Blaue Passionsblume in der Fränkischen Toskana in Wiesentheid

Zwar lässt die Überschrift vermuten, dass es einmal mehr um Mode geht, doch dem ist nicht so. In diesem Blogpost geht es überwiegend um die Farbe „Grün“. Und gerade in der jetzigen Jahreszeit kommt diese Farbe in der Natur sehr häufig vor! Ha, was für eine Überleitung.

Im Jahr 2019 war ich auf einer Pressereise in der Region „Carnica Rosental“ bzw. in Kärnten unterwegs. Wie es bei einer solchen Reise üblich ist, werden u.a. verschiedene Lokalitäten besucht, mit den Inhabern gesprochen und Köstlichkeiten probiert. Ein Programmpunkt war der Zitrusgarten von Michael Ceron direkt in Faak am See. Damals (und heute auch noch) war ich von seiner Auswahl und seiner Leidenschaft für Zitrusgewächse begeistert. Er stellte uns einige seiner Pflanzen vor, darunter auch „Buddhas Hand“ (lat. Citrus medica var. Sarcodactylis) oder auch „gefingerte Zitrone“ genannt. Die Tage/Wochen/Monate vergingen, doch irgendwie blieb mir diese spezielle Zitrone im Hinterkopf. Im April besuchten wir ein paar Staudengärtner und Baumschulen in unserer Gegend auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk. Dabei hörte ich mich mal wieder um, denn ich wollte gerne eine „Buddhas Hand“ haben, diese aber nicht unbedingt online bestellen (was auch nicht so einfach ist).  Wir bekamen einen heißen Tipp: Die Fränkische Toskana. Das Motto der spezialisierten Gärtnerei „Von Acer bis Ziziphus – Besondere Pflanzen sind unsere Stärke“ klang schon einmal sehr vielversprechend. Wenige Tage später ging es daher nach Wiesentheid.

Ähnlich wie bei Michael Ceron war ich auch hier begeistert. Die Auswahl an verschiedenen Pflanzen ist riesig. Bereits auf dem Parkplatz stehen große Töpfe mit unterschiedlichen Bäumen aller Größenordnungen. Innen schlägt das (Zitrus-)Herz höher. Echt große Kumquat-Bäume, unterschiedliche Zitronen, Orangen und weitere Zitruspflanzen neben Olivenbäumen und dazwischen einem Pfau als Aufpasser. Mein persönliches Highlight war natürlich Buddhas Hand. Davon hatten sie zwei kleine Pflanzen vor Ort, wovon ich eine mitnehmen musste. Entsprechend der ursprünglich italienischen Abstammung wurde er auf den Namen „Beppe“ getauft. (Dabei muss ich dann an den 2020 verstorbenen Gründer/Präsident der Mailänder Modewoche (Milano Moda Uomo/Donna) Beppe Modenese denken).

Wie heißt es so schön: Was lange währt, wird endlich gut. Nun sind wir stolze Besitzer einer Citrus medica var. Sarcodactylis. Yeah! Beppe hat etwa 30 Blüten, von denen die ersten bereits aufgegangen sind. Im Höfchen steht er neben seinem großen Bruder „Kummi“ (Kumquat-Baum) und fühlt sich bestimmt wohl. Ein kleiner Hinweis zur Pflege: Im Gegensatz zum Kumquat-Baum bzw. zu einigen anderen Zitrusfrüchten mag Buddhas Hand keine Temperaturen unter 10 Grad. Deshalb schaute ich die ersten Tage noch jeden Abend auf das Thermometer bzw. in den Wetterbericht. Vorteil unseres Höfchens ist der geschützte Bereich und somit (meistens) ein paar Grad mehr als vorhergesagt. Je nach Bericht kam Beppe dann die ersten Nächte nach Innen und am nächsten Morgen wieder raus. Das hat sich nun eingependelt – der Winter ist schließlich vorbei und auch die Eisheiligen scheinen uns in diesem Jahr keinen Besuch abzustatten. Auch ich muss mich selbst erst an den neuen Bewohner und seine Eigenschaften gewöhnen. Gegossen wird er noch zögerlich mit Regenwasser, denn die feinen Haarwurzeln mögen es feucht, aber nicht nass. Also Staunässe vermeiden! Wobei ich gelesen habe, dass ruhig etwas Kalkwasser genutzt werden darf. Was allerdings wichtig ist: Alle Zitrusgewächse brauchen regelmäßig Dünger. Wenn möglich wöchentlich bzw. notfalls im zweiwöchigen Rhythmus. Des Weiteren darf er gerne großzügig geschnitten werden. Das macht ihm nichts aus und so steckt er (etwas) mehr Kraft in die Blüten. Bin ja gespannt, ob sich Beppe einlebt und ich irgendwann eine Frucht in der Hand halten darf.

Wie Ihr ahnen könnt, außergewöhnliche Pflanzen mag ich. Bei einem Stadthaus, welches überwiegend auf Höhe ausgelegt ist, hat man da ein leichtes Platzproblem. Platzproblem in dem Sinne, dass wir nur einen kleinen Innenhof (=höfchen) haben und sich im Erdgeschoss der Gästebereich befindet. Im Sommer kein Thema, weil die Zitruspflanzen draußen im Höfchen sind. Dafür wird es in den Wintermonaten etwas eng(er). Selbst das Höfchen bietet nur einen begrenzten Platz, so dass wir die Pflanzen dementsprechend anordnen müssen. Und nur die Hälfte des Höfchens ist sonnig, der Rest liegt im Schatten. Bis auf Kräuter wie Schnittlauch, Rosmarin, Thymian, Zitronenmelisse und außerdem ein paar Erdbeerpflanzen sowie eine Himbeere sind (noch) keine weiteren Nutzpflanzen vorhanden. In Zukunft soll dies noch etwas ausgeweitet werden. Für den Sommer zieht jetzt auf jeden Fall noch Pflücksalat ein. Außerdem haben wir eine Wand (im Schatten) frei. Was aber wiederum für Nutzpflanzen nicht so super geeignet ist. Wer Ideen hat für schattengeeignetes Obst oder Gemüse, gerne her damit!
Ein Teil dieser Schattenwand wird von einer Kletterhortensie besiedelt. Die scheint es zu lieben, denn ihr kann man beim Wachsen quasi zusehen. Außerdem haben wir im Höfchen u.a. einen Olivenbaum (im Topf), Zwergflieder (auch im Topf) und eine Bauernhortensie, einige alte (Kletter-)Rosen (die bei der Sanierung unter 3 Tonnen Schutt lagen und trotzdem neu austrieben), zwei Clematis, eine Pfingstrose, Phlox und noch ein paar weitere Insektenfreundliche Stauden im Beet. Letztere werden von mir gerne „Kleinkram“ genannt.

Die Umgestaltung bzw. Anpassung werden sicherlich sukzessiv kommen – Rom ist schließlich auch nicht an einem Tag erbaut worden. Und so eine Pflanze wächst nun mal nicht von heut auf morgen (außer Hopfen), Gärtnern hat schließlich viel mit Geduld zu tun. Langfristiges Ziel: Das Höfchen soll grüne Oase werden. Gleichzeitig genügend Platz für uns bzw. für Gäste (ich sage nur Grill-Abende) bieten. Am liebsten wäre es mir, wenn wir eigenes Gemüse ernten können. Die Vorteile liegen auf der Hand: Kein Transportweg, keine Pflanzenschutzmittel, nur Wasser und Liebe. Natürlich ist mir bewusst, dass man davon keine Familie ernähren kann – ist doch auch logisch, aber Kleinvieh macht schließlich auch Mist und wenn jeder nur einen kleinen Teil zur Eigenversorgung beitragen kann, ist schon etwas geholfen. Auf der anderen Seite darf/soll es gerne brummen und Insekten und/oder Vögel sollen sich wohlfühlen. Was übrigens auch wieder Buddhas Hand zugutekommt. Einfache Rechnung: Blüte plus Insekt = Frucht. Noch dazu macht es mir Spaß im Garten zu wuseln und ich kann bei der (kleinen) Gartenarbeit etwas abschalten.
Und das geht auch mitten in der Stadt! Verschiedene Möglichkeiten gibt es genug: Eine einfache Europalette etwas umgebaut an die Wand, schon hat man ein vertikales System. Im Netz gibt es dazu hunderte Anleitungen. Preislich liegen wir bei max. 50 Euro je Quadratmeter, abhängig von der Ausstattung (wie z.B. einfache Tropfschläuche oder „nur“ eine Gießkanne als Bewässerung). Professionelle Systeme zur Wandbegrünung (bzw. Wandgärten) gibt es von zahlreichen Herstellern. Preislich liegt man da allerdings bei etwa 200 Euro je Quadratmeter. Also schon eine andere Hausnummer. Aber angeblich muss man sich dabei weniger Kümmern. Eine andere Möglichkeit ist ein „Pflanzturm“. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um einen Turm mit Pflanzen. Lässt sich einfach selber bauen mit einer Estrichmatte aus dem Baumarkt ergänzt mit einer Kokosmatte. An der Seite lassen sich dann Früchte ernten oder Blümchen bewundern. Mit Sicherheit gibt es noch viel mehr (Selfmade-)Bepflanzungsmöglichkeiten – falls ihr welche habt, welche sind es?

In Bayern gibt es in jedem Regierungsbezirk einen „Demonstrationsgarten“ zum Thema „Urban Gardening“. In Schweinfurt befindet sich einer und zwar am Olympia-Morata-Gymnasium. Hier kann man sich ein paar Ideen holen zum Gärtnern in der Stadt und auch was vertikales Gärtnern angeht. In diese Richtung werde ich mich auf jeden Fall weiter informieren. Traum: eine grüne Stadt a la „Bosco Verticale“. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt!

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