Das Projekt „The Wheelchair-Garment“
Mode ist vielseitig, regt zur Diskussion an, ist eine Ausdrucksform und manchmal auch Kunst. Außerdem, mal ganz praktisch gesehen: Kleidung wärmt, schützt und idealerweise passen die Kleidungsstücke einfach. Oder halt nicht. Wir alle kennen das Problem. Egal ob beim Einkaufen online und/oder offline, Größen sind von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Ein Vergleich ist oft nicht möglich und das leidige Thema „anprobieren“ kann nerven. Aus Bequemlichkeit kauft der geneigte Nutzer das gleiche Produkt in „seiner“ Größe gerne ein zweites Mal, durchaus ein Vorteil für die Hersteller. Ja, auch ich habe mich dabei schon erwischt und einfach Produkte in der gleichen Größe der selben Modemarke gekauft.
Noch schwerer muss dies natürlich für Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung sein. Bzw. wie ist es in dem Fall mit notwendigen Funktionen der Kleidungsstücke?
Die italienische Modemarke OUTHERE mit den Mitgründern und Designern Graziano Moro und Renato Pigatti, hat gemeinsam mit dem Paralympics-Athleten Simone de Maggi ein Projekt mit dem Namen „The Wheelchair-Garment“ ins Leben gerufen. Simone spielt im italienischen Rollstuhlbasketball-Nationalteam und setzt sich immer wieder neue Ziele. Auch um etwas zu verändern. So entstand gemeinsam die Vision einer Kollektion. Bzw. ist es (noch) keine Kollektion, sondern zunächst eine Jacke.

Die technisch ausgereifte Jacke bietet einige Besonderheiten. Sie ist wasserdicht, hat eine Öffnung am Rücken und eine Decke für die Beine. Die Jacke ist extra für Menschen mit motorischen Einschränkungen designt und bietet zusätzliche Funktionalität durch verschiedene Taschen. Eine Antwort auf die erschwerten Anforderungen eines Lebens im Rollstuhl.
„Mit OUTHERE zusammengearbeitet zu haben, bedeutet dazu beigetragen zu haben, das Leben vieler Menschen zu verbessern, die wie ich im Rollstuhl sitzen. Die Möglichkeit für kreative Menschen, ihren Gedanken Gestalt zu geben, sollte zu einer Möglichkeit für andere werden, sich verschiedenen Realitäten zu nähern und wichtige Botschaften zu senden, die einen unschätzbaren Wert haben“, so Simone zu dem Projekt.
Eine solche Kooperation ist etwas Besonderes, denn sicherlich handelt es sich um ein Nischenprodukt. Aber gerade deshalb ist es der italienischen Menswear-Marke wichtig, ein Statement zu setzen. Mode kennt schließlich keine Grenzen. Meine Daumen zeigen definitiv nach oben! Ich persönlich bin ja sowieso ein Fan des para(olympischen) Sports, richtig genial. Besonders gut gefallen mir die Mannschaftssportarten wie Para-Eishockey oder (natürlich) Para-Handball oder Rollstuhlbasketball.
<Alle Bilder von OUTHERE>
Canali Spring/Summer 2020
“Yet, one day through an open gate among the green luxuriance of a yard, the yellow lemons fire.” Was Eugenio Montale in seinen Zeilen schreibt, stelle ich mir gerade bildlich vor… An einem schönen, warmen Sommertag in Italien (vielleicht sogar in Mailand) durch die Straßen schlendern, von vorne denkt man vielleicht erst noch „…ach, ein typisches Stadthaus…“. Aber wenn man um die Ecke schaut, kommt der grandiose Innenhof zum Vorschein mit viel Grün, der ein oder anderen Palme und natürlich Zitrusfrüchten. Die perfekte Einladung für einen gemütlichen Tag draußen, mit Freunden. Alternativ natürlich auf dem Land, mit viel Platz und Ruhe zum Spazieren, Picknicken und sich erholen.
So oder zumindest so ähnlich sieht die Geschichte der neuen Kollektion von Canali für Frühling/Sommer 2020 aus. Leichte, sommerliche Outfits sind das Thema, perfekt für solch einen Tag. Schließlich benötigt man für so einen Anlass auch die richtige Kleidung.
Entsprechend luftig-leicht und entspannt ist die Kollektion, die einen Bogen zwischen formellen Looks und Sportswear schlägt. Die Safarijacken und Cargohosen erinnern an eine Vintage-Ära, die von der Natur inspiriert war. Sakkos mit hochgekrempelten Ärmeln in Kombination mit sportlichen Tunnelzughosen oder Bermudashorts ergeben einen perfekt-sommerlichen Look.
Warme Rottöne, Haselnussbraun, satte Grüntöne und erdige Neutraltöne erinnern an die italienische Landschaft. Aber auch sommerliche Abendstimmung wird mit verschiedenen Grau- und Blautönen aufgegriffen. Die Materialien sind entsprechend natürlich, Leinen, Wolle, Seide, Baumwolle und Wildleder, umgesetzt in softe und elegante Silhouetten. Muster und Strukturen verstärken die sommerliche Stimmung und sorgen für das Tüpfelchen auf dem „i“.
Eine sehr relaxte Kollektion für einen schönen Tag, aktuell zumindest in Gedanken und im nächsten Jahr dann für den Canali-Mann.
Ermenegildo Zegna XXX Spring/Summer 2020
Was wäre Italien bzw. die italienische Männermode ohne Ermenegildo Zegna? Für mich das Gleiche wie Meer ohne Wasser – fast unmöglich. Nachdem einige Modehäuser mit ihren Präsentationen zur Pitti Uomo gewechselt sind, wie z. B. Salvatore Ferragamo, sind andere nach wie vor Mailand treu geblieben. Zegna präsentierte die neue Kollektion XXX für Frühling/Sommer 2020 bei der Milano Moda Uomo.
Die Show fand auf dem alten Industriegelände der „Area Falck“ statt. Wuchtige Stahlkonstruktion , hohe Decken, etwas heruntergekommene (Rest-)Wände, ein verlassener Ort, der mit der Runway-Show wieder zu Leben erweckt wird. Die Mailänder verstehen es, aus Vergangenem etwas Neues zu schaffen. So geplant auch mit diesem Industriegelände, das demnächst zu einem Zentrum für Gesundheit und Wissenschaft sowie zu Grün- und Wohngebieten umgestaltet werden soll. Aus alt mach neu. Der dazu passende Hashtag lautet: #UseTheExisting.

Die gleiche Philosophie, die auch Zegna verfolgt, zum Beispiel, was die Herstellung neuer Stoffe aus alten Materialien angeht, oder auch das Aufgreifen altbekannte Techniken. #UseTheExisting ist entsprechend der Hashtag für die neue Kollektion von Ermenegildo Zegna XXX für den kommenden Frühling/Sommer 2020. „Es ist unsere Pflicht als Bewohner dieser Welt, verantwortungsbewusst zu leben“, meint Alessandro Sartori, Zegnas künstlerischer Leiter. Und dazu gehört für ihn die Wiederverwendung von bereits Bestehendem zu etwas innovativem Neuen.
Ein Beispiel für #UseTheExisting ist der Anzug „Achill“, der vollständig aus Wollresten von Zegnas Achill Farm hergestellt wurde, neu gemischt und verwebt. So schließt sich der Kreis ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Immer mehr Stoffe werden von der Zegna-Textilabteilung aus bereits vorhandenen Ressourcen gewonnen, eine Mischung aus Wolle und technischen Fasern, was in festen, gleichzeitig aber extrem leichten Stoffen resultiert. Wie die hier präsentierte Kollektion zeigt.
Die Silhouette ist sehr akkurat: Blousons, voluminöse Mäntel, schlichte Drei-Knopf-Blazer und schmale Ein-Knopf-Jacken mit aufgesetzten 3D- Taschen passen zu schlanken, soften Hosen. Ein Mix aus maßgeschneiderten und sportlichen Einflüssen, was die Stücke vielseitig tragbar macht. Die gesamte Kollektion ist sehr funktional und dementsprechend auch die Accessoires: Notizbücher und Taschen mit kleinen geometrischen Formen, bedruckte Stiefel oder Derbys und Sneakers.
Die „industrielle Eleganz“ möchte Sartori auch farblich zeigen mit erdigen und mineralischen Farben wie Zement, Carbon oder mattes Schwarz, dazu Rost oder oxidiertes Kupfer.
Alessandro Sartori versteht es, die Wurzeln der traditionellen Schneiderkunst des Hauses Zegna in moderne Mode für eine globale, vernetzte Generation umzusetzen. Alles in Allem eine sehr gelungene Kollektion aus dem Hause Ermenegildo Zegna. Und der rote Faden passt wieder perfekt! I like!
Salvatore Ferragamo “Homecoming” Spring/Summer 2020 der Männer
Es ist Juni und das heißt bekanntermaßen Hochsaison der Männermode, beginnend mit der Pitti in Florenz und den Schauen in London. In Florenz war Salvatore Ferragamo mit der Kollektion für das kommende Frühjahr bzw. den Sommer mit dabei.
Unter dem Motto „Homecoming“ rückt das italienische Traditionshaus seine Geburtsstätte in den Mittelpunkt. Florenz, eine Stadt der Kunst und Kultur, gleichzeitig aber auch geprägt von Ökonomie und Technologie, was Kreativdirektor Paul Andrew in seiner ersten Show für Ferragamo aufgreift. Und zwar am Piazza della Signoria direkt unter Michelangelos David. Wer den Platz kennt, weiß, welche Bedeutung er für die Kunst/Mode und Italien hat und passt daher bestens zu Salvatore Ferragamo.

Paul Andrew stellt die traditionsreiche Handwerkskunst – Ursprung und Herzschlag des Hauses – mit klassischen Menswear-Codes in den Mittelpunkt, setzt diese aber gleichzeitig sehr modern und zeitgenössisch um. Farbtechnisch trugen die männlichen und weiblichen Models eine breite Palette an Natur- und Erdtönen, dazu kräftigere Farben, wie Pink, leuchtendes Grün sowie dunkles Blau als Akzent. Bei den Materialien gab es einen Mix aus Baumwolle, Mohair, Leinen und Nappaleder zu sehen. Oder, wer das Glück hat, auch zu fühlen.
Inspiriert wurde Paul Andrew u. a. von Schuhmodellen aus dem Archiv und von lokalen, toskanischen Schuhmachern. Seine Vision ist multikulturell, generationenübergreifend und fernab unflexibler Geschlechternormen, die Verbindung von hochwertigem Handwerk mit High-Tech macht sein Konzept aus.
In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch für die gelungene Kollektion!
Die Show von Escada zum 40jährigen Jubiläum – New York Fashion Week
Es ist September, der Herbst rückt immer näher und das bedeutet gleichzeitig, dass die Modewelt die neuen Kollektionen für das kommende Frühjahr bzw. den Sommer 2019 präsentiert.
Diesmal war das Münchner Unternehmen ESCADA bei der Fashionweek in New York dabei und präsentierte dort seine neue Kollektion für den nächsten Sommer. Anlass ist das 40jährige Jubiläum des Hauses, das in diesem Jahr gefeiert wird.
Wusstet Ihr, dass der Name ESCADA von einem Rennpferd stammt? Die Gründer Margaretha und Wolfgang Ley ließen sich von der Energie eines vollblütigen irischen Rennpferds inspirieren (auf das sie gewettet und auch gewonnen haben) und – so schnell kann es gehen – gaben ihrem Label seinen Namen.
Niall Sloan, seit 2017 Global Design Director bei ESCADA, ließ sich für sein Runway-Debut von der ESCADA-Frau inspirieren mit eleganten, femininen Looks. Aber seht selbst:
Original Schnittmuster wurden aufgegriffen und neu interpretiert und auch der Bezug zu den Anfängen und der Namensgebung des Hauses kommt mit sportlichen Outfits und Motiven aus dem Reitsport nicht zu kurz.
Ein besonderes Symbol zieht sich durch die ganze Kollektion: Es ist das goldene Herz, das einst den Flakon des allerersten Parfums des Hauses zierte. Niall Sloan hat es als neues Haus-Emblem erkoren. Es steht für Optimismus und den Stolz auf die eigene Geschichte, ohne den Bezug zur selbstbewussten Frau von heute zu verlieren.
Eine Garderobe für moderne Frauen, klassisch, elegant und gleichzeitig pragmatisch, schöne Details und hochwertige Materialien. Und Designer Niall Sloan zeigt, wie er sich die Zukunft des Labels vorstellt. Da freuen wir uns auf die nächsten 40 Jahre!