Die zwei Abenteurer zu Fuß in der Rhön
Der Frühling ist da und spätestens jetzt geht die Wandersaison wieder los! Habt Ihr schon Eure Schuhe geputzt und die ersten Routen ausgesucht? Ich bin Euch noch einen Blogpost schuldig über eine schöne Tour mit Marco und gleichzeitig eine Empfehlung für eine kleine Mehrtageswanderung. Die langjährigen Social-Media Follower werden sich erinnern, dass Marco und ich mittlerweile quasi jährlich mindestens einmal zusammen per pedes unterwegs sind.

So auch im Herbst 2022. Unser Ziel stand schon relativ früh fest. Es sollte in die Rhön gehen. Bekanntermaßen ist die Rhön ein Mittelgebirge, welches sich über die Bundesländer Bayern (Franken), Hessen und Thüringen erstreckt. Den Kernbereich bildet das „Biosphärenreservat Rhön“, das eine nachhaltige Entwicklung zum Ziel hat, „um ökonomische, ökologische und soziale Belange bestmöglich miteinander zu vereinen“. Höhentechnisch liegt die Rhön bei maximal 950m über dem Meer. Denn bei unseren Wanderungen sollen schließlich ein paar Höhenmeter dabei sein.
Tag 1:
Ein Termin wurde schnell gefunden. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Mich erwischte es schließlich auch im Sommer vergangenen Jahres mit Corona (nicht zu spaßen). Zum ausgewählten Termin war ich zwar wieder negativ und gefühlt fit, doch sicher ist sicher, etwas Erholungsphase wollte ich mir doch lieber gönnen. Also pickten wir uns ein neues Wochenende heraus. Im Nachhinein betrachtet war das die richtige Entscheidung.
Unsere Route für die 3-Tage-Tour wurde im Voraus geplant, die Unterkünfte gebucht und so konnte es schließlich losgehen. Im September war es soweit, und es ging in die kleine Stadt Gersfeld, Ausgangspunkt der Wanderung. Natürlich waren die zwei Abenteurer immer wieder in Kontakt, doch es ist schon etwas anderes, sich einmal wieder live und in Farbe zu sehen. Vor ihnen lagen nun ein paar Kilo- und Höhenmeter, zum Teil über Abschnitte des Hochrhöners, zum Teil wurde auch einmal eine Extratour gekreuzt. Wettertechnisch war es perfekt für eine Wanderung. Sonnenschein, nicht zu warm und nicht zu kalt. In Gersfeld selbst führte uns der Weg durch den Schlosspark und anschließend langsam aus dem Städtchen hinaus. Von da an schlängelte sich unser Weg durch Feld und Flur. Vorbei an Schafen und wir sammelten schon ein paar Höhenmeter. Nach ungefähr 7km kam bereits unser erster Gipfel zum Vorschein, der „Pferdskopf“. Vorher kamen wir am Guckaisee vorbei. Ein kleiner See, der als Naherholungsgebiet in der Gegend bekannt ist. Wir legten eine Rast ein und sammelten Kräfte für den Aufstieg auf den Pferdskopf. Respekt an die Jungs einer Schulklasse, die bei den Temperaturen im See badeten. Es war nämlich schon recht frisch. Anyway, nach der Brotzeit ging es immer schön bergauf. Persönlich bin ich die Strecke schon im Rahmen der „Extratour Guckaisee“ in entgegengesetzter Richtung gelaufen und kannte somit die Steigung. Oben angekommen genossen wir die herrliche Aussicht und beobachteten die Bergrettung, die gerade eine Übung durchführte. Auch in den Mittelgebirgen gibt es eine Bergrettung. Wir genossen noch etwas die Aussicht und anschließend ging es weiter, vorbei an einem Kreuz (welches nicht auf dem Gipfel steht – warum auch immer). Von weitem konnten wir nun die Radarkuppel der Wasserkuppe erkennen. Unser nächstes Zwischenziel. Mit 950m ist es der höchste Berg der Rhön und gleichzeitig auch von ganz Hessen. Die Wasserkuppe wird auch „Berg der Flieger“ genannt und das Segelflugzentrum dort beinhaltet die älteste Segelflugschule der Welt.





Selbstverständlich waren bei unserem Besuch auch einige Flieger unterwegs und wir schauten interessiert zu. Nach einer gewissen Zeit und Trinkpause ging es für uns weiter. Gefühlt hatten wir die Hälfte unserer Tagesetappe zurückgelegt und somit noch ein paar Kilometer vor uns. Ein paar Meter weiter entdeckten unsere Augen einen einsamen Menschen an der Sommerrodelbahn. Dieser schien sich zu langweilen. Damit er etwas zu tun hatte, mussten wir doch glatt eine Fahrt buchen! Er war auch sichtlich erfreut darüber. Und so ging unsere wilde Fahrt hinab. Ob wir dabei Spaß hatten? Klaro, wobei wir ja eigentlich nur helfen wollten. ;)
Wir hatten uns kurz überlegt, ob wir nicht noch eine Streifenkarte mit mehreren Fahrten kaufen. Leider mussten wir aber schon wieder weiter. Das Leben ist kein Kindergeburtstag! Unser Weg führte uns über Magerwiesen, durch kleine Rhöner Dörfer und Wald. Kurz vor unserem Tagesziel machten wir noch einen Halt an der Enzianhütte. Nach einer Hopfenkaltschale ging es auf die letzten Kilometer weiter zum Fuldaer Haus – unserem Tagesziel und gleichzeitig unsere vier Wände für die Nacht. Hier hatten wir sogar noch die Auswahl zwischen Betten mit hohem Kopf- und Fußteil oder niedrigem. Auf Grund unserer Größe entschieden wir uns für das Zimmer mit niedrigem Fußteil. Service wird hier großgeschrieben!








Laut Komoot (die Links zu den einzelnen Touren findet ihr am Ende) waren es an Tag 1 insgesamt 21,7km mit 850m bergauf und 660m bergab. Herrliches Wetter, gutes Essen (im Fuldauer Haus) und schöne Landschaft. Wird es so weiter gehen?
Tag 2:
Tag 2 startete mit einem ausgiebigen Frühstück. Glücklicherweise hatten wir einen taktisch guten Sitzplatz erwischt, denn später kam ein ganzer Bus mit Ausflüglern, die sich alle am gleichen Buffet bedienen mussten. Das Wetter spielte auch mit – kühl und sonnig. Insgesamt standen an diesem Tag 23,3km mit 910m im Anstieg und 850m im Abstieg an. Unser erstes Zwischenziel war der Berg Milseburg. Zuerst ging es wieder am Waldrand entlang bzw. direkt durch den Wald. Auch hier hörten wir den Helikopter der Bergretterübung, die sich anscheinend über mehrere Tage hinzog. Vor dem endgültigen Aufstieg auf die Milseburg durchquerten wir noch Reste einer (rekonstruierten) Ringwallanlage aus der Eisenzeit.
Kurz nach der Wallanlage ging es dann in die Kernzone des Biosphärenreservats (wie das Schild mit der Eule anzeigt) und gleichzeitig immer höher hinauf. Solche Wanderwege mag ich ja sehr. Oben angekommen machten wir eine kurze Rast unter der Kreuzigungsgruppe aus dem Jahre 1756 und genossen die herrliche Aussicht. Die ersten 4,5km waren geschafft und von jetzt an ging es erst einmal wieder bergab. Im Ortsteil Oberrupsroth schauten wir uns etwas um, um ihn anschließend zu durchqueren. Zu Oberrupsroth sollte man wissen, dass es sich dabei um den früheren Ort Rupsroth handelt. Die Gemeinde besteht neben Oberrupsroth aus Mittelrupsroth und Unterrupsroth und wurde am 31. Dezember 1971 in die Gemeinde Hilders eingegliedert. Mit ihren 146 Einwohnern (so zumindest 2013) ein Dorf mit Charakter.
Wie dem auch sei, für uns ging es weiter, vorbei an schöner Landschaft machten wir auf der Burgruine Eberstein eine weitere kleine Rast. Mitten im Wald und ohne andere Menschen. Auf den letzten Kilometern ging es nochmals stetig bergauf. Wir überquerten die (Bundes-)landgrenze nach Thüringen kurz vor unserem Tagesziel Birx. Wie wir am nächsten Tag von unserer Wirtin erfuhren, lag Birx zu Zeiten der DDR im Sperrgebiet und konnte nur mit dem jeweiligen Passierschein betreten werden. Denn das kleine Dorf lag ungefähr 250m von Hessen und ca. 1km von Bayern und somit dem Westen entfernt. Eine – aus heutiger Sicht – spannende Geschichte dazu, habe ich hier gefunden. Damals war die Grenze noch „offen“, trotzdem war es natürlich nicht weniger gefährlich. Unsere Gastgeberin hatte auch noch eine Geschichte auf Lager. Ein Einwohner von Birx hatte im leicht angetrunkenen Zustand unbeabsichtigt die Grenze überquert. Er stellte dies nach einiger Zeit fest und kehrte schnell um. Soweit so gut, doch er musste mit der Geschichte hausieren gehen, bis die Stasi darauf aufmerksam wurde. Laut den Erzählungen wurde er verhört und musste den Ort verlassen. Obwohl er dort schon lange lebte und Verwandtschaft hatte. Er durfte nicht wieder zurück nach Birx und hatte vermutlich noch Glück im Unglück, denn schließlich begann er – in den Augen der Stasi – Republikflucht. Wer sich selbst für die Geschichte interessiert, sollte im Flechsenberger Hof übernachten. Bzw. sich generell auf solche Touren einlassen, man erfährt wirklich immer etwas! Oder uns einmal begleiten. Gut, es kann dann durchaus sein, dass wir von feiernden Jungs in Engelbert Strauss-Klamotten (freundlich) angequatscht werden. Wie es auf einem Dorf so üblich ist, wenn halt gerade Dorfkirmes ist. Aber solche Geschichten machen eine Wanderung ja erst aus. Hier kommen die Bilder zu Tag 2.












Wie bereits erwähnt, waren es an diesem Tag tatsächlich 23,3km mit 910m im Anstieg und 850m im Abstieg. Das Wetter spielte mit und es ging durch Wälder und über die Flur. Nun folgt der nächste und letzte Tag unserer Tour.
Tag 3:
Ein Blick aus dem Fenster genügte, um festzustellen, dass wir an diesem Tag höchstwahrscheinlich eher alleine unterwegs sein würden. Es war trüb, es war frisch und es regnete. Da muss man auch gar nichts beschönigen. So war es einfach! Was allerdings der Stimmung der beiden Abenteurer nichts anhaben konnte. Warum auch? Sie konnten es sowieso nicht ändern. Gleichzeitig war es unser letzter Tag, was wiederum bedeutet, dass an diesem Abend auf jeden Fall eine warme Dusche wartete.
Nach dem Frühstück ging es los. Die Regenklamotten an und raus aus dem kleinen Dörfchen Birx. Zu Beginn ging es leicht bergauf, um anschließend die damalige innerdeutsche Grenzanlage auf dem Grabenberg zu besichtigen. Dies hatten wir gar nicht so direkt auf dem Schirm, find ich aber immer spannend. Zwischenziel war das Schwarze Moor. Die trübe Stimmung passte irgendwie – kein Mensch unterwegs und über Bohlen durch den Regen. Auf dem Weg befindet sich am Schwarzen Moor ein Aussichtsturm, der natürlich erklommen wurde und trotz Regens verweilten wir einen Moment. Schon schön! Die Wanderhose klebte an den Beinen, der Oberkörper war (dank Regenjacke) trocken. Nichtsdestotrotz ging es für uns weiter. Vorbei an Schafen, über den 925m hohen Heidelstein mit seiner weithin sichtbaren Antenne. Der Regen ließ etwas nach, was uns aber auch völlig egal war. Wir waren so oder so ziemlich nass. Nach ca. 17,5km erreichten wir das nächste Highlight: Das Rote Moor. Ähnlich dem schwarzen Moor führt auch hier ein Bohlenweg hindurch mit spannenden Einblicken. Wobei man ehrlichweise sagen muss, dass ich das schwarze Moor doch etwas informativer finde. Für uns begann der Endspurt und bei Kilometer 20 hörte es auf zu regnen. Gleichzeitig war das unser Einstieg in die Kaskadenschlucht. Und das trotz Gefahren (siehe Schild)! Die zwei Abenteurer wagten sich dennoch und durchquerten die (schöne) Schlucht ohne Wenn und Aber. Daran kann man auch erkennen, dass sie vor (fast) nichts Angst haben und sie nichts so leicht erschüttern kann.
Die letzten ca. 5km plätscherten (es fing auch wieder leicht an zu regnen) dahin und nach ca. 25km erreichten die beiden die Zivilisation und ihren Ausgangspunkt Gersfeld.













Insgesamt bestand die Tour aus 70,5km mit 2030m im Aufstieg und 2120m im Abstieg. Laut Aufzeichnung waren wir 19 Stunden und 27 Minuten unterwegs. So die Statistik. Was nicht aufgezeichnet werden kann: Gute Gespräche, herrliche Landschaft und das sehr schöne Gefühl unterwegs in der Natur zu sein.
Wie versprochen, kommen hier die Links zu den Komoot-Aufzeichnungen:
Durch die Rhön – Etappe 1: https://www.komoot.de/tour/934341831/
Durch die Rhön – Etappe 2: https://www.komoot.de/tour/935194971
Durch die Rhön – Etappe 3: https://www.komoot.de/tour/936245166
Wohin wird die nächste Reise gehen? Erste Planungen laufen bereits…
(Bilder von Marco und mir)
Die Extratour Strahlungen in der Rhön – Wandern in der Region
Das mit dem Wandern klappt dieses Jahr noch nicht so, wie es sollte. Denn leider mussten schon zwei mehrtägige Wandertouren gestrichen werden. Einmal aus familiären Gründen und einmal wegen meiner Corona-Infektion. Beides braucht man nicht. Normalerweise bekomme ich kein Fieber und eine Erkältung geht auch relativ schnell vorbei. Bei Covid war es etwas anders. Fieber und zwei Nächte ohne wirklichen Schlaf. Und die Luft machte auch Probleme, deswegen hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt „Wenn das nicht besser wird, musst du dir etwas einfallen lassen“. Gott sei Dank muss das auch gleichzeitig der Höhepunkt gewesen sein, denn danach ging es langsam wieder aufwärts. Eigentlich hätte es zu dem Zeitpunkt mit Marco auf Tour gehen sollen, aber es war doch besser noch Schonung angesagt. Was im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung war. Aufgeschoben ist außerdem nicht aufgehoben, ein neuer Termin ist schon anvisiert.
Mittlerweile bin ich wieder beim Radeln und auch wieder laufen. Gut, die 10km sind noch nicht dabei, kommen mit Sicherheit aber auch wieder Auf jeden Fall hätte ich nicht damit gerechnet, dass die Infektion sich tatsächlich so auf die Kondition auswirkt. Möchte nicht wissen, wie es ohne Impfung gewesen wäre. Anyway, weiter geht’s, am Wochenende ging es endlich mal wieder zu einer Wanderung in der näheren Umgebung. Wir machten uns auf zur Extratour Strahlungen. Grundsätzlich keine schwere oder lange Tour, aber trotzdem sehenswert. Sie ist dementsprechend als „leicht“ gekennzeichnet.

Startpunkt war das kleine Örtchen Strahlungen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Eine Parkmöglichkeit gibt es direkt an der Kirche. Es sei denn, die Straße ist wegen festlicher Aktivitäten gesperrt. So war es bei uns der Fall. Trotzdem fanden wir einen Parkplatz im Dorf. Empfohlen wird die Route entgegen dem Uhrzeigersinn, wir entschieden uns allerdings für das Gegenteil und wanderten mit dem Uhrzeigersinn. Dies stellte sich für uns auch als die bessere Variante heraus.
Um Strahlungen zu durchqueren, ging es gleich einmal durch den beginnenden Festbetrieb, wo wir freudig empfangen wurden. „Nein, das Bier müssen wir uns erst verdienen!“ Und zack waren wir aus dem Dorf heraus. Der Weg führt vorbei an schönen Hängen und Ausblicken in die Rhön bis nach ca. 2,3km die Marienkapelle erscheint. Diese ist nicht zu übersehen, versprochen. Nicht weil sie besonders hoch/groß ist, sondern…ach, ihr werdet sehen. Bei Kilometer 5 erscheint ein Turm. Dabei handelt es sich um die „Schlegelwarte“. Dieser Aussichtsturm bietet einen schönen Rundumblick. Kleiner Tipp: Den Rucksack (oder was ihr sonst noch so dabeihabt) unten lassen. Es führt eine Wendeltreppe nach oben und am letzten Stück geht diese in eine Leiter über. Durch eine kleine Öffnung gelangt man auf den Turm. Die Öffnung ist wirklich klein und eng! Dafür wird man, wie bereits erwähnt, mit einer schönen Aussicht belohnt.
Weiter geht’s. Immer am Waldrand entlang und dann ein Stückchen durch den Wald zum sogenannten Michaelisblick. Kurze Zeit später erreicht man auch den Panoramapunkt Lautertalblick. Bei beiden bieten sich auch wieder herrliche Ausblicke auf die umgebenden Dörfer und Hänge. Streckentechnisch gesehen befanden wir uns da bereits in der zweiten Hälfte. Auf dem Weg deuteten verschiedene Schilder mit „Achtung Sprengarbeiten“ auf einen weiteren Punkt der Route hin. Den Steinbruch kurz vor Strahlungen (bei Kilometer 13). Von der dazugehörigen Aussichtsplattform hat man einen guten Blick direkt in den Steinbruch und gleichzeitig auf die dahinterliegende Rhönkette. Wir waren am Wochenende vor Ort und dementsprechend herrschte Ruhe. Vermutlich sieht es an einem Werktag anders aus und evtl. kann man eine Sprengung aus sicherer Entfernung beobachten.










Einen weiteren Abzweig von der Extratour erreicht man kurz vor Strahlungen, den Strahlunger Weinberg. Und kurze Zeit später kamen wir dann wieder am Ausgangspunkt an.
Insgesamt waren es 14,3 km mit 300 Höhenmetern. Hier der Link zu meiner Komoot-Aufzeichnung. Ich würde sie vor allem im Frühjahr/Herbst empfehlen, im Hochsommer kann es doch auf den freien Strecken ordentlich warm werden.
Nun hatten wir uns das Bier auf dem Strahlunger Birkenfest redlich verdient und als Zusatz gab es noch leckeren (selbstgebacken – wie auf dem Dorf üblich) Kuchen bzw. Torte! A draum!
Für mich persönlich war die Tour gar nicht ganz so leicht, denn ich hatte meinen Rucksack vollgepackt und dementsprechend „etwas“ Gewicht mit dabei. Es hätte locker für eine 4-5 Tageswanderung gereicht. Hintergrund ist, dass sich mein Körper wieder an die Last gewöhnt, zum anderen, dass ich noch für eine längere Tour packen kann. Denn wie heißt es so schön: Die nächste Tour kommt bestimmt. Und wenn alles gut geht, dann schon in den kommenden Tagen mit fast 4000 Höhenmetern und 50 Kilometer. Daumen drücken!

Die Extratour Guckaisee in der Rhön – Wandern in der Region
Wenn die Alpen zu weit weg sind für einen Tagesausflug, dann hilft nur, schöne Wanderungen in der Heimat zu unternehmen und die nahe bzw. nähere Umgebung (noch) besser zu erkunden. Nicht weit von Schweinfurt gibt es ein paar Mittelgebirge, welche perfekt zum Wandern einladen. Der Spessart und die Rhön sind den meisten von Euch wahrscheinlich ein Begriff, der Steigerwald und die Haßberge wohl eher noch Geheimtipps. Allesamt herrlich geeignet für Outdoor-Unternehmungen. Dabei die richtige Tour zu finden, ist nicht immer einfach. Für mich persönlich ist die Tagesform ausschlaggebend. Diese entscheidet in den meisten Fällen recht kurzfristig über die tatsächliche Route. Wie lang soll es sein? Eher eine Runde durch Wald, Wiesen oder in die Weinberge? Wie lautet die Wettervorhersage? Deshalb suche ich mir bereits im Vorfeld unterschiedliche Routen raus und passe diese gegebenenfalls an. Dabei greife ich zum einen auf die verschiedenen Outdoor-Tracking-Apps (wie Komoot, Outdooractive etc.) zurück, aber auch auf Offline-Karten/Infos von den verschiedenen Tourismusgebieten. In meinen Augen könnten die unterschiedlichen Apps in Sachen Benutzerfreundlichkeit ja verbessert werden, aber das ist ein anderes Thema.

Wir sind oft spontan, was bei einer Wanderung von Vorteil ist. Wie auch letztens, als wir uns für eine längere Tour entschieden. Wetterbedingungen und örtliche Begebenheiten wurden abgeschätzt und schon stand die Planung für die „Extratour Guckaisee“ in der Rhön.
Man muss wissen, dass wir bereits ein paar „Extratouren“ in der Rhön gemacht haben, die uns alle richtig gut gefallen haben. Die Tour zum Guckaisee hatten wir aber bisher immer etwas hintenangestellt. Warum? Die Tour startet entweder an der Wasserkuppe oder führt (je nach Einstieg) zumindest an der Wasserkuppe vorbei. Jetzt könnte man meinen „ja und?“. Zum Hintergrund: Die Wasserkuppe ist der höchste Berg der Rhön (und in Hessen), bietet zahlreiche Attraktionen (Sommerrodelbahn, Klettergarten usw.) und ist als „Berg der Flieger“ bekannt. Entsprechend viel los ist hier meistens, so auch auf den umgebenden Wanderwegen. Auch die insgesamt ca. 7 Großparkplätze deuten auf regen Betrieb hin. Was wir ja grundsätzlich eher meiden (nicht erst seit Corona).
An einem der letzten Samstage entschieden wir uns dann aber für diese Tour unter der Annahme, dass Ende Oktober weniger los sein wird als im Sommer, außerdem sind samstags ein paar weniger Leute unterwegs als sonntags usw. Die vorherigen Tage waren typisch für die Jahreszeit: Immer wieder abwechselnd Regen, trüb und nass-kalt. Dies sollte sich am besagten Tag ändern. Der Wetterbericht sprach von Sonne und noch einmal bis zu 20 Grad. Top! Perfekt also für eine Herbstwanderung.
Der Rucksack war selbstverständlich mit allen nötigen Dingen gepackt und los ging es. Wir wählten als Startpunkt die Wasserkuppe und wollten erst Richtung Guckaisee laufen, um dann ca. 20km später wieder am Ausgangspunkt anzukommen. So ähnlich, wie es im Rhönführer beschrieben ist. Die Extratouren lassen sich übrigens immer gut in beide Richtungen laufen.
Früh morgens sah es in der Rhön wettertechnisch noch etwas anders aus als gemeldet. Nebel soweit das Auge reichte. Also so richtiger Nebel. Mit Sichtweite unter 50m und die Temperatur auch noch nicht sonderlich hoch. Vorteil daran: tatsächlich sehr wenig Menschen unterwegs! Auto abgestellt, Schnürsenkel nochmals nachgezogen und los ging es. Den richtigen Einstieg zu finden, ist auf Grund des großen Geländes an der Wasserkuppe etwas kniffelig. Wir gingen ca. 1km erst einmal in die falsche Richtung. Aber sobald man das „G“ auf weißem Grund entdeckt hat, wird es eindeutig.





Vermutlich hat man von der Wasserkuppe eine sehr gute Aussicht. Uns blieb diese allerdings aus besagten Gründen verwehrt. Unser Weg führte uns vom Hochplateau vorbei am Fliegerdenkmal und der ehemaligen Radarstation. Beides nur schemenhaft zu erkennen. Hauptsache die Richtung stimmte und schön mystisch war es ja ohnehin. Noch recht gemächlich führte uns der Pfad vorbei an einer Herde Ziegen zum Pferdskopf mit (vermutlich) ebenfalls schönem Blick auf die umliegende Gegend. Geologisch gesehen wanderten wir auf einem Vulkan. Genauer gesagt handelt es sich beim Pferdskopf um eine „Staukuppe“, wir bewegten uns also mitten im Krater umher. Gut, schon vor sehr langer Zeit erloschen, aber dennoch ein Vulkan. Etwas unterhalb befindet sich das zugehörige Gipfelkreuz. Der Weg führt an dieser Stelle (von der Wasserkuppe kommend) links weiter. Allerdings befindet sich geradeaus noch ein schöner Ausblick („Klippe vor dem Pferdskopf“ genannt), die wir uns natürlich nicht entgehen ließen.



Danach also links den schmalen Weg entlang Richtung Wald. Der Weg war bedeckt von Blättern und aufgrund des Regens in den Tagen vorher ziemlich matschig. Unter den Blättern lagen wiederum kleine und größere Basaltsteine. An dieser Stelle war es auch etwas steiler, so dass man ein bisschen aufpassen musste. Aber wie ich immer sage: Auf gute Wanderschuhe kommt es an! Nach kurzem Stück erreichten wir den „Goldborn“. Eine Quelle, aus der aber leider kein Gold sprudelte. Als alter Spessarter weiß man natürlich, dass „Born“ eine Bezeichnung für eine Quelle und/oder Brunnen ist. Ab diesem Zeitpunkt ging es (vorerst) nur noch bergab. Immer weiter durch den schönen Herbstwald. Auch ein Reh zeigte sich – zumindest kurz, um dann wieder in den Tiefen des Waldes zu verschwinden. Nach weiteren ca. 1,5 Kilometern erscheint schließlich der Namensgeber der Runde, der Guckaisee. Eigentlich sind es zwei Seen. Ein Badesee und daneben (oberhalb) der Angelsee. Im Sommer sicherlich ein schöner Ausflugssee, als wir vorbeikamen, wurde der vordere See gerade abgelassen. Am Guckaisee treffen sich verschiedene Rhön-Wanderwege und hier befindet sich auch ein Wanderparkplatz, den man als alternativen Einstieg in die Extratour nutzen kann. Kurz nach dem See führte uns der Weg wieder nach oben, teilweise am Waldrand entlang, teilweise durch den Wald hindurch. Vorbei an Kühen und Pistenraupen (!) ging es Richtung Obernhausen, ein kleines Dorf mit etwas mehr als 90 Einwohnern. Diese waren am Samstag entweder zu Hause tätig oder saßen auf den Liftstützen, um diesen für die kommende Saison vorzubereiten. Evtl. sitzen manche vielleicht auch noch heute da oben?! ;) Übrigens hat man auch in Obernhausen die Möglichkeit, in die Extratour Guckaisee einzusteigen. Gleichzeitig erreichten wir hier den niedrigsten Punkt der gesamten Strecke. Ab jetzt hieß es wieder bergauf wandern.









Nach etwa der Hälfte der Strecke erreichten wir den Feldberg. Angeblich hat man von dort aus einen wunderbaren Blick Richtung Gersfeld. Wir sahen zwar die Stadt, aber es war weiterhin trüb und herbstlich grau. Immer noch eine mystische Stimmung, die man auch nicht alle Tage erlebt.
Weiter im Text, bzw. weiter ging es zurück in den Wald. Auch hier gab es vulkanische Ausläufer zu sehen. Und typisch für die Region: Basaltsteine bzw. auch Steinhaufen säumten den Weg. Diese waren sehr häufig von Moos bedeckt und sahen ziemlich gut aus. Nach ca. 16km und einer kleinen Steigung erreichten wir die Quelle der Fulda. Für die Hessen unter uns muss dies ein richtiges Highlight sein. Wobei man bereits vorher an der Fulda entlang läuft. Nämlich genau an dieser besagten Steigung durch den Nadelwald. Nach der Quelle sind wir schon fast auf der Zielgeraden zurück zur Wasserkuppe. Ein Wald-/Wiesenweg führt uns weiter nach oben, an einen weiteren Aussichtspunkt bzw. an eine Abzweigung. Hier könnte man theoretisch abkürzen und dem Weg direkt Richtung Wasserkuppe folgen, ODER man nimmt den Rundweg zum Schafstein, was auch der offiziellen Extratour-Route entspricht. Unbedingt zu empfehlen, denn das ist ein Highlight der Wanderung! Dieser kurze Rundweg liegt in der Kernzone des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. D.h. hier wird irgendwann auch wieder ein Urwald entstehen. Was gleichzeitig für uns Besucher bedeutet: Wir sind der Natur nur untergeordnet. Konkret heißt es, die Wege nicht verlassen, Hunde an die Leine, keinen Müll hinterlassen, möglichst leise sein und die Pflanzen stehen lassen bzw. Tiere nicht stören. Also eigentlich alles, was eh schon selbstverständlich sein sollte. Passend zu dem schönen Fleckchen Erde kam nun auch die Sonne heraus. Ich meine, Wald und Natur an sich ist schon sehr schön und ich bin gerne draußen, aber wenn die Strecke zudem noch durch eine ganz besondere Landschaft führt, muss ich schon etwas grinsen. Zumindest innerlich. Ihr wisst ja, der Franke an sich zeigt seine Gefühle nur spärlich.
Über den Schafstein führt ein kleiner Rundweg mit wunderbaren Aussichtspunkten, einer Stempelstelle und verschiedenen Besonderheiten. Zum einen ein sogenannter „fossiler Blockgletscher“. Dabei handelt es sich um Basaltgestein, welches zu Blöcken zerfallen ist und eine Dicke zwischen 25 und 40 Metern aufweisen kann. Früher (in einer Kaltzeit) waren die Zwischenräume der Blöcke vereist und somit bewegte sich die gesamte Struktur ähnlich eines heutigen Gletschers talabwärts. Mittlerweile sind die Blockzwischenräume mit Erde, Blättern und kleinen Steinchen verfüllt.








Mit etwas Glück findet man sogar wieder einen seltenen „ästigen Stachelbart“. Die 2-3 zusätzlichen Kilometer lohnen sich also wirklich. Auf den letzten Metern zurück zum Ausgangspunkt kam uns dann noch eine Familie entgegen, die sich nach dem Weg erkundigte. Soweit nichts Besonderes. Es war allerdings bereits ca. 16 Uhr und sie wollten noch einen Umweg zu ihrem 10km entfernten Ziel machen. Natürlich hatten sie nur die Handytaschenlampe dabei, mehr aber auch nicht. Auch im Mittelgebirge bitte daran denken, dass es in dieser Jahreszeit schon recht früh dunkel wird! Als kleiner Tipp: Frühzeitig mit der Wanderung starten, bei längeren Touren IMMER eine Taschenlampe (Smartphone zählt nicht dazu) oder Stirnlampe dabeihaben und die Route VORHER planen. Es kann eigentlich so einfach sein. Ich hoffe, dass sie es trotzdem noch rechtzeitig zu ihrem Ziel geschafft haben.
Laut Koomot waren wir 21,1km unterwegs, bei einer Höhendifferenz von 610m. Die reine Gehzeit betrug 4:42h. Meine Suunto Uhr, die vermutlich etwas genauer ist, sprach von 22,78km und einer Höhendifferenz von 685m. Aber egal ob ein paar Meter mehr oder weniger, es war so oder so eine sehr schöne Tour!
P.S.: Bei den „Extratouren“ handelt es sich um vom Wanderinstitut (ja, das gibt es wirklich) zertifizierte Rundtouren. Davon gibt es in der Rhön um die 30 und es kommen immer wieder neue Wanderwege hinzu, so erst in diesem Jahr mit der Extratour „Waldfenster“, die natürlich auch noch auf unserer „to-hike“-Liste steht.