Traditionelle Handwerkskünste – vom Spessart bis nach Japan

3. Februar 2021 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , ,

Es war einmal vor (mittlerweile) langer Zeit, als ich noch im Spessart lebte. Ein kleiner Ort, jeder kennt jeden und den Dialekt verstehen fast nur die Einheimischen. Denn in einem Dorf weiter wird bereits ein etwas anderer Dialekt gesprochen. Die Fenster konnte man getrost gekippt lassen, denn Nachbarn hatten immer ein Auge auf die Umgebung. So ist es (vermutlich) heute auch noch in „meinem“ kleinen Dorf. Und was gibt es im Spessart zuhauf? Holz! Holz war uns schon immer heilig. Also heilig ist vielleicht etwas übertrieben, aber im Spessart gelten beispielsweise noch uralte Holzrechte, das „Spessartrecht“, und viele Bürger besitzen sogar ein eigenes Stückchen Wald. Als Jugendlicher war ich natürlich mit im Wald und half, wenn Holz gemacht wurde. Das passierte immer erst im Winter, um die Natur bzw. die Tiere zu schonen. Und so kam ich bereits früh in Kontakt mit Holz. Bis heute bin ich begeistert von diesem Werkstoff. So begeistert, dass ich damals eine Ausbildung zum Schreiner (norddeutsch: Tischler) gemacht habe und mich seither Schreinergeselle schimpfen darf.
Was mich damals dazu bewogen hat, war die Liebe zum Werkstoff Holz, aber auch die Möglichkeit, meine Kreativität auszuleben. Holz ist ein relativ leicht zu bearbeitender Werkstoff und ich bin heute noch dankbar, dass mir die Vorgesetzten und Berufschullehrern viele Freiheiten ließen. Ob es an der CNC-Fräse war oder beim Fertigen des Gesellenstücks – ich durfte quasi alles machen, was mir in den Sinn kam. Woran ich mich noch gut erinnere, ist ein Auftrag unserer Firma für den Bau eines Messestandes, der anschließend nach Japan übersendet wurde. An die Details kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber es war eine Einzelanfertigung und sehr detailliert ausgearbeitet. Tetris-Fähigkeiten zahlten sich damals schon aus, denn der 40 Fuß (12,192m) große Überseecontainer bzw. Schiffscontainer wurde bis unter die Decke beladen. Ein paar Wochen später ging es auf die Reise nach Japan, das war schon eine Ehre für mich als Azubi.

Eine schöne Erinnerung. Was mir im Zusammenhang mit der Schreinertätigkeit besonders im Kopf geblieben ist, ist die japanische Handwerkskunst. Als Schreiner nutzen wir unterschiedlichste Werkzeuge, die natürlich nicht mit dem günstigen Handwerkszeug aus dem Baumarkt zu vergleichen sind. Ein Schreiner arbeitet im Bereich von Millimetern und somit wird gutes, scharfes und langlebiges Werkzeug benötigt. Als Beispiel nehmen wir eine Fingerzinkung. Die lässt sich auch maschinell fertigen …sieht aber auch dementsprechend aus. Im klassischen Stil wird eine Fingerzinkung mit einer scharfen „Japansäge“ und einem Stechbeitel durchgeführt. Die Form der Sägen ist unterschiedlich, aber meistens handelt es sich dabei um ein sehr dünnes Sägeblatt mit Zähnen in leichter Keilform. Diese sollten perfekt geschliffen sein und dementsprechend sehr scharf. Die Stechbeitel wurden übrigens immer per Hand geschärft und als Qualitätsmerkmal zur Schärfe mussten die Haare auf der Handoberfläche dran glauben.

Bei den ganz ursprünglichen Japansägen kommt die traditionelle, herausragende japanische Schmiedekunst zum Tragen. Die ihren Höhepunkt in der Fertigung von Samurai-Schwertern findet. In der japanischen Region Setouchi im Südwesten des Landes wird genau diese Tradition großgeschrieben.
Die Setouchi-Region formt das größte Binnenmeer in Japan, umgeben von den Präfekturen Hyogo, Okayama, Hiroshima, Yamaguchi, Tokushima, Kagawa und Ehime. Eine wunderschöne Seenlandschaft und äußerst vielfältige Gegend, in der man z.B. vier Weltkulturerben findet, 275 Sake-Brauereien (hehe) und mit 900.000 Hektar den ersten offiziell ausgewiesenen Nationalpark Japans, wobei bei der Größenordnung von einem „Park“ zu sprechen ja schon etwas untertrieben ist. Das Gebiet hat darüber hinaus einen jahrtausendalten Ruf für die Herstellung der besten Klingen Japans.

(Bild von Bizen Osafune)

Vor Ort, genauer gesagt in der Präfektur Okayama, befindet sich ein Schwertmuseum namens Bizen Osafune. Dort sind Schwerter (Katana) aus einem Zeitraum von über 1000 Jahren ausgestellt. Ein Katana war eigentlich immer schon eine Mischung aus Waffe und Kunstwerk. So kann man in den zugehörigen Werkstätten des Museums dem Schmiedeprozess beiwohnen, quasi von den Rohstoffen Eisenerz, Holzkohle (aus der regionalen Rotkiefer) und Wasser, die alle zur Genüge in Setouchi zu finden sind, bis hin zur Klinge. Alleine die Herstellung eines Katana dauert Tage, wenn nicht sogar Wochen. Außerdem können nur Handwerker, die eine Prüfung der Japanischen Agentur für kulturelle Angelegenheiten bestanden haben, in Japan zu Schwertschmieden werden – und selbst dann können Schwertschmiede höchstens 24 Schwerter pro Jahr herstellen, da die Vorschriften verlangen, dass jedes traditionelle Katana 15 Tage aktive Arbeit in Anspruch nimmt. Eine Handwerkskunst, die bis heute fortgeführt wird, die berühmten Bizen Katanas kann man nach wie vor käuflich erwerben.

Aber nicht nur die Herstellung gehört zum traditionellen Handwerk, sondern auch die Kunst des Schärfens. Da muss ich automatisch wieder an das Schärfen unserer Stechbeitel denken. Wobei Katanaklingen mit Sicherheit wieder ganz andere Bewegungen benötigen als der klassische Stechbeitel. Zum Vergleich: Unsere Stechbeitel waren maschinell bereits vorgeschliffen und wir mussten damals „nur“ noch den Feinschliff per Hand tätigen. Dies dauerte zwischen 30 Minuten und manchmal auch eine Stunde bis Zufriedenheit herrschte. Für eine (Katana)klinge wird hingegen eine Dauer von ca. 120 Stunden (!) gerechnet – von der Rohklinge inkl. Schärfens. Aber das ist noch nicht alles, denn die Klinge muss noch eingefasst werden. Traditionell geschieht das auch in Handarbeit. Magnolienholz hat dafür die richtigen Eigenschaften: Optisch zurückhaltend, dafür hart und gut zu verarbeiten. Neben der Härte spielt(e) die gute Verarbeitung eine wichtige Rolle. In der Regel werden die Griffe noch mit verschiedenen Verzierungen und Gravuren versehen, früher schon Symbole für Reichtum und Rang. So kommen in einem Katana verschiedene Handwerke zusammen.

Sollte es mich einmal nach Japan verschlagen – was ich sehr hoffe – dann ist ein Besuch in diesem Museum Pflicht!

Ein genauer Blick in den Bentley Flying Spur

29. Januar 2020 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , ,

Mit der Präsentation der neuen Modelllinie „Bentley Flying Spur“ lässt uns das britische Unternehmen einen Blick hinter die Kulissen werfen. Wie oft bekommt man dazu schon mal die Möglichkeit? Heute geht es hier also nicht um Antrieb, Leistung oder Höchstgeschwindigkeit, sondern um die Innenausstattung des neuen Flying Spurs, übrigens mittlerweile die dritte Generation der britischen Luxuslimousine.
Wenn wir von der Innenausstattung sprechen, sprechen wir von hochwertiger Handwerkskunst.  Perfektionismus ist im neuen Bentley eine Frage der Selbstverständlichkeit. Ohne dabei das Individuelle vermissen zu lassen. Wie man es von Bentley gewohnt ist.

Das Interior besteht aus hochwertigem Leder, das komplett aus Nordeuropa bezogen wird (als Nebenprodukt des Fleischmarkts). Insgesamt sind es  350 Teile, die wiederum auf 60 Bauteile maßgeschneidert werden.  Und dazu werden mehr als drei Kilometer Faden verwendet. Faszinierend, oder? Dieser Prozess geht durch die Hände von 141 Bentley-Handwerkern, die zuvor ein fünfmonatiges Training durchlaufen, um die benötigten Handwerkstechniken zu lernen. Also nicht nur die Qualität der eingesetzten Waren ist sehr hoch, sondern auch die der Mitarbeiter.

Aus Sicht der Fahrer ist das Lenkrad DAS Herzstück des Innenraums. Man munkelt, dass das Lenkrad im neuen Bentley einmalig in der Automobilbranche ist. Insgesamt werden hier fünf Meter Faden verarbeitet, um 168 Kreuzstiche in Handarbeit zu fertigen. Dies schafft ein erfahrener Handwerker innerhalb von dreieinhalb Stunden. Selbst die Nadeln sind Sonderanfertigungen – unglaublich! Eine Maschine könnte niemals so arbeiten.

Um die vier Sitze in die endgültige Form zu bringen, werden insgesamt 12 Stunden Handarbeit benötigt. Als kleine Randnotiz: Die (optionalen) typischen Flügel in den Kopfstützen bestehen aus 5103 Einzelstichen. Man muss schon genau hinsehen, um Unterschiede zu erkennen. Besonders bei den Fäden gibt es aber einiges zu entdecken. Nehmen wir z. B. die Nähte an den Airbags. Diese sind etwas dünner, um die Sicherheit zu gewährleisten. Zum Designkonzept gehört auch, dass die Türen eine dreidimensionale Diamantensticker zieren.

Bentley Kunden haben den Luxus, aus 12 verschiedenen Lederfarben zu wählen und sich so ihren Innenraum individuell anzupassen. Dazu gibt es allein in der Standardausführung noch die Auswahl an 23 Kontrastfarben.
Einige würden dies wahrscheinlich für verrückt halten, ich finde nein. Handwerk ist und bleibt Handwerk und zudem werden Naturprodukte verarbeitet – was gibt es Besseres!? Britische Handwerkskunst „at ist best“.

Copyright: Alle Bilder von Bentley

Städte & Kultur im Allgäu – (Teil 2)

16. Dezember 2019 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , , ,

Nachdem wir uns im Rahmen unserer „Städte und Kultur“- Tour im Allgäu schon die Gründungsstätte Kemptens angeschaut hatten, ging es für uns direkt in die Stadt hinein. Wir starteten quasi „oben“ um uns bis ganz nach „unten“ vorzuarbeiten. Als Stichpunkt ist hier die unterirdische Erasmuskapelle zu erwähnen. Um die Stadt kennenzulernen, bietet sich eine Stadtführung ideal an und kann ich Euch nur ans Herz legen. Dort erfährt man doch Geschichten und Insidertipps, die man sonst überhaupt nicht mitkriegen.

Unser Tag stand ganz im Zeichen von Genuss und Handwerk. Gerade für den Advent eine tolle Kombination. Es ging zunächst in die Backstube der zwei Schwestern Moni und Elisabeth, um gemeinsam nach alten Rezepten zu backen. Die beiden haben einfach Bock zu backen, das merkt man sofort. Zu Beginn zu Hause nach den Rezepten von Oma und irgendwann wurden daraus Backkurse jeglicher Art und auch ein Backbuch haben sie bereits herausgegeben.
Bei „Omas Schätzen“ bin ich natürlich sofort mit dabei. Es standen „Apfelstrudel mit Vanillesoße“, „Zwetschgendatschi“ und „Marmorguglhüpfe“ auf dem Programm, wann immer es geht, mit saisonalen und regionalen Zutaten. Die Gruppen waren schnell eingeteilt und zack, die Zeit verging wie im Flug. Ok, wir dachten nicht an den Rum für unsere Marmorguglhüpfe, aber sonst lief alles ziemlich reibungslos. Die Vanillesoße kam gegen Ende auch noch dran, also auch kein Problem mit dem Rum, den ich halt einfach dort verarbeitete. Und zwischendurch naschen nicht vergessen – oberste Backregel überhaupt!

Die zwei Schwestern sind genial – erklären alles und lassen auch genügend Freiraum, um kreativ zu sein. So war es ein äußerst gelungener und leckerer Nachmittag und ein wirklich spaßiger Backkurs.
Kulinarisch ging es weiter. Wobei wir nach dem süßen Nachmittag erstmal gesättigt waren. Das legte sich zum Glück, denn am Abend ging es für uns zum Markenbotschafter und Sterne-Koch Christian Henze. Bzw. in seinen historischen Gasthof zum „Goldenen Fässle“, das wohl älteste Weinlokal in Kempten. Der urige Gasthof lädt sehr zum Verweilen ein. Und zum Genießen des mega-leckeren Essens. Und man kann hier evtl. schon einmal versumpfen, wenn man möchte, so gemütlich ist es. Glaube so kann man es am besten beschreiben.

Christian ist Markenbotschafter für die Region Allgäu. Das passt auch super zusammen, denn die Region hat kulinarisch so einiges zu bieten. Wer denkt nicht z.B. an Kühe, Käse und/oder viele weitere leckere Produkte? Der Sternekoch verkörpert daher genau den Punkt „Genusshandwerk“. Frische, regionale und saisonale Gerichte stehen ganz oben auf seiner Liste. So wie es eigentlich auch sein sollte und noch dazu sind er und seine Mitarbeiter einfach tolle Gastgeber. So ging unser ereignisreicher Tag zu Ende.
Wir übernachteten im „Bayerischen Hof” in Kempten, der zu den Historic Hotels International gehört. Die Geschichte des Bayerischen Hofs reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert, die Zimmer sind schön individuell eingerichtet und die Gaststuben echt urig. Außerdem liegt das Hotel idyllisch an der Iller und trotzdem nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt.

Handwerklich ging es auch am nächsten Tag weiter. Und zwar in Richtung Leutkirch. Genauer gesagt in das Glasmacherdorf Schmidsfelden. Quasi ein restauriertes Dorf mit Glashütte, Glasmuseum, Glasausstellungen, Werkstätten und vielem mehr. Historisch bedingt waren hier schon immer kleinere Glashütten ansässig und die alte Handwerkskunst hat sich wieder etabliert. Dort, genauer gesagt in der „Remise“, hatten wir eine Verabredung mit der Glasbläserin Gabriele Hummel und ihrem Mann.

Nach kurzer Einweisung bzw. über die Schultern schauen durften wir selbst ans Werk. Zum einen konnten wir Glasperlen selbst herstellen und durften uns später auch noch ans Glasblasen wagen. Persönlich hatte ich noch nie mit Glas gearbeitet und war somit auch sehr gespannt. Von der Temperatur des Brenners bis hin zur Koordination – „…als wenn du trommeln würdest“ – gab es einiges zu beachten. Noch dazu unterschiedliche Rohgläser und differenzierte Bewegungen im zähfliesenden Glas, gar nicht so einfach!

Mit dem nötigen Feingefühl klappte es und gefühlt ist auch ein schickes Schmuckstück entstanden. Auf Dauer könnte ich das allerdings nicht machen. Dafür fehlt mir einfach der Fisselfaktor bzw. ist mir das Arbeiten mit Glas dann doch zu filigran. Aber es war super spannend, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Noch dazu gibt es unzählige Möglichkeiten etwas aus Glas zu formen. Weiterer Pluspunkt: Es wird nicht kalt. ;) Nein, ernsthaft… auch hier verging die Zeit viel zu schnell und ich hätte gerne noch mehr Dinge ausprobiert. Alleine mit den verschiedenen Gläsern, den unterschiedlichen Techniken oder einfach nur das persönliche Gefühl zu verbessern. Ein super spannendes Handwerk!

Schmidsfelden ist neben dem Glaserlebnis übrigens auch Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Glasmacherweg,  was – wie ich finde – ebenfalls sehr interessant klingt und vielleicht irgendwann einmal ausprobiert wird. Wir kehrten zum Abschluss im „Hirsch“ ein, einem Allgäuer Dorfgasthof wie aus dem Bilderbuch, und ließen uns dort die regionale Küche schmecken.

Wer im Advent (aber natürlich nicht nur jetzt) noch etwas Ruhe und Muße benötigt und vielleicht das ein oder andere handwerklich hergestellte Geschenk sucht oder sogar selber machen möchte, für den passt ein Besuch im Allgäu perfekt. Oder sich selbst eine Auszeit gönnen und einmal einen Hutmacher-/Back- oder Glasbläser-Workshop besuchen, auch das kann ich jedem nur empfehlen.
Wie ihr seht, hat das Allgäu viel mehr zu bieten als herrliche Landschaften. Also nicht falsch verstehen, persönlich mag ich schöne Landschaften auch sehr. Aber warum nicht einfach beides kombinieren?

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht haben.

Städte & Kultur im Allgäu (Teil 1)

5. Dezember 2019 | Ein Kommentar | Schlagwörter: , , , , ,

Wer an das Allgäu denkt, der hat erst einmal schöne Landschaft, Berge, Wald, Wiesen und Kühe vor Augen. Vielleicht noch ein paar Hütten und Schafe. Aber Städte und Kultur? Das ist nicht unbedingt der erste Gedanke, der einem in den Sinn kommt. Obwohl es auch davon eine ganze Reihe gibt im Allgäu. Hiervon konnte ich mich vor kurzem im Rahmen einer Pressereise selbst überzeugen. Bereits im Sommer habe ich ja einen Teil des Allgäus auf unserer Grenzgänger-Tour kennengelernt und war begeistert! Daher freute ich mich auf meinen erneuten Besuch. Diesmal ging es also darum, eine andere Seite des Allgäus zu entdecken.
In den größeren Städten – wie Kempten, Sonthofen und Füssen – aber auch in den kleineren Gemeinden der Region hat die Handwerkskultur eine lange historische Bedeutung. Wir hatten an den 3 Tagen die Möglichkeit, die Geschichte der Allgäuer Städte quasi durch das Handwerk zu erleben und altes Handwerk selbst aufzugreifen. Ihr wisst, dass ich – selbst Holzwurm – immer ein Faible für die Handwerkskunst habe. Einmal Handwerk – immer Handwerk!

Los ging unsere Tour in Lindenberg im Westallgäu. Lindenberg liegt auf einer natürlichen Sonnenterrasse oberhalb des Bodensees und zu Füßen der Hochalpen. Der Luftkurort nennt sich daher selbst auch „Sonnenstadt“ und konnte beispielsweise 2018 mit 2332 Sonnenstunden aufwarten (zum Vergleich, der deutsche Durchschnitt lag bei 2000 Sonnenstunden).
In dieser hübschen kleinen Stadt befindet sich u. a. das Deutsche Hutmuseum, das in einem sehr sehenswerten Gebäude liegt. Lindenberg war um 1900/1910 herum die „Hut-Hauptstadt Europas“. Es wurden Hüte in die ganze Welt exportiert, überall trug man Hüte aus dem Westallgäu, quasi das „Klein-Paris“ oder –Mailand der Hutmode. Die Hutmachertradition geht aber bis weit in das 16. Jahrhundert zurück. Eine der größten Hutfabriken zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Hutfabrik Ottmar Reich, in der sich jetzt das Museum befindet. Allein das ehemalige Kesselhaus der Hutfabrik (jetzt ein Café) ist sehenswert. Aber natürlich auch die komplette Ausstellung mit Mitmachstationen und zahlreichen Exponaten aus 300 Jahren Hutmode.

Ich sage nur INDY!!! (also für die Noobs unter Euch: hier findet Ihr sogar den Hut von Indiana-Jones ;) ). Es gibt Rohlinge aus Guss und/oder aus Holz, Hutpressen zum selbst ausprobieren, viele spannende Geschichten rund um die Handwerkskunst (hier spielten mal wieder die Italiener eine bedeutende Rolle, wie so häufig in der Mode, aber inwiefern, das müsst Ihr selbst herausfinden) und man kann nach Herzenslust Hüte aufprobieren. Wirklich ein Muss für jeden Hut- bzw. Modeliebhaber!

Wir trafen uns hier mit Marita Prestel, ehemalige Deutsche Hutkönigin. Diese wird alle 2 Jahre neu gewählt und darf sich dann die Krone bzw. den Hut aufsetzen. Marita ist gelernte Modistin und eine Meisterin in ihrem Beruf und der Liebe wegen im schönen Allgäu geblieben. In einem kleinen Workshop konnten wir sie zum einen näher kennenlernen, zum anderen unseren eigenen Hut herstellen. Modistin ist übrigens ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, den es leider heute kaum noch gibt. Übersetzen könnte man den Begriff vielleicht in etwa mit „Hutmacher“, wobei es mehr als „nur“ Hutmacher bedeutet. Theoretisch hätten wir nun einen Hut komplett herstellen können. In Anbetracht der Zeit haben wir aber „nur“ einen Hutrohling garniert.

Super spannend, was Marita alles erzählte und welche Kniffe sie uns zeigen konnte. Man spürte einfach, wieviel Leidenschaft für ihr Handwerk vorhanden ist und dass es einen Haufen Spaß macht.
Dieser äußerst informative und produktive Tag ging kulinarisch im historischen Hotel Waldsee zu Ende, wo wir auch übernachteten. Ebenfalls ein Haus mit langer Tradition, zweitens aber auch mit einer äußerst leckeren Küche und drittens einer tollen Lage, nämlich sehr malerisch an Deutschlands höchstem Moorbadesee. Das Hotel ist sehr stilvoll eingerichtet und Bodo Hartmann (der Chef des Hauses) ist gleichzeitig für die Küche zuständig, also Chef de Cuisine. Seine Spezialitäten sind Fischgerichte und Meeresfrüchte. Bodo stammt ursprünglich aus Sylt und nahm diese Vorliebe mit ins Allgäu. Im hauseigenen Restaurant interpretiert der Koch Fischgerichte ganz neu und auf seine Weise. Warum auch nicht – der Geschmack spricht für sich!

Ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen! Mit Sicherheit gibt es in Lindenberg noch einiges mehr zu entdecken. Wir machten uns allerdings am nächsten Tag auf den Weg nach Kempten. Kempten ist sicherlich den meisten von Euch ein Begriff, und wenn nur von der Reise in den Süden. So ging es mir zumindest. Viel mehr wusste ich allerdings nicht über die Stadt im Allgäu. Und das obwohl Kempten eine der ältesten Städte Deutschlands ist! Bzw. sogar die älteste schriftlich erwähnte Stadt. Auch das war mir neu. Und wer war schuld? Genau, die Römer! Diese errichteten eine Siedlung oberhalb der heutigen Stadt mit Blick über die Iller.

Noch heute sind die Ausgrabungen, bzw. Nachbauten von verschiedenen Gebäuden, wie z. B. Tempeln zu sehen. Des Weiteren befindet sich vor Ort in dem archäologischen Park “Cambodunum” auch ein Freilichtmuseum. Am besten bucht Ihr eine Führung, denn die unzähligen Geschichten und Entdeckungen sind wirklich spannend. Alle zwei Jahre findet hier oben auch ein Römerfest statt mit Theateraufführungen und allem Drum und Dran. Natürlich im Sommer bei wärmeren Temperaturen. Oder man bucht einen Brotbackkurs, besonders für den Nachwuchs mit Sicherheit ein Highlight. Wobei ich persönlich da auch gerne einmal dabei sein würde. Man ist ja quasi nie zu alt. ;)

Von der „Gründungsstätte“ Kemptens ging es für uns direkt in die Stadt hinein. Und was wir dort erlebten, berichte ich Euch die nächsten Tage an dieser Stelle.

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht haben.

Klassiker am Handgelenk – Uhren von Thomas Earnshaw

26. Juli 2016 | Ein Kommentar | Schlagwörter: , , ,

Eine elegante Uhr am Handgelenk ist auch in Zeiten von Smartphones und Smartwatches ein Muss für echte Uhrenliebhaber (für die jüngere Generation: dabei handelt es sich um die Dinger am Arm, die einem die Zeit anzeigen können). Ob Taucher-, Flieger- oder Outdoorchronometer, edles Designstück, Wecker oder einfacher Zeitmesser –  Fans klassischer Uhren kennen sie alle und nennen meist mehr als nur ein Exemplar ihr Eigen.

Normalerweise sind es die Schweizer, die einem in den Kopf kommen, wenn man an hochwertige Uhrenmanufakturen denkt. Heute werfen wir unseren Blick allerdings mal nicht in die Alpen, sondern auf die Insel (und das nicht aus politischen Gründen), ins Vereinigte Königreich zu Thomas Earnshaw.

Wusstet Ihr, dass Thomas Earnshaw (1749–1829) einer der berühmtesten Uhrenmacher der Welt war? Ganz ehrlich, mir war das bisher unbekannt! Er gilt als Vater der Chronometer und fertigte u. a. Uhren für die Expeditionen Alexander von Humboldts. Die damaligen Expeditionen waren nicht ohne und ein  mariner Zeitmesser durfte natürlich nicht fehlen.
In dieser Tradition fertigt das Label Thomas Earnshaw auch heute Uhren in feinster Uhrmacherkunst. Hierzu gehören sowohl Automatik-, als auch mechanische Uhren. 2016 gab es einen Relaunch der Marke mit ihren vielen unterschiedlichen Uhrenlinien.
Ich durfte mir davon ein Exemplar aussuchen und ich sage Euch, die „richtige“ Uhr zu finden ist mindestens genauso schwer, wie die richtige Lampe zu finden!

Uhren von Thomas Earnshaw

Uhren von Thomas Earnshaw

Diese hier ist die „GRAND CALENDAR“ (ES-8043-02), ein eher klassisches Modell, und ich bin ziemlich begeistert. Bisher wurde sie noch nicht ausgeführt, was aber mit Sicherheit bald kommen wird. Ihr wisst schon, der richtige Anlass sollte ja schließlich auch gegeben sein. Uhrenauswahl ist ja so ein emotionales Ding, wenn nämlich der Bauch sagt „Ja, gefällt ganz gut“ (fränkische Begeisterung in ihrer höchsten Form), dann gefällt sie einfach – Punkt!

English:
Even in times of smartphones and smartwatches fans of classic chronometers can’t live without one. Speaking about watch manufacturing, Switzerland comes up to your mind usually. But today let’s take a look at the UK, where you can find beautiful watches as well. The brand Thomas Earnshaw underwent a relaunch this year and comes up with different lines. Did you know that Thomas Earnshaw (1749-1829) is revered as a legend and pioneer in the field of horology and was one of the most famous watch makers in the world? He made watches for Alexander von Humboldt and his expeditions. Against this background the brand Thomas Earnshaw still produces chronometers today. I had the chance to choose one exemplar and I can tell you – choosing the right watch is as difficult as choosing the right lamp! My new watch is the ‘GRAND CALENDAR’ (ES-8043-02), a plain and classic model and I’m totally happy with it. What do you think?
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