Genuss und Wandern im Nürnberger Land
Der Herbst hat begonnen und für mich ist er jedes Jahr unter den Top 4 der beliebtesten Jahreszeiten! Das Spiel der Farben, das morgendliche Licht, die frische Luft und die Stimmung sind einfach herrlich. Was liegt da näher, als einen schönen Ausflug zu unternehmen?
Vor zwei Jahren habe ich mir das Nürnberger Land bereits von oben und von unten angesehen und war begeistert. Man muss dazu sagen, dass ich lange Zeit in der Metropolregion Nürnberg gewohnt habe, aber mir damals das Nürnberger Land gar nicht genauer angeschaut habe. Was ich jetzt natürlich bereue, aber es ist ja nie zu spät. Vor Kurzem stand für mich also ein erneuter Besuch in der mittelfränkischen Region auf dem Programm. Im Rahmen einer Pressereise ging es um das Thema Genuss und Wandern – eine perfekte Kombi!
Es dürften mehr als 2000 Kilometer Wanderwege sein, die es im Nürnberger Land gibt, mit dichten Wäldern, Felsformationen, Höhlen und Schluchten, Flusstälern sowie Burgen und Schlössern. Also genau das Richtige für ein verlängertes Wochenende und/oder ein paar (Urlaubs-)Tage, um den Kopf frei zu bekommen und mal wieder abzuschalten.
Was zum Outdoor-Erlebnis im Nürnberger Land dazu kommt, ist die typisch mittelfränkische
(Essens-)Kultur. A draum! Von beidem werde ich Euch im Folgenden berichten. Aber halt, auch der Durst muss zwischendurch gestillt werden. Und zu diesem Genuss ging es erst einmal nach Neuhaus an der Pegnitz, genauer gesagt in die Kommunbrauerei Hombauer. Dabei handelt es sich um keine „normale“ Gaststätte mit Ausschank, sondern im Grunde genommen um eine historische Brautradition. In Neuhaus wurde schon lange im Brauhaus gebraut – wie vermutlich in sehr vielen Städten/Gemeinden. Doch im 16. Jahrhundert wurde der Markt Eigentümer von genau diesem Brauhaus und der damalige Herrscher – Bischof Weigand von Redwitz – verschenkte das Brauhaus an seine Bürger. Damit durfte jeder Einwohner (damals waren es um die 85 Bürger) Bier brauen und dieses im eigenen Haus verkaufen. Kommunbrauhäuser gibt es wohl nur noch in Teilen Frankens und der Oberpfalz. Natürlich übten nicht alle Einwohner von Neuhaus das Recht aus, aber das Braurecht blieb über die Jahrhunderte erhalten und so waren es 1972 noch fünf aktiv-brauende Einwohner. Diese wechselten sich mit dem Verkauf ab, und sollte ein Stern sichtbar an einer Stange zu sehen sein, so wussten Einheimische und Fremde sofort, wer gerade „Kommune“ hat.
Aktuell wird das Recht nur noch von zwei Einwohnern (mit Gaststätte) ausgeübt. Aktuell von der Familie Hombauer mit dem Wirt „Pauli“ (so sein Spitzname). Er wird aber in naher Zukunft ein Haus weiterziehen und die Tradition dort weiterführen. Es wäre auch sehr schade, wenn dieses alte Recht bzw. die Tradition verschwinden würde. Grundsätzlich handelt es sich beim (Kommun-)bier um ein ungespundenes Bier aus offener Gärung. Bedeutet: Weniger Kohlensäure, kürzere Haltbarkeit, aber dafür einmalig im Geschmack! Und so ganz unter uns gesagt: Es schmeckt richtig, richtig gut!
Übrigens führt eine Bahnstrecke nach Neuhaus an der Pegnitz, welche sehr zu empfehlen ist. Sie führt durch das schöne Pegnitztal (Für die Bahnfahrer: orientiert Euch Richtung Hersbruck rechts der Pegnitz), immer wieder über Brücken und durch Tunnel. Man kommt sich teilweise vor wie in einem anderen Land, wenn sich unten im Tal die Pegnitz im einfallenden Herbstlicht spiegelt. Schön! Und so lässt sich dann natürlich auch das ein oder andere Glas Bier besser genießen.
Da wir schon beim Thema Genuss sind, kann ich Euch den Gasthof Restaurant Cafe Bauer empfehlen, mitten in Hersbruck gelegen. Unter anderem wegen dem fränkischen Nationalgericht „Schäufele“ (also die Schweineschulter). Wie die eingefleischten Schäufele-Esser wissen, werden Schäufele in Mittelfranken normalerweise mit Klößen und Salat serviert. Im Gasthof Bauer wird das klassische Schäufele jedoch ganz neu interpretiert und als Burger serviert.
Wer jetzt aber an einen klassischen Burger denkt, der liegt auch nicht richtig. Vom Brötchen bis hin zur Schäufele-Kruste – an alles wurde gedacht für ein optimales Genusserlebnis! Küchenchef Michi ist außerdem Mitglied bei „Heimat aufm Teller“. Dazu gehören 14 Gastwirte und 34 Landwirte, Teichwirte, Hühnerhalter, Gänsezüchter, Schafhirten, Ziegenhalter, Metzger, Käseproduzenten, Kräutersammler, Brotbäcker, Nudelmacher, Gemüsebauern, Spargelstecher, Streuobstwiesenbesitzer, Imker, Safthersteller und Marmeladenerfinder aus der umliegenden Gegend, die sich zu einem Verein zusammengeschlossen haben. Kurze Wege, Stärkung heimischer Betriebe, regionale und saisonale Produkte – das schmeckt man! Natürlich gibt es in der Umgebung noch weitere gute Restaurants und Gastwirte– einfach mal Augen und Ohren offenhalten.
Wer Essen kann, kann auch wandern. So ein altes Sprichwort (also vielleicht ist es ein Sprichwort und vielleicht ist es alt). Für alle 2000 km Wanderwege war die Zeit einfach zu kurz, daher entschied ich mich für einen Teil des Frankenalb Panoramaweges. Dieser hat insgesamt zwischen 50 und 60km und ist gekennzeichnet durch einen besonders hohen Anteil an naturbelassenen Wegen, die u.a. an einigen Ruinen vorbeiführen. Persönlich bin ich von Hersbruck (links der Pegnitz) nach Hartmannshof, meinem Ausgangspunkt, mit der S-Bahn gefahren und dort dann in den Panoramaweg eingestiegen. Mein Weg führte mich Richtung Haunritz (grobe Richtung entlang des Högenbaches) und war zu Beginn noch recht unspektakulär. Als kleines Highlight und völlig unerwartet erschien dann im Wald eine kleine Quelle. Aber das war nicht das einzige Highlight. Kurz darauf führte der Weg vorbei an Felspyramiden, durch Dschungelpfade schlussendlich zur Burgruine Lichtenegg, einer hochmittelalterlichen Adelsburg. Erbaut vermutlich um 1200, aber Ausgrabungsspuren etwas außerhalb der Ruine deuten auf eine deutlich ältere Siedlung zurück. Scherben weisen auf eine Zeit um 3000 v. Chr. hin. An der Ruine sind Schaukästen mit verschiedenen Utensilien aufgebaut, die dort gefunden wurden. Das Wetter spielte nur semi mit, dafür hatte ich die Ruine für mich allein.
Da es sich von Hartmannshof um einen Zustieg zum eigentlichen Frankenalb Panoramaweg handelt, am besten zunächst immer dem Zeichen des „Erzweges“ (rotes Kreuz auf weißem Untergrund) folgen. Irgendwann wird daraus dann eine rote Linie auf gelbem Untergrund und man durchquert schöne auf Felsen gelegene Buchenwälder. Eine tolle und gleichzeitig auch mystische Kulisse. Ein weiterer Wanderhöhepunkt bietet sich schon fast gegen Ende der Wanderung – der „Hohle Fels“ bei Happurg. Eine Höhle, aber auf einem Hochplateau gelegen. Geht man ein paar Meter weiter, so hat man einen super Ausblick auf den Happurger Stausee und die angrenzende Umgebung. Es soll sich dabei auch um ein sehr schönes Klettergebiet handeln, so für die Kletterer unter Euch.
Von dort auf geht es dann nur noch bergab Richtung Happurg und wieder zurück nach Hersbruck mit der S-Bahn. Insgesamt war ich fast 20km mit ca. 550hm unterwegs. Die Dauer der Wanderung betrug 5 Stunden und 30 Minuten (reine Gehzeit lag bei 4h und 18min) – mit einigen Pausen, Fotostopps und Aussichtspunkten dazwischen. Die Tour habe ich auf Komoot getrackt.
Mein persönliches Fazit: Eine schöne Wanderung, mit vielen Highlights und schönen Wegen. Macht auf jeden Fall Lust auf weitere Strecken des Frankenalb-Panoramawegs!
Zurück in Hersbruck wollte ich ursprünglich noch das deutsche Hirtenmuseum besuchen, was auf Grund der vorangeschrittenen Zeit auf den nächsten Tag verschoben werden musste. Das Hirtenmuseum ist einmalig in Deutschland und veranschaulicht nicht nur die fränkische bzw. deutsche Hirtenkultur, sondern gibt Einblicke in das weltweite Hirtentum. Exponate aus Sardinien, Afrika oder auch Nepal kann man hier finden. In der Region selbst wurden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Hirten von den Gemeinden angestellt, um das Vieh der einzelnen Dorf-, Markt- und Stadtbewohner zu hüten. Im Nürnberger Land gab es solche angestellten Hirten noch bis in die 60er Jahre. Und neben der Hirtenkultur wird auch die Kultur der Glocken und Schellen betrachtet, was ja irgendwie dazu gehört. Sehr interessant!
Natürlich ist von dieser Tradition in unserer Gegend heute nicht mehr viel übriggeblieben, doch gerade im Alpenraum ist sie noch ein fester Bestandteil – siehe u.a. die Almauf – und -abtriebe. Als weitere Punkte der Dauerausstellung sind u.a. das historische Feuer-Löschwesen und weitere Ausstellungsstücke (Biedermeierzimmer) zu sehen. Auch hier verweilte ich länger als ursprünglich geplant bzw. die Zeit verging einfach zu schnell.
Nach einem kurzen Rundgang durch das schöne Hersbruck ging es für mich wieder Richtung Heimat. Aber, ich komme definitiv bald wieder – es gibt noch viel zu entdecken!
Ein Dankeschön geht an das ganze Team vom Nürnberger Land Tourismus, die dieses Erlebnis ermöglicht haben.
Hoch hinaus und tief hinab im Nürnberger Land (Teil 2)
Von „hoch hinaus“ bis „tief hinab“ kann man im Nürnberger Land einiges erleben. Ein paar Möglichkeiten habe ich Euch in Teil 1 bereits vorgestellt. Aber auch hübsche Städtchen hat das Nürnberger Land zu bieten.
Für uns ging es an Tag 2 der Pressereise nach Lauf an der Pegnitz, wo wir am Wenzelschloss bzw. der Laufer Kaiserburg mit unserer Tour begannen. Diese wurde von Kaiser Karl IV (nicht zu verwechseln mit Karl dem Großen) von 1356-1360 (neu) erbaut. Zwar wurde bereits 1275 eine Burg erwähnt, doch die Namensgebung kam dann von Karl IV, der auf den böhmischen Nationalheiligen Wenzel getauft war. Damals gehörte Lauf zu Böhmen und diente quasi als Münzstätte, Geleit- und Zollstation an der „Goldenen Straße“ von Nürnberg nach Böhmen. Im Inneren des Wenzelschlosses befinden sich viele Gänge und Säle, wie es in solch einer Burg üblich ist. Ein ganz besonderer Saal ist der sogenannte „Wappensaal“, in den 112 Wappen in Sandstein gehauen sind und noch mit den Originalfarben erhalten, einmalig in ganz Europa. Im Rahmen einer Führung ist dieser Saal übrigens zu besichtigen.
Im Anschluss ging es weiter mit einer Stadtführung durch Lauf. Als ich selbst noch im Raum Nürnberg gewohnt hatte, kannte man Lauf zwar vom Durchfahren, viel mehr aber auch nicht. Nach dieser Stadtführung ärgerte ich mich etwas, dass ich nicht früher schon mal Halt gemacht hatte. Mir war nämlich nicht bekannt, dass Lauf ein richtig schickes Städtchen ist! Lauf wurde im zweiten Weltkrieg kaum zerstört und von alten Fachwerkhäusern über Mühlen bis hin zu Kirchen und schönen Eckchen an der Pegnitz ist quasi alles vorhanden.
Bei einem kurzen Blick in die Schleifmühle erfuhren wir, dass man zweimal im Monat samstags seine eigenen Sachen zum Schleifen vorbeibringen kann. Hier hätte ich ja durchaus noch etwas länger bleiben können, beim Schleifen zuschauen und bei den alten Werkzeugen stöbern.
Aber Lauf hat auch sonst so einiges zu bieten. Die Pegnitzstadt ist ausgezeichnet als fahrradfreundliche Stadt und Mitglied im Netzwerk „Citta del Bio“ als eine der ersten europäischen Städte überhaupt. (Wir konnten uns ein leckeres „Weg-Eis“ bei „Citta del Gelato“ nicht entgehen lassen) Lauf liegt an der Burgenstraße (deren Route dafür extra ein bisschen verschoben wurde) und der 5-Flüsse-Radweg kommt ebenso vorbei wie der Paneuroparadweg oder der Radweg Industriekultur. Definitiv einen Besuch wert!
Und nicht nur an der Erdoberfläche gibt es viel zu entdecken, sondern es ging wieder tief hinab in die Unterwelt von Lauf. Die Kellergewölbe unter dem Marktplatz warteten auf uns. Dieses Mal ganz ohne abseilen und unter fachkundiger Führung von Stadtführer Herbert Höfel. Der ganze Marktplatz von Lauf ist nämlich unterkellert bis zur Pegnitz und (wie bei uns in Schweinfurt) diese Felsenkeller dienten als Lager und zum Schutz in den verschiedenen Kriegen. Bei 76 Häusern mit Braurecht am Laufer Marktplatz natürlich vorrangig als Bierlager. Damals gab es nämlich noch keine maschinelle Kühlung und man behalf sich mit Natureis aus den benachbarten Seen und Flüssen. Mit der Zeit wurden die Keller mit allerlei Schutt zugeschüttet und konnten erst im Lauf der Zeit mit viel Schweiß und Geld wieder freigelegt werden. Warum sind die Keller miteinander verbunden? Ganz einfach: Im Falle eines Kriegs benötigt man einen Ausgang und je mehr Ausgänge, desto höher die Überlebenschancen. Da spielte es auch keine Rolle, dass sich die Keller in privater Hand befanden bzw. noch immer befinden. Von daher an dieser Stelle einmal danke an die Eigentümer, dass sie dies ermöglichen.
Wissenswert vielleicht auch noch, dass die Kellerräume eine Höhe von 1,60m bis 2,00m haben und ca. 10m unter der Erdoberfläche liegen. Tiefer hinunter ging wegen dem Grundwasserspiegel nicht. Wenn die Pegnitz viel Wasser führt, kann es durchaus vorkommen, dass man in den Kellern nasse Füße bekommt. Des Weiteren sind in den Kellern auch Brunnen vorhanden. Dennoch könnte man jetzt sagen „Ganz schön trocken da unten“. Dann gehen wir einfach einen Keller weiter und kommen unter einem Gebäude der Brauerei Dreykorn raus. Und was macht man dann? Richtig, ein leckeres Bierchen trinken und einen Imbiss (mit Nürnberger Würsten) genießen.
Nicht allzu weit von Lauf an der Pegnitz entfernt liegen der Ludwig-Donau-Main-Kanal und die Schwarzachklamm. Beides ideale Ziele für einen Sonntagsausflug. Der Weg durch die Klamm führt an der Schwarzach entlang, immer wieder vorbei an schönen Felsformationen und kleineren Höhlen. Sehr hübsch anzusehen!
Zu Beginn der Klamm befindet sich die alte Kanalbrücke, welche den Ludwig-Donau-Main-Kanal über die Schwarzachklamm führt. Diese gewaltige Bogenkonstruktion (erbaut um 1840) kann ebenfalls besichtigt werden und ist Station des wasserwirtschaftlichen Lehrpfads am Kanal. Der Ludwig-Donau-Main-Kanal wurde von 1836-1845 erbaut und war mit der Erfindung der Eisenbahn quasi fast von Beginn an nutzlos. Böse Zungen könnten jetzt behaupten „Ja klar, die Idee kam wieder aus München“ und/oder „Hat sich nichts geändert – typisch Politik“. Aber wir wollen mal nicht so sein. Heute ist der Kanal ein schönes Naturdenkmal und „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“. Außerdem perfekt zum Flanieren und mit ein bisschen Fantasie erinnert er an unsere niederländischen Nachbarn und deren Grachten. Ein großer Teil des Ludwig-Donau-Main-Kanals wurde übrigens unter die A73 verlegt. Wer von Erlangen in Richtung Forchheim unterwegs ist, der hat auf der rechten Seite vielleicht schon ein großes Gebilde gesehen. Genau dies zeigt den ursprünglichen Verlauf des Kanals.
Im Sommer kann man auf dem LDM-Kanal übrigens etwas Besonderes erleben. Und zwar eine Fahrt mit dem Treidelschiff „Elfriede“. Auf dem Schiff finden ca. 100 Personen Platz und Kaltblüter ziehen es durch den Kanal wie vor 160 Jahren. Früher wurde es für den Warentransport eingesetzt und vermutlich ist es eines der letzten seiner Art. Die Fahrt dauert ca. 45 Minuten und man kann herrlich entschleunigen. Der Ein- und Ausstieg befindet sich in Schwarzenbach an der Gaststätte „Zum Ludwigskanal“. Die Bratwürste vor Ort sind megalecker und sehr zu empfehlen.
Man könnte noch so viel mehr erzählen vom Nürnberger Land, vom letzten Hopfenrecht in Franken, von den Eppelein-Festspielen auf der Burg Thann, die 2020 wieder stattfinden, von „Heimat auf dem Teller“ und, und und…
Aber dazu ein anderes Mal mehr. Das war definitiv nicht mein letzter Besuch in der schönen Gegend.
Abschließend ein dickes Dankeschön an alle Beteiligten vom Nürnberger Land für die tollen und erlebnisreichen Tage.
Update: Ein weiterer schöner Blogpost von Inge und Heinz findet ihr hier: Burgen und allerlei Unterirdisches im Nürnberger Land
Hoch hinaus und tief hinab im Nürnberger Land (Teil 1)
Egal ob Unter-, Ober- oder Mittelfranken, Franken ist einfach ein schönes Fleckchen Erde! Und zudem sind wir Franken ein liebenswertes Völkchen. Auch wenn uns dieser Ruf vielleicht nicht immer vorauseilt. Von West (zum Beispiel im schönen Churfranken nach Ost, von Nord bis Süd – es gibt hier einiges zu entdecken!
Daher konnte ich natürlich gar nicht anders, als zuzusagen, als ich vor kurzem zu einer Pressereise in das Nürnberger Land eingeladen war! Das Nürnberger Land liegt im Osten von Nürnberg…also so zur groben Orientierung. Lauf an der Pegnitz, Hersbruck oder Altdorf bei Nürnberg sind vielleicht manchem von Euch ein Begriff. Diese Städte liegen nämlich genau im besagten Nürnberger Land. Und da ich in der Gegend selbst noch nicht viel kannte, freute mich auf ein paar Insidertipps.

Das Nürnberger Land ist eine ideale Outdoor- und Genussregion (ich sage nur Wandern, Slow Food und Co.) Was es aber auch ist, eine Region der Burgen und Höhlen. Als Franke kennt man natürlich einige Burgen bzw. weiß, dass es in manchen Ecken Frankens von ihnen (fast schon) wimmelt. Höhlen hätte ich eher etwas nördlich des Nürnberger Landes der fränkischen Schweiz zugeordnet. Aber im Lauf der Pressereise wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Mehr als 100 Burgen und Herrensitze prägen den östlichsten Landkreis Mittelfrankens und wahrscheinlich mindestens genauso viele Höhlen. Viele davon können besichtigt werden, von daher ging es auch für uns „hoch hinaus und tief hinab“.
Wir starteten auf der Burg Hohenstein in der fränkischen Alb. Mit 634 Hm ist dies übrigens auch der höchste bewohnte Punkt Mittelfrankens. Die mittelalterliche Burganlage ragt sehr markant in der Gemeinde Kirchensittenbach in die Höhe und geht zurück auf das 11. Jahrhundert. Wie es immer so war, wechselten zwischenzeitlich die Besitzer und irgendwann nahm der Verfall seinen Anfang. Das war so ab 1806. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwarb der Verschönerungsverein Hohenstein e. V. erste Teile der Burg, um sie zu restaurieren. Mittlerweile ist der Verein Besitzer und auch Bauherr. Ich möchte nicht wissen, wie viele Planungen, Arbeitsstunden und Geld alles gekostet hat – aber es hat sich wirklich sehr gelohnt! Kritisch war es im Februar 2000, die Finanzierung war gesichert und es sollte ein Teil der Sanierungen starten, als ca. 40qm Wand einstürzten. 65 Tonnen Mauerwerk verteilten sich auf der Anlage. Aber davon ließ sich der Verein zum Glück nicht abbringen und das Ergebnis ist sehenswert. Eine Ferienwohnung gibt es in der Burganlage übrigens auch, für diejenigen unter Euch, die gerne einmal eine Nacht Burgherr bzw. Burgfräulein sein möchten.
Viele heimische (Heil-)Pflanzen und Kräuter sind im Kräutergarten der Burg zu entdecken. Und wer es sportlich mag, kann zur Burg wandern. Zahlreiche markierte Wanderwege führen rundherum und natürlich durch die schöne Landschaft. Oder auch zur nächsten Gastwirtschaft bzw. zum nächsten Café! So haben wir es auch gemacht und kehrten im nahe gelegenen Hofcafè Braun mit der „beschden Pizza“ der Region ein.
Typisch fränkische Verpflegung mit Flammkuchen, Brotkuchen und besagter Pizza, damit wir den nächsten, sportlichen Programmpunkt abhaken konnten. Denn gut gestärkt, ist die halbe Miete. Und dies war gerade für die nächsten ca. vier Stunden wichtig.
Von unserer ersten Burg ging es nämlich weiter in die erste Höhle. Die Bismarckgrotte wartete auf die Gruppe „sportlich“. Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn etwas unsicher war. Was wir vorher wussten, war, dass man sich zu Beginn ein Stück abseilen muss und es an manchen Stellen ganz schön eng werden konnte. Was erwartete mich also? Habe ich evtl. Platzangst? Abseilen habe ich vor ewigen Zeiten schon einmal gemacht, das dürfte eigentlich nicht so schwer sein. Aber ansonsten – keine Ahnung! Ich wollte es auf jeden Fall versuchen, wer nicht wagt, der nicht gewinnt…!
Beim Essen am Vorabend konnte ich bereits ein paar Worte mit Stefan von „Be Free“ wechseln. Er ist ausgebildeter Berg- UND Höhlenretter, betreibt neben Höhlentouren auch Kletter-, Kanu/Kajaktouren und Bogenschießen in der Region. Langweilig muss es also auf keinen Fall werden im Nürnberger Land! Stefan konnte mir sofort einige Bedenken nehmen, von daher war jetzt Praxis angesagt. Wir fuhren zum nördlichen Höhleneingang, legten die Sitzgurte und den Helm mit Stirnlampe an. Nach kurzen Instruktionen ging es los, ca. 10m hinunter in die Dunkelheit. Alleine das war schon etwas anderes, als sich „normal“ abseilen zu lassen. Aber überhaupt nicht schlimm! Unten angekommen erwartete uns ein großer Raum und Stefan erläuterte uns nochmals die Route und gab ein paar Anweisungen. 800m ging es zunächst weiter in die eingeschlagene Richtung (er zeigte auf den Felsen vor uns) und nur nicht springen! Weiter durch recht enge Stellen und wichtig bei solch einer Tour: immer im Team bleiben! Manchmal war der Vordermann bzw. die Vorderfrau einfach hinter einem Abzweig verschwunden und tauchten erst kurz darauf wieder auf. An einer Kletterstelle kam es bei zehn Personen sogar zum kleinen Stau, denn jeder musste wieder angeseilt werden und im Anschluss einzeln 10 Meter nach oben klettern, um anschließend weiter über eine Balustrade zu steigen. Auch nicht so ganz ohne, denn in einer Höhle sind meistens keine geraden Wände vorhanden. Zudem war Licht Mangelware. Apropos Licht: Es ist wirklich sehr, sehr dunkel in so einer Höhle. Also ohne Lampen sieht man nichts – kein Restlicht, nichts, einfach nur schwarz! Nach ein paar weiteren Engstellen und leichten Kletterpassagen erreichten wir wieder einen Halt. Wir wurden auf den Ausstieg vorbereitet: Ein Kamin mit insgesamt ca. 15m Höhe musste erklettert werden, um keine 10 Meter weiter wieder das Tageslicht zu sehen.
Wer jetzt „Oh, das ist nichts für mich“ sagt, den kann ich beruhigen. Erstens strahlt Stefan eine Ruhe und Professionalität aus, so dass man sich auf jeden Fall gut aufgehoben fühlt, und zweitens sieht es enger aus, als es ist. Eine gewisse Trittsicherheit ist nötig, da man auf unbefestigten Wegen unterwegs ist. Platzangst sollte man auch keine haben, aber ansonsten auf jeden Fall gut machbar. Und bitte die Wechselklamotten nicht vergessen, denn man kann durchaus etwas dreckig werden. Apropos Klamotten: Für die Höhle lieber etwas mehr mitnehmen, denn „da unten“ hat es eine Temperatur von konstanten 8 Grad. Abschließendes Fazit: Eine tolle Erfahrung und der Daumen geht ganz klar nach oben!
Wer es etwas gemütlicher angehen möchte, für den gibt es natürlich auch ein schönes Höhlenprogramm. Zum Beispiel in der Maximiliansgrotte, mit dem größten Tropfstein Deutschlands. In der Maximiliansgrotte gibt es mehrmals im Jahr die Möglichkeit, zu meditieren. Auch ein Erlebnis, was man nicht jeden Tag erfahren kann! Mit Lutz Mahn ging es für die andere Hälfte unserer Gruppe zur Entspannung und um sich zu besinnen in einen schönen Bereich der Höhle, der nur mit Teelichtern erhellt war. Hier wurden verschiedene Textpassagen gelesen und zur Entspannung getrommelt. Auch in der Maximiliansgrotte gilt: lieber eine Schicht mehr anziehen! Eine weitere Besonderheit der Höhle ist der „Grottenkäse“, den es im Anschluss im benachbarten Grottenhof zu probieren gab. Es handelt sich dabei um einen Hartkäse aus Kuhmilch, handgekäst und mindestens 10 -12 Wochen in der Maximiliansgrotte gereift. Eine Rarität, die im Grottenhof probiert werden kann. Dazu das selbstgemachte Brot aus dem eigenen Holzofen – ein Gedicht!
Nach der Tour durch die beiden Höhlen trafen sich alle wieder zum Abendessen auf der Burg Hartenstein. Auch die Burg Hartenstein hat bewegte Zeiten hinter sich und so sind nur noch einige Bauten erhalten und restauriert. Es gibt zwei schöne Säle, die sich für diverse Festivitäten eignen und eine Ausstellung zur Geschichte des Rittertums in Franken, ideal für Klein und Groß. An diesem herrlichen Tag konnten wir im schönen Biergarten sitzen und wurden mit einem schönen Sonnenuntergang auf der Burg belohnt. Müde und glücklich erwartete uns das Bett, um am nächsten Morgen wieder frisch „hoch hinaus und tief hinab“ in den Tag zu stürmen.
Teil 2 folgt in Kürze, vorab schon ein Dankeschön an alle Beteiligten vom Nürnberger Land für die tollen und erlebnisreichen Tage.