Wenn es Richtung Süden geht, kommt ganz automatisch Freude auf. Noch mehr, wenn die Berge in Sichtweite kommen. Viel sagen muss man dazu eigentlich nicht – die Bergmenschen unter uns werden es verstehen. Vor ein paar Tagen war es soweit: Die Nockberge riefen. Der Nockberge-Trail wollte erkundet werden.
Die Nockberge
Wo und was sind die Nockberge überhaupt? Bei den Nockbergen handelt es sich um eine Gebirgsgruppe in den Ostalpen, die sogar etwas älter sind als der Alpenhauptkamm. Im Westen werden sie von den Hohen Tauern abgegrenzt, im Süden von den Karawanken und den Karnischen Alpen. Sie liegen überwiegend im Bundesland Kärnten und ihr höchster Gipfel ist der Eisenhut mit 2441m. So die grobe Zuordnung.
Die Besonderheit der Nockberge liegt an deren Gipfeln. Diese sind überwiegend mit Gras bedeckt, wenig ausgesetzt und ähneln „Nocken“, woraus auch der Name resultiert. Was so viel heißt, wie „Kuppe“. Im Winter ideal für Skifahrer und/oder Tourengeher und im Sommer perfekt zum
(Weit-)Wandern!
Die Nockberge sind etwas ganz Besonderes, was die Einheimischen schon lange erkannt haben. Bereits in den 1970er Jahren wurde immer wieder um den Erhalt des Naturraums gekämpft. 2012 ist daraus das UNESCO Biosphärenpark „Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge“ mit einer Größe von 1490 km² geworden.
Der Nockberge-Trail:
Wie es sich vermuten lässt, führt der Nockberge-Trail durch die Nockberge. Laut offiziellen Daten hat er eine Gesamtlänge von 128 km und 6483 Höhenmetern. Insgesamt ist der Nockberge-Trail in acht Etappen unterteilt und die Gehzeiten der einzelnen Etappen betragen zwischen 3 Std. 15 min. und 7 Std. 15 min. Wobei man dazu sagen muss, dass die Daten sich teilweise von der Realität unterscheiden. Start des Trails ist die Katschberghöhe bzw. der Katschberg und Ziel Seeboden am Millstätter See. Zwischendurch sind einige Gipfel zu begehen, herrliche Aussichten zu bewundern und eine wirklich tolle Landschaft zu genießen. Obwohl ich „nur“ drei Etappen davon gewandert bin, kann ich dies unbedingt bestätigen.
Grundsätzlich kann der Nockberge-Trail selbstverständlich in Eigenregie erwandert werden. Wer es bequemer haben möchte, kann auf die Unterstützung des offiziellen Nockberge-Trail Buchungscenters zurückgreifen. Ob der ganze Trail oder nur Teile davon, ob mit oder ohne Gepäcktransport, (fast) alles ist möglich. Und Fragen kostet nichts.
Seit ich letztes Jahr den KAT-Walk gelaufen bin, kann ich einen Gepäcktransport nur empfehlen. Gerade bei längeren Strecken ist weniger wirklich mehr. Und der Service hatte damals und selbstverständlich auch beim Nockberge-Trail sehr gut funktioniert. Dank des Service wurde ich z.B. auch im Vorfeld über eine temporäre Streckensperrung (wegen Holzarbeiten) informiert und die alternative Route mitgeteilt, was ich ansonsten wahrscheinlich nicht oder erst spät mitbekommen hätte. Kurzum: Daumen hoch!

Um uns einen Eindruck über den Nockberge-Trail zu verschaffen, sind wir die Etappen vier, fünf und sechs gewandert. Macht insgesamt 45,8 km mit 3000 Höhenmetern. Von der Turracher Höhe bis zum Erlacherhaus mit einer Gesamtdauer von 20:36 Stunden. Aber kommen wir zu den Einzeletappen:
Etappe 4 von der Turracher Höhe zum Falkertsee
- Start: Turracher Höhe
- Ziel: Falkertsee
- Länge: 19,8 km
- Höhenmeter: 1280m bergauf und 1180m bergab
- Link zu Komoot
Wir sind bereits einen Tag vorher angereist und haben im Romantik Seehotel Jägerwirt übernachtet. Superschön, direkt am See auf über 1700m gelegen – durch den übrigens die Landesgrenze zwischen Kärnten und Steiermark verläuft. Wir hatten ein großes Zimmer mit Balkon und Blick auf den See, was wir nur empfehlen können. Das Wetter spielte auch mit und so gab es am Vorabend die perfekte Stärkung im Rahmen eines leckeren Grillabends.
Angegeben war die Etappe 4 mit einer Länge von 18,1 Km, 1189 Hm und einer Gehzeit von ca. 7h. Erfahrungsgemäß sind dies nur die reine Gehzeiten ohne Pausen und natürlich immer abhängig von Kondition, Wetter etc. Mein inneres Gefühl sagte mir schon, dass das vielleicht nicht ganz passen wird.
Wie dem auch sei, der Tagesrucksack war gepackt, der Koffer wurde an der Hotelrezeption bereit gestellt für den Gepäcktransport und die Stirnlampe (für Notfälle) aufgeladen. Bei der langen Etappe wollten wir lieber früh starten und so ging es gleich nach dem leckeren Frühstücksbuffet los!
Zunächst am See entlang, zum Nocky Flitzer (eine Sommerrodelbahn) und dann bergauf zum ersten Gipfel, unserem Zwischenziel „Rinsennock“. Die Strecke führt zuerst auf dem „Barbara Weg“ durch einen schönen Bergwald. Diesen verlässt man nach ca. 2,2 Kilometern und erreicht ein Hochplateau mit ein paar Ruinen. Hier wurde früher Bergbau betrieben und die Überreste sind noch sehr gut zu erkennen. Hier scharf links abbiegen (etwas schwierig zu finden) und weiter nach oben. Der schöne Pfad schlängelt sich immer höher. Zwischendurch lohnt es sich einen Blick zurückzuwerfen, um die schöne Aussicht auf die Turracher Höhe und den See zu genießen. Nach einer Spitzkehre führt der Weg noch weiter nach oben, bis man schließlich zum Gipfel des Rinsennocks auf 2334 m kommt. Hier kann man die schöne Aussicht genießen und es wird noch klarer, woher die Nockberge ihren Namen haben. Grasbedeckte Kuppen ohne Ende. Und man befindet sich mittendrin. Über diese Kuppel geht es weiter Richtung „Prießhütte“. Zunächst bergrunter, immer wieder durch schöne Landschaft, vorbei an Kühen und genau zur richtigen Zeit der Almrosenblüte. Einfach nur schön! Bei Kilometer 12,1 kamen wir an der Prießhütte an, tranken etwas und machten uns bald wieder auf den Weg. Denn schon hier war uns bewusst, dass die Zeitangaben nicht ganz stimmten. Nach der Hütte sollte es für ein paar Kilometer auf der Nockalmstraße weitergehen. Hier könnte die Wegführung etwas besser sein, denn auf Asphalt zu laufen und Fahrzeugen auszuweichen ist semi. Normalerweise ging es noch ein Stück auf der Straße weiter, doch wir fanden einen Weg, der parallel dazu verlief und uns kurze Zeit später (bei „Kraftroasn“) wieder zurück auf den Weg führte. Es ging wieder bergauf Richtung „Steinnock“. Dieser und auch der „Falkertköpfl“ wurden umrundet, um nach knapp 20 km am Heidi-Hotel Falkertsee anzukommen.















Falls ihr plant die Etappe nachzuwandern, bitte NICHT auf die offiziellen Zeitangaben verlassen. Wir haben insgesamt 10:25 Stunden (mit Pausen) gebraucht. Die offiziellen Schilder vor Ort zeigen in Summe eine reine Gehzeit von 9 Stunden an. Daher bitte gut planen und aufpassen.
Nichtsdestotrotz war es eine sehr schöne und aussichtsreiche Etappe mit viel Abwechslung! Die Nacht verbrachten wir im Heidi-Hotel direkt am Falkertsee. Ein toll ausgestattetes (Kinder-)hotel und auch wenn wir keine Kinder dabei hatten, haben wir uns hier sehr wohl gefühlt. Wer mit dem Nachwuchs vor Ort ist, kann sich freuen. Gefühlt wird wirklich an alles gedacht! Top!
Etappe 5 vom Falkertsee nach Bad Kleinkirchheim / Zirkitzen
- Start: Falkertsee
- Ziel: Bad Kleinkirchheim / Zirkitzen
- Länge: 11,7 km
- Höhenmeter: 510m bergauf und 1240m bergab
- Link zu Komoot
Neuer Tag, neue Etappe. Entweder hat die lange Etappe am Vortag noch nachgewirkt oder es war unser schönes Zirbenzimmer – geschlafen habe ich jedenfalls wie ein Stein. Ich tippe auf die Zirbe! Unsere heutige Etappe musste etwas umgeplant werden, da auf der ursprünglichen Route Holzfällarbeiten stattfanden und diese gesperrt war. Da die gestrigen Zeitangaben auch nicht ganz gestimmt hatten, hatte ich mir die Route lieber selbst zusammengestellt. Natürlich nicht komplett neu, sondern in Anlehnung an die eigentliche Etappe. Zudem gab es eine Gewitterwarnung für den späten Nachmittag und da wollte ich einfach auf Nummer sicher gehen. Ihr wisst ja – Gewitter und Berge vertragen sich nicht wirklich.
So ging es auch gleich wieder nach dem Frühstück los. Vorbei am Falktertsee und am schwersten Murmeltier der Welt folgten wir den Schildern des Alpe Adria Trails durch Latschenkiefern. Schön war, dass der Falkertsee schon auf knapp 1900m liegt und sich die Höhenmeter in Grenzen hielten. Es war nämlich unglaublich schwül!
Es dauerte nicht lange, bis sich der schöne Pfad aus den Latschenkiefern schraubte und herrliche Aussichten lieferte. Immer weiter nach oben, um schließlich auf den 2310m hohen Rödresnock zu stehen. Grundsätzlich biegt der Weg kurz vor dem Gipfel ab, aber wenn man schon in der Nähe ist, muss der Gipfel drin sein. Dieser bietet wieder einen schönen Rundumblick. Der höchste Punkt der Etappe war also erreicht und von nun an ging es (fast) nur noch bergab und der Abzweigung nach „Bad Kleinkirchheim“ auf dem schönen Höhenrücken folgen. Anschließend führt der Weg teilweise steil nach unten, erst durch Latschenkiefer und später durch den Nadelwald. Den Schildern folgend nach Bad Kleinkirchheim oder Zirkitzen weiter bis man zur Matl-Sepp-Mühle kommt. Von dort folgten wir dem Alpen-Adria-Trail und weiter oberhalb der Talsohle bis wir Zirkitzen und die Unterkunft, das Hotel Felsenhof erreichten.
Tipp: Vor der Wanderung auf das Hotel am Ende der Tagesetappe achten. Die offizielle Route ist bis zum Tourismusbüro in der Mitte von Bad Kleinkirchheim beschrieben. Sollte euer Hotel allerdings in Zirkitzen (Ortsteil von Bad Kleinkirchheim) sein, läuft man daran vorbei und muss später wieder zurück. So spart ihr euch ein paar Kilometer im Dorf. Am nächsten Tag kommt ihr dort sowieso vorbei.















Und was soll ich sagen, wir kamen genau rechtzeitig vor dem Gewitter an nach knapp 5 Stunden. Konnten sogar noch den Wasserhaushalt mit einem leckeren Getränk auf der Terrasse auffüllen, bis das Donnergrollen los ging. Das war auch bitter nötig – auf der Tour war es einfach nur schwül. Die Gastgeber im Hotel Felsenhof kümmerten sich sehr gut um uns, ein toller Service vom ganzen Personal, ein äußerst leckeres Abendmenü und guter Schlaf – so dass wir am nächsten Tag wieder relativ fit waren.
Am nächsten Tag startete die Tour offiziell in Bach (ebenfalls einem Ortsteil von Bad Kleinkirchheim), ca. 3 km entfernt von unserer Unterkunft. Die Seniorchefin bot einen Fahrservice an, der dankend angenommen wurde, so konnten wir uns die 3 km entlang der Straße durch den Ort sparen. Ein herzliches Dankeschön für den Rundum-Service!
Etappe 6 vom Bad Kleinkirchheim / Zirkitzen zum Erlacherhaus
- Start: Bad Kleinkirchheim / Zirkitzen
- Ziel: Erlacherhaus im Langalmtal
- Länge: 14,3 km
- Höhenmeter: 1210m bergauf und 590m bergab
- Link zu Komoot
Für den Service waren wir sehr dankbar, denn die Etappe hatte es in sich und die drei Kilometer waren – laut Seniorchefin – auch nicht wirklich spannend. Der Start der Etappe wurde somit an die Tourismusinformation gelegt. Von dort aus den Wasserweg am St. Oswald Bach nehmen und dem Rauschen des Baches folgen. Natürlich wieder etwas bergauf, bis der Weg weiter durch eine Siedlung führt. Am Ende dieser Siedlung ging es in den Wald, immer den Schildern „Priedröf“ (Nockberge-Trail) folgen. So Freunde, ab hier müsst ihr ganz stark sein – es geht über drei Stunden nur bergauf! Meistens zwischen 20 und 30 Prozent und trotz Wald war es wieder sehr warm. Vorbei an Ameisenhaufen, durch hohes Gras, Farn und wieder Wald. Auf ca. halber Strecke wurde ein kleiner Aussichtspunkt erreicht, von dem man schön zurück ins Tal blicken konnte. Anschließend immer weiter nach oben und das Atmen nicht vergessen. Nach ca. 5km und einigen Höhenmetern wurde die Waldgrenze erreicht. Nein, das war es natürlich noch nicht – der Priedröf liegt auf 1.963m (Start war bei ca. 1000m). Also dem Pfad weiter folgen, um nach ca. 6,25 km endlich auf dem Gipfel zu stehen. Um ehrlich zu sein wurde zwischendurch etwas geflucht. Aber, no pain, no gain!
Oben angekommen wurden erst einmal die durchgeschwitzten Klamotten getrocknet und die Aussicht bei einer Brotzeit genossen. Was ich auf solchen Touren liebe: Meistens sind nur wenige Menschen unterwegs. So auch auf diesem Abschnitt.
Vom Priedröf ging es weiter zum nächsten Gipfel, dem Wiesernock. Vorbei an Pferden und Kühen, über eine Skipiste und eigentlich immer geradeaus. Wobei man hier (nach dem Wiesernock) auch etwas aufpassen sollte, da eine Kennzeichnung fehlt. Mit etwas Erfahrung geht es aber schon und es wird ein Forstweg erreicht. Diesem wird erst einmal gefolgt. Theoretisch führte der Weg weiter auf einem anderen Forstweg, aber laut meinen Karten führte parallel ein kleiner Pfad durch den Wald. Dieser Pfad sollte den ursprünglichen Weg später wieder kreuzen. Somit wurde der Pfad gewählt und was soll ich sagen – es war die absolut richtige Entscheidung. Dieser „Hoher Schartenweg“ führte schön durch den Wald und wirklich keine Menschen waren zu sehen. Ab und zu schaut vielleicht einmal ein Reh um die Ecke, aber mehr auch nicht. Und nach knapp 7 Stunden war das Ziel, das Erlacherhaus erreicht.















Das Erlacherhaus würde ich als moderne Berghütte bezeichnen. Den Charme einer Berghütte mit allem Komfort, den man sich wünscht. Sehr nette Gastgeber, noch dazu leckeres Essen z. B. Wild aus eigener Jagd, Milch/ Buttermilch von den eigenen Kühen und vieles mehr. Hier muss ich unbedingt nochmals hin, um die umliegenden Gipfel zu erkunden (vor allem der Predigerstuhl würde mich reizen). Geschlafen wurde natürlich wieder wie ein Stein und am nächsten Tag war unser Trip auf dem Nockberge-Trail leider schon wieder vorbei, wir wurden nach dem Frühstück mit einem Shuttle abgeholt und wieder zum Ausgangspunkt, der Turracher Höhe, gebracht.
Fazit:
Ja, es war anstrengend, ja, es war warm und ja, die Wegfindung war nicht immer einfach. Trotzdem eine super schöne (Weit-)Wanderung, mit vielen Aussichten, schönen Wegen und nicht zu vielen Menschen. Ein Weitwanderweg, den ich für erfahrene Wanderer empfehlen kann! Good to know: Der Nockberge-Trail kann auch mit Hunden gewandert werden. Und auch der Gepäckservice hat bei uns super funktioniert und wurde sehr geschätzt! Und die ausgesuchten Unterkünfte waren durchweg super! Kurzum: Beide Daumen nach oben!
Meine Packliste:
(Gilt natürlich nur für die Tagesetappen, nicht für abends in den Unterkünften.)
- (Hohe) Wanderschuhe <- versteht sich von selbst in alpinem Gelände
- Wechselkleidung (T-Shirt)
- Proviant und genügend zu trinken (mindestens 1,5L)
- Traubenzucker oder sonstige Süßigkeiten
- Regenschutz
- Erste Hilfe Set
- Stirnlampe + Powerbank
- Sonnen- und Mückenschutz
- Kleinkram wie Ersatzschnürsenkel und Isolierband
- Wanderstöcke
- Gute Laune
Alle (weiteren) Infos, Preise und Buchungsmöglichkeiten zum Nockberge-Trail findet ihr auf der Seite des Nockberge-Trails.
Ein ganz dickes Dankeschön geht an das Team vom Millstätter See – Bad Kleinkirchheim – Nockberge Tourismusmanagement GmbH und allen Beteiligten, die dieses unvergessliche Erlebnis ermöglicht haben.
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