Die Wildspitze – drei Tage, fünf Gipfel

16. Oktober 2023 | 3 Kommentare | Schlagwörter: , , , ,

Letzten Monat ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung: Die Besteigung der Wildspitze! Nach und nach wurden die Gedanken und Emotionen verarbeitet, die Anstrengung ließ nach und das Lächeln wird auch im Nachhinein immer stärker.

Die Wildspitze:

Die Wildspitze ist mit 3.768m der höchste Berg Nordtirols und somit auch des gesamten Ötztals. Nach dem Großglockner ist sie der zweithöchste Berg Österreichs. Mit einer Schartenhöhe (= Differenz aus der Höhe und der höchstgelegenen Einschartung bis zu der man mindestens absteigen muss, um einen höheren Gipfel zu erreichen) von 2266 Metern befindet sich die Wildspitze auf Rang vier der Alpen. Eine Besteigung ist über verschiedene Routen möglich, wobei es sich dabei immer um eine alpine Hochtour handelt. Entsprechende Vorkehrungen sind somit Pflicht!

Doch wie kam es überhaupt zu dem Wunsch? Grundsätzlich ist das Ötztal quasi meine zweite Heimat, da ich von klein auf mit meinen Eltern dort Sommer- und Winterurlaube verbrachte. Dementsprechend sind viele umliegende Gipfel bekannt. Ich mag Herausforderungen bzw. auch mal an die eigenen Grenzen zu gehen. Diese wurden bereits vor vier Jahren „kennengelernt“, als es zum Sonnenaufgang auf den 3500m hohen Fluchtkogel ging. Da die Wildspitze allerdings der „Hausberg“ vom gesamten Ötztal ist, musste sie irgendwann einfach bestiegen werden. Lange hatte ich gezögert, da es doch nochmal eine andere Hausnummer ist. Allein die Höhe (auch wenn es „nur“ noch ca. 200m mehr sind als beim Fluchtkogel) ist nicht zu unterschätzen. Und es war klar, dass wir die Route ab Vent nehmen wollten, nicht die „einfachere“ Variante von der Pitztal-Seite. Als wir, die Fluchtkogel-Crew, uns letztes Jahr trafen, wurde beschlossen, dass wir die Wildspitze 2023 in Angriff nehmen wollten. Zeitlich war Ende August/Anfang September vorgesehen. So stand zumindest der grobe Plan.

Die Vorbereitungen:

Derweil vergingen die Tage/Wochen/Monate. Zwischendurch wurde immer wieder trainiert, um die Grundkondition aufrecht zu halten. Wenn mein Körper manchmal schlapp machen wollte (ich sage nur: Probleme mit einem entzündeten Hoffa Fettkörper im Knie Anfang des Jahres), wurde er mit den Worten „du willst doch auf die Wildspitze!“ motiviert. Das trug Früchte, obwohl Geduld nicht gerade meine Stärke ist. Nach viel schonen, schonen und nochmals schonen, was gut für das Knie, schlecht für die Kondition ist, war zwischendurch ein Tiefpunkt erreicht und die Wildspitze rückte in weite Ferne. Ein paar Wochen später war das Knie aber einigermaßen in Ordnung und das Training konnte wieder aufgenommen werden. Als ob mir der Körper etwas sagen wollte, erwischte mich im Frühjahr eine starke Erkältung mit Fieber. Also wieder etwas schonen, kein Training und miese Ausgangslage. Wie dem auch sei, es konnte nur besser werden. Glücklicherweise war bis zum angedachten Termin noch genug Zeit für die Grundkondition.

Von der ursprünglich geplanten Crew blieben nur Selina und ich, die die Tour in Angriff nehmen wollten. Auf Grund von verschiedenen beruflichen Einschränkungen einigten wir uns auf die erste Septemberwoche. Zufällig hatte ich eine schöne 3-Tages-Hochtour mit Wildspitze inklusive zwei Hüttenübernachtungen gefunden: Von Vent auf das Brandenburger Haus, am nächsten Tag über den Fluchtkogel zur Vernagthütte und von dort auf die Wildspitze (und zurück ins Tal). An dieser Stelle war mein Gedanke: „Fluchtkogel waren wir schon, aber evtl. kennt Kilian für Tag 2 einen anderen Gipfel bzw. eine ähnliche Tour.“ Diese Infos (Zeitfenster/grobe Tourenplanung) waren wichtig, um die nächsten Schritte zu planen, wie z.B. bei der Bergführerstelle Vent einen Bergführer anfragen. An dieser Stelle ein Lob an Kilian und sein Team! Alle Fragen und Wünsche wurden positiv und superschnell beantwortet. Nebst Alternativgipfel. Des Weiteren noch die Unterkünfte im Tal gebucht und somit war alles geklärt.

Doch wenige Tage vor der Tour kam das starke Unwetter im Ötztal. Es regnete Tag und Nacht durch. Die Meldestufen der Ötztaler Ache verkündeten Jahrhunderthöchststände. Ein Teil der Hauptverkehrsstraße wurde weggerissen, so dass das hintere Tal nur noch über Südtirol und das Timmelsjoch erreichbar war. Unabhängig (aber auch) von der geplanten Tour zitterte ich mit den Einwohnern, denn schließlich lebt meine „Zweit-Familie“ im Tal. Gott sei Dank kam niemand ums Leben und es handelte sich „nur“ um Sachschäden. Die Ötztaler wären nicht Ötztaler, wenn sie die Straße nicht schnell wieder provisorisch reparierten. Genau einen Tag vor der geplanten Anreise wurde diese fertig, man konnte das Ötztal wieder wie gewohnt erreichen und ein potenzielles Hindernis wurde aus dem Weg geräumt. Noch einmal Glück gehabt – schon einen Tag später stand ich im schönen Bergsteigerdorf Vent bei strahlendem Sonnenschein. Die nächsten Tage konnten kommen!

Für mich war es wichtig, in Vent und damit bereits auf knapp 2000m zu übernachten, damit sich der Körper schon mal an die Bedingungen gewöhnen konnte. Eine Eingewöhnungs- bzw. Akklimatisierungs-Tour war natürlich geplant. Sie sollte nicht zu schwer sein, nicht zu lange dauern, dafür aber schon „weiter oben“ stattfinden. Am nächsten Tag stand somit eine Fahrt mit dem Lift auf 2.646m Höhe auf dem Programm und dann ging es zu Fuß weiter zur Breslauer Hütte. Auf dem sogenannten Seuffertweg ging es gemütlich weiter Richtung Vernagthütte, um kurz vor dieser weiter in Richtung Hochjoch-Hospiz abzubiegen. Von dort aus ging es dann zurück nach Vent. Obwohl es theoretisch (bis auf ein paar kleine Anstiege) nur bergab ging, war es doch eine Tour mit 610 Höhenmetern.

Hier der Komoot-Link zur Tour

Tag 1: Von Vent (1.900m) zum Brandenburger Haus (3.277m) inkl. Dahmannspitze (3.397m)

Am Abend hieß es dann den großen Rucksack packen, nochmals Zivilisation genießen und mit Vorfreude auf die kommenden Tage einschlafen. Wobei die extra zuvor gekauften warmen Sachen im Tal blieben – die Wetteraussichten für die kommenden Tage waren grandios. Treffpunkt zum Start unserer Tour war die Bergführerstelle Vent, um noch Steigeisen und Gurt auszuleihen. Nach einem kurzen Schwätzchen mit Kilian ging es voller Freude los. Das Tagesziel war das Brandenburger Haus auf 3.277m gelegen. Ohne Bergführer nicht bzw. nur mit Gletschererfahrung machbar und somit trafen wir Michael (unseren Bergführer, der uns bereits 2019 begleitete) auf der Hochjoch-Hospiz Hütte. Der Weg dahin war uns bekannt und nach einer kurzen Stärkung inkl. Plausch ging es von dort gemeinsam weiter. Der Weg schlängelte sich unaufhaltsam immer weiter nach oben und irgendwann erreichten wir den Kesselwandferner (Gletscher). Das Brandenburger Haus ist nur über Gletscher zu erreichen und dementsprechend mit der passenden Ausrüstung. So weit war die Hütte vom Kesselwandferner aus nicht entfernt, doch die Höhe machte mir bei dieser Hochtour auf den letzten Metern etwas zu schaffen, ging aber, so dass wir bei schönem Wetter am Brandenburger Haus ankamen. Was ich auf solchen Hütten liebe, ist die Tatsache, dass kein „Turnschuh-Tourist“ vor Ort ist, der am besten noch mit dem Lift bis kurz vor den Gipfel fährt. Sondern Menschen, die den Berg aus eigener Kraft geschafft haben und wissen, was so eine alpine Tour bedeutet. Man kann es schlecht erklären, aber genau dieses Feeling liegt auch in der (Hütten-)Luft. Wie dem auch sei, wir bekamen ein leckeres Essen inkl. tschechischem Bier. Theoretisch könnte man den Tag nun mit einem guten Gespräch ausklingen lassen. Da das Wetter aber perfekt war und wir noch genügend Kraft hatten, kam schnell die Idee auf, noch auf die nahe gelegene Dahmannspitze (3.397m) zu steigen – eine einfache Tour – und von dort den Sonnenuntergang zu genießen. Insgesamt waren wir eine Truppe von ca. 15 Personen und ca. 25min später standen wir schon auf dem Gipfel. Kurz vor 20 Uhr ging die Sonne unter und wirklich alle genossen diese atemberaubende Atmosphäre. Das alles in Bildern festzuhalten ist kaum möglich. Ich habe es natürlich trotzdem versucht:

Mit diesen schönen Erlebnissen/Eindrücken ging es ins Bett. Trotz der Höhe und Eindrücke konnte ich sehr gut schlafen. Am nächsten Tag ging es nach einem leckeren Frühstück weiter – die Füße/Beine wollten bewegt werden.

Hier der Komoot-Link zur Tour (Brandenburger Haus)

Hier der Komoot-Link zur Tour (Dahmannspitze)

Tag 2: Vom Brandenburger Haus (3.277m) über den Fluchtkogel (3.500m) und die Kesselwandspitze (3.414m) zur Vernagthütte (2.755m)

Nach dem Frühstück hieß es Rucksack packen (Schlafsack/Waschzeug…), Bergschuhe und Gurt anziehen und dem Brandenburger Haus nochmals winken. Ich mag übrigens die Stimmung am Morgen. Wenn jede Gruppe sich so langsam sammelt und voller Vorfreude in die unterschiedlichsten Richtungen und Touren startet. Die Freude sieht man ihnen an. Für uns ging es zurück auf den Kesselwandferner und wir stiefelten über das Eis Richtung Oberes Guslarjoch. Vor 4 Jahren kamen wir von der Vernagthütte eben dieser Stelle an. Da wir nicht wussten, ob der geplante Alternativgipfel (die Kesselwandspitze) tatsächlich begehbar war und der Fluchtkogel quasi auf dem Weg lag, nahmen wir ihn einfach nochmal mit. Tagsüber waren wir ja auch noch nicht oben. Am Oberen Guslarjoch deponierten wir unsere Rucksäcke, um die letzte Steigung bis zum Gipfel vom Fluchtkogel (3.500m) zu nehmen. Die Aussicht war wieder grandios – schön, wieder „hier oben“ zu stehen!

Vom Fluchtkogel aus sahen wir die etwas niedrigere Kesselwandspitze. Nach einer kurzen Pause ging es relativ einfach zurück zu den Rucksäcken. Diese aufgesattelt, ging es – nach Anweisung von Michael – über das Obere Guslarjoch steil hinab auf den Guslarferner. Nach kurzer Abwägung unseres Bergführers (aufgrund von Steinschlag und Gletscherspalten) ging es Richtung Kesselwandspitze. Am Rand des Gletschers wurden die Steigeisen wieder ausgezogen und es ging mit kurzer Leine (Sicherungsseil wurde kurzgehalten) nach oben durch den sehr brüchigen Fels auf den 3.414m hohen Gipfel. Auch dort wurde die Aussicht auf die umliegenden Gipfel und Gletscherweiten (z.B. den Gepatschferner) geworfen. Schon unglaublich, wie winzig der einzelne Mensch doch ist. Um die Dimensionen einmal zu verdeutlichen (zumindest versuchen zu verdeutlichen): Der Gepatschferner bildet zusammen mit dem Kesselwandferner (es ist fast keine Grenze zwischen den beiden Gletschern sichtbar) mit 18 km² die größte zusammenhängende Gletscherfläche Österreichs. Durchschnittlich hat er (der Gepatschferner) eine Eisdicke von um die 70m. Wobei diese – laut Gletscherforschern, die wir am Brandenburger Haus getroffen hatten – stellenweise auch um die 200m betragen kann. Allein die Vorstellung von 200m dickem Eis –unglaublich! Und trotzdem schmelzen die Gletscher viel zu schnell ab.

Von der Kesselwandspitze ging es wieder hinunter Richtung Gletscher über das sehr brüchige Gelände, was mich schon an meine Grenzen brachte. Aber nicht nur dort, sondern auch weiter unten, als es über Gletscherspalten von einer Tiefe bis zu 60m ging. Noch dazu, weil ich in der Seilschaft vorausgehen musste. Aber was willste machen? Zurück ist wohl kaum möglich. Ebenso wenig wie stehen bleiben. Also rüber über den Eisschlund! Im Nachhinein gesehen sind solche Grenzerfahrungen gar nicht mal so schlecht. Man springt schließlich über seinen eigenen Schatten. Als wir dann am Ende des Gletschers bzw. an unserem Ausstiegspunkt ankamen, bekamen wir sogar noch eine Gletschermühle zu sehen. Hammer, was für eine Kraft Wasser doch hat. Der weitere Abstieg zur Vernagthütte (2.755m) verlief dann easy und nach ca. 6:30h kamen wir dort an.

Auch hier genossen wir den Abend bei sehr guten Gesprächen (und ganz ohne Handyempfang) und leckerem Essen. Die anwesenden Bergführer kannten sich und beglückwünschten sich gegenseitig für die gelungene Saison und ließen diese zusammen ausklingen. Was Tradition hat, denn im Hochgebirge kann immer etwas passieren. Und unter uns gesagt: Es ist eine schöne Tradition, wenn man feiern kann, dass alle wieder gesund unten angekommen sind.

Hier der Komoot-Link zur Tour

Tag 3 – DER Tag: Von der Vernagthütte (2.755m) zur Wildspitze (3.768m) und über die Breslauer Hütte zurück ins Tal nach Vent (1.900m)

In dieser Nacht konnte ich recht schlecht schlafen. Zum einen spürte ich meine alten Knochen und zum anderen wollte mein Hirn auch alles Erlebte sofort verarbeiten. Hätte es theoretisch doch auch später machen können… aber nein. Wie dem auch sei, DER Tag stand an und sobald die ersten Sonnenstrahlen den Berg erblickten, sollte es auch schon losgehen. So war es dann auch. Nach dem Frühstück, Verabschiedung in der Hütte und dem Anlegen des Gurtes ging es hinaus in die Morgendämmerung. Im Gegensatz zu den Vortagen, an denen es doch recht warm war, war es angenehm kühl. Unser Weg führte sanft steigend Richtung Vernagtferner. Mal als Wanderweg, mal über Blockwerk und insgesamt sehr schön zu laufen. Gerade um diese Uhrzeit traumhaft. Mit dem Wissen, dass unten im Tal noch alles ruhig ist bzw. der Tag langsam beginnt. Irgendwann wurde dann der Vernagtferner erreicht und überquert. Von dort an ging es über Fels steil bis zum Brochkogeljoch (knapp 3.400m) hinauf. Persönlich war ich froh, als ich oben angekommen war. Die Anstrengung wurde mit dem Blick auf den großen Taschachferner belohnt, ein grandioser Ausblick auf den Gletscher und die umliegenden Gipfel. Im Anschluss ging es zunächst recht harmlos auf dem Gletscher weiter, denn der „Hintere Brochkogel“ musste quasi umrundet werden. Als dies stattgefunden hatte, zeigte sich die Wildspitze ganz nah. Vorbei an weiteren Gletscherspalten verließen wir kurz darauf den Ferner, stiegen weiter über Fels auf und erreichten den Gipfel mit 3.768m! Geschafft!

Da stand ich nun, bzw. musste mich erst einmal setzen. Vor Ort konnte ich es noch gar nicht richtig fassen. Die Fernsicht war einfach atemberaubend – kein Hindernis und nur durch die Erdkrümmung begrenzt. Das kann man nicht in Bildern oder in Worte festhalten – einfach nicht möglich. Auf dem höchsten Berg Nordtirols und dem zweithöchsten Österreichs zu stehen – traumhaft!

Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es wieder nach unten. Dieser führte uns über den Nordgipfel (etwas niedriger) und weiter über den Jubiläumsgrat hinunter zum Rofenkarferner. Auch hier ging ich wieder an meine Grenzen – Firn und Grat gepaart mit ein paar Spalten war doch (etwas) herausfordernd. Aber auch das wurde gemeistert und als wir die Steigeisen und den Gurt wieder ablegten, kam das Gefühl „jetzt nur noch zur Hütte“ hervor. Geschlaucht von der Tour ging es über Blockwerk und schlussendlich über einen normalen Wanderweg zur Breslauer Hütte. Ich musste mich erst etwas sammeln und wir (Michael, Selina und ich) tranken noch etwas und sprachen über die Tour. Irgendwann ging es dann zur Mittelstation, um zurück ins Tal zu fahren.

Hier der Komoot-Link zur Tour

An diesem Tag fiel ich nach dem Abendessen einfach nur müde, erschöpft und glücklich ins Bett. Am nächsten Tag ging es dann nach Hause und der Kopf begann schon während der Fahrt das Erlebte zu verarbeiten.

Ein lang ersehnter Traum ging in Erfüllung, der unterbewusst in mir geschlummert hatte. DER Berg in meiner zweiten Heimat und ich war (endlich) oben. Aber nicht nur der reine Gipfel ist es, sondern die insgesamt erbrachte Leistung, die mich schon ein wenig stolz macht. Teilweise kam ich an meine Grenzen bzw. musste diese überschreiten. Was mir aber im Nachhinein guttut. Unvergessen bleiben die schönen Eindrücke, Gespräche und Stimmungen. Vielen Dank an Selina, an Michael und an alle, die dazu beigetragen haben. Danke!

Update:

Es kamen Fragen nach den Kosten auf. Wie ihr sehen könnt, war ich insgesamt fünf Tage im Ötztal, bzw. hatte ich fünf Übernachtungen gebucht. Drei davon im Tal und zwei auf den Hütten. Für die Übernachtungen im Tal (direkt in Vent) habe ich inkl. Halbpension (und Getränken) 328,66 € gezahlt. Auf den zwei Hütten waren es insgesamt 209,20 €. Auch mit Halbpension (und Getränken). Die Bergbahnen (einmal Bergfahrt für die Akklimatisierungstour und einmal die Talfahrt nach der Wildspitze) kamen insgesamt 30,00 € hinzu. Der Bergführer lag für die Tour bei 645,00 € (von der Hochjoch Hospiz ab bis zur Breslauer Hütte). Ausleihen der Steigeisen und Gurt lag insgesamt bei 40,00 €. Somit kommen wir auf eine Gesamtsumme von 1.232,86 €. Ob es nun viel, wenig oder gerechtfertigt ist, könnt ihr jetzt für euch selbst entscheiden. Für mich persönlich war es jeden Cent wert – mindestens.

@olschok

Ein paar Impressionen von meiner 3-tägigen Hochtour im Ötztal. Start war Vent (1900m), dann auf das Brandenburger Haus (3277m) mit der Dahmannspitze (3387m). Über den Fluchtkogel (3500m), der Kesselwandspitze (3414m) zur Vernagthütte (2755m) und als Abschluss auf die Wildspitze (3768m). #mountains #ötztal #Wildspitze #hochtour #mountain #hiking

♬ The Mountain – FASSounds

Über die Felbertauernstraße gen Süden

1. Oktober 2023 | Ein Kommentar | Schlagwörter: , , ,

Auch wenn der Sommer so langsam von dannen zieht und der Herbst Einzug hält, es lohnt sich immer einen (Urlaubs-)Blick in den Süden zu werfen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: An die schönen Erinnerungen aus dem vergangenen Urlaub denken oder bereits auf den nächsten Urlaub freuen. Die dritte Möglichkeit für Spontane: Freie Tage suchen, Urlaub buchen und „einfach machen“. Einer, wenn nicht DER beste Weg Richtung Südosten dürfte der Weg über die Felbertauernstraße sein.
Für die es noch nicht wissen: Die Felbertauernstraße ist eine Straßenverbindung und somit auch Lebensader Richtung Osttirol. Wobei die ganze Strecke mit einer Gesamtlänge von ca. 38 km angegeben ist und das Bundesland Salzburg mit (Ost)tirol verbindet (und natürlich in entgegengesetzter Richtung). Die Grenze der Bundesländer verläuft im gleichnamigen, knapp 5,5km langen Felbertauerntunnel. Neben der Lebensader für Osttirol ist die Straße ist auch eine alternative Nord-Süd-Verbindung zur Tauern-Autobahn/dem Tauern-Straßentunnel und eine gute Variante Richtung Kärnten und Italien bzw. Slowenien. Außerdem ganzjährig sehr schön zu befahren <- meine persönliche Meinung.

Zusammen mit Daniel vom Blog 3ve-blog war ich kürzlich auf und rund um die Felbertauernstraße unterwegs, um die Region kennenzulernen, aber auch um unser Wissen im Bereich „Blogging/Social Media“ weiterzugeben. 2020 konnte ich im Winter schon mal einen Blick hinter die Kulissen der Felbertauernstraße werfen und hatte jetzt die Möglichkeit die Gegend noch etwas genauer zu erkunden.

Ausgangspunkt war das schöne Städtchen Lienz, die „Sonnenstadt“ mit südlichem Flair am Fuß der Lienzer Dolomiten. Den Namen „Sonnenstadt“ trägt sie verdient, denn mehr als 2.070 Stunden im Jahr scheint die Sonne und der südliche Einfluss macht sich deutlich bemerkbar. Selbst Palmen findet man in der Stadt. Als wir durch die Gassen schlenderten, kam es mir so vor, als wäre man bereits in Kärnten oder noch weiter im Süden. Eines der Highlights in der Stadt selbst ist der Wochenmarkt – dieser findet immer freitags von 13-18 Uhr und samstags von 8:30-12:30 Uhr statt. Wir überzeugten uns selbst vom frischen Angebot und der tollen Auswahl. Einheimische und auch Touristen hielten ein Schwätzchen, kauften ein und/oder schauten sich einfach nur um.

Grundsätzlich bietet sich Lienz als Hub für verschiedene Aktivitäten an. Ob es sportlich oder gemütlich sein soll, für jeden ist etwas dabei. Aber nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die Umgebung ist toll. Wir fanden einen schönen Platz, etwas abseits der Felbertauernstraße Richtung „Innergschlöß“ im Gschlösstal. Idealer Ausgangspunkt zum Wandern (und zum Bilder machen ;)). Die Bergsteiger unter uns wissen, dass von hier aus der Großvenediger (3.657m) nicht weit ist.

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in der Umgebung bzw. in Lienz selbst, je nach Geschmack einige. Wir durften direkt in Lienz im Grandhotel nächtigen. Ein schönes 5* Hotel, zentral gelegen, mit einem sehr guten Restaurant, großer Terrasse (direkt an der Isel) und superfreundlichen/aufmerksamen Mitarbeitern. Der 1.400 m2 großen Wellnessbereich ist ebenso genial, wie auch das Essen aus der zwei Hauben-Küche um Christian Flaschberger.

Die Herzlichkeit der Menschen vor Ort konnten wir im Laufe der Reise überall erleben. Als wir nach dem Wochenmarkt die umliegende Gegend von Lienz auf einer kleinen Wanderung erkundeten, trafen wir auf eine Frau, die zufällig die gleiche Strecke wanderte und fast gleichzeitig mit uns Rast machte. Wie es in den Bergen so üblich ist, kommt man schnell ins Gespräch. Ihr Name war Valeria und sie war 85 Jahre jung (was man ihr überhaupt nicht ansah – so nebenbei erwähnt). Neben dem üblichen Smalltalk blieb mir etwas besonderes hängen. Was für sie „Heimat“ bedeutet, wollte ich wissen. Valeria überlegte einen kurzen Moment und sie meinte „Die Berge“ und schaute in die gegenüberliegenden Lienzer Dolomiten. Sie fügte hinzu „Ich war schon auf jedem Gipfel. Früher mit meinem Mann. Da sind wir immer geklettert. Heute gehe ich auf keinen Gipfel mehr, wobei mich (sie zeigt in eine Richtung) da hoch schon reizen würde.“ Ja, ich kann sie voll und ganz verstehen. Die Aussicht auf die umliegenden Gipfel haben eine gewisse Anziehungskraft. Man muss dazu sagen, dass die Lienzer Dolomiten den verwandten Gipfeln in Südtirol optisch sehr ähnlich sind. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit sind sie auch ein herrliches Wander- bzw. Klettergebiet, was ich auf jeden Fall auf die to-do-Liste gepackt habe und es in naher Zukunft zu erkunden gilt.
Eine Attraktion, die wir ausprobierten, war der „Alpin Coaster Osttiroler“. Da wir mit einem Audi RS etron GT unterwegs waren, war die schnelle Sommerrodelbahn quasi Pflicht! Extrem spaßig ging es die recht lange Strecke hinunter. We like! Am Start der Sommerrodelbahn bzw. noch weiter oben (ggf. den nostalgischen 2er Sessellift nutzen) hat man einen wunderbaren Blick über Lienz. Und auch für Mountainbiker ist die Region einen Besuch wert!

Einen Vormittag hatten wir die Möglichkeit, an der Fachberufsschule Lienz über das Thema „Bloggen“ und „Social Media“ zu berichten. Die Veranstaltung lief im Rahmen der Initiative #GEMMASON, die unter „Vordenken-Osttirol“ gegründet wurde. Hierbei geht es darum, gemeinsam Zukunft zu gestalten und nachhaltige, visionäre und mutige Ideen zu entwickeln. Allein der Slogan „Du bist Teil der Zukunft: Gestalte das Leben in Osttirol aktiv mit. Sei ein Vordenker, eine Vordenkerin!“ finde ich super. Noch besser ist allerdings, dass die jungen Menschen mit eingebunden werden und nicht einfach über deren Köpfe hinweg entschieden, und Zukunftsplanung gemacht wird.
So können sie in dem Rahmen ihre eigenen Wünsche, Träume und natürlich auch Ängste und Sorgen einbringen. Genau hier knüpft die Initiative an. Mit verschiedenen Workshops, Events und mehr wird einiges getan und Probleme angesprochen. Aber nicht nur das, im Anschluss werden ganz konkrete Lösungen umgesetzt. Mitbestimmung, Verantwortung und Lebenserfahrung sammeln sind einige der enthaltenen Ziele. Auch wenn ich mich wiederholen sollte: Ich finde es wirklich wunderbar. DAS ist Praxisnähe und Beteiligung und ganz ehrlich – so etwas hätte ich mir in meiner Jugend gewünscht.

Wir alle wissen, dass Social Media bzw. alles, was mit „dem Internet“ zu tun hat einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Um von unseren Erfahrungen zu berichten, durften wir einen Einblick in unsere Tätigkeit geben und wurden mit vielen Fragen gelöchert. Die Zeit verging viel zu schnell und uns bleibt ein großes „Dankeschön“ an das großartige Publikum! Ihr seid super!

Beitrag in der kleinen Zeitung

Beitrag in Osttirol heute

Nun konnte ich also auch einmal im Sommer einen Blick auf die Region um die Felbertauernstraße werfen und ein paar Eindrücke von der Umgebung sammeln. Noch dazu vor einem wissbegierigen Publikum meine Erfahrung als Blogger teilen. Wie immer rennt bei solchen Trips die Zeit ohne Ende und man kann nur ausgewählte Eindrücke sammeln. Aber diese waren umso schöner und die Umgebung lohnt sich definitiv für einen längeren Aufenthalt!

Ein herzliches Dankeschön an die Felbertauernstraße AG für die Kooperation!

(Alle Bilder von Daniel und mir)

Ciao Venezia – unser Sommertrip gen Süden

31. August 2023 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , ,

Italien ist immer eine Reise wert. Ich kann kaum noch aufzählen, wo wir schon überall waren in diesem schönen Land. (aber auch: wo wir überall noch hin müssen!) Sei es beruflich oder im Urlaub, in jeder von uns besuchten Region hat es uns gut gefallen und wir wurden immer herzlich empfangen. Noch dazu das leckere Essen, die schöne Landschaft und die netten Menschen. Kurz und knapp: Italien muss man einfach lieben.

Nachdem wir gerne neue Regionen kennenlernen, entschieden wir uns dieses Mal für Venedig. Ich persönlich war vor ellenlanger Zeit (damals mit dem Opel Corsa A) für einen halben Tag in der Stadt, kann mich allerdings nicht mehr gut daran erinnern. Die Dame des Hauses war noch überhaupt nicht in der Lagunenstadt. Somit war die Entscheidung schnell getroffen. Da wir noch Bahngutscheine auf Lager hatten hieß es: Venedig mit der Bahn! Die Züge waren schnell gebucht: Schweinfurt – Bamberg – München – Venedig. Kleiner Tipp: Nicht an der Reservierung sparen. Der EC von München über den Brenner ist immer knackig voll. Und wenn ich „immer“ sage, meine ich „immer“! Pro Tag gibt es zwei Direktverbindungen und in Venedig selbst gibt es zwei große Bahnhöfe: Santa Lucia (direkt in der Lagune) und Mestre (auf dem Festland).


Meininger Hotel Venezia Mestre

Wir stiegen in Mestre aus, weil sich dort unser Hotel befand. Das MEININGER Venezia Mestre liegt unweit des Bahnhofs und ist somit super zu Fuß erreichbar, eine ideale Lage. Noch dazu ist das Hotel im Vergleich zu den Hotels in der Lagune günstiger. Wir übernachteten dort im Zuge einer Kooperation, aber unabhängig davon hätten wir uns wahrscheinlich für ein Hotel in Mestre entschieden. In Venedig ist man die meiste Zeit doch eh nur unterwegs, wenig im Hotel. Und das entweder zu Fuß oder man nutzt den öffentlichen Nahverkehr (ACTV). So ist es zumindest bei uns bei Städtereisen der Fall. Da hat das Hotel die perfekte Ausgangslage. Grundsätzlich bieten sich die MEININGER Hotels für Städtereisen an. Aktuell gibt es sie in 25 Städten und weitere werden (sicherlich) folgen.
Das MEININGER Venezia Mestre wurde erst in diesem Jahr eröffnet. Zur Tür herein strahlte uns schon die farbenfrohe Lobby an. Die Rezeption ist 24h besetzt, was für uns optimal war. Zwar hatten unsere Züge keine Verspätung, aber dennoch kamen wir erst nach 18 Uhr (normale Check-In-Zeit) an, alles überhaupt kein Thema. Wir checkten rasch ein und es ging erstmal rauf in unser Zimmer. Bei den Meininger Hotels handelt es sich um „Hybrid-Hotels“, eine Kombination aus Hotel und Hostel.
Entsprechend gibt es Zimmer in zahlreichen Varianten, vom Doppelzimmer bis hin zum Mehrbettzimmer oder auch Schlafräume für Gruppen oder Schulklassen. Wir erhielten ein 3-Bett-Zimmer und waren positiv überrascht von der Größe. Zwar ohne TV (wie online angekündigt) oder Kühlschrank, aber sonst war alles vorhanden. Und trotz der Lage direkt am Bahnhof ist es im Zimmer relativ ruhig.
In den nächsten Tagen konnten wir das Frühstück testen, das vom italienischen Kuchen bis hin zu Müsli und Brötchen oder Eiern eine gute Auswahl bereithält. Nicht zu vergessen der klassisch-italienische Fruchtsaft. Wichtig für mich in Italien aber ist der Kaffee! Daran scheiden sich die Geister und der Kaffee im Hotel wurde für gut befunden. So konnte der Tag starten! Was das Meininger vor allem ausmacht, sind die super freundlichen Mitarbeiter, die bei jeder Frage weiterhelfen oder Tipps für die Stadt/Region geben können.

Das Meininger Venezia Mestre ist gerade für Backpacker gut geeignet (es gibt einen Waschraum und eine Küche, falls man sich selbst etwas kochen möchte), für einen kurzen Aufenthalt in Venedig und wenn man nachts dem Trubel und Tourismusströmen entfliehen möchte. Man kann gemütlich draußen sitzen, kommt schnell mit anderen Gästen aus allen Regionen der Welt ins Gespräch oder nutzt den Billiardtisch in der Lobby, um sich abends noch etwas zu betätigen oder alternativ einen Aperitivo oder Absacker an der kleinen Hotelbar zu trinken.

Im Voraus hatten wir uns einen 3-Tages Pass für die Öffentlichen besorgt. Kostet pro Nase
45 Euro, dafür sind neben den Bussen auch die Vaporetti, die Wasserbusse, vor Ort mit drin. Und wir hatten im Kopf, evtl. mal nach Murano oder Burano (oder beides) zu fahren oder mit einem Vaporetto der Linie 1 oder Linie 2 durch den Canale Grande. Von daher rentierte sich das auf jeden Fall für uns. Außerdem möchte ich im Urlaub gerne flexibel sein. D.h. z.B. in ein Vaporetto einsteigen, wenn ich Lust dazu habe und aussteigen, wo es schön sein könnte. Direkt vor dem Hotel fährt der Bus Richtung Lagune ab, der natürlich im Ticket auch enthalten ist. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an der Hotelrezeption, die uns die Tipps für die besten Haltestellen gaben (und welche wir eher meiden sollten), Top Service! Die Fahrtdauer ab Mestre dauert ca. 12min und man kommt direkt vor Ort am Piazzale Roma, dem Busbahnhof in Venedig, an.


Venedig

In Venedig selbst ließen wir uns erst einmal treiben. Der beste Weg, um eine Stadt kennenzulernen! Das Wetter war schön (warm) und zu Fuß ging es am ersten Tag durch die verschiedenen Stadtteile, um uns einen kleinen Überblick zu verschaffen. Uns war klar, dass es Ende Juli ziemlich voll sein wird, von daher wollten wir die Haupttouristenattraktionen lieber an den kommenden Tagen einmal zu früherer Stunde besuchen.
Die erste Amtshandlung war allerdings ein Kaffee an der Theke (kann hierzu z.B. das „Mamafè – Salento Bakery“ empfehlen). Preislich gesehen ist ein Espresso, den man nicht direkt am Markusplatz trinkt, mit 1,20 Euro in Venedig auch im ganz normalen Bereich. Man muss natürlich Augen und Ohren offenhalten – wo Italiener ihren Caffè trinken, kann es schließlich nicht verkehrt sein! Ansonsten ging es durch viele kleine Gassen, über zahlreiche Brücken und vorbei an Palazzi, Booten und überteuerten Gondeln. Gut gefallen haben uns an Tag 1 der Stadtteil Dorsoduro, die Gegend an der Universität und dann sind wir doch kurz über die Rialtobrücke (Ponte di Rialto) zum Markusplatz (Piazza San Marco). Richtig voll war es übrigens tatsächlich nur an diesen beiden Punkten und in deren direkter Umgebung. Sobald man ein, zwei Seitenstraße weiter abbiegt, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. An diesem Tag waren wir im La Lanterna Da Gas essen und genossen den restlichen Tag. Hier ein paar Eindrücke:

Am nächsten Tag stand für uns frühes Aufstehen auf dem Programm. Wir wollten schon recht früh in der Lagune sein, um Venedig ohne viele Touristen zu sehen und mitzubekommen, wie die Stadt langsam erwacht. Außerdem sollte es an diesem Tag recht warm werden. Somit gleich (gefühlt) 28 Fliegen mit 3 Klappen geschlagen. ;) Wie gehabt, mit dem Bus rüber in die Lagune und dann ab auf das Vaporetto. Endstation war die Rialtobrücke, über die zu diesem Zeitpunkt außer uns nur zwei Jogger liefen. Lustigerweise funktioniert das GPS-Signal vom Handy nicht immer zuverlässig und wir überquerten die Brücke mehrmals hintereinander, bis wir die richtige Richtung hatten. Wir wollten in Ruhe zum Markusplatz, welcher um diese Uhrzeit noch recht angenehm zu begehen war. Hier genossen wir den Blick auf den Markusdom und den Dogenpalast, beides aber nur von außen. Für einen Besuch innen lohnt es sich, Tickets im Vorfeld online zu kaufen. Vom Markusplatz ging es wenige Schritte weiter zur berühmten „Seufzerbrücke“ (Ponte dei Sospiri). Ist man früh genug dran, hat man von der Ponte della Paglia einen guten Blick auf diese. Später könnte es dort sehr eng werden. Nachdem der Vormittag verstrich, merkten wir, wie immer mehr Touristen in die Stadt kamen und sich die Straßen füllten. Auch an Tag 2 sah es in den Seitenstraßen leerer aus, dorthin verirren sich viel weniger Menschen. Es scheint, als wäre die Spezies Mensch ein Herdentier, orientiert sich nur an den Hotspots und schaut nicht rechts bzw. links geschweige denn dass man mal ein Stück zu Fuß geht. Komisch. Aber für uns war es gut und wir schlenderten weiter durch die kleinen Gassen, in denen es auch viel zu entdecken gab. Noch einen Blick auf die Scala del Bòvolo (Palast mit Wendeltreppe) werfen, um anschließend mit dem Vaporetto Richtung des Stadtteils Castello (Biennale) zu fahren. Dort angekommen ging es zu Fuß weiter. Ein schöner Stadtteil mit wenig Touristen und trotzdem vielen Sehenswürdigkeiten wie z.B. das Arsenale di Venezia, ehemalige Schiffswerft und Flottenbasis der Republik Venedig, zurückgehend auf das Jahr 1104 und noch vollständig erhalten. Zwar ist ein Zugang nur eingeschränkt möglich, aber auch von außen sehenswert.

Gefühlt sind die Wege in Venedig gar nicht so weit, wie es auf der Karte zunächst aussieht und wenn man es etwas geschickt anstellt, ist man schnell wieder am Ausgangspunkt. Für uns hieß es Siesta im Hotel, denn wir waren schließlich schon früh auf den Beinen. Und gegen Abend wollten wir noch einmal in die Lagune, um etwas von der Abendstimmung (und leckeres Essen) mitzubekommen. Bitte an dieser Stelle die Zeit etwas vorspulen. Danke. ;) Zurück in der Lagune, die Temperaturen hatten leicht abgekühlt und der Hunger wollte gestillt werden. Noch zu Hause hatte ich ein paar Restaurants im Stadtteil Cannaregio rausgesucht. Dorthin ging es also und kurze Zeit später saßen wir im Al Mariner. Dieses Restaurant kann ich euch sehr (!) ans Herz legen, sofern Ihr Fischgerichte mögt. Top Service, am besten auf die Empfehlung des Kellners hören und ein äußerst leckeres Essen genießen.

Venedig zeigte sich am Abend von seiner schönsten Seite und ein Eis auf dem Rückweg zum Hotel durfte nicht fehlen. So endete der 2. Tag in Venedig, glücklich und zufrieden.


Burano

Gut geschlafen gingen wir an Tag 3 den zuvor gemachten Plänen nach. Wir wollten mit dem Vaporetto nach Burano fahren. Auch diese Fahrt war im Ticket inklusive. Wobei es mit einmal umsteigen verbunden war. Kurz erklärt sah unsere Strecke so aus: Mit dem Bus von Mestre in die Lagune, von dort zu Fuß oder mit dem Vaporetto (Linie 4.1 oder 5.1) zum Anleger Fondamente Nove und dann in die Linie 12 nach Murano/Burano umsteigen. Kleiner Tipp: Nicht zu spät los und sich auf den Booten einen Sitzplatz nehmen. Die Überfahrt entspannt ungemein und man bekommt die Lagune von der anderen Seite zu sehen – inkl. kleinerer Inseln wie z.B. die Friedhofsinsel San Michele. Wer möchte, kann in Murano (der berühmten Glasmacherstadt) aussteigen oder weiter nach Burano fahren, so wie wir. Da wir relativ früh unterwegs waren, waren auch die Straßen noch recht leer. Ein paar (ältere) Bewohnerinnen und Bewohner waren unterwegs, die uns alle freundlich grüßten. Herrlich!

Wir schlenderten durch die Gassen, genossen die bunten Häuser und machten uns nach einem Snack wieder auf dem Rückweg zum Anleger. Ab auf das Vaporetto und zurück in die Altstadt von Venedig. Ab dem Anleger Fondamente Nove ging es für uns zu Fuß weiter. An diesem Tag erkundeten wir noch die Libreria Acqua Alta (Buchhandlung) und den Despar Teatro Italia (Supermarkt). Die Buchhandlung war voll und fand ich persönlich jetzt nicht so spannend, dafür aber umso mehr den Supermarkt in einem ehemaligen Theater. Selbst die Empore und verschiedene Deckenmalereien sind noch vorhanden, das ist mal wieder Italien!

Den Tag ließen wir noch einmal gemütlich ausklingen. Wir mussten noch zum Bahnhof, um ein Ticket ausdrucken zu lassen. Das Ticket von Venedig Mestre nach Brixen war vorher zwar online gebucht worden, aber die Teilverbindung bis nach Verona muss in Papierform vorliegen. Warum auch immer. In diesem Fall hatten wir Glück, denn die Strecke Mestre-Verona war an unserem Reisetag wegen Bauarbeiten gesperrt. Ohne den Gang zum Bahnhof hätten wir das nicht erfahren und wären vermutlich irgendwo gestrandet. Somit: Glück im Unglück und es ging mit einem Umweg über Bologna nach Verona, dafür mit dem Frecciarossa. Die etwas längere Fahrt wurde genutzt, um ein Fazit zu Venedig zu erstellen:

– Venedig ist im Juli voller Touristen, aber abseits der Hauptstrecken gar nicht so überfüllt
– Sehenswürdigkeiten gibt es an jeder Ecke (ein 3-4 Tages-Trip lohnt sich)
– Venedig ist sauberer als gedacht (auch die Canali)
– praktisch ist ein Hotel auf dem Festland in Mestre
– ÖPNV ist in Venedig top, eine Fahrt mit dem Vaporetto fühlt sich einfach nach Urlaub an (wenn es nicht zu voll ist)!
– Wir kommen (in einer anderen Jahreszeit) wieder!

Es ging für uns noch nicht nach Hause, sondern wir machten noch einen Zwischenstopp in Brixen, genauer gesagt in St. Andrä im schönen Südtirol. Dort genossen wir noch ein paar Tage Wellness, relaxen und schöne Südtiroler Gegend. Und wenn schon Berge in der Nähe sind, muss man auch wenigstens etwas wandern. Ideal geeignet ist der Hausberg „Plose“. Wobei es bei uns eher „Spazieren gehen“ statt wandern war, aber wir wollten es ja schließlich ruhiger angehen.

Mit dem Zug ging es dann wieder zurück. Was soll ich sagen: Nicht nur pünktlich, sondern sogar überpünktlich. Auf den letzten Metern (Bamberg – Schweinfurt) erwischten wir einen früheren Zug mit megaknappem Umstieg, waren dadurch aber über 1h früher zu Hause.

Kurzfazit: Urlaub ist immer viel zu kurz. Italien/Südtirol ist immer eine Reise wert. Venedig ist toll und eine gute Reiseplanung ist Gold wert.

Ein herzliches Dankeschön an Meininger Hotels für die Kooperation!

Der Hahlkogel – Touren im Ötztal

22. August 2023 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , ,

Wer schon einmal in den Bergen war, weiß vielleicht, dass fast jede Ortschaft ihren „Hausberg“ hat. So auch im Ötztal, in dem die einzelnen Ortschaften entsprechend eigene Hausberge haben. Beim letzten Besuch nächtigten wir – wie schon oft – in Huben bei Längenfeld. Der dortige Hausberg ist der „Hahlkogel“, genauer gesagt handelt es sich um den Äußeren Hahlkogel mit 2.658 m. Die Einheimischen nennen ihn jedoch kurz und knackig „Hahlkogel“.

In jungen Jahren war ich bereits mehrfach auf dessen Gipfel und hatte daher noch die Route ungefähr im Kopf. So war die Planung schnell abgeschlossen. Denn es sollte in der Runde mit meinem Bruder, meiner Tante, meinem Cousin und der „quasi-Fast-Schwester“ seit längerem mal wieder hinauf gehen. Route geplant, Teilnehmer motiviert und das Wetter sollte am nächsten Tag auch passen. Am späten Nachmittag sollte es zwar Regen geben, aber laut meiner Planung sollten wir zu diesem Zeitpunkt bereits wieder unten im Tal sein.

Blick vom Hahlkogel auf Huben und das Ötztal

Am nächsten Tag war es dann so weit – wie vorausgesagt passte das Wetter und eigentlich konnte es losgehen. Allerdings kam es noch zu kleinen Umänderungen bei Treffpunkt und Startzeit, was natürlich für den verantwortlichen Tourenplaner immer schwierig ist. Schließlich denkt man sich bei der Planung etwas, so z.B. zu Zeitdauer, Schwierigkeitsgrad, Wetteraussichten etc. In den Bergen macht es immer Sinn, sich an gewisse Absprachen zu halten. Sonst kann es schnell gefährlich werden. Kommen wir aber wieder zurück zu unserer Tour auf den Hahlkogel. Start war am Sportplatz in Huben. Oder auch am Beginn des Ötztaler Sagenwegs. Auf diesem Weg ging es zunächst noch durch den Wald stetig nach oben. Wir mussten das Tempo etwas erhöhen, denn es lag noch ein langes Stück Weg vor uns. Zudem war die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, also hätten wir auch bei ganz gemächlichem Tempo geschwitzt. ;) Auf ca. halber Strecke vom Sagenweg zweigt unser Weg Richtung Hahlkogelhaus/Hahlkogel ab. Es geht noch immer durch den Wald, doch wird der Weg zwischendurch schon auch steil(er). Ein paar ältere Fixseile sind ebenso zu finden, wie auch einzelne Trittstufen. Alles natürlich kein Problem für unsere Truppe! Vorbei an privaten Hütten, tierischen Wegbegleitern und je höher wir kamen, desto lichter wurde der Wald. Nach ungefähr 2:15 Stunden und 820 Höhenmeter später ließen wir die Waldgrenze hinter uns und erreichten das Hochplateau unterhalb vom Hahlkogel. Schon ein Stückchen weiter war die Hahlkogelhütte zu sehen.
Achtung: Diese ist nicht bewirtschaftet und bietet auch keinen sonstigen Schutz für Wanderer/Bergsteiger. Generell gibt es auf dieser Tour keine Einkehrmöglichkeit. Die nächstgelegene Alm wäre die Polltalalm. Allerdings nicht direkt auf dieser/unserer Runde.

Wenige Meter oberhalb der Hahlkogelhütte steht wieder ein Wegweiser, der Richtung Hahlkogel zeigt. Nun geht es nicht ganz so steil über das Hochplateau nach oben. Über ein paar sumpfige Flächen führen Stege und/oder liegen Steine zum Überqueren bereit. Nun geht es weiter stetig nach oben, in der Ferne konnte man Murmeltiere hören und die umliegenden 3000er kommen immer mehr zum Vorschein. Ca. 50 Meter unterhalb vom Gipfel legten wir nochmals eine kurze Pause ein und packten unsere Stöcke in den Rucksack. Nicht alle wollten mit nach ganz oben, daher ließen wir Teile unseres Gepäcks zurück. Ab hier heißt es: Hände benutzen und bis zum Gipfelkreuz halb gehen, halb klettern. Nach ein paar Minuten erreicht man dann aber auch den Gipfel und hat einen genialen Überblick über weite Teile des Ötztals.

Wie es sich gehört, trugen wir uns ins Gipfelbuch ein, machten zahlreiche Fotos und versuchten die umliegenden Gipfel und das Tal zuzuordnen bzw. von oben zu erkunden. Ein paar Minuten später ging es wieder den gleichen Weg nach unten. Wobei man dazu sagen muss: Auf den letzten Metern zum Gipfel sollte man trittsicher und schwindelfrei sein! Auf dem Gipfel selbst ist nicht sonderlich viel Platz und rechts bzw. links geht es viele Meter sehr steil nach unten.
Weiter unten trafen wir dann wieder alle aufeinander und gingen bis zur Hahlkogelhütte den gleichen Weg zurück. Ab der Hütte nahmen wir dann nicht unseren Aufstiegsweg, sondern gingen über das Hochplateau in Richtung Polltalalm. Diese erreichten wir aber nicht, denn unser Weg macht vorher eine Abzweigung Richtung Tal. Ab dort geht es nur noch zick-zack immer weiter nach unten. Mal einen Waldweg, mal (gefühlt) querfeldein. Letzteres natürlich auch auf einem Weg. Ziel war in Huben etwas weiter unten der Funpark/Mühlenweg. Fast hätten wir es trocken geschafft, mit der Verzögerung zu Beginn kam kurz vor Ende pünktlich der erwartete Regen.

Zwar kein 3000er Gipfel, aber insgesamt eine sehr schöne Tour im Ötztal. Mit 1.470 Höhenmetern, 17,6 km und einer Gehzeit von 8 Stunden und 56 Minuten. Wie immer findet Ihr hier meine Komoot-Aufzeichnung dazu. (Aufgezeichnet wurde mit meiner Suunto 9 Peak Uhr.)

Schafe auf dem Weg vom Hahlkogel zurück ins Tal über Huben im Ötztal
@olschok

Kleiner Rückblick auf den Bergsommer und das Ötztal. Hier ein paar Impressionen zur Tour auf den Hahlkogel. Für mich einer der schönsten Aussichtsberge. 🏔 Auf dem Blog gibt es die Tourbeschreibung. #ötztal #hiking #bergtour #tagestour #wandern #visitaustria

♬ Originalton – olschok

Die zwei Abenteurer unterwegs in Churfranken – Die Hitzeschlacht

9. August 2023 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , , ,

Nach der letzten Tour im Herbst 2022 durch die Rhön mit angenehmen Temperaturen und etwas Regen wurde vor einer Weile bereits die nächste Wanderung der zwei Abenteurer geplant. Wie immer planten Marco und ich wieder mindestens 3 Tage unterwegs zu sein. Mit dabei der gepackte Rucksack, gute Laune und zur An- bzw. Abreise via Bahn das Deutschland-Ticket. So waren unsere Rahmenbedingungen.

Marco und ich - die zwei Abenteurer

Schnell fanden wir einen möglichen Zeitraum und so konnte es an die Streckenplanung gehen. Zunächst hatten wir drei Strecken zur Auswahl, aus denen im weiteren Verlauf eine ausgewählt wurde. Die erste ging „Quer durch den Spessart“ von Lohr am Main nach Miltenberg. Die zweite hatte den Namen „Main-Wanderweg“ und führt von Retzbach (Zellingen) nach Wertheim am Main. Die dritte Tour nannten wir „Quer durch Churfranken“, hier war der Start in Aschaffenburg und das Ziel Michelstadt im Odenwald. Alle Routen waren ähnlich von den Gegebenheiten mit Längen von ca. 70-80 km und etwa 1800 Höhenmetern gesamt. Wobei erfahrungsgemäß immer mehr Kilo- und Höhenmeter dazu kommen. Aber so zumindest stand die grobe Planung und wir sind schließlich flexibel. Nach kurzer Abwägung und letzten Details entschieden wir uns für die Tour „Quer durch Churfranken“. Hier unsere Komoot-Collection. Wer genau hinschaut wird sehen, dass der Zielort statt Michelstadt auf Amorbach abgeändert wurde. Richtig, aber dazu kommen wir später noch.

Anfang Juli war es soweit, die zwei Abenteurer schließen sich zusammen, um den Wetterbericht zu checken. F*ck, genau an „unserem“ Wochenende wurde eine Hitzewelle gemeldet. Was tun? Abbrechen war für uns keine Option, denn schließlich war alles geplant, die Übernachtungen gebucht und die Motivation hoch. Bedeutete aber gleichzeitig: Lieber eine Trinkflasche mehr in den Rucksack packen und sich relativ früh auf die Beine machen. Gesagt, getan. Treffpunkt war der Bahnhof in Aschaffenburg und die zwei Abenteurer kamen (wie so oft) pünktlich an, es konnte losgehen. Die Temperaturen waren noch einigermaßen erträglich und unser erstes Zwischenziel war „raus aus der Stadt“. Glücklicherweise führte uns die Route direkt durch den „Park Schöntal“, mitten in Aschaffenburg gelegen. Nach den ersten 4 km erreichten wir den Stadtrand und ab da ging es erst einmal bergauf. Die Sonne prasselte unermüdlich, so dass wir einen Vorgeschmack auf die kommenden Stunden/Tage bekamen. Dafür hatten wir einen schönen Weg und eine Fernsicht bis hinter Frankfurt. Glücklicherweise führte der Weg anschließend durch den Wald, vorbei an einigen Kapellen, Feldern und nach 13,5 km erreichten wir einen schönen Rastplatz.

Das erste T-Shirt musste gewechselt werden und am Himmel war keine Wolke zu sehen. So ging es dann weiter durch Wald, Feld und Flur. Die Trinkflaschen leerten sich zusehends. Die Gespräche wurden auf das Nötigste reduziert. Glücklicherweise erschien bei Kilometer 16,5 eine kleine „Almhütte“, die offen hatte und wir somit etwas Flüssigkeit zu uns nehmen konnten. Zwei Drittel der Strecke hatten die zwei Abenteurer geschafft und das Ziel Obernburg am Main näherte sich. Vorbei ging es an einem alten und einem neuen Bildstock und als wir den Main überquerten, hatten wir es geschafft. Unsere Unterkunft und die dementsprechende Dusche erreichten wir nach insgesamt 27,1 km, ca. 610 Höhenmetern und drückender Hitze. Zwar war der Körper geschlaucht und die Wasserreserven in den Zellen quasi aufgebraucht, doch ein paar Meter laufen waren noch drin. Auf Empfehlung hin suchten wir „Das Wirtshaus“ auf und füllten unseren Flüssigkeitshaushalt wieder auf. Nebenbei gab es leckere vegetarische Currywurst!

An diesem Tag waren wir frühzeitig im Bett, um den geschundenen Körper zu regenerieren. Der nächste Tag sollte noch heißer werden und so wurde kurzerhand beschlossen, sich noch früher auf die Strecke zu begeben. Um 5 Uhr sollte der Wecker klingeln. In weiser Voraussicht (oder war es nur Zufall) hatten die zwei kein Frühstück gebucht und konnten den am Vorabend geschmiedeten Plan ausführen. Ein kleiner Kritikpunkt sei trotzdem angebracht: Der erste Bäcker öffnete erst um 6 Uhr. Wir hatten allerdings Glück, denn dieser lag auf unserer Wegstrecke – ca. 1,5km entfernt vom Hotel, so dass wir pünktlich unsere Vorräte füllen konnten. Die Luft war zu diesem Zeitpunkt noch richtig angenehm, kühl und klar. Dementsprechend war die Laune der beiden Wanderer sehr gut. Und das trotz der Müdigkeit. Wird es dabei bleiben?

Der Weg schlängelte sich am Waldrand entlang, vorbei an Getreidefelder, um schließlich in den Wald zu führen. Mittlerweile führte der Weg weiter oben entlang und nach kurzer Zeit entschieden sie sich zu frühstücken. Da bot sich der sogenannte „Erlenbacher Pavillon“ an. Vorteil vom Frühstück: Man wird satt, geht gestärkt weiter und der Rucksack wird leichter. Zur Info: Die Temperaturen waren noch immer recht angenehm. Die Strecke befand sich zwar im Weinberg, der aber im Schatten lag. Nicht weit entfernt vom Pavillon kamen wir an einem „terroir f“ Punkt vorbei. 20 Stück gibt es davon in Franken und jeder erzählt eine ganz persönliche Geschichte zur Region und zu einem Thema in Bezug auf den Wein. Die Region um Klingenberg ist bekannt für ihren Wein. Unser Weg führte uns oberhalb vom Main am Rande zwischen Weinberg und Wald im Schatten entlang. Der Ausblick war top!

Nach Kilometer 12 erreichten wir eine Abzweigung und ein Schild mit dem Hinweis „Schlucht“. Lag zwar eigentlich nicht auf unserer ausgewählten Strecke, aber kurz auf die Karte geschaut und uns für den Weg durch die Schlucht entschieden. Typisch für die zwei Abenteurer – Flexibilität muss sein! Es handelte sich um den Einstieg zur Seltenbachschlucht. Gut, diese war (leider) recht ausgetrocknet, dafür trotzdem noch mindestens 5 Grad kühler als drumherum. Eine herrliche Schlucht und diese sollte man unbedingt auf dem Schirm haben, wenn man in der Gegend ist. Kurze Zeit später (wir kamen „unten“ fast in der Altstadt an), ging es wieder bergauf bis zur Clingenburg. Vor ein paar Jahren war ich schon vor Ort und konnte mir ein Bild machen. Als wir nun oben waren, sahen wir einige Kinder mit Eltern und überlegten, ob wir uns das Kindertheaterstück (Name vergessen), was starten sollte, auch anschauen sollten. Quasi eine willkommene (Bildungs-)pause. Wir entschieden uns allerdings dagegen, da wir noch einige Kilometer vor uns hatten. Natürlich genossen wir die Aussicht und machten uns anschließend auf den weiteren Weg. Mittlerweile war es ca. 10 Uhr und ab diesem Zeitpunkt war es mit den noch angenehmen Temperaturen vorbei. Gefühlt schoss das Thermometer unaufhörlich nach oben. Der Weg schlängelte sich immer weiter und die zwei Abenteurer waren mit atmen, schwitzen und trinken beschäftigt. Eine Unterhaltung war schlichtweg (fast) unmöglich. Die Energie musste gespart werden.

Schattenspiele auf dem Weg von Obernburg am Main nach Miltenberg

Die zwei quälten sich weiter. Das Ziel sollte schließlich erreicht werden. Keine Menschen weit und breit. Bei jedem Tritt staubte der Boden. Die Hitze war mittlerweile fast unerträglich geworden. Noch dazu neigten sich die Wasservorräte dem Ende. Es musste etwas passieren!

Sie näherten sich dem nächsten Ort Großheubach. Der Gedanke war „wir müssen die Vorräte auffüllen“. Und als ob es irgendjemand gehört hatte, erreichten die zwei unermüdlichen Abenteurer einen Spielplatz inkl. Wasserspiel. Knapp 27 km in den Knochen und seit langer Zeit zeigten sie wieder Emotionen. DAS war die Rettung! Endlich Wasser! Dementsprechend kühlten sie sich ab und verweilten ca. 2 Stunden, um die restlichen fünf Kilometer bis nach Miltenberg gestärkt zu wandern. Diese Strecke führte dann am Ufer des Mains entlang und ist (wenn es nicht gerade solch hohe Temperaturen hat) super zu laufen. Nach knapp 31km erreichten wir das Ziel und erholten uns bei einer kalten Dusche und reichlich zu Trinken.

Miltenberg ist grundsätzlich immer eine Reise wert, aber das habe ich Euch ja bereits berichtet. An jenem besagten Abend waren wir noch im Wein- und Gasthof Zipf. Sehr zu empfehlen!

Der nächste Tag näherte sich und die zwei entschlossen sich, die Route zu ändern. Nochmal fast 30 km bei der Hitze machte einfach wenig Sinn. Auch wenn es ursprünglich nur durch den Wald nach Michelstadt gehen sollte, wurde als neuer Endpunkt Amorbach gewählt. Die Temperaturen sollten sich im ähnlichen Bereich befinden wie am Vortag. Da sich auf der ursprünglichen Route keine erkennbaren Wasser-Auffüllpunkte befanden und kein Ort durchquert wurden, war es einfach zu riskant. In den Morgenstunden schlief das kleine Miltenberg noch und wir machten uns wieder früh auf den Weg. Kurz nach dem berühmten „Schnatterloch“ führte der Weg hinauf und wir waren – dank der hohen Luftfeuchtigkeit – schon wieder durch und durch geschwitzt. Der 452 m hohe Greinberg wurde geschickt umrundet und nach ca. 7km durchquerten wir die, landschaftlich sehr schöne, zersiedelte Gegend „Monbrunn“, um nach ca. 12,5 km in Amorbach anzukommen. Dort verbrachten wir noch etwas Zeit in der Kirche – es war angenehm kühl und schauten uns dann noch das Städtchen an.

Leider trennten sich unsere Wege anschließend und – trotz der heißen Temperaturen – war es wieder einmal eine sehr schöne Tour! Insgesamt waren es 71,7 km und 1.480 Höhenmetern durch das schöne Churfranken. Zwischendurch (Boden-)Temperaturen von über 40 Grad. Denen wir aber mit viel Wasser von innen und außen entgegensteuerten.
Doch wie heißt es so schön: Nach der Tour ist vor der Tour! Vielleicht nicht unbedingt im Juli, aber erste Ideen sind bereits im Kopf (vielleicht von der diesjährigen Weinregion in eine Bierregion?)
Seid gespannt, wohin es die zwei Abenteurer verschlagen wird…

(Bilder von Marco und mir)

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