Es war wieder einmal an der Zeit, dass die zwei Abenteurer etwas gemeinsam unternehmen. Schließlich war seit dem letzten Mal schon wieder über ein halbes Jahr vergangen. So trafen sich die beiden nun Mitte Oktober, im goldenen Herbst. Eine schöne Jahreszeit. Aber darum ging es grundsätzlich nicht, denn die zwei wandern schließlich zu jeder Zeit. Außerdem gab es einiges zu erzählen. Bei mir hatte sich schließlich manches geändert und Marco war wenige Tage zuvor noch in Japan unterwegs. Und das nicht „nur“ auf der Hauptinsel, sondern quasi im ganzen Land, einmal längs von der Spitze bis in den Süden. Da gab es natürlich einiges zu berichten.
Der ursprüngliche Plan: Die beiden wollten sich im Spessart treffen und dann eine Mehrtagestour unternehmen. Bzw. ausgehend von einem festen Ort mehrere Wanderungen unternehmen. Dieser Plan wurde aus verschiedenen Gründen aber erst einmal auf Eis gelegt und wird vielleicht im kommenden Jahr verwirklicht. Wir entschieden uns spontan dazu, dass Marco nach Schweinfurt kommt und wir im Umfeld die Gegend unsicher machen. Hier gibt es schließlich auch noch unbekannte Wanderwege und einiges zu entdecken. Und wohin genau es uns dann das nächste Mal verschlägt, werden wir sehen. Vielleicht geht es auch wieder in Marcos Heimat.
Bekanntermaßen werden die Tage im Oktober kürzer und ganz ohne Sonnenlicht zu wandern, ist halt auch eher semi. Daher sollte die Tour im Hellen machbar sein und es entsprechend auch nicht zu spät losgehen. Selbstverständlich ist die Stirnlampe immer im Rucksack, man weiß ja nie. Aber wir wollen sie ja nicht unbedingt nutzen. Eine passende Route war schnell gefunden und laut Beschreibung handelte es sich um eine Strecke an die 20km. Der Startpunkt liegt etwas außerhalb der Stadtmitte Schweinfurts, was für uns aber kein Thema war, denn ein paar Kilometer zusätzlich können nicht schaden. Erfahrungsgemäß bietet der Weg zum eigentlichen Startpunkt eine schöne Aussicht auf den Main und die umliegende Landschaft. Unser Startpunkt war (wie Einheimische oben auf dem Bild vielleicht schon erkannt haben), die St. Johanniskirche in Schweinfurt bzw. der Platz davor. Wettertechnisch gesehen war es trocken und sonnig gemeldet. Für einen Herbsttag war es sogar recht warm. Die Sonne kämpfte, kam aber nicht ganz durch die Wolkendenke. Um ehrlich zu sein, für eine Wanderung ideal. Der Main war zum Start noch etwas nebelig und still. Wir gingen etwas bergauf zur Peterstirn (ein Weingut in der 3ten Generation, der Weg führt oberhalb der Weinberge vorbei), um anschließend weiter zur Bismarckhöhe zu wandern. Früher befand sich an dieser Stelle ein Wirtshaus mit einem schönen Blick auf den Main (Letzteres hat man heute noch). So langsam näherten wir uns dem ursprünglichen Startpunkt des 3-Tälerwegs. Dieser heißt so, weil er durch das Meerbach-, das Hausener- und das Wollenbachtal verläuft. Zum Start hat man einen schönen Blick auf Schloss Mainberg. Das Schloss wurde 1245 erstmals erwähnt, ist heute in Privatbesitz und soll aktuell für 3,6 Millionen verkauft werden. 16.500 m² Grund- mit 5.322,80 m² Nutzungsfläche, 21 Zimmer, 3 Säle, eine Gaststätte, ein Gewölbekeller, zahlreiche Nebenräume und eine eigene Kapelle (falls jemand Interesse hat). Theoretisch könnte man da jetzt zuschlagen, aber anscheinend muss einiges renoviert werden, was mit einer ca. Summe von 20 Millionen veranschlagt wird. Genau aus diesem Grund haben wir das Schloss nur von außen und aus der Entfernung angeschaut und sind lieber weiter Richtung Norden gewandert.
Durch den schönen Herbstwald mit leuchtendem Laub und Pilzen ging es immer weiter auf Wald- und Wanderwegen. Die Zeit verging wie im Flug, Marco erzählte verschiedene Geschichten von seiner Japan-Reise und wir genossen laufen und updaten. Was ich u.a. erfahren habe? Mülleimer sind in Japan eher selten zu sehen, dafür gibt es fast überall Getränke-Automaten. Und auch die Frage nach den Schuhen in Tempeln wurden beantwortet. Wirklich sehr spannend. Und solche Wanderungen sind perfekt für Erzählungen.
Nach ein paar weiteren Kilometern erreichten wir den kleinen Weiler Ottenhausen. Was wäre Franken ohne Bildstöcke und/oder Kirchen. Theoretisch könnte man in der Tannenberghütte einkehren (Wirtshaussingen ist jeden 1. Donnerstag im Monat). Diese hatte zu unserem Zeitpunkt allerdings geschlossen. Ottenhausen war gleichzeitig unser Wendepunkt. Die Hälfte war geschafft. Zurück ging es wieder über sehr schöne Wege/Pfade. Selbst kleine Bäche mussten wir überqueren. Für uns alten Wandersleute kein Problem! Nach ca. 1 9km, der Forstweg war umgeben von einer sumpfigen Landschaft, kamen wir am sogenannten „Hausener Felsensee“ an. Ein ehemaliger, nicht zugänglicher Kalksteinbruch. Aus der Ferne kamen die Abbruchwände und der Grundwassersee zum Vorschein. Eine schöne Gegend und gleichzeitig Naturschutzgebiet. Unser Weg führte uns weiter, vorbei an Biberdämmen und aufgestautem Wasser vom Wollenbach in Richtung Hausen. In Hausen selbst gönnten wir uns einen kleinen Umtrunk in der Privatbrauerei Ulrich Martin. Wer im Sommer vor Ort ist, sollte unbedingt im schönen Biergarten Platz nehmen. Aber nicht nur das Ambiente ist top, auch die Speisen und die Biere/Limonaden sind sehr zu empfehlen!
Der weitere Weg von Hausen zurück Richtung Mainberg führte wieder vorbei an Waldgrenzen und Wiesen. Bis wir schließlich wieder am Start der ursprünglichen Route „3-Tälerweg“ ankamen. Wir entschieden uns allerdings nicht für den Rückweg nach Schweinfurt oberhalb der Mainseite (da sind wir schließlich schon auf dem Hinweg gelaufen), sondern liefen direkt am Main die restlichen 3 oder 4km zurück.
Insgesamt eine sehr schöne Tour und sehr zu empfehlen. Laut meiner Aufzeichnung auf Komoot waren es insgesamt sogar 30,2 km über Stock und Stein.
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