Bus - Schweinfurt - innen

Mobilität hin, Mobilität her. Wir alle wollen super flexibel von A nach B kommen. Am liebsten möglichst unabhängig und kostengünstig (nach Meinung mancher am besten gleich umsonst, schließlich ist sowieso alles zu teuer und es geht es uns enorm schlecht und überhaupt… Ihr kennt die „Ichhabanallemwasauszusetzen-Nörgler“). Wobei die Diskussion um kostenlosen bzw. vergünstigten öffentlichen Nahverkehr in Zeiten von Feinstaub, Dieselgate, überfüllten Autobahnen und Co. sicherlich berechtigt ist.

Heute möchte ich daher mal meinen persönlichen Senf zum ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) abgeben, genauer gesagt zum Busverkehr. Schließlich gehört auch dieser zur Sparte „Mobilität“. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dieser Woche nutzten letztes Jahr so viele Personen öffentliche Verkehrsmittel wie nie zuvor, nämlich 31,5 Millionen Fahrgäste pro Tag. Beginnen wir erst einmal mit der Bahn. Auch hier meckert (fast) jeder über die Unpünktlichkeit, Zugausfälle, die Unzuverlässigkeit usw. Man könnte noch manches aufzählen und auch ich war davor nicht gefeit. Seit 2011 ist aber einiges an Wasser den Main hinuntergeflossen und bei der Bahn hat sich manches geändert. Ich finde, Bahnfahren an sich ist angenehmer geworden. Gerade als Geschäftskunde kann ich mir die Vorteile der Bahn zu Eigen machen. Arbeiten von unterwegs ist kein Problem mehr, WLAN funktioniert relativ gut und innerdeutsch sind die Verbindungen von Großstadt zu Großstadt durchaus in Ordnung. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Meiner Meinung nach muss man innerhalb Deutschlands nicht in ein Flugzeug steigen. Viel schneller ist man nicht unterwegs (rechnet man Warte- und Zubringerzeiten mit ein), kostengünstiger meistens auch nicht und umweltschonender sowieso nicht.

Anyway, ich wollte ja eigentlich nicht über den Schienen-, sondern über den Busverkehr sprechen. Vorab sei gesagt, dass ich aus pendlerischen Gründen momentan nur über Schweinfurt sprechen kann. Keine Metropole, sondern gemütliche Mittelstadt.

Nach unserem kunkel&kohl Umzug (Ende 2023 abgewickelt und 2024 neu unter olschok media gegründet) vor einiger Zeit gehöre ich nun quasi auch wieder zu den Pendlern. Vorher hatte ich eine Wegstrecke von max. 7 Min Fußweg (je nach „Umweg“), jetzt mindestens 12 Min (je nach Fahrzeug und Verkehrslage). Im Vergleich zu früheren Zeiten bzw. dem, was andere pendeln müssen, ist das natürlich nichts! Nein, mich stört es auch nicht, denn die Zeit wird genutzt, z. B. um den bevorstehenden Tag bzw. vergangenen Arbeitstag gedanklich auf- bzw. abzuarbeiten. In der wärmeren Jahreszeit bzw. bei schöner Wetterlage und je nach Lust und Laune kommt die Vespa ins Spiel. Dafür habe ich sie ja! Im Winter und bei unpassendem Wetter nutze ich neuerdings aber auch sehr gerne den Bus. Ja, auch ich war zu Beginn etwas skeptisch. Wie funktioniert das? Wer fährt alles mit? Lauter komische Menschen? Klappt das mit dem Ticket? Finde ich die richtige Haltestelle? Muss ich ewig warten? Und überhaupt – all diese Fragen, wenn man neu in der Materie ist.
Außerdem komme ich aus dem digitalen Zeitalter (behaupte ich jetzt einfach mal). Tickets auf Papier ist sowas von 1995. Und Tickets per Plastikkarte dann vielleicht 2003. Gut, Papiertickets kann man natürlich immer noch lösen, muss man aber nicht. eTicket sei Dank! Gut, das „e“ ist etwas irreführend, denn „e“ ist nur der NFC-Chip auf der (Plastik-)Karte und vielleicht noch die monatliche Übersicht der getätigten Fahrten per Mail. Aber vielleicht ist es irgendwann auch in Schweinfurt möglich, per Smartphone bzw. Bahnapp zu buchen/zahlen? Das neue eTicket ist immerhin schon mal besser als nichts. Der für mich perfekte Tarif ist die sogenannte „Flexikarte“. Fahren wann ich möchte (ohne Zettelwirtschaft und grübeln „rechnet sich eine Wochenkarte? Oder diesen Monat sogar eine Monatskarte?“) und transparente Abrechnung. Es wird immer der für mich günstigste Tarif abgerechnet und wenn ich gar nicht fahre, zahle ich auch nichts. Da kommt sogar – trotz Plastikkarte – Freude auf!

Die erste Fahrt stand an, eine leichte Aufregung vor der neuen Situation war vorhanden. Selbstverständlich wurde vorher der Fahrplan abgecheckt. Hey, alle 20min fährt ein Bus auf meiner Linie. Zum zentralen Busbahnhof benötige ich keine 3 Minuten Fußweg und ebenso von der Haltestelle im Hafen zum Schreibtisch. Ganz ehrlich, besser geht es nicht. Und dann war sie da, die erste Fahrt mit dem Bus! Völlig überraschend grüßte der Fahrer, erklärte sogar die Handhabung des eTickets und fuhr pünktlich los. Das kann doch nicht normal sein! Ich erwartete grummelige Busfahrer, umständliches Handling und nervige Mitfahrer. Aber die Zielhaltestelle wurde ohne Probleme erreicht und es klappte alles reibungslos! Fahrt Nummer eins war somit geschafft und auch die Rückfahrt stellte kein Problem dar.
Ein paar (Test-)Fahrten später war Busfahren schnell Alltag geworden, Feintuning an der eigenen Zeitplanung wurde vorgenommen und dank interaktivem Liniennetzplan und GPS der Busse wurde das Timing nun so perfektioniert, dass so gut wie keine Wartezeiten entstehen. Digitales Zeitalter sei Dank! Flexible Arbeitszeiten sind zudem großartig, um die persönlichen Präferenzen (voller, mittlerer oder (fast) leerer) Bus anzupassen. Und dann geht es auch noch darum, die Möglichkeit nutzen zu können, „aufs Smartphone zu schauen“ beim Pokemon Go zocken. Apropos Pokemon Go! Freunde, es gibt nichts Besseres, als mit dem Bus in der Stadt zu fahren. Zu Fuß gehen ist natürlich eine Option, welche aber bei der Wegstrecke eben doch keine ist. Im Vergleich zu Auto und Vespa ist der Bus dafür einfach genial. Nur da ist es möglich, Kilometer zurückzulegen, an Pokestops zu drehen und noch dazu seltenere Pokemons zu fangen – so zumindest auf meiner Route. Da auf „meiner“ Strecke verschiedene Haltestellen der Großindustrie sind, steigen ab und zu internationale Personen ein und aus. Klingt im ersten Zug ganz normal, doch für mich persönlich hat es ein gewisses Flair von Großstadt.

Fazit der ganzen Geschichte: Fahrt mehr Bus, es ist nicht schlimm! Nein, ernsthaft: Natürlich gibt es auf verschiedenen Strecken Verbesserungsbedarf, aber ich persönlich kann mich überhaupt nicht beschweren und finde Busfahren mittlerweile super praktisch, günstig(er) und noch dazu entspannt. Doch, abschließend ein Punkt, den ich mir wünsche: Liebe Stadtwerke, rüstet die Flotte auf Nachhaltigkeit (sprich Elektro-Busse) um. Lasst die großzügigen Förderungen nicht verstreichen und denkt zudem auch noch an die heimische Industrie!

Update August 2024:

In Zukunft wird es ein sogenanntes „SWeasy“-System in den Bussen geben. D.h. das neue Check-in/Check-out-System der Stadtwerke Schweinfurt macht den Ticketkauf einfacher denn je: papier- und bargeldlos. Fahrgäste müssen keine Tickets mehr am Automaten oder beim Busfahrer bzw. der Busfahrerin kaufen. Stattdessen genügt es, beim Ein- und Aussteigen einfach die Bank- oder Kreditkarte, das Smartphone oder die Smartwatch an eines der Bezahlterminals im Bus zu halten. Das System registriert die Fahrt automatisch beim Ein- und Aussteigen. Eine zusätzliche App oder ein Benutzerkonto sind dafür nicht erforderlich.

No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert