephanie „Ja natürlich! Vielleicht nicht so wie wir es kennen, aber es gibt definitiv Leben! Wo Wasser ist, ist auch Leben.“ und weiter mit Blick in den Himmel bzw. zum Jupiter: „Europa ist ein Mond von Jupiter. Von Eis bedeckt, aber unter der Eisschicht befindet sich Wasser. Persönlich finde ich den viel spannender als z.B. den Mars.“ Hätten wir nicht die Milchstraße beobachten „müssen“, wären wir mit Sicherheit noch länger ins Gespräch vertieft. Sie brennt für ihren Job, megainteressant und toll!




Die Verantwortlichen im Eggental bleiben dran und setzen sich mit zahlreichen Maßnahmen und Projekten immer weiter dafür ein, die Natur zu erhalten und den Tourismus möglichst nachhaltig zu gestalten. Sei es im Bereich Mobilität, Abfall- und Plastikvermeidung oder Wassersparen. Im Rahmen der Ziele für das gesamte Eggental wurde Stephanie Völser als Nachhaltigkeitsmanagerin beauftragt, weitere Konzepte zu erstellen, bzw. die Menschen vor Ort zu unterstützen. Hintergrund: Die Region wurde mit der internationalen Global Sustainable Tourism Council (GSTC)-Zertifizierung als eine der ersten in Italien ausgezeichnet. Konkret vor Ort heißt es zum Beispiel auch, regionale Kreisläufe zu unterstützen und die lokale Rohstoffkette vom Bauern bis zur (Hotel-)Küche zu unterstützen. Dies geschieht in der Regel über den kurzen Dienstweg z.B. per Whatsapp-Gruppe: „Ich habe xy kg Kartoffeln“ – „Top, nehme ich. Danke.“ Und zack, schon erledigt! Auch das macht das Eggental und seine Menschen sehr sympathisch! Zusätzlich ist das Eggental Partner des Projekts „Achtsam am Berg“. In diesem Rahmen leitet man – gemeinsam mit den Südtiroler Dolomiten UNESCO Gebieten – dazu an, verantwortlich mit der alpinen Natur umzugehen. Und das trifft nicht nur die Unternehmen vor Ort, sondern auch uns Touristen!
Ein ganz dickes Dankeschön geht an das Team von Eggental Tourismus und alle Beteiligten, die dieses Erlebnis ermöglicht haben.
Das Tölzer Land – ein „B’sondres Fleckerl Erde“ entdecken
Egal ob mit dem Zug oder mit dem Auto, wenn es für mich Richtung Süden geht, steigt sogleich die Freude. So auch vor Kurzem, als es in das Tölzer Land ging. Wenn man aus Richtung Norden kommt, liegt das Tölzer Land kurz hinter München und erstreckt sich vom Starnberger See bis hin zur Grenze nach Österreich/Tirol. Hier in der Voralpenregion hat man bereits einen herrlichen Blick auf die Alpen. Die bekannteste Stadt des Tölzer Landes dürfte wohl die Kurstadt Bad Tölz sein.

Im Rahmen einer Pressereise konnten wir das Tölzer Land und Bad Tölz erkunden. Wir nutzten den Anreisetag, um durch die Stadt zu bummeln und einen ersten Überblick zu bekommen. Was sofort ins Auge sticht, sind die wunderschönen Häuser in der Marktstraße. Diese sind mit Fassadenmalereien verziert und stammen aus dem späten Mittelalter und der Barockzeit. Die Marktstraße wird auch „der schönste Festsaal des Oberlands“ genannt. Einige von Euch kennen den Anblick vielleicht aus der Serie „Der Bulle von Tölz“ mit Ottfried Fischer. Apropos – wer sich für die Serie interessiert, sollte einmal das dazugehörige Museum besuchen, das sehr zentral in der Stadt liegt. In der Fußgängerzone kann man auch gleich lokale Einkaufsmöglichkeiten ausloten, denn es gibt viele schöne Geschäfte u.a. mit regionalen Schmankerl. Am späten Nachmittag ging es an der Isar entlang, über den Isarsteig (eine Brücke) hinauf auf den Kalvarienberg. Eine Anhöhe auf 700hm mit tollem Blick über die ganze Stadt. Aber man hat dort nicht nur herrliche Aussicht über die Stadt, sondern kann auch bis in das Karwendelgebirge blicken. Auf dem Kalvarienberg befindet sich eine kleine Kapelle, die Leonhardikapelle, sowie die Kalvarienbergkirche, eine Doppelkirche aus dem Jahr 1726. Dahingehend spannend, weil es zwei Kirchen quasi unter einem Dach sind. Im zweiten Kirchraum befindet sich die bekannte „Heilige Stiege“. Der Kalvarienberg ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts Ziel von Wallfahrten und wird jedes Jahr Anfang November mit zahlreichen Pferdegespannen im Rahmen der Tölzer Leonhardifahrt umfahren.





Von der Innenstadt sind es (an der Isar entlang und über die Brücke) ca. 2km zu Fuß, also wirklich gut machbar. Wer mehr Zeit hat, kann vom Kalvarienberg auch noch weitere Routen erwandern. Oder man folgt dem Thomas-Mann-Weg. Denn gleich hinter der Kirche befindet sich eine Station des Weges. Genauer gesagt der Schlittenberg, auf dem sich Familie Mann gerne im Winter aufhielt. „Statt der Sonne jedoch gab es Schnee, so kolossal viel Schnee, wie Hans Castorp in seinem Leben noch nie gesehen“ nimmt Thomas Mann in „Der Zauberberg“ Bezug. Der Thomas-Mann-Weg hat eine Länge von ca. 3km und insgesamt 8 Stationen. Der Schriftsteller war nach einem Urlaub in Bad Tölz so begeistert von der Stadt, dass er sich dort ein eigenes Landhaus bauen ließ. Auch an diesem führt der Weg vorbei und man kann die Villa im Originalzustand von außen betrachten. Sie ist im Besitz des Ordens der Armen Schulschwestern und kann leider nicht besichtigt werden. Im Gegensatz zum Thomas-Mann-Zimmer in der Stadtbibliothek. Diese Nachbildung seines Arbeitszimmers kann (im Rahmen der Öffnungszeiten der Bibliothek) kostenlos angeschaut werden und ist wirklich sehenswert.
Der Nobelpreisträger nutzte sein Landhaus überwiegend im Sommer. Trotz der Größe reichte der Platz nicht immer aus, um all seine Gäste unterzubringen. Sie buchten sich daher im nahe gelegenen Café am Wald ein. Früher ein Café mit Pension, heute ein Hotel. Es wurde 1958 umgebaut und ist noch in Besitz der Familie Fritz. Vom Charme konnten wir uns selbst überzeugen, denn das Hotel war unsere Unterkunft während unseres Aufenthalts. Die „Heimatliebe“-Zimmer sind frisch renoviert und auch sonst wurde in der letzten Zeit viel investiert. Man spürt, dass liebevolle Details nicht zu kurz kommen und das Wort „Heimatliebe“ nicht nur bei den Zimmern großgeschrieben wird. Was aber ein besonderes Highlight ist, ist das Essen! Die Speisekarte bietet alles, was das Herz begehrt. Typisch für die Region und saulecker! Wenn ich jetzt so nochmals über die Speisekarte schaue, könnte ich gleich wieder los. Auch Schwimmbad und Sauna gibt es im Café am Wald, zum Entspannen nach einem schönen Urlaubstag.






Egal ob Erholungssuchende oder Wanderfreunde, im Tölzer Land kommt niemand zu kurz. Für alle Ansprüche gibt es Wandermöglichkeiten. Was wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Wir starteten im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, genauer gesagt in Jachenau-Bäcker. Eine kleine Gemeinde, eine sogenannte Streusiedlung. Perfekter Ausgangspunkt für eine Wanderung auf den Staffel, den Hausberg der Gemeinde. Es stehen zwei Aufstiegsmöglichkeiten zur Verfügung, ideal geeignet also für eine Rundtour. Also Auto am Wanderparkplatz parken (gebührenpflichtig und der Automat nimmt nur Münzen!), Wanderschuhe nochmals schnüren und los geht’s Richtung Westflanke. Wobei „Westflanke“ wie eine Route auf einen 8.000er klingt. ;) Ein kurzes Stück im Tal entlang und dann führte der Weg in den herbstlichen Wald. Ab jetzt ging es immer weiter nach oben. Ab und zu auf Forstwegen, um anschließend wieder auf schönen schmalen Pfaden zu laufen. Zwischendurch entweder an den (z.T. handgeschriebenen) Wegweisern oder an den roten Punkten orientieren. Manchmal muss man etwas suchen, aber das dürfte für die meisten Wanderer kein Problem sein. Kurz vor dem Gipfel des Staffels erreicht man eine wunderschöne Hochebene mit der (unbewirtschafteten) Staffelalm. Vor dort hat man bereits einen schönen Blick auf die umliegenden Berge und ins Tal mit seinen Seen. Nur noch wenige Meter bis zum Gipfel mit seinen 1.532m. Und nach ein paar Minuten steht man oben, kann sich ins Gipfelbuch eintragen und die Aussicht genießen. Nach einer kleinen Genuss-Pause geht es zunächst auf dem gleichen Weg wieder zurück bis zur Alm. Dort muss man sich dann eher links halten Richtung „Niggeln“ und „Höfen“, um der Ostflanke nach unten zu folgen. Der Weg führt wieder in den Wald, vorbei an kleinen Bachläufen und Wasserfällen zurück ins Tal.










Insgesamt eine schöne (Herbst-)wanderung mit ca. 11,8km und 790 Höhenmetern – laut meiner Aufzeichnung bei Komoot. Allerdings gibt es auf der Tour selbst keine Möglichkeit zur Einkehr, man muss sich also Verpflegung einpacken. Dafür kann ich euch zurück im Tal den Staffelwirt empfehlen. Hier kehrten wir nach unserer Wanderung ein, um die verbrannten Kalorien wieder aufzufüllen. Im Hochsommer bzw. in der Hauptsaison sollte man evtl. vorher anrufen und einen Tisch reservieren oder man versucht es im großen Biergarten.
Sollte das Wetter für eine längere Wanderung vielleicht nicht so mitspielen oder es winterlicher sein, dem empfehle ich einen Besuch in der Flößerstadt Wolfratshausen. Wolfratshausen liegt idyllisch an den Alpenflüssen Isar und Loisach. Die 3-Flüsse-Rundtour verbindet die Wasserstraßen, also neben den Flüssen noch den Kanal auf einer entspannten Wandertour. Wie ihr auf Komoot erkennen könnt, haben wir die offizielle Tour etwas abgeändert, denn wir wollten nicht direkt an der Bundesstraße entlanglaufen. Startpunkt war der Parkplatz Loisachufer in der Nähe vom japanischen Garten der Freundschaft, um anschließend entlang der ruhigen Loisach zu starten. Bei Gelting ging es über eine Brücke zum Loisach-Isar-Kanal. Zwischendurch gab es schönes Bergpanorama. Angekommen im Naturschutzgebiet, welches etwas nördlich der Stadt liegt, fließt der Kanal in die schnelle Isar. Wir gingen noch ein Stück durch den Wald (Pupplinger Au), bis wir am Floßplatz herauskamen. Aktuell waren keine Flöße zu sehen, aber in der Hochsaison starten diese hier, um sich nach München treiben zu lassen. Bestimmt spannend mit anzusehen bzw. mitzufahren. Next time! Für uns ging es wieder zurück, vorbei am Bahnhof, zum Ausgangspunkt und wir genossen noch ein Stück Kuchen im Landhaus Café Restaurant. Insgesamt war die Tour fast 10km lang und wir konnten alle Gewässer bei schönem Wetter entdecken.
Noch ein Tipp für Wolfratshausen: Die BERNHOFER Chocoladenmanufaktur & Genusswerkstatt mit verschiedenen, handgefertigten Köstlichkeiten. Ein Muss für alle Schokoladenfans. Georg Bernhofer hat sich einen Traum in der historischen Altstadt erfüllt und stellt sowohl klassische als auch extravagante Kreationen her. Natürlich mussten wir uns mit etwas außergewöhnlichen Sorten wie „Ananas & Muskat“ oder „Choco & Rosmarin“ eindecken. Lecker!








Zurück in Bad Tölz. Hier hat das Bierbrauen eine lange Tradition. Wusstet Ihr, dass es bis zum
18. Jahrhundert in der Isarstadt ganze 22 Brauereien gab? Wie leider überall gingen die Zahlen mit den Jahren zurück und nur wenige blieben erhalten. Doch mittlerweile knüpfen ein paar Brauer an die alten Traditionen an und erwecken die ein oder andere Brauerei zu neuem Leben. So auch das Tölzer Binderbräu mitten in der Kurstadt. Super urig mit echter Wirtshausromantik (<- wenn man das so sagen kann/darf) und Blick auf die Kupferkessel. Nicht nur das Essen ist lecker, sondern selbstverständlich auch das Gerstenkaltgetränk! Nach dem Hauptgang kann ich den hauseigener Bierlikör noch empfehlen. Man könnte sicherlich im Binderbräu sehr lange verweilen. Um nicht zu sagen „versumpfen“. ;)



Für uns ging es am letzten Tag nochmals hinaus in die Natur. Im Rahmen der #andersOutdoorWochen des Tölzer Lands ging es für uns mit Ranger Bernhard März zu einer Exkursion in die Isarauen bei Geretsried. Der Ranger führte uns durch Auwälder über schmale Pfade bis hin zur Isar. Die Isarauen sind schon lange ein Naturschutzgebiet und dementsprechend reich an Arten. In den 70er Jahren sah das noch anders aus, wie in vielen anderen Gebieten auch. Doch das hat sich zum Glück geändert und man hat gelernt, mit dem Fluss zu leben. Orchideen, Heuschrecken und andere Tiere/Pflanzen siedeln sich wieder an. Dazu bieten die Isarauen verschiedene Lebensräume und die Isar gilt als einer der letzten Wildflüsse in Europa. Terrassenförmig aufgebaut siedeln sich in den unterschiedlichen Lagen sukzessive immer wieder andere Lebewesen und Pflanzen an, was uns Bernhard März äußerst anschaulich erklärte. Auch als Laie sehr gut erkennbar. Bei der Renaturierung muss der Mensch teilweise eingreifen und die damaligen Bebauungen entfernen. In der Natur übernimmt dies teilweise der Biber. Nein, er entfernt keine unliebsamen Bebauungen, sondern erschafft durch seine Dämme und Stauungen wieder neue (Feucht-)Gebiete. Um nur einige Beispiele zu nennen, was wir im Rahmen der Exkursion erfuhren.






Das Motto des Tölzer Landes #NaturschutzBeginntMitDir ist als Hinweis für Groß und Klein zu sehen, denn die Kampagne wirbt für einen respektvollen Umgang mit der Natur. Auch das Programm der #andersOutdoorwochen ist für Kinder und für Erwachsene gestrickt, da findet sicher jeder etwas, das ihn interessiert. Im Frühjahr 2023 finden die nächsten #andersOutdoorwochen statt, das Programm mit Exkursionen, Führungen, Filmen und vielem mehr ist dann beim Tölzer Land zu finden.
Im Rahmen unseres Kurztrips konnten wir natürlich nur einen ersten Überblick über die Region gewinnen. Insgesamt ist das Tölzer Land eine sehr schöne Gegend und es gibt noch viel mehr zu entdecken, Seen, Berge und kleine Orte mit vielen Geheimtipps – da lohnen sich definitiv weitere Besuche!
Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team von Tölzer Land Tourismus und allen Beteiligten, die diese Erlebnisse ermöglicht haben.
Update:
Die neuen Termine für die #andersOutdoor-Wochen für 2023 stehen nun fest. Diese finden vom 23. Juni bis 2. Juli 2023 statt und nicht nur das. Sondern auch die einzelnen Programmpunkte sind hier zu finden. Von Kräuter-Wanderungen, Alm- und Bergwanderungen über Rikscha Fahrten und natürlich auch Ranger-Touren ist wieder vieles dabei! Das Team von Tölzer Land Tourismus freut sich über Eure Buchungen.
Das Rhinluch zwischen Linum und Kremmen in Brandenburg – Vom Ankommen und Aufbrechen
Besondere Orte zu entdecken ist immer wieder etwas Großartiges. Noch dazu, wenn diese Orte zunächst nicht unbedingt auf der „musst-du-unbedingt-einmal-besuchen“-Liste stehen. So ist es mir vor Kurzem erst wieder passiert. Es ging auf Pressereise ins schöne Bundesland Brandenburg. Wobei man dazu sagen muss, dass es sich natürlich nicht um das ganze Bundesland handelte, sondern ein – im Vergleich – kleines Fleckchen darin: Das Rhinluch zwischen Linum und Kremmen im Ruppiner Seenland, einem der größten zusammenhängenden Wasserreviere Deutschlands.

Touristisch gesehen ist Brandenburg grundsätzlich für seinen Wassersport und die vielen Nationalparks bekannt. Spreewald und Havel sind wahrscheinlich jedem ein Begriff. Und auch kulturell hat das Bundesland einiges zu bieten. Allein die Stadt Potsdam ist immer eine Reise wert. Doch wir schauten uns diesmal etwas nördlicher um. Genauer gesagt war das Städtchen Kremmen im Landkreis Oberhavel unser Ausgangspunkt. Dank des Bahnhofs ist es von Berlin aus super schnell zu erreichen. Grundsätzlich also genial gelegen für einen Wochenendausflug <- also beispielsweise für die Berliner unter uns. Aber selbst aus Schweinfurt bzw. aus dem Süden ist man in ein paar Stunden entspannter Bahnfahrt am Ziel und mitten in einer landschaftlich herrlichen Region, die beste Erholungsmöglichkeiten bietet.
Kremmen selbst liegt im sogenannten „Rhinluch“, früher ein Niedermoorgebiet, welches vom namensgebenden Fluss Rhin durchflossen wird. Es entstand in der letzten Eiszeit und wurde später trocken gelegt und abgebaut. So entstand auch der sogenannte Kremmer Damm, früher die einzige Furt durch das Moor (heute eine Landesstraße). Wie immer, wo eine Straße bzw. eine Siedlung/Stadt ist und man nicht ausweichen konnte, wurden zur damaligen Zeit Zölle erhoben. So auch in Kremmen und die Stadt wuchs, bereits seit 1298 hat sie das Stadtrecht. Dass die Gegend sehr moorig war, ist heute noch zu spüren, wenn man etwas abseits der Straßen geht. Der Boden fühlt sich ganz weich an und einige Wiesen stehen auch heute noch unter Wasser. Genau deshalb ist die Gegend auch berühmtes Vogelgebiet, u.a. für Störche und Kraniche. Dazu kommen wir später noch.
Eine Besonderheit für die Stadt und wohl einzigartig in Deutschland ist das sogenannte „Scheunenviertel“. Bei dem Wahrzeichen Kremmens handelt es sich um ein Stadtviertel mit Scheunen aus dem 17. Jahrhundert. Insgesamt sind es aktuell 54 Scheunen, heute denkmalgeschützt, überwiegend in privater Hand und entweder mit einem Lädchen darin oder von Gastronomie, Künstlern oder Projekten genutzt. Die Besonderheit vom Scheunenvierteil ist, dass diese so geballt in einem Quartier errichtet wurden. Warum ist dies so? Dies lag zum einen an einem Erlass, der aus Sicherheitsgründen (Brandgefahr) das Lagern von Stroh im Wohnhaus verbot, aber auch an den Gegebenheiten. Denn zu Beginn der Trockenlegung war dies der erste freie Platz um/in Kremmen. Lagerplatz wurde benötigt und so wurde damals ganz pragmatisch gehandelt.






Da wir schon Mitten in Kremmen waren, machten wir einen kulinarischen Abstecher. Der Hunger sollte schließlich auch gestillt werden. Eine eindeutige Empfehlung ist hier die „Alte Lebkuchenfabrik“. Ein kleines Café mit einer angeschlossenen Pension in einer, wie der Name schon sagt, alten Lebkuchenfabrik. Und wie kann es anders sein, die Inhaberin Katharina Neumann bietet sehr leckere Honigkuchen bzw. Lebkuchen an. Übrigens ist es möglich, Lebkuchen zu jeder Jahreszeit zu essen, nicht nur zu Weihnachten – wie wir bei unserem Roadtrip „AltesBlechAlteGrenze“ in Pulsnitz schon gelernt haben. Solltet ihr einmal in der alten Lebkuchenfabrik sein, dann schaut euch nicht nur draußen um, sondern werft einen Blick in das Innere und bestaunt den alten, freigelegten Lebkuchenofen und die schöne Deko.
Kremmen ist eine relativ weitläufige Stadt und dementsprechend sind die verschiedenen Spots auch etwas auseinander gelegen. Einen kleinen Spaziergang weiter gelangt man zu Kunst & Beeren. Aktuell noch in der Umgestaltung zum landwirtschaftlichen Betrieb und gleichzeitig Kultur-Begegnungsstätte gibt es bei „Kunst&Beeren“ neben dem hauseigenen Öko- Lehr- und Schaugarten mit alten Obstsorten und Co. einen kleinen (aber feinen) Hofladen und ein Wiesencafé direkt auf den Luchwiesen. Perfekt, um die Seele baumeln zu lassen! Die tolle Naturkulisse wird zudem regelmäßig für Lesungen, Konzerte oder Filmabende genutzt. Ach und noch eine Info: Kunst & Beeren liegt direkt am Rhinluch-Radweg. Ein schönes Ausflugsziel!
Wir haben mit Geschäftsführer Jan-Gerd Kühling einen Blick in die Zukunft geworfen: Er entwickelt seinen Betrieb zu einem sogenannten „Dritten (Kultur-)Ort“ weiter. Grob gesagt: Was früher die Dorf-Gaststätte (mit Geselligkeit, Auftritten usw.) war, soll in Zukunft Kunst & Beeren übernehmen. Dank eines Förderprogrammes des Bundes soll so ein Platzes des Zusammentreffens mit Kultur im ländlichen Raum geschaffen werden. Geplant sind viele Events, Auftritte verschiedener Künstler und und und.






Des Weiteren gibt es in Kremmen selbst natürlich noch einiges zu entdecken. Von der Kirche angefangen über alte Fachwerkhäuser im historischen Stadtkern und schöne Landschaft drumherum.
Zum Abschluss des ersten Tages besuchte unsere kleine Gruppe den Spargelhof Kremmen. Landwirtschaft zum Erleben, so würde ich den Hof nennen. Der Hof liegt etwas abseits von Kremmen und bietet im Herbst eine riesige Auswahl an Kürbissen. Diese hatten bei unserem Besuch gerade Hochsaison. Ansonsten liegt der Fokus auf Spargel und Heidelbeeren, also zu jeder Jahreszeit gibt es kulinarische Highlights. Die Kremmer Spezialitäten können beim Einkauf im Hofladen erworben, aber auch im eigenen Restaurant „Stangenwirt“ genossen werden. Den Abend ließen wir hier bei einem guten Essen ausklingen.




Das Umland von Kremmen hat einiges zu bieten. Auch wenn wir aufgrund der Zeit nur eine kleine Auswahl zu Gesicht bekamen, konnten wir an Tag 2 auf unserer ca. 35km langen Radtour einen guten Eindruck vom Ruppiner Seenland gewinnen. Ausgangspunkt hierfür war unser Hotel, das Hotel Sommerfeld. Dazu später noch ein paar Worte.
Erstmal ab auf die Räder und durch den herbstlichen Morgen radeln war das Motto! Mich erinnert die Gegend bzw. auch die Radtour etwas an die Niederlande. Zum einen, weil es ein sehr gut ausgebautes Radwegenetz gibt (nicht so wie hier in Bayern) und zum anderen gibt es das Knotenpunktsystem. Durch diese Knotenpunkte weiß der geneigte Radler sofort, wo er ist und in welche Richtung es weiter geht. Des Weiteren lässt sich die Route damit im Vorfeld sehr gut planen von Knotenpunkt zu Knotenpunkt. Weiterer Pluspunkt für spontane Radler: An den meisten Knotenpunkten befindet sich eine Übersichtskarte mit weiteren Hinweisen.


Vorbei an herrlicher Herbstlandschaft und bei strahlend blauem Himmel erreichten wir kurze Zeit später unser erstes Ziel. Die Bockwindmühle Vehlefanz mit dem Namen „Schön Kathrein“ aus dem Jahr 1815. Ein paar Jahre später, genauer ab 1991, wurde sie dann ein Mühlenmuseum und kann nun besichtigt werden. Der Name Bockwindmühle kam daher, dass die ganze Windmühle quasi auf einem Bock steht und durch Drehen ausgerichtet werden kann. Auch innen bietet sie einen einmaligen Einblick mit dicken Holzbalken, dem großem Mahlstein etc. Die Bockwindmühle Vehlefanz ist die einzige funktionierende und original erhaltene Mühle im Landkreis Oberhavel. Ein tolles Denkmal alter Handwerkskunst!
Wieder zurück aufs Fahrrad und weiter zum barocken Schlossgut Schwante und dem dazugehörigen Skulpturenpark. Beim Schloss handelt es sich um eine Wasserburg (bzw. -schloss) aus den Jahren 1741-1743, das sich aktuell in Privatbesitz befindet. Der englische Landschaftsgarten (Schlossgarten) kann besichtigt werden und noch heute sind die alten Bäume in Kreisform um das Schloss herum zu sehen. Herzstück ist der 10 ha große Skulpturenpark, der mit Hängematten, Liegestühlen und Wasserrondell zum Verweilen einlädt. Die verschiedenen Kunstwerke namhafter Künstler lassen die Gedanken spielen. Persönlich finde ich es sehr faszinierend, an welchen Plätzen die Kunstwerke aufgestellt wurden. Denn irgendwie reihen sie sich perfekt in die umgebende Natur ein und sind somit super stimmig im Landschaftsgarten angeordnet. Vor einigen Werken könnte man sicherlich stundenlang sitzen. Eine faszinierende Verbindung zwischen Natur und Kunst.
Im Anschluss gab es für uns einen kleinen Imbiss bei der lokalen Bäckerei Plentz, die seit 1877 besteht und bereits in 5. Generation geführt. Sie bietet einen hervorragenden Kutschertopf an (= Suppe im Brot) nach altem Familienrezept. Ein Zwischenstopp zum Frühstück oder Kaffee bietet sich perfekt an, das Highlight ist immer freitags und samstags das Backen im historischen Holzofen.
Frisch gestärkt ging es zurück zum Hotel, bevor uns der nächste Programmpunkt erwartete. Linum, auch bekannt als „Storchendorf Linum“ war das Ziel. Falls ihr einmal in der Ecke seid – was ich Euch empfehle- dann schaut unbedingt bei Rixmanns Hof vorbei! Also nicht irgendwann, sondern am besten in der Kürbiszeit. Warum? So eine große Auswahl an Kürbissen habe ich noch nie gesehen, Hammer! Auf gut 15ha Land werden u.a. über 100 Kürbissorten angebaut. Was Michael Ceron in Sachen Zitrusfrüchte ist, ist Georg Rixmann für Kürbisse. Als Laie würde ich sagen, er weiß wirklich alles über Kürbisgewächse. Die Kürbisse werden in der Hofküche verarbeitet zu Marmeladen, Chutneys und vielem mehr.





Nach so vielen (Kürbis-)Eindrücken kam der kleine Spaziergang zur benachbarten Storchenschmiede Linum genau richtig. Die Storchenschmiede ist ein Umweltbildungs- und Naturschutzzentrum in Linum. Besucher können sich hier über Tiere, Pflanzen und den Naturschutz im Gebiet informieren. Da Linum bekannt für die vielen Störche ist, ist der Name Programm. Jährlich nisten im kleinen Ort bis zu 10 Storchenpaare. Doch wir waren auf einer anderen Mission unterwegs. Stichwort: Kraniche! In der Nähe der Storchenschmiede befindet sich einer der größten Rastplätze für Kraniche in ganz Europa! Vor zwei Jahren auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst war ich in den frühen Morgenstunden unterwegs, um die Vögel zu beobachten. Damals flogen sie von ihren Schlafplätzen zu den Futterplätzen. Heute war es umgekehrt, die Vögel kehrten von ihren Futterplätzen zurück und landeten unweit von unserem Beobachtungsposten auf einer feuchten Wiese. Unsere Begleitung Lisa Hörig von der Storchenschmiede erzählte uns noch viel Informatives zu den Kranichen und deren Verhalten. Aber nicht nur dazu, sondern auch zu allgemeinen (Natur-)Themen. in atemberaubendes Naturschauspiel! Faszinierend dabei, wie die einzelnen Tiere untereinander kommunizieren und sich in der Masse wieder finden. Dieses Jahr sollen es so um die 50-60.000 Kraniche vor Ort sein! Wer es selbst einmal erleben möchte, es werden Führungen angeboten (inkl. Verleih eines Fernglases). Diese kann ich nur empfehlen, denn man bekommt sehr viele Informationen mit auf den Weg!


Mit diesen schönen Eindrücken neigte sich der Tag dem Ende und so ging es glücklich und zufrieden wieder zurück zum Hotel. Was mir persönlich im Hotel und Spa Sommerfeld sehr gut gefallen hat, war der freundliche Service und das leckere Essen! Es gab Buffet, aber zwischen Buffet und Buffet können himmelweite Unterschiede sein! Das Essen war super lecker, die Auswahl toll und somit kam der Genuss nicht zu kurz. Bei Durchschauen meiner Bilder musste ich feststellen, dass ich gar kein Bild gemacht habe. Lag wohl auch daran, WEIL es so lecker war. Das Hotel liegt am idyllischen Beetzer See umgeben von viel Wald. Ein Wellness-Bereich ist vorhanden (leider nicht auspobiert) und man ist schnell in der Natur. Ideal also zum Erholen!
Was kann man im Ruppiner Seenland noch erleben? Zum einen die SeeLodge besuchen und sich dort vielleicht ein Boot für eine Woche mieten. Die SeeLodge ist eine tolle Loction, ebenfalls direkt an einem See, wie der Name schon sagt. Per Boot lässt sich die Natur bestimmt sehr gut erkunden. Einige können auch ohne Führerschein gefahren werden. Nur so als Tipp! Oder man bleibt auf dem Land und lässt sich die Natur bei einem Kräuter-Spaziergang mit den WaldWeibern näherbringen.



Wer bis hierhin gelesen hat, bekommt noch ein persönliches Fazit von mir. Die Region Ruppiner Seenland hatte ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm. Um ehrlich zu sein, so überhaupt nicht. Und ich muss sagen, es gefiel mir sehr (!!!) gut. An vielen Ecken wurde ich an einen Urlaub in den Niederlanden erinnert. Ob es die Landschaft ist, oder die ehrlichen Menschen, das Radfahren oder die Brandenburger Gastlichkeit … ich kann es nicht genau sagen. Vielleicht ist es aber auch die Kombination aus allem? Wie dem auch sei, ich komme sehr gerne wieder – versprochen!
Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team von Brandenburg Tourismus und allen Beteiligten, die diese Erlebnisse ermöglicht haben.
Das Ötztal und seine Bewohner – die Tierärztin Selina Kasper
Unser Weg führt uns wieder einmal in die Alpen. Ein beliebtes Urlaubsziel und egal, wo man hinkommt, der touristische Schwerpunkt liegt auf den Sommermonaten bzw. im Wintersport. Als Tourist möchte man in seinem Urlaubsgebiet angekommen und sich erholen. Maximal möchte man sich über die Verpflegung, die nächste Tour oder auch die nächste Abfahrt Gedanken machen. Damit wir unbeschwert Urlaub mache können, sind viele Menschen hinter den Kulissen tätig. Und zwar nicht nur zu unserer Urlaubszeit, sondern das ganze Jahr über. Dahinter steckt natürlich eine Menge Arbeit, die ganze Familien ernähren muss. Und gerade die Menschen in touristischen Alpengebieten müssen noch einen Tick flexibler sein als in vielen anderen Regionen. Man kann sich vorstellen, dass beispielsweise der Fahrer eines Pistenbullys im Sommer eine Alternative benötigt. Also Flexibilität ist alles!
Für uns beginnt die Anreise meist mit einem typischen Bild, die Berge rücken ins Blickfeld und mit ihnen die Weideflächen oder Almen voller Kühe, Ziegen oder Schafe. Ohne diesen Anblick würde definitiv etwas fehlen.

Manche Urlauber möchten auch gerne ihre Haustiere in den Urlaub mitnehmen. Mittlerweile ist das bereits in vielen Pensionen/Hotels und Ferienwohnungen gestattet. Für beide Varianten – also die Tiere, die vor Ort versorgt werden müssen, als auch die Tiere der Urlauber, kommt der örtliche Tierarzt ins Spiel.
Bereits im vergangenen Sommer habe ich die Ötztaler Tierärztin Selina Kasper einen Tag lang begleitet. Selina hat ihre Praxis geographisch gesehen genau in der Mitte vom Tal, nämlich in Längenfeld, hat aber ihre Kunden/Patienten im ganzen Tal. Wie sagte sie während wir im Auto zum Termin fuhren: „Die meiste Zeit verbringe ich im Auto und ich weiß nicht, was in den nächsten Stunden noch reinkommen wird.“ Als Tierarzt bzw. Tierärztin muss man sehr spontan sein. Deshalb hat sie auch nur kurze feste Sprechstunden in ihrer Praxis und arbeitet mit vorherigen Vereinbarungen bzw. versorgt die Notfälle. Selina ist 30 Jahre jung, hat Veterinärmedizin in Wien studiert und ist seit Juni 2020 selbstständig. Vorher gab es in Längenfeld bereits einen Tierarzt. Dieser ging in den wohlverdienten Ruhestand und sie konnte glücklicherweise die Praxis übernehmen. Schon von Beginn an hieß es „Einfach machen und Erfahrungen sammeln“. Auf Grund der vielen Kühe, Schafe und Ziegen im Tag spezialisierte sie sich auf Großvieh. Trotzdem wird aber natürlich auch Kleinvieh behandelt. Im Jahr 2000 (Tirolatlas) gab es im Ötztal (Umhausen, Längenfeld und Sölden) 1645 Kühe, 207 Pferde, 729 Schweine und 8933 Schafe und Ziegen – also eine ganze Menge zu tun.
An besagtem Tag im September 2021 waren wir also zusammen unterwegs. Selina war bereits in der Praxis, als ich hinzukam. Sie führte einen Verbandswechselbei einem Hund durch. Dieser hatte sich die Kralle abgerissen und wurde bereits am Vortag behandelt. Ois isi und ihm geht es sicherlich wieder gut. Im Anschluss wurde Medizin (quasi Apothekendienst) an einen Bauer ausgehändigt. Dieser Vorgang gehört ebenfalls zum Job, entweder im Nachgang einer Behandlung oder wenn Bauern ihre Tiere selbst behandeln. Selbstverständlich immer nach Absprache. Das Auto wurde nun um die verbrauchten Materialien des Vortags aufgefüllt und schon ging es zu unserem ersten Einsatz: Fleischbeschau nach einer Schlachtung. Es handelte sich dabei um vier Schweine und ein Pferd. Selina untersuchte die Organe wie Lunge und Leber, füllte einige Formulare aus und gab die Freigabe mittels Stempel. Ohne die Freigabe durch einen Tierarzt/-ärztin gibt kommt kein Fleisch auf den Teller. Dazu wird übrigens eine Zusatzausbildung der Veterinäre benötigt. Innerhalb von ca. 15min war das Thema durch und wir fuhren zum unserem ersten (lebenden) Patienten: Einem kleinen Lamm, welches noch einen kleinen Teil der Nabelschnur hatte. Man muss wissen, dass diese normalerweise nach der Geburt abfällt. Nicht in diesem Fall, was zu einer Entzündung führte. Der Rest der Nabelschnur wurde abgebunden (damit sich die Entzündung nicht weiterverbreiten kann), fällt in den Folgetagen automatisch ab und das Lamm wächst ganz normal auf.
Für Selina und mich hieß es wieder ins Auto und auf Richtung Sölden zu einer Besamung. Wer jetzt klassisch denkt: Bulle auf Kuh = Kalb. No way. Es gibt eine Samenbank, aus der der Bauer Samen auswählen kann, der von der Tierärztin bestellt wird. Sobald er vor Ort ist, bekommt die Kuh ihn nach einer gewissen Zeit, alles genaustens geregelt/geplant. Hängt natürlich z. T. auch mit den Züchtungen der Tiere zusammen. Die Besamung an sich geht augenscheinlich relativ schnell. Selina meinte nur, dass Kraft und auch Geschick nötig sind. Nachdem das erledigt war, hieß es für uns erst einmal Kräfte sammeln und einen Kaiserschmarrn auf der Gampe Thaya.

Nach dieser Stärkung ging es zurück ins Auto, um zu einem Bauernhof in das 20km entfernte Unterlängenfeld zu fahren. Dort wartete eine Kuh, welche bereits auf dem sogenannten Klauenstand (Hebe- und Haltevorrichtung für Kühe) stand/lag, um an ihrer Klaue operiert zu werden. Die Klaue ist anatomisch ähnlich unserem Finger aufgebaut und kann sich ab und zu entzünden. Dies kann durch unsachgemäße Klauenpflege (ähnlich wie Fingernägel schneiden) passieren. Oder auch durch andere Faktoren. Die Klaue war entzündet und das nicht zu knapp. Selina gab der Kuh eine Betäubung und von den drei dabeistehenden Männern war einer bereits verschwunden und ein weiterer auf Abstand gegangen. Sie konnten es nicht mit ansehen, dass die Kuh augenscheinlich leidet. Dank der lokalen Betäubung hatte die Kuh aber keine Schmerzen. Als die Operation begann – ähnlich blutig, wie bei einem Schnitt in den Finger – wurde das Ausmaß deutlich. Zwei sehr tiefe Entzündungen! Wir konnten es versuchen, aber eine Garantie auf vollständige Genesung konnte Selina nicht geben. Nachdem die OP (auch hier benötigt man sehr viel Kraft) vorbei war, bekam die Kuh noch einen Verband angelegt, eine Spritze gegen die Betäubung inkl. Schmerzmittel und durfte wieder auf die Weide.

Als quasi Assistenz fand ich die OP super spannend und hätte nie gedacht, dass „so eine kleine Wunde“ für das Tier eine sehr schwere Operation ist. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Kuh sich leider nicht mehr ganz erholt hat. Aber wir haben alles versucht und der Bauer hatte vor der OP die Wahl. Er hätte die Kuh auch gleich zum Schlachter bringen können und dadurch natürlich die Kosten gespart, aber es wurde zumindest versucht. Nachdem wir das Werkzeug gereinigt und verstaut hatten ging es zu unserem letzten Fall fast um die Ecke. Es war nur bekannt, dass eine Kuh hinkt. Der Verdacht auf eine Entzündung war also auch hier gegeben. Es war später Nachmittag und die Kühe wurden (etwas früher als sonst) in den Stall getrieben. Auf die Entfernung konnte man schon erkennen, dass eine Kuh etwas schwerfälliger ging. Auch sie wurde in den Klauenstand geführt und Selina untersuchte die Klauen. Glücklicherweise wurden keine Entzündungen festgestellt. Selina führte noch eine Klauenpflege (per Hand) durch und ein paar Minuten später konnte die Kuh wieder fröhlich umherlaufen. Vermutlich hatte sich nur etwas zwischen die Klauen geklemmt bzw. war der „Fingernagel“ etwas zu lang.
Als wir in diesem Jahr wieder vor Ort waren, konnte ich Selina wieder ein paar Stunden begleiten. Zum einen standen Kastrationen bei Geschwisterkatzen auf dem Programm. Zwei Kater und eine Katze sollten es sein. Bei den Katern war es relativ easy: Betäuben, Hodensack auf, Hoden raus, Samenstrang durchtrennen, wieder alles vernähen. <- so ganz grob gesagt. Wenn anatomisch alles stimmt. Der erste Kater war allerdings ein Zwitter – er hatte beide Geschlechtsmerkmale. Das ist schon etwas Besonderes und Selina hatte so etwas auch noch nicht selbst durchgeführt. Die OP verlief ohne Probleme. Beim zweiten Kater durfte ich sogar (natürlich unter Aufsicht) assistieren und einen Stich beim Zunähen durchführen. Einfach, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was es bedeutet und welche Kraft man aufwenden muss, um mit der Nadel durch die Haut zu kommen. Bei der Katze war die Operation etwas aufwendiger, da die Eierstöcke im Bauchraum liegen und entsprechend erst der Bauch aufgeschnitten werden musste.

Über den Tag hinweg wurden noch ein paar Kühe untersucht und z. T. mit Medikamenten behandelt. Wir waren schon auf dem Weg nach Hause, als das Telefon klingelte. Ein Bauer benötigt Hilfe bei einer Kalbsgeburt. Angekommen beim Bauern ging es schnell: Selina drückte das Köpfchen vom Kalb (noch in der Kuh) nach unten und der Bauer und ich zogen an den Beinen vom Kalb. Immer auf Kommando bzw. im Takt der Wehen, bis das Kälbchen schließlich herauskam. Da es sich bei der Kuh um ihr erstes Kalb handelte und dieses auch noch recht groß war, war von allen Beteiligten ganzer Körpereinsatz gefragt! Fragt nicht, da wirken Kräfte. Umso schöner war es, als das Kalb das erste Mal atmete und Laute von sich gab. Hammer!

Im Nachhinein scheint einem die Kuh sogar dankbar zu sein, so hatte ich zumindest das Gefühl. Und erst recht, wenn sie ihren Nachwuchs das erste Mal erschnuppert und abschlecken kann. Ums mal emotional zu sagen: Schon ein schönes Gefühl! Und definitiv (m)ein Highlight!
Des Weiteren kann ich in meiner kurzen Zeit als Assistenz überhaupt nicht behaupten, dass sich die Bauern keine Gedanken zu ihren Tieren machen und es nur um den reinen Profit geht. Genau das Gegenteil war der Fall. Da besteht meistens schon eine Verbindung, so mein Eindruck.
In einem Tal wie dem Ötztal ist es nicht immer einfach für eine Frau sich durchzusetzen. Gerade bei der doch etwas konservativen Bauernschaft herrscht manchmal noch der Glaube, dass es sich bei dem Beruf des Tierarztes um einen Männerberuf handelt. Das wird man auch nicht so schnell rausbekommen, aber ihr könnt mir glaube, Selina hat es geschafft. Nach einem Jahr harter Arbeit hat sie sich den nötigen Respekt verdient und macht ihren Job großartig. Ich gehe sogar soweit und sage: Das Ötztal kann froh sein, so eine junge und engagierte Tierärztin zu haben!
Ich selbst bin sehr gespannt, welche Projekte sie als nächstes stemmen wird und bedanke ich mich für diese tollen und erfahrungsreichen Tage bei ihr.