Wenn ich an Berchtesgaden denke, dann kommt ganz automatisch das Bild auf der Rutsche im Salzbergwerk in den Kopf. Als Kind ist vermutlich schon (fast) jeder und jede einmal die Bergmannsrutsche begeistert hinuntergerutscht. So ging es zumindest mir. In der Gegend wird auch heute noch kommerziell Salz abgebaut und man hat die Möglichkeit zur Besichtigung des Bergwerks. Allerdings hat die Region noch viel mehr zu bieten als das „weiße Gold“.
Geografisch gesehen liegt Berchtesgaden im äußersten Südosten Deutschlands. Quasi umgeben von Österreich mit dem Salzburger Land und entsprechend mitten in den Alpen. Das Watzmann-Massiv mit dem prägenden Watzmann (Gipfel 2713m) ragt über der Marktgemeinde und ist von fast überall zu sehen. Um dieses Wahrzeichen ranken sich – wie um so viele markante Punkte in der Gegend – übrigens verschiedene Sagen, auf die man in der Region immer wieder stoßen kann. Zum Watzmann gehört die vermutlich bekannteste Felswand der Alpen: Die Watzmann-Ostwand. Sie ist die längste durchgehende Felswand der Ostalpen und mit 1800 m Wandhöhe definitiv nicht ohne, eine beliebte Herausforderung für geübte Bergsteiger und Kletterer. Der Einstieg liegt am schönen Königssee, hinter der bekannten Wallfahrtskirche St. Bartholomä. Von hier aus ist die Ostwand in voller Gänze zu sehen.
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Im Rahmen einer Pressereise konnten wir vor ein paar Tagen die Gegend erkunden und ja, ich freute mich. Zum einen auf Schnee und natürlich auf die Berge. Das Wetter sollte herrlich sein, trocken und sonnig. Nicht zu warm und auch nicht zu kalt. Perfekt für einen Kurzurlaub mit verschiedenen Programmpunkten. So würde ich diese Pressereise bezeichnen, denn wir hätten die geplanten Aktivitäten bestimmt auch privat so genossen. Von uns aus sind es mit dem Auto ca. 4,5 Stunden. Die Anreise via Bahn ist ca. eine Stunde länger. Egal wie die Anreise sein soll, vor Ort sind die Wege kurz und man kann vieles problemlos zu Fuß erledigen. Noch dazu kann man mit der Bergerlebnis Berchtesgaden Gästekarte fast den gesamten Öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen, mit der Regiobahn sogar umsonst bis nach Salzburg!
Uns erwartete eine herrliche Landschaft im einzigen alpinen Nationalpark Deutschlands. Und wo kann man sich darüber besser informieren als im zugehörigen Nationalparkzentrum? Das wirklich sehr sehenswerte „Haus der Berge“, direkt in Berchtesgaden gelegen dient als zentrales Informations- und Bildungszentrum des Nationalparks Berchtesgaden. Von Wasser, über Wald, Almen und Hochgebirge zeigt die interaktive Ausstellung „Vertikale Wildnis“ alles, was den Nationalpark ausmacht. Ob kleiner Molch oder Bartgeier, Besucher durchstreifen die ganze Bandbreite des Nationalparks auf einer kleinen Wanderung. So würde ich es nennen. Das Wissen wird spielerisch für alle Altersgruppen vermittelt. Ein weiterer Pluspunkt ist die (gefühlt) sehr gute Barrierefreiheit. Wir waren leider relativ kurz (ca. 2 Stunden) vor Ort, kommen aber garantiert wieder, denn man kann ruhig ein bisschen mehr Zeit einplanen. Im Alpenraum eines der schönsten Informationszentren, die ich kenne! Als kleiner zusätzlicher Tipp: Ab in den 1. Stock und das Restaurant von Sophie Renoth und Wolfgang Spiesberger, die „Spiesberger’s Alpenküche“ auf einen Kaffee und/oder Kuchen zu besuchen. Nicht zu vergessen eine leckere Watzmann Praline inkl. Blick auf den Watzmann genießen!
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Mit diesen schönen Eindrücken ging unser erster Tag in Berchtesgaden zu Ende. Am nächsten Tag hieß es gut frühstücken und warm anziehen. Eine geführte und kostenfreie Wanderung durch das Klausbachtal stand auf dem Programm unter dem Motto „Im Tal der Adler & Geier“. Das Klausbachtal ist ein Tal im Nationalpark Berchtesgaden und vielleicht dem ein oder anderen Vogelliebhaber bekannt. Denn von hier aus (also nicht direkt unten im Tal, sondern an einer geheimen Stelle) wurden und werden Bartgeier ausgewildert. Majestätische Tiere!
Treffpunkt der Wanderung ist die Nationalpark-Infostelle Hintersee Klausbachhaus. Hier gibt es auch eine kleine Ausstellung zum Nationalpark, vor allem interessant, wenn man sich für Steinadler und Bartgeier interessiert. Mit den Rangern geht es im Tal entlang, immer mit einem Blick in den Himmel, denn im Klausbachtal hat man gute Chancen Steinadler zu entdecken. Die beiden Ranger erklären zwischendurch sehr anschaulich Details zum Nationalpark, den Steinadlern, aber auch zu den Bartgeiern. Zu unserem Zeitpunkt waren keine Bartgeier (diese sind mit Sendern ausgestattet) unterwegs, dafür konnten wir aber nach einer Weile (und der ein oder anderen Fehlinterpretation von uns Gästen) einen Steinadler beobachten. Man sollte doch etwas Zeit mitbringen, denn insgesamt waren wir fast 3 Stunden unterwegs. Es lohnt sich, versprochen! Mit Sicherheit kann man im Klausbachtal noch mehr Zeit verbringen und zu jeder Jahreszeit schöne Wanderungen unternehmen.
Für den Nachmittag hatten wir eigentlich die Fahrt auf den Jenner eingeplant, doch es zog sich langsam zu. Also nicht tragisch, aber als alter Berghase weiß man, dass oben die Aussicht gleich null sein würde. Nach einer kleinen Stärkung mit Kaffee und (Diät-)Kuchen entschieden wir uns alternativ für eine Bootsfahrt auf dem Königssee. Und was sollen wir sagen – es war die 100% richtige Entscheidung! Keine Menschen am Anleger und (noch viel besser) wir hatten das Boot für uns ganz allein! Etwas, was man wahrscheinlich nur im Winter erleben kann. Vorbei an steilen Felswänden, über das smaragdgrüne Wasser und (fast) geräuschlos mit dem Elektroboot zur Wallfahrtskirche St. Bartholomä. Von dort wirkt die Watzmann-Ostwand noch imposanter. Hammer!
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Nach einem leckeren Essen zurück in Berchtesgaden (siehe weiter unten), war der Tag auch schon wieder vorbei. Aber wie heißt es so schön: Neuer Tag, neues Glück. Das Wetter war top und somit standen weitere schöne Punkte auf dem Programm. Es ging etwas höher hinauf, genauer gesagt auf die Rossfeld Panoramastraße. Dabei handelt es sich um Deutschlands höchstgelegene Panoramastraße mit wunderbaren Aussichten bis nach Salzburg. An verschiedenen Parkplätzen entlang der Strecke kann man die Aussicht zu beiden Seiten genießen. Traumhaft! Die Rossfeld Panoramastraße kostet Maut, das lohnt sich aber auf jeden Fall!
An der höchsten Stelle auf ca. 1.570 m angekommen trafen wir uns mit Hans vom Team Watzmann. Es hieß Schneeschuhe anschnallen und ab in die Natur. Mit Hans stapften wir eine Rundwanderung auf teilweise gespurten und auch ungespurten Wegen über Lichtungen, durch Waldstücke und schauten uns die schöne Umgebung an. Hans ist Meister seines Faches und erklärte uns nicht nur die umliegenden Berge und die besten Schneeschuhtechniken, sondern auch Lawinenkunde und einige Insidertipps kamen nicht zu kurz. Schneeschuhwandern hat immer etwas Meditatives. Abseits der Wege in unberührter Natur umherzuwandern ist einfach schön. Da vergisst man schnell die Zeit. Ich hätte noch weiter gehen können, die Gegend am Rossfeld eignet sich einfach gut zum Schneeschuhwandern. Nach einem kurzen Snack auf der Rossfeld Skihütte ging es für uns über das Südportal zurück nach Berchtesgaden. Und ja, zu einer Skihütte gehört in der Regel auch ein Skigebiet. Ein kleines, aber feines Familienskigebiet mit Naturschnee. Vielleicht werde ich das nächste Mal ein paar Runden drehen.
Zurück im Tal schauten wir uns noch die Watzmann Therme an. Bzw. schauten nicht nur, sondern genossen eine Runde Entspannung pur. Im Wasser liegen und auf Berge blicken ist nie verkehrt! Dank verschiedener (Sole)becken ist dies entweder draußen an der frischen Luft oder auch drinnen möglich.
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Am nächsten Tag, das Wetter war wieder herrlich, entschieden wir uns noch für einen Besuch auf dem Jenner. Und zwar zu einer sportlichen Variante. Früher, also bis Ende der Skisaison 2024, war Skifahren vor Ort möglich. Doch auf Grund des anhalten Schneemangels (Klimawandel) und der dementsprechend nicht mehr wirtschaftlichen Möglichkeiten für den Skitourismus, wurde dieses eingestellt. Nichtsdestotrotz ist der Jenner ein beliebter Ausflugsberg, der zahlreiche Möglichkeiten bietet. Mit der Jennerbahn geht es über die Mittelstation (auf 1200m) bis zur Bergstation (auf 1800m). An der Gipfelstation befindet sich ein Weg zum Gipfel und bei guten Bedingungen wäre der Weg zum nahegelegenen Gipfel frei. War bei uns nicht der Fall (zu vereist), aber dennoch versuchten einige unverantwortliche Turnschuhtouristen den Weg. Anyway, oben führt ebenfalls ein kleiner Panorama-Rundweg herum, der bei so ziemlich jedem Wetter gegangen werden kann. Er führt durch eine kleine Info-Außenstelle des Nationalparks Berchtesgaden, die wieder sehr schön gemacht ist. Daumen hoch!
Hier auf einer Höhe von 1800 m hat man ein herrliches Panorama auf einen großen Teil des Nationalparks Berchtesgaden. Mit etwas Glück und einem guten Fernglas könnte man theoretisch sogar Steinböcke sehen. Für uns hieß es aber Helme auf, die Kufen der im Tal ausgeliehenen Rodel nochmals prüfen und ab nach unten donnern! 1,4 km, 220 Höhenmeter, 15 % Gefälle und alles reiner Naturschnee – das ist die Rodelbahn Jennerhex. Oben war es etwas vereist, doch weiter unten waren die Rodelbedinungen einfach perfekt! Mit z. T. bis zu 50 km/h ging es auf Kufen hinunter. Noch dazu: Einmal angefangen, kann man so oft wie man möchte den Rodelhang hinunterstürzen. Der Mitterkaserlift bringt dich und den Rodel wieder nach oben und der Spaß kann von vorne losgehen. Man hat an der Talstation die Wahl zwischen Rodel mit oder ohne eingebauter Bremse, aber wie sagt schon ein altes Sprichwort aus dem Spessart „wer bremst, verliert.“ 😉 Wie dem auch sein: Spaß garantiert!
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Leider (die Betonung liegt auf „leider“) mussten wir an diesem Tag die Heimreise antreten und so fuhren wir am Nachmittag wieder ins Tal. Ganz merkwürdig, aber auf dem Berg vergesse ich immer die Zeit – woran das wohl liegt?!
Selbstverständlich könnte man noch viel mehr Highlights anführen, wie einen Besuch des Kehlsteinhauses oder des Obersalzberg-Dokuzentrums – das kommt auf die „To-Visit“-Liste für das nächste Mal. Genauso wie Wanderungen in allen Längen und Schwierigkeitsstufen, dafür war diesmal einfach zu wenig Zeit. Aber Berchtesgaden ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert und bietet zahlreiche Möglichkeiten für Aktivitäten, zum Entspannen und Genießen. Und wer auf weniger Menschen steht und trotzdem viel unternehmen möchte, dem kann ich genau diese Jahreszeit sehr empfehlen!
Essen:
Wer es „urig“ und bayerisch möchte, dem empfehle ich „Gasthof Neuhaus“ oder „Goldener Bär“. Beides sind Klassiker der bayerischen Küche! Von Schweinsbraten mit Knödel und/oder Schnitzel gibt es hier alles für den kleinen und großen Hunger. Ab und zu kommt im Goldener Bär sogar noch der Senior Chef vorbei und hält ein Schwätzchen mit den Gästen.
Wer es dagegen etwas außergewöhnlich möchte, der sollte sich einen Tisch bei Beitz & Lotte reservieren. „Ehrliches Finedining mit Fokus auf regionalen Zutaten, kein Schischi sondern gute Zutaten mit Know How zubereitet“ lautet das Kredo des Restaurants. Und ja, man schmeckt es auch! Wir sind grundsätzlich immer auf der Suche nach einer guten Küche, die uns einfach anspricht. Und genau das ist bei Beitz & Lotte der Fall! Norman Beitz, Inhaber und Küchenchef, kommt aus der Sterneküche und hat sich in Berchtesgaden für ein anderes, etwas „ruhigeres“ Konzept entschieden, eine kleine Karte mit ausgewählten Produkten, die sich ca. alle 2 Wochen ändert und noch dazu schaut er selbst immer mal beim Gast vorbei. Manche nennen uns vielleicht etwas verrückt, da wir schon einmal unseren Urlaub um einen Restaurantbesuch geplant haben – wie 2024 auf Texel geschehen. Doch für uns ist gute Kulinarik, bei der das Bauchgefühl sofort anspringt, wichtig. Und genau DAS war bei Beitz & Lotte der Fall! Megalecker!
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Übernachten:
Von 5-Sterne Hotels bis zu kleinen Pensionen ist an Übernachtungen in Berchtesgaden alles möglich. Am besten selbst nach Wunsch und Budget entscheiden und sich umschauen. Wir waren im Hotel AlpinaRos untergebracht. Mit Watzmannblick, sehr leckerem Frühstück, nettem Team und noch dazu zentral gelegen. Im Sommer gibt es sogar einen Pool, aber den müssen wir ein anderes Mal testen.
Ein Dankeschön geht an das Team vom Berchtesgaden Tourismus und allen Beteiligten, die dieses Erlebnis ermöglicht haben.
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