Der Orient-Express auf (kulinarischen) Reisen – das Secrets des Grands Express

11. November 2020 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , ,

Auch wenn das Thema Reisen aktuell in den Hintergrund getreten ist, heißt das nicht, dass man nicht Pläne machen und von nahen oder fernen Zielen träumen kann! Was wir also derweil machen können, ist die persönliche Reise-Bucket-Liste erweitern. An die Ungeduldigen unter uns: Ihr habt noch genügend Zeit, um die schönen Orte der Welt zu entdecken!
Auf meiner „To-Visit“-Liste stehen bereits einige Orte und es kommen immer wieder neue hinzu. Gedanklich musste ich schon anfangen, die Rückseite zu beschriften – und das trotz meiner kleinen (manchmal auch unleserlichen) Schrift! ;) Neu dazugekommen ist bei mir ein Besuch im Restaurant „Secrets des Grands Express“ im Elsass.
Warum ausgerechnet dieses Restaurant? Auf meinen verschiedenen Trips durch Deutschland/Europa bin ich immer sehr gerne mit der Bahn unterwegs. Solange man nicht unbedingt täglich pendeln muss, ist eine Reise per Zug für mich immer eine entspannte Möglichkeit, ans Ziel zu kommen. Neben den gängigen Vorteilen gilt für mich auch die Devise „der Weg ist das Ziel“. Gerade bei anstrengenden Reisen genieße ich den Vorteil einer längeren (Rück-)Bahnreise. Kopfhörer rein, Musik an, evtl. die Augen ausruhen und die Eindrücke verarbeiten. Zudem finde ich (für mich) neue Strecken auch immer wieder sehr schön und reizvoll. Gerne erinnere ich mich zum Beispiel an meine erste Zugfahrt nach Milano. Meine Verbindung führte über den Brenner und es lag Schnee neben der Strecke bei herrlichem Winterwetter – einfach nur toll.

Einer der schönsten und legendärsten Züge war und ist mit Sicherheit der Orient-Express. Ein Traum für jeden Bahnliebhaber! Dieser ist heute noch auf der ursprünglichen Strecke zwischen Paris und Istanbul (damals noch Konstantinopel) unterwegs. Allerdings nur einmal pro Jahr. Wer dies erleben möchte, muss tief(er) in die Tasche greifen und weit im Voraus reservieren. Ursprünglich war er ein Luxuszug, der „nur“ aus Schlaf- und Speisewagen zusammengesetzt war. Erst im Laufe der Zeit gewann der Orient-Express an Bedeutung. So dass sich bekanntermaßen auch Agatha Christie in ihrem Buch „Mord im Orient-Express“ mit dem Zug beschäftigte.

Das Restaurant „Secrets des Grands Express” greift das Thema auf und versetzt die Gäste zurück in die legendäre Zeit des Orient-Expresses. Die Speisen und Getränke werden im Original-Restaurantwagen Nr. 3349 des Zuges serviert. Persönlich finde ich es immer genial, in solch geschichtsträchtigem Ambiente Zeit zu verbringen. Was wurde wohl diesem Wagen damals serviert? Über was unterhielten sich die Gäste? Was ging in den Köpfen vor, als sie das erste Mal in den Zug stiegen? Fragen über Fragen und manchmal wünsche ich mir, dass Gegenstände Antworten auf die Fragen geben könnten. Vermutlich gäbe es einiges zu erzählen!

Im Speisewagen aus dem Jahre 1928 tauchen die Gäste in genau die Zeit zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg und genießen in historischem Ambiente einzigartige kulinarische Überraschungen. Die Einrichtung aus Holz und Intarsien (als Holzwurm liebe ich Intarsien!), die Spitzenvorhänge, die Reproduktionen damaliger Zeitungen und die Bänke aus rotem Leder versetzen die Gäste in ein außergewöhnliches Abenteuer und dadurch wandert man quasi in die Geschichte zurück. Die Gerichte auf der Speisekarte sollen der damaligen Route folgen. Also von Straßburg nach Mailand und Venedig – so geht der Gaumen mit auf Reisen. Sein „Reise-Menü“ kann der Gast selbst zusammenstellen, wobei er die Wahl hat zwischen vier Vorspeisen, vier Hauptgerichten und vier Desserts. Die Gänge selbst variieren je nach Jahreszeit und werden von Küchenchefin Samuela Bramante mit Qualitätsprodukten zubereitet. Sie verfeinert europäische Küche mit mediterranen und orientalischen Noten, was wahrscheinlich ideal zur Reise im Orient-Express passt.

Apropos Elsass – in dieser Ecke war ich tatsächlich noch nie. Weder in Straßburg noch in Mülhausen oder sonst in der Gegend. Auch das ist ein Grund, endlich mal über einen Besuch in dieser schönen Gegend (natürlich nach Corona) nachzudenken.

Direkt in der Nachbarschaft des Restaurants „Secrets des Grands Express“ in Geispolsheim (ganz in der Nähe von Straßburg) gibt es zudem das Schokoladenmuseum „Les Secrets du Chocolat“ zu entdecken. Als Schokoladenliebhaber natürlich ein Muss! Dort findet man das Know-how des benachbarten Chocolatier Schaal – also nicht das Know-how selbst, sondern das Ergebnis – leckere Schokolade und noch viel mehr. Wir alle wissen, handelt es sich bei Schokolade um ein Genussmittel erster Güte. Und wenn man schon einmal vor Ort ist, darf man sich den Genuss nicht entgehen lassen! Normalerweise werden vor Ort auch Workshops angeboten, aktuell kann sich das Coronabedingt jedoch spontan ändern.

So, Ihr entschuldigt bitte – meine Bucket-List muss weiter gefüllt werden!

Bilder sind alle von Secrets du Chocolat

Die Wandertrilogie im Allgäu mit allen Sinnen genießen

3. September 2020 | Ein Kommentar | Schlagwörter: , , ,

Woran denkt Ihr, wenn die Region Allgäu genannt wird? Ganz spontan denke ich an herrliche Landschaft, Berge, Kühe, saftig grüne Wiesen, Käse und Königschlösser. Zumindest was den Sommer angeht. Und zum Sommer gehören für mich unbedingt die Begriffe Wandern, Radfahren und Genuss. Dazu passt ideal die „Wandertrilogie Allgäu“, die ich mir vor ein paar Tagen im Rahmen einer Pressereise etwas genauer angeschaut und mit allen Sinnen genossen habe.

Stellt sich zunächst natürlich die Frage, was sich hinter dem Begriff „Wandertrilogie“ überhaupt verbirgt. Bei der Wandertrilogie handelt es sich um einen Weitwanderweg mit insgesamt 54 Etappen auf 876 km, auf dem man alle Facetten des Allgäus erleben kann. So weit, so gut. Doch es steckt natürlich mehr dahinter. Das Allgäu hat nämlich viel mehr zu bieten als die bekannten klassischen Tourismushochburgen. Und genau deshalb wurde die Wandertrilogie in Zusammenarbeit mit insgesamt 34 Tourismusorten gestartet. Der Fernwanderweg besteht nicht – wie viele andere – aus einer klassischen Route, sondern es ist ein Weitwanderwegenetz, auf dem sich jeder Wanderer flexibel seine Tour zusammenstellen kann. Und das unterteilt in drei Routen: Den Wiesengänger, den Wasserläufer und den Himmelstürmer. Alle drei Routen stehen dabei für die unterschiedlichen Regionen und Höhenlagen des Allgäus: die sanfte Hügellandschaft im Norden, das Voralpenland in der Mitte und das Gebirge im Süden. Das Schöne daran ist, dass nun jeder Wanderer zu Beginn schon überlegen kann, welche Route zu ihm passt und so kann er oder sie die Route ganz nach der persönlichen Kondition bzw. Einschätzung, Lust und Laune anpassen. Und teilweise überschneiden sich auch die Routen und es gibt die Möglichkeit der Querverbindungen.

Die Wandertrilogie ist so konzipiert, dass man nicht ausschließlich Strecke macht von einem Start- zu einem Endpunkt, sondern dass wirklich der „Weg das Ziel“ ist.  Man ist unterwegs, kann sich in Geschichten vertiefen und die Region genießen. Ich persönlich mag es sehr, wenn ich auf meinen Wanderungen Land und Leute kennenlernen darf. Ob es eine versteckte Sehenswürdigkeit oder ein kurzes Gespräch ist, es sind die kleinen Dinge, die eine Wanderung noch interessanter machen und im Gedächtnis bleiben. Und solche Möglichkeiten hat man im Allgäu immer wieder.

Die drei Routen sind durch unterschiedliche Farben markiert:

Die Wiesengänger-Route mit 438 km und 22 Etappen. (Grün)

Die Wasserläufer-Route liegt insgesamt bei  406 km mit 26 Etappen. (Blau)

Die Himmelsstürmer-Route hat 358km mit 24 Etappen. (Rot)

Die übergeordnete Markierung ist immer ein Steinmandl (aus drei Steinen) und in verschiedenen Städten sind sogenannte Ortswürfel/Stelen zu sehen, die immer eine Geschichte zu den jeweiligen Orten/Regionen erzählen.

Jede Stele ist anders und spiegelt doch immer die Wandertrilogie wider. Das Fundament bildet ein Findling, darauf befindet sich der blaue Allgäu-Würfel mit dem Zeichen der Wandertrilogie. Auf diesem Würfel liegt der Trilogieraum-Würfel (mit z. B. Abbildung des Schloss Neuschwansteins), der der Geschichte des jeweiligen Raums entsprechend entwickelt wurde und diese symbolhaft darstellt. Als Abschluss ist ganz oben der jeweilige Ortswürfel zu sehen. Dieser zeigt ein Symbol der individuellen Geschichte des jeweiligen Ortes.
So viel zur Theorie, detaillierte Infos zu den Streckenverläufen, der Möglichkeit des Gepäcktransports unterwegs und vieles mehr findet Ihr bei den Tourismusinformationen im Allgäu.

Auf unserem Programm stand das Erleben des Allgäus und der Wandertrilogie mit allen Sinnen. Und so starteten wir mit einem Duft- bzw. Naturerlebnis im Duftgarten von Primavera. Das Unternehmen befindet sich seit über 30 Jahren in Oy-Mittelberg und stellt u. a. ätherische Öle, Düfte und Naturkosmetik her und legt dabei besonderen Wert auf Nachhaltigkeit, Qualität und Biodiversität. Primavera bedeutet „Frühling“ (wie auch bei meiner Vespa „Primavera“). Ganz ehrlich, wer liebt es nicht, wenn die Natur im Frühling den Schalter umlegt und alles neu beginnt? Mit diesem Gedanken war die Idee von Kurt Ludwig Nübling geboren und so entstand sein Unternehmen, aber auch ein zugehöriger Duftgarten. Kaum betritt man den Rosen- & Heilkräutergarten liegen unglaublich viele tolle Düfte in der Luft. Und das, obwohl wir Mitte August vor Ort waren und dementsprechend schon manches verblüht war. Es duftete quasi wie bei uns im Höfchen, wo aktuell der Kumquatbaum blüht. ;) Nein, ernsthaft – der Duft von Rosen bzw. von Blumen ist schon etwas Besonderes und hebt die Stimmung. Im Duftgarten von Primavera gibt es mehr als 62.000 Duft- und Heilpflanzen, allein über 600 verschiedene Rosensorten und dazu noch diverse Naturteiche, Insektenhotels, Bienenstöcke und Kneipp-Becken. Ein Paradies für Insekten! Und natürlich auch für interessierte Duft- und Pflanzenliebhaber. Es gibt sogar die Möglichkeit, Führungen im Duftgarten zu buchen.
Kurt Ludwig Nübling interessierte sich bereits im Kindesalter für verschiedene Kulturen, aber auch für Düfte und was noch so alles dazugehört. So verschwieg er seinen Eltern als Jugendlicher dass er, statt wie geplant an den Bodensee zu fahren, mit dem Orient Express Richtung Osten unterwegs war. Nur um „zu schnuppern“, wie er uns berichtete. Der kleine Ausflug blieb vor seinen Eltern natürlich nicht geheim, aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.

Als wir mit Herrn Nübling im Garten unterwegs waren und er uns viel über die verschiedenen Düfte, Ideen und Kreationen erzählte, dachte ich an Michael Ceron und seinen Zitrusgarten. Ich glaube, die beiden würden sich gut verstehen aufgrund ihrer ganz ähnlichen Philosophie und vielleicht sogar eine neue, gemeinsame Kreation entwickeln.

Ein toller Start in die Sinneswelten! Neben dem Duftsinn kam an diesem Tag unser Geschmackssinn auf seine Kosten. Eine kulinarische Anlaufstelle für gute und besondere Küche ist das Hotel Restaurant Rose mit seinem Chef und Koch Alfred Endres. Er ist einer der wenigen „Heuwirte“ in Deutschland. Richtig gelesen, seine Kreationen entstehen teilweise mit Heu und wir durften ein komplettes Heumenü genießen:

Blattsalate in Heudressing mit hausgemachtem rohen Schinken dazu Heukartoffel

Allgäuer Bergwiesenheusuppe mit Pfifferlingen und Kräutern

„Bergler Lendchen“ – Schweinefilet mit Speck und Zwiebeln, Egerlingen und Allgäuer Bergkäse überbacken. Dazu in Heubutter gebratene Kartoffelbaunzen.

Apfelküchle mit Zimt und Zucker, Heuvanillesoße und Sahne

Ein Gedicht für den Gaumen! Der Heugeschmack ist weder zu dominant, noch geht er unter – eine sehr gute Mischung und auf jeden Fall etwas ganz Besonderes. Mit einem abschließenden Heulikör ging es für uns ins Bett, wir nächtigten gut im Hotel Rose, denn schließlich wurde am nächsten Tag gewandert.

Um einen Eindruck der verschiedenen Routen der Wandertrilogie zu erhalten, begannen wir mit einer Tour entlang des Rottachsees nach Oy-Mittelberg. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus „Wasserläufer“ und „Himmelsstürmer“. Wobei wir nicht die ganze Etappe 32 gelaufen sind, sondern überwiegend das Stück des Wasserläufers: 12km mit 400hm hinauf und 260hm wieder runter. Für geübte Wanderer war dieser kleine Abschnitt eher ein Spaziergang mit herrlicher Aussicht. ABER, trotzdem sollte man natürlich festes Schuhwerk tragen und einen kleinen Rucksack mitführen. Ich verweise an dieser Stelle gerne auf meine persönliche Packliste.

Eine Wanderung auf der man verschiedene Highlights erleben kann, wie z. B. den Geratser Wasserfall und den Rottachsees. Gerade der Wasserfall ist an heißen Tagen sehr zu empfehlen. Wald und Wasser laden zum Verweilen und Genießen ein. Unser Weg führte auf das Burgkranzegger Horn (manchmal auch Petersthaler Horn genannt) von dem die Aussicht Richtung Norden zu bewundern ist. Im Rücken die Berge und vorne die weite Voralpenlandschaft – herrlich! Persönlich finde ich sowieso, dass man immer bewusst wandern sollte, egal, ob es „nach oben“ auf einen Gipfel geht, oder man „unten“ unterwegs ist, die Natur ist schön. Und das ist, was auch die Wandertrilogie im Allgäu vermittelt.
Bei unserer Tour war das Wetter bestens, keine Wolke am Himmel und so stärkten wir uns unterwegs im Vitalhotel Mittelburg Allgäu mit regionalen Spezialitäten.

Salatteller mit Allgäuer Bergschinkenscheiben

Frische Pfifferlinge in Kräuterrahm mit Semmelknödel

Weißes Schokoladenparfait dazu frische Erdbeeren und hausgemachter Löwenzahnlikör

Meine zugehörige Komoot-Aufzeichnung findet ihr hier. Also zur Tour, nicht zum Essen. ;) Wir sind natürlich immer noch „Mit allen Sinnen“ unterwegs und so ging es wieder hinaus in die Natur, zum „Erlebnis-Rundgang“ mit kompetenter Führung durch die Heilpflanzenschule. Hier erfuhren wir einiges über Kräuter und wofür sie gut sind. Wie z. B. Spitzwegerich gegen Insektenstiche, was meine Oma schon immer empfohlen hat, aber auch viel Neues.
Wer die Strecke etwas verfolgt hat, wird wissen, dass wir noch immer in und um Oy-Mittelberg unterwegs waren. Die Gemeinde kann sich nicht umsonst „zertifizierter Duftort“ nennen. Erkennbar auch an der passenden Stele.

Was darf im Allgäu nicht fehlen? Genau, Käse! Zu diesem Zweck stand bei uns eine Verköstigung mit der „Holderhex“ und ihren Produkten sowie Allgäuer Käse auf dem Programm. Mit „Food Pairing“ (einer Methode, um zu identifizieren, welche Lebensmittel geschmacklich gut zusammenpassen) testeten wir die angebotenen Produkte. Und wenn der Kopf zuerst denkt „Wie? DAS soll jetzt zusammen schmecken?!“, kommt meist anschließend ein „Oh, das war jetzt aber sehr lecker!“ – man muss sich nur drauf einlassen. Neben Holunder und Käse gab es verschiedene Weine der Allgäuer Gebirgskellerei. Dabei handelte es nicht um klassische Weine (aus Trauben), sondern um Weine aus Holunderbeeren, Erdbeeren und/oder Zirbenzapfen. Um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Persönlich bin ich ein Fan von Zirbenzapfen – egal ob Wein und/oder Schnaps bzw. Likör, daher war das auch hier mein Favorit.

Am nächsten Morgen ging es etwas früher raus, um eine kleine Tour mit dem Namen „Kenzenrunde“ zu unternehmen. Diese führt (teilweise) auf einer Etappe der Wandertrilogie Himmelsstürmer und vermittelt somit einen guten Eindruck über die Himmelsstürmer-Route. Unser Ausgangspunkt war der Kenzenparkplatz im Ortsteil Halblech. Vor dort brachte uns der Wanderbus zur Kenzenhütte.
Diese Strecke von 12km kann man natürlich auch laufen oder mit dem Rad erfahren. Wir nahmen aus zeitlichen Gründen den Bus. Das Wetter war herrlich und ausgeschrieben ist die Strecke mit 3,5h. Klingt nicht viel, aber auch hier sollte man natürlich festes Schuhwerk tragen, wir sind schließlich im Gebirge unterwegs. Die Kenzenrunde befindet sich im Naturschutzgebiet Ammergebirge, dem größten Naturschutzgebiet Bayerns und das zweitgrößte in Deutschland.
Zu Beginn führt der Weg noch durch Wald und führt anschließend den Berg hinauf. Nach ca. einem Drittel bietet sich ein guter Platz zur Rast an. An dieser Stelle ist das erste Mal ein Blick in den „Kessel“ möglich. Oder auf die zahlreichen Alpenrosen, die im Frühsommer blühen. Mit etwas Glück und zur richtigen Tageszeit bekommt man auch eine Gams und/oder Murmeltiere zu sehen. Wir gingen (nach einer kurzen Rast) weiter und umrundeten dabei den Kessel. Bis wir schließlich am höchsten Punkt auf ca. 1750m ankamen. Dort erwartete uns ein schöner Ausblick bis hin zum Kloster (Benediktinerabtei) Ettal.

Der Abstieg zurück zur Hütte führt durch Latschenkiefer. Kurz vor der Hütte bogen wir noch zum Kenzenwasserfall ab. Neben dem ehemaligen königlichen Jagdhaus war dort auch ein beliebter Platz von König Ludwig II.
Wir erinnern uns: „Wandertrilogie mit allen Sinnen“. Deshalb führte unser Weg zurück zur Kenzenhütte, wo bereits einige Alphornbläser spielten. Gerade nach einer kleinen Wanderung und beim gemeinsamen Zusammensitzen ist eine solche Darbietung echt schön.

Ursprünglich war eine Übernachtung auf der Kenzenhütte geplant, doch wegen Corona haben wir dies nicht gemacht. Grundsätzlich werden aber aktuell Plätze angeboten (KEIN Matratzenlager). Allerdings ist mit langen Wartezeiten zu rechnen. Für uns ging es an diesem Tag wieder zurück zum Ausgangspunkt und unserem Hotel Rose.
Am nächsten Tag war etwas unterhalb der Kenzenhütte der Startpunkt für noch eine kleine Wanderung. Dieses Mal mit dem Gebiets- und Naturschutzbetreuer Tom, der uns eine Menge zur Gegend und Natur erzählen konnte. Wir gingen zuerst entlang des Kenzenbachs, später dann am Halblech entlang zurück ins Tal.
Die Gegend war früher eine Hochburg der Wetzsteinmacher. Auf Grund des Gesteins wurden hier für ganz Deutschland bzw. Europa Wetzsteine hergestellt. Wer noch eine Sense hat, weiß wovon ich schreibe. Spannend aber auch die Gesteinsschichten im Röthenbachtal, die Tom uns erklärte. Hier handelt es sich um sogenanntes Flysch, welches in der Kreidezeit entstanden ist.

Zum Ausklang der kleinen, aber sehr feinen Pressereise ging es in das Käsehaus Hoch’Alp. Denn ohne Käse zurück nach Franken zu fahren, ist wie der Spessart ohne Wald. Das geht einfach nicht. Und so endete eine tolle Tour „mit allen Sinnen“. Auf jeden Fall plane ich in Zukunft noch die ein oder andere Strecke der Wandertrilogie im Allgäu zu wandern. Seid gespannt!

Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse ermöglicht haben.

Erdbeeren ohne Ende – Vorratshaltung mit Marmelade, Sirup und Schnaps

23. April 2020 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , ,

Erdbeeren? Was hat er denn jetzt? Erdbeeren sind ja nicht so das typische Thema hier auf dem Blog. Aber als Erdbeerfan gehören sie irgendwie auch zu meinem Leben. Und ich kann ja hier schreiben, worüber ich möchte. Und das ganz unabhängig von der Erdbeer-Saison. Da müsst Ihr durch. ;)

Schon im gemeinsamen Garten mit meiner Oma wurden bei uns zu Hause verschiedenste Obst- und Gemüsesorten angebaut. Bohnen, Gurken, was auch immer. Diese wurden dann nach der Ernte zusammen verarbeitet, wir saßen draußen auf der roten Bank, etwas vor Sonne/Regen geschützt und haben gequatscht. Manchmal hasste ich als Kind diese Arbeit, manchmal eben auch nicht. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war es wirklich schön und ich würde gerne noch mit meiner Oma auf der ausgeblichenen Bank sitzen und Bohnen schnibbeln. Anyway, also Gartenarbeit war schon von klein auf normaler Bestandteil bei uns zu Hause. Unser Keller war immer voll mit selbst eingemachten Gläsern, genauso wie die Tiefkühltruhe – Vorratshaltung wie man sie sich aktuell zu Corona-Zeiten wieder wünscht. Was nie fehlen durfte: ein Regal mit selbst eingekochten Marmeladen. Kirsche, Himbeere, Apfel und vor allem Erdbeeren waren zu finden. Bzw. sind es heute auch noch, denn mein Vater kocht weiterhin selbst ein und testet sogar verschiedene, leckere Mischungen. Ein paar Erdbeerpflanzen hatten wir selbst im Garten, aber manchmal waren wir zusätzlich auf einem Feld zum selbst pflücken. Als Kind eine wundervolle Beschäftigung! Eine Erdbeere in den Eimer, zwei in den Mund. O-Ton von meinem Papa: „Du kannst so viele essen, wie Du magst – müssen wir die schon nicht zahlen.“ Wer kennt’s nicht?!

Persönlich fand ich es einfach nur super. Und was damals schon klasse war, ist ein paar Jahre später natürlich noch genauso klasse. Das haben wir im letzten Jahr ausprobiert. Wir haben uns nach nahegelegenen Feldern umgeschaut und sind schnell fündig geworden. Wir waren auf einem Erdbeerfeld vom Obsthof Müller, kann ich allen, die aus der Region kommen, nur empfehlen. So viele Erdbeeren wollten wir eigentlich nicht pflücken, ein paar zum gleich essen, ein bisschen Marmelade – reicht! Sicherheitshalber haben wir aber ein noch ein paar Eimer bzw. Schüsseln mitgenommen. Getreu dem Motto: Lieber etwas mehr, als zu wenig.
Es war schon eher gegen Ende der Erdbeersaison und auf dem Feld gar nicht mehr so viel los. Vor Ort bekamen wir gleich den Tipp vom Erdbeerbauern „Geht am besten ganz da hinter. Da sind noch viele zu finden!“ und los ging die Ernte. Es gab wirklich noch zahlreiche, richtig schöne und dicke Prachtexemplare der roten Beere (die im botanischen Sinne gar keine Beere ist). Ruck zuck waren die ersten Eimer gefüllt und das Feld immer noch voller Erdbeeren. Haben wir genug gepflückt? Reicht uns das? Da hängen überall noch so viele schöne Erdbeeren! So unsere Gedanken. Da wir noch ein paar Gefäße hatten, haben wir die also auch noch gefüllt. Ich meine, wenn wir schon einmal vor Ort waren!? Außerdem kommt man quasi wie in einen „Ernte-Strudel“ und muss alles befüllen, was möglich ist. Ihr kennt das vielleicht… ;)
Am Ende hatten  wir knapp über 12kg Erdbeeren gepflückt. Die im Mund bzw. Magen natürlich nicht mitgezählt. Wir waren glücklich und zufrieden. Gut, früher als Kind meckerte der Rücken ein bisschen weniger, aber es hat trotzdem Spaß gemacht!

Stellt sich nur die Frage: Was machen wir mit 12 Kilo Erdbeeren? Neben Erdbeermarmelade fiel uns Erdbeerlimes sowie -Sirup ein.
Also ab nach Hause und erst einmal etwas mehr Gelierzucker kaufen. Wir haben uns für den 2:1 entschieden. D. h. auf 1kg Erdbeeren kommt eine 500g Packung Gelierzucker. Es gibt auch noch Gelierzucker im Verhältnis 1:1 oder auch 3:1, könnt Ihr ganz nach Belieben ausprobieren.
Marmeladekochen ist ja kein Hexenwerk und geht eigentlich ganz einfach. Die Erdbeeren säubern und in einem großen (!) Topf mit dem Gelierzucker aufkochen lassen (schäumt nämlich). Wir haben noch eine Zitrone und ein paar unserer Kumquats (Eigenanbau) mit dazu getan. So Pi mal Daumen. Alles schön aufkochen lassen und dann abfüllen. Rezepte für Erdbeermarmelade gibt es im Netz genug, einfach mal googlen. Da Stückchen meiner Meinung nach völlig unnötig sind, wird die fertige Masse selbstverständlich noch püriert. Und um zu gucken, ob die Marmelade fest wird, macht Ihr den Geliertest, einfach einen kleinen Löffel voll auf einen kleinen Teller geben und wenn das nach ca. einer Minute fest wird, wird Eure Marmelade nach dem Abkühlen auch fest. Dann kann die Erdbeermarmelade in Gläser abgefüllt werden. Die sollten vorher sterilisiert werden. Wir haben sie dazu in den Backofen bei ca. 200 Grad für ca. 10min erhitzt und die Deckel ergänzend im Wasserbad gekocht. Obacht beim Einfüllen der Marmelade, die Deckel/Gläser sind ziemlich heiß! Gesagt, getan, so verarbeiteten wir so ca. 3kg unserer gepflückten Erdbeeren. Bleiben nach Adam Riese noch immer 9kg an Erdbeeren übrig.

Wir hatten noch eine ältere Flasche Doppelkorn, die bei uns eh nicht getrunken wird. Kam nur die Frage auf: Doppelkorn plus Erdbeeren = Erdbeerlimes? Nach kurzer Recherchearbeit kamen wir zu dem Entschluss, dass Doppelkorn ganz gut funktionieren müsste. Wie auch bei der Marmelade werden die Erdbeeren gesäubert und püriert. Wir haben uns anschließend so grob an das Rezept gehalten. Wie bereits erwähnt, funktioniert es auch mit Doppelkorn statt Wodka. Die Menge Zitronensaft schätzten wir wieder Pi mal Daumen. Auch hier wurden die Flaschen mit Hilfe des Backofens sterilisiert. Nach dem Abfüllen den Limes kalt werden lassen und im Anschluss kühl (am besten im Kühlschrank) lagern, da hält er sich ein paar Wochen. Probieren natürlich nicht vergessen!

Wir zählen mal wieder: 9kg minus 1,5kg für den Erdbeerlimes macht noch einen Rest von 7,5kg Erdbeeren. So 500g mussten zwischendurch für einen Smoothie herhalten. Also noch 7kg. Was ich schon immer einmal machen wollte, ist Erdbeersirup. Allerdings hatte ich keinen Plan, wie das funktionieren sollte. Man muss ich nur zu helfen wissen und bei einer sehr zuverlässigen Quelle (meinem Dad) nach einem Rezept gefragt. Zack, schon kam es per WhatsApp.
Zutaten für einen Liter Erdbeersirup: 1kg Erdbeeren, 500ml Wasser, 750g Zucker und 2 Zitronen.
Wir hatten gleich die doppelte Menge an Zutaten genommen. Erdbeeren waren schließlich genug vorhanden. Wie immer: Erdbeeren säubern und vierteln. Ab damit in einen Topf und mit dem Wasser erhitzen. Ca. 15min köcheln lassen, bis sie zerfallen und anschließend den Zitronensaft hinzugeben und unterrühren. Nach dem Kochen wird die Erdbeermasse durch ein Tuch gedrückt. Wir haben ein ganz normales Küchentuch genommen, über ein Sieb gelegt und mit einem Löffel durchgequetscht. Tipp: Etwas Zeit mitbringen, denn das dauert etwas. Zum so ausgepressten Saft wird im Anschluss der Zucker gegeben, das Ganze nochmal aufköcheln lassen, damit der Zucker sich auflöst. Und wie gehabt, den Sirup dann in saubere/sterile Falschen abfüllen und natürlich auch wieder sofort verschließen.

Wir waren somit das ganze Wochenende im Erdbeer-Verarbeitungs-Modus und haben die restlichen 5kg eingefroren. Schadet ja auch nichts, denn auch im Winter freut man sich über (frische) Erdbeeren für einen Smoothie, Milchshake o.ä. Marmeladentechnisch haben wir jetzt noch genau ein Glas im Keller, das ein oder andere haben wir verschenkt, Sirup ist auch noch eine Flasche vorhanden (den bekommen nur ausgewählte Gäste!) nur der Limes war schnell weg, hält sich aber auch am Kürzesten.

Von daher freue ich mich schon, wenn die Erdbeersaison bald wieder losgeht (vermutlich Mitte Mai) und wenn das Feld ruft!

Ein Blick hinter die Kulissen der Felbertauernstraße

11. Februar 2020 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , ,

Wenn man Richtung Alpen fährt, freut man sich ja immer schon beim ersten Anblick der Berge. Für mich ist es dieses schöne Gefühl, „nach Hause“ zu kommen. Das kann ich auch gar nicht oft genug wiederholen. Verbunden mit einem gewissen Respekt vor diesen Gipfeln. Genauso wie vor den Leistungen der Menschen, die rundherum zu Hause sind. Wer mit dem Auto unterwegs Richtung Süden ist, nutzt wahrscheinlich ab und an die Felbertauernstraße. Daher passte es für mich ideal, als die Felbertauernstraße zur Pressereise lud, um einmal hinter die Kulissen zu schauen.

Eine Pressereise rund um eine Straße? Ungewöhnlich! Doch genau das machte mich neugierig. Und die Chance, hinter die Kulissen zu schauen, nutze ich ja sowieso immer sehr gerne.
Bei der Felbertauernstraße handelt sich um die Lebensader zwischen Großvenediger und Großglockner. Und den schnellen Weg Richtung Osttirol, Kärnten und Italien. Die Strecke ist insgesamt 63 Kilometer lang und führt durch den Nationalpark Hohe Tauern und den Felbertauerntunnel. In diesem Tunnel befindet sich auch der Scheitelpunkt der Alpenstraße mit einer Seehöhe von 1650m. Die Strecke ist zu mehr als der Hälfte 3-spurig ausgebaut und je nach Fahrzeug wird eine geringe Maut erhoben. Ja, es handelt sich um eine geringe Maut, wie mir nach unserem Blick hinter die Kulissen erst richtig bewusst wurde. Für PKW und Wohnmobile werden aktuell 11 Euro fällig, für ein Motorrad sind es 10 Euro. Der Unterschied zwischen zwei und vier Rädern ist übrigens deshalb nicht sonderlich groß, weil ein Motorrad normalerweise deutlich länger bei der Bezahlung benötigt als ein PKW.
Eine Durchfahrt vom Tunnel mit dem Fahrrad ist nicht erlaubt, aber ein Shuttle kann zu jeder Tages- und Nachtzeit gebucht werden. Um nur ein paar Details zu nennen, die ich im Rahmen der Pressereise lernte. Die meisten Fahrzeuge kommen erwartungsgemäß aus Österreich. Dicht gefolgt von Deutschland (60% aller ausländischen Fahrzeuge). Und wer an Mariä Himmelfahrt (15. August) unterwegs ist, kann sich auf Wartezeiten einstellen. Das ist nämlich der Tag mit der höchsten Frequenz.

Die Felbertauernstraße ist – im Gegensatz zu einigen anderen Alpenstraßen – ganzjährig befahrbar.  Und wie das funktionieren kann, schauten wir uns mit dem Betriebsleiter der Felbertauern AG und seinen Mitarbeitern genauer an. Früh um 6:00 Uhr ging es für uns los ins Kontrollzentrum, für das Team vor Ort je nach Witterung natürlich schon einiges früher bzw. rund um die Uhr.
Die Felbertauernstraße wird „Schwarz“ geräumt. Das bedeutet natürlich nicht, dass für die Mitarbeiter (von denen es ca. 50 gibt) keine Sozialabgaben gezahlt werden. Schwarz-Räumung heißt, dass bis auf den Asphalt geräumt wird. Also weder Schnee noch Eis zu sehen sind. Eine besondere Herausforderung für Mensch und Material. Die Arbeit findet im Schichtsystem statt und bei schlechter Witterung stehen die insgesamt vier Streu- und Räumfahrzeuge nie still. Apropos Räumfahrzeuge: Wir durften sogar selbst Platz nehmen und eine Tour mitfahren. Der Schneepflug hat ca. 500PS und soweit möglich fahren sie ohne Schneeketten. Denn diese haben verschiedene Nachteile. Was allerdings super wichtig ist, sind gute Reifen. Daher werden diese in regelmäßigen Abständen überprüft.
Das Gesamtgewicht eines Schneepflugs liegt bei ca. 22 Tonnen und er kostet  (inkl. Streuer und Schaufel) so um die 250.000 Euro. Also falls jemand von Euch mit dem Gedanken spielen sollte, seinen Fuhrpark zu erweitern, es wird nicht ganz so günstig. Vielleicht hat aber auch nicht jeder eine Ein- bzw. Ausfahrt von 4 Metern zu Hause. Denn so breit ist das Fahrzeug und seine Räumbreite beträgt 3,5m.
Alternativ kann es vielleicht auch gerne eine Schneefräse sein? Dazu benötigt man nur einen passenden LKW (Unimog o.ä.), die Fräse und schon kann es losgehen.

Mega interessant! Um noch eine Zahl in den Raum zu werfen: Insgesamt werden ca. 100.000 Euro pro Saison für Salz ausgegeben. Das entspricht ca. 500-700 Tonnen. Jedes Jahr. Um die Sicherheit für den Verkehr zu gewährleisten. Und die Räumflotte legt in einem durchschnittlichen Winter 55.000 km zurück.
In den meisten Fällen nimmt man ja vor allem die Mitarbeiter vor Ort, also direkt auf der Straße, wahr. Selbstverständlich stecken noch viel mehr dahinter. Ein Blick in die Leitzentrale (die am Südportal des Felbertauerntunnels liegt) verrät deutlich, was alles zu tun ist. Der Tunnel spielt dabei eine zentrale Rolle. Auch hier heißt es „Savety first“. So befindet sich im Tunnel neben den üblichen Sicherheitsmaßnahmen, wie Notwege und Beleuchtung, auch eine Hochdrucknebelanlage. Ebenso sind Sensoren angebracht, die ein langsam fahrendes Fahrzeug bzw. einen Stillstand erkennen. Die Zentrale ist ständig besetzt und redundant ausgelegt. Sollte also irgendetwas schief gehen (was wir natürlich nicht hoffen), muss vorher schon ziemlich viel passiert sein. Vor Ort ist zusätzlich ein Löschfahrzeug vorhanden und einige Mitarbeiter (oder waren es sogar alle?) besitzen eine spezielle (Feuerwehr-)Ausbildung.
Natürlich dürfen kuriose Geschichten nicht fehlen: Einmal musste z.B. jemand im Tunnel auf die Toilette und konnte scheinbar überhaupt nicht mehr warten, jemand anderes stoppte und breitete seinen Gebetsteppich aus, weil gerade Gebetszeit war. Der nächste fröstelte anscheinend etwas und machte deshalb ein kleines Feuer im Tunnel. Da sind die Radfahrer, die trotz Verbot durch den Tunnel wollen, noch recht harmlos. Also langweilig wird es dem Team vor Ort sicherlich nicht!

Wer in den Bergen unterwegs ist, dem ist die Lawinengefahr nicht unbekannt. Auch hier gibt es viel zu beachten. Wusstet Ihr z.B., dass es bei den Galerien sogenannte Rückfangvorrichtungen gibt? Hintergrund ist, dass die Lawine bei einem Rückstau nicht in den Tunnel drückt. Soweit soll es allerdings erst gar nicht kommen. Um dies zu verhindern, wird (bei Neuschnee) immer ein Schneeprofil erstellt, mit den weiteren Wetterdaten abgeglichen und mit der hauseigenen Lawinenkommission besprochen. Bekanntermaßen ist Schnee aber nicht gleich Schnee. Was so viel heißt, dass dieser unten im Tal eine ganz andere Beschaffenheit haben kann, als oben auf dem Berg. Zur Beurteilung der Lawinengefahr werden die Hänge rund um die Felbertauernstraße per Helikopter abgeflogen und notfalls wird gesprengt. Also die potenziellen Lawinen. Auch das durften wir uns live und in Farbe anschauen. So flogen wir mit einem Mitglied der Lawinenkommission einmal über den Pass und schauten uns die Gegebenheiten von oben an.

Die Perspektive zu wechseln schadet nie. Was nämlich von unten so einfach und groß aussieht, sieht mit etwas Abstand betrachtet noch ganz anders aus. Und es ist schon bemerkenswert, was der Mensch leisten kann. Der Tunnel hat „nur“ eine Länge von knapp 5,5km. Doch durch welches Bergmassiv er gebaut wurde, erkennt man erst so richtig von oben.  Sollte es einmal einen Bergsturz geben (wie im Jahr 2013) werden sofort die Landesgeologen mit ins Boot geholt, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen.
Ihr seht, es steckt ziemlich viel Arbeit dahinter, um auf solch einer Alpenstraße die Verkehrssicherheit zu jeder Jahreszeit zu gewährleisten. Es geht nicht nur um „räumen“ und „Geld kassieren“.
So wie ich die Jungs und Mädels nun kennenlernen durfte, ist es bestimmt auch für eine Gruppe möglich, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Fragen kostet nichts!

Aber auch abseits der Straße gibt es einiges zu entdecken. Zum Beispiel das Gschlößtal mit herrlichem Blick auf die Venedigergruppe bzw. den Aufstieg (Ostanstieg) zum Großvenediger.
Das abgeschiedene Defereggental in Mitte der Hohen Tauern ist vermutlich manchen von Euch ein Begriff. Das Tal liegt unweit von der Felbertauernstraße, also ein Urlaubsziel, das super von dort zu erreichen ist. Das Hochgebirgstal gilt besonders im Winter als Kältepol. Trotz nicht so viel Schnee bekamen wir dies auf einem Spaziergang durch die winterliche Landschaft zu spüren. Ziel unserer Wanderung war das Heilwasserhaus in St. Jakob, wo aus ca. 1850m Tiefe äußerst mineralien- und jodhaltiges Heilwasser mit einem Alter von ca. 1 Million Jahren kommt. Damit ist das Deferegger Heilwasser eines der ältesten der Welt. Damals wurde es dort durch Plattenverschiebung eingeschlossen und heute werden ca. 400 Liter des Salzwassers pro Tag gefördert.

Trinken ist nicht zu empfehlen, das Wasser wird gesprüht, gewickelt oder als Badezusatz verwendet. Es ist absolut keimfrei, desinfiziert, regt die Zellerneuerung an und soll besonders gut bei Hautproblemen sein. Wie gut, dass ich keine habe. Aber auch bei Atemwegserkrankungen oder zur Entspannung für die Gelenke. Zur Vorsorge ging es im Anschluss in die Badewanne. Mit einem „Schuss“ Heilwasser. Vorbeugung ist alles und etwas Genuss schadet ja auch nicht.
Apropos Genuss. Wenn Ihr einmal im Defereggental seid und Euch äußerlich mit dem Heilwasser verwöhnt habt, solltet ihr unbedingt in der Schnapsbrennerei von Heimo Macher in St. Jakob vorbeischauen. Insgesamt ist Heimo schon seit 25 Jahren am Brennen. Erst als Hobby und später wurde daraus mehr. Er ist der einzige Brenner im ganzen Tal und verarbeitet ca. 20 Tonnen Früchte im Jahr. Die Qualität steht bei ihm ganz oben und genau das schmeckt man in seinen Bränden. Neben den Edelbränden setzt er verschiedene Liköre an, so dass für jede Geschmacksrichtung etwas dabei ist. Und zudem kommen noch immer neue Geschmacksrichtungen dazu, da Heimo gerne etwas Neues ausprobiert. Da konnte ich mir gleich ein paar Ideen holen! In Macher‘s Landhotel kann man übrigens auch lecker essen, so hat man gleich den kompletten Genuss.

Im Winter gehört zum Thema Genuss ja auch der Wintersport. Ausgehend von der Felbertauernstraße hat man ideale Möglichkeiten zum Skifahren, Schneeschuhwandern und mehr. Ebenfalls im Defereggental, genauer gesagt im Skizentrum St. Jakob. Ein kleines, aber sehr feines Skigebiet mit 7 Liften und 23,7km Pisten. Perfekt für Familien, denn von den Pisten her ist alles Nötige vorhanden, ob Blau, Rot oder Schwarz. Abseits vom Trubel ein echter Geheimtipp für alle, die es ruhiger und natürlich mögen. Skifahren kann ich ja nie genug, so war es ein schöner Abschluss meiner Reise um die Felbertrauernstraße.

Was ich gehört und gesehen habe, muss es in der Gegend auch im Sommer richtig schön sein. Zum „normalen“ wandern oder auch für Hochgebirgstouren. Dies gilt es das nächste Mal auszutesten. Und evtl. gibt es auch eine Baustelle auf der Straße, die es zu besichtigen gibt?!
Falls Ihr nach einer schönen Übernachtungsmöglichkeit im Tal sucht, kann ich euch das Alpinhotel Jesacherhof empfehlen. Direkt an der Piste, hübsche Zimmer, leckeres Essen, zudem noch ein schicker Wellnessbereich und die Gastgeber sind einfach nur klasse. Gastgeber aus Leidenschaft- so wie es sein sollte!

Ein ganz dickes Dankeschön geht an das Team der Felbertauernstraße und alle Beteiligten, die dieses Erlebnis ermöglicht haben. Die Jungs und Mädels sind einfach klasse und mit Herzblut bei ihrer Arbeit!

Genuss und Entschleunigung – das ist Juist (Teil 2)

20. Dezember 2019 | Keine Kommentare | Schlagwörter: , , , , , ,

Juist steht nicht nur für Strandurlaub, Entschleunigung und Meer, sondern auch für Genuss. Was gutes Essen (und Trinken) angeht, wird hier, glaube ich, jeder fündig. Und das nicht nur mit leckerem, extrafrischen Fisch in allen Variationen.
Ich hatte ja bereits erwähnt, dass wir u.a. aufgrund der Genusstage auf Juist waren. Diese fanden bereits zum 2. Mal in Kooperation mit dem Slow Food Convivium Ostfriesland statt. Einige Restaurants der Insel nehmen daran Teil und bieten in diesem Zeitraum eine spezielle Speisekarte mit regionalen Gerichten an. Zusätzlich gibt es im Rahmen der Genusstage Vorträge und Infostände zum Thema. Wie Ihr wahrscheinlich mittlerweile wisst, bin ich ein Fan der Slow Food Bewegung und des regionalen Ernährungshandwerks. Qualität und Wertschätzung von Lebensmitteln gehören für mich beim Thema Genuss einfach dazu. Und das passt ideal zum Nachhaltigkeitskonzept der Insel.

Deshalb stand für uns ein Essen in der Hubertusklause auf der „to-do-Liste“. Das Restaurant gehört zum Nordseehotel Freese und ist Unterstützer von Slow Food Deutschland.

Natürlich gab es eines der speziellen Genusstage-Menüs im gemütlichen, rustikal eingerichteten Restaurant. Außerdem noch Live-Hintergrundmusik und meganette Bedienung, das konnte nur ein schöner Abend werden!

Aber auch am Folgeabend ging es mit einem Highlight weiter. Auf uns wartete ein Genusstage-Menü im „Danzer’s Feines Achter’n Diek“ im Hotel Achterdiek, ebenfalls Unterstützer der Slow Food-Bewegung. Hier gibt es „kreative Slow-Food Feinschmeckerküche“, wie der Chef des Hauses selbst zusammenfasst. Stephan Danzer, gemeinsam mit seiner Frau Gaby Eigentümer und außerdem Küchenmeister, kommt gebürtig aus dem unterfränkischen Haßfurt, das konnte ja nur gut werden!  Die Küche erhält regelmäßig Auszeichnungen, u.a.  vom Guide Michelin oder dem Feinschmecker. „Wo die Liebe den Tisch deckt, schmeckt das Essen am Besten“, dieses Motto der Familie Danzer fasst den Abend super zusammen. Toll zusammengestellte Gerichte, dazu leckere Weinempfehlungen und ein schönes Ambiente, was will man mehr?

Beide Restaurants kann ich Euch bei einem Besuch des Töwerlands wirklich nur ans Herz legen! Und die Genusstage finden auch 2020 wieder statt, nämlich am 4. und 5. September.

Für einen Kaffee, Kakao oder Ostfriesentee zwischendurch gibt es natürlich auch einige Möglichkeiten auf Juist. Was man sich nicht entgehen lassen darf, ist ein Besuch des Lütje Teehuus. Hier einen „Kaffee, wie Oma ihn trank“ (mit Sahne und Kaffeelikör) bestellen und genießen. Eine perfekte Anlaufstelle, um die Reserven aufzufüllen und Spezialitäten aus Oma Miele’s Küche zu probieren. Gerade bei Schmuddelwetter einfach nur traumhaft. Falls noch ein Plätzchen frei ist. Die Waffeln sind ebenfalls ein Gedicht, und wenn dann noch das Kaminfeuer flackert, gibt’s wahrscheinlich nichts Gemütlicheres.  

Gemütlich ist es aber auch im Meeresleuchten, einem kleinen Café und Weinbar, in dem fast alles hausgemacht wird. Jeden Tag mehrere Kuchen, Suppe oder Brot und Aufstriche. Ich hatte eine megaleckere heiße Schokolade, eher zum Löffeln als zum Trinken und wahrscheinlich Ersatz für MINDESTENS eine ganze Mahlzeit. Aber wir waren ja nicht zum Kalorienzählen auf Juist!

Falls zwischen dem kulinarischen Angebot noch etwas Platz ist, hat Juist auch einiges in Richtung Wellness zu bieten. Wer dem eigenen Körper etwas Gutes tun möchte, dem kann ich das Biohotel AnNatur empfehlen. Hier gab es eine richtig geniale Massage. Ich weiß, es hagelt heut quasi Empfehlungen, aber wenn es halt auch so gut war – kann ja ich nichts für. ;)
Im Biohotel soll man auch sehr gut vegetarisch essen können, aber leider hat das mit unserer Reservierung nicht geklappt, also müssen wir uns das für den nächsten Inselbesuch aufheben.

Am nächsten Tag schwangen wir uns auf die Räder, um weiter die Insel zu erkunden. Geplant war Richtung Westen, also Richtung Domäne Bill und Billriff, zu fahren. Es ging ziemlich gegen den Wind – wie soll es auch anders sein. Murphy’s Law. Wir fuhren vorbei am Hammersee und legten dort einen kurzen Stopp ein, aber es sollte ja noch weiter gehen. Der Hammersee, der größte Süßwassersee auf einer Nordseeinsel (der eigentlich durch eine Teilung der Insel nach einer Sturmflut entstanden ist, so ganz kurz gesagt), Salzwiesen, auf denen die Pferde zu finden sind oder die Dünenlandschaft – Juist ist einfach schön! Wir parkten unsere Räder und dann ging es zu Fuß weiter. Warm und windfest eingepackt zum Strand. Von der Domäne Bill aus kann man einmal um das Billriff wandern. Hier treffen sich Nordsee und Wattenmeer und wer Glück hat, kann sogar Seehunde entdecken.

Den Kopf frei pusten lassen, ist genau das Richtige. Nur wenige Leute waren unterwegs, herrlicher Sand,  schöner Wind = traumhaft! Auf Grund des Wasserstandes konnten bzw. durften wir nicht weiter auf die Bill laufen, wäre zwar theoretisch möglich gewesen, aber wir möchten ungern vom Wasser eingeschlossen werden. Wie auch in den Bergen gilt: Safety first!
Auf dem Rückweg wurde noch etwas Müll eingesammelt, super, dass es dafür extra Boxen gibt. Zurück an der Domäne Bill, einem ehemaligen Bauernhof,  stärkten wir uns nach unserem Spaziergang. Die Gaststube bietet alles, was man sich als Franke „im hohen Norden“ wünscht: Tee in allen erdenklichen Variationen, warme Suppe und der hausgemachte Rosinenstuten ist mittlerweile schon legendär. Gut, wer Rosinen mag… für mich dann doch lieber ein leckerer Milchreis!  

Gott sei Dank hatte sich der Wind nicht gedreht und somit ging es mit Rückenwind wieder zurück ins Dorf.
Das Wetter sollte am nächsten Tag leider schlechter werden und es war Sturm gemeldet. Auf der Insel nichts Außergewöhnliches, denn hier wird auch bei stürmischem Wetter fleißig geradelt. Obenrum mit Regenjacke, untenrum mit Regenhose und barfuß – die Jungs und Mädels sind abgehärtet. Uns hielt das Wetter auch nicht davon ab, den letzten Nachmittag zu nutzen und noch einmal am Strand zu spazieren. Eine kurze Trockenphase abgewartet, raus aus der Ferienwohnung, über die Düne und schon waren wir am Wasser. Mit dabei natürlich Regenjacke und -hose. Regen, Wind und (fast) keine Menschen, so etwas macht man einfach viel zu wenig.

Zu schnell war unser Besuch schon wieder vorbei. Und obwohl die Insel nicht riesig ist, gibt es noch einiges mehr zu entdecken, was wir beim ersten Besuch nicht geschafft haben bzw. uns für das nächste Mal aufheben. Vom Naturlehrpfad bis zum östlichen Teil der Insel oder bei schlechtem Wetter ein Besuch im Meerwasser-Erlebnisbad und abends mal ins kultige Inselkino gehen. Aber das größte Highlight ist einfach die Natur und die Ruhe zu genießen.
Für „Süßmäuler“ wie mich oder als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen gibt es noch etwas Juister Nougatbruch vom „Süßen Günter“ bzw. seiner Tochter Ela,  ein perfekter Süßwarenladen, von dem man als Kind immer geträumt hat.

Die Rückfahrt mit der Fähre ging schneller als gedacht. Durch den Sturm und den auflandigen Wind war genug Wasser vorhanden und wir konnten etwas mehr „querfeldein“ fahren als auf dem Hinweg. Selbstverständlich mit ordentlichem Wellengang, damit der Spaß auch nicht zu kurz kam.
Juist hat schon etwas ganz Besonderes. Ob es die fehlenden Autos sind, die Pferde, die Fahrräder oder einfach nur die Gastfreundschaft der Einwohner – es gefiel uns und wir kommen definitiv wieder, nicht nur so daher gesagt! Wir sind verzaubert!

Ein dickes Dankeschön geht an das Team der Kurverwaltung Juist, die dieses Erlebnis überhaupt erst ermöglicht haben.

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