Die Extratour Strahlungen in der Rhön – Wandern in der Region
Das mit dem Wandern klappt dieses Jahr noch nicht so, wie es sollte. Denn leider mussten schon zwei mehrtägige Wandertouren gestrichen werden. Einmal aus familiären Gründen und einmal wegen meiner Corona-Infektion. Beides braucht man nicht. Normalerweise bekomme ich kein Fieber und eine Erkältung geht auch relativ schnell vorbei. Bei Covid war es etwas anders. Fieber und zwei Nächte ohne wirklichen Schlaf. Und die Luft machte auch Probleme, deswegen hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt „Wenn das nicht besser wird, musst du dir etwas einfallen lassen“. Gott sei Dank muss das auch gleichzeitig der Höhepunkt gewesen sein, denn danach ging es langsam wieder aufwärts. Eigentlich hätte es zu dem Zeitpunkt mit Marco auf Tour gehen sollen, aber es war doch besser noch Schonung angesagt. Was im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung war. Aufgeschoben ist außerdem nicht aufgehoben, ein neuer Termin ist schon anvisiert.
Mittlerweile bin ich wieder beim Radeln und auch wieder laufen. Gut, die 10km sind noch nicht dabei, kommen mit Sicherheit aber auch wieder Auf jeden Fall hätte ich nicht damit gerechnet, dass die Infektion sich tatsächlich so auf die Kondition auswirkt. Möchte nicht wissen, wie es ohne Impfung gewesen wäre. Anyway, weiter geht’s, am Wochenende ging es endlich mal wieder zu einer Wanderung in der näheren Umgebung. Wir machten uns auf zur Extratour Strahlungen. Grundsätzlich keine schwere oder lange Tour, aber trotzdem sehenswert. Sie ist dementsprechend als „leicht“ gekennzeichnet.

Startpunkt war das kleine Örtchen Strahlungen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Eine Parkmöglichkeit gibt es direkt an der Kirche. Es sei denn, die Straße ist wegen festlicher Aktivitäten gesperrt. So war es bei uns der Fall. Trotzdem fanden wir einen Parkplatz im Dorf. Empfohlen wird die Route entgegen dem Uhrzeigersinn, wir entschieden uns allerdings für das Gegenteil und wanderten mit dem Uhrzeigersinn. Dies stellte sich für uns auch als die bessere Variante heraus.
Um Strahlungen zu durchqueren, ging es gleich einmal durch den beginnenden Festbetrieb, wo wir freudig empfangen wurden. „Nein, das Bier müssen wir uns erst verdienen!“ Und zack waren wir aus dem Dorf heraus. Der Weg führt vorbei an schönen Hängen und Ausblicken in die Rhön bis nach ca. 2,3km die Marienkapelle erscheint. Diese ist nicht zu übersehen, versprochen. Nicht weil sie besonders hoch/groß ist, sondern…ach, ihr werdet sehen. Bei Kilometer 5 erscheint ein Turm. Dabei handelt es sich um die „Schlegelwarte“. Dieser Aussichtsturm bietet einen schönen Rundumblick. Kleiner Tipp: Den Rucksack (oder was ihr sonst noch so dabeihabt) unten lassen. Es führt eine Wendeltreppe nach oben und am letzten Stück geht diese in eine Leiter über. Durch eine kleine Öffnung gelangt man auf den Turm. Die Öffnung ist wirklich klein und eng! Dafür wird man, wie bereits erwähnt, mit einer schönen Aussicht belohnt.
Weiter geht’s. Immer am Waldrand entlang und dann ein Stückchen durch den Wald zum sogenannten Michaelisblick. Kurze Zeit später erreicht man auch den Panoramapunkt Lautertalblick. Bei beiden bieten sich auch wieder herrliche Ausblicke auf die umgebenden Dörfer und Hänge. Streckentechnisch gesehen befanden wir uns da bereits in der zweiten Hälfte. Auf dem Weg deuteten verschiedene Schilder mit „Achtung Sprengarbeiten“ auf einen weiteren Punkt der Route hin. Den Steinbruch kurz vor Strahlungen (bei Kilometer 13). Von der dazugehörigen Aussichtsplattform hat man einen guten Blick direkt in den Steinbruch und gleichzeitig auf die dahinterliegende Rhönkette. Wir waren am Wochenende vor Ort und dementsprechend herrschte Ruhe. Vermutlich sieht es an einem Werktag anders aus und evtl. kann man eine Sprengung aus sicherer Entfernung beobachten.










Einen weiteren Abzweig von der Extratour erreicht man kurz vor Strahlungen, den Strahlunger Weinberg. Und kurze Zeit später kamen wir dann wieder am Ausgangspunkt an.
Insgesamt waren es 14,3 km mit 300 Höhenmetern. Hier der Link zu meiner Komoot-Aufzeichnung. Ich würde sie vor allem im Frühjahr/Herbst empfehlen, im Hochsommer kann es doch auf den freien Strecken ordentlich warm werden.
Nun hatten wir uns das Bier auf dem Strahlunger Birkenfest redlich verdient und als Zusatz gab es noch leckeren (selbstgebacken – wie auf dem Dorf üblich) Kuchen bzw. Torte! A draum!
Für mich persönlich war die Tour gar nicht ganz so leicht, denn ich hatte meinen Rucksack vollgepackt und dementsprechend „etwas“ Gewicht mit dabei. Es hätte locker für eine 4-5 Tageswanderung gereicht. Hintergrund ist, dass sich mein Körper wieder an die Last gewöhnt, zum anderen, dass ich noch für eine längere Tour packen kann. Denn wie heißt es so schön: Die nächste Tour kommt bestimmt. Und wenn alles gut geht, dann schon in den kommenden Tagen mit fast 4000 Höhenmetern und 50 Kilometer. Daumen drücken!

Die Extratour Guckaisee in der Rhön – Wandern in der Region
Wenn die Alpen zu weit weg sind für einen Tagesausflug, dann hilft nur, schöne Wanderungen in der Heimat zu unternehmen und die nahe bzw. nähere Umgebung (noch) besser zu erkunden. Nicht weit von Schweinfurt gibt es ein paar Mittelgebirge, welche perfekt zum Wandern einladen. Der Spessart und die Rhön sind den meisten von Euch wahrscheinlich ein Begriff, der Steigerwald und die Haßberge wohl eher noch Geheimtipps. Allesamt herrlich geeignet für Outdoor-Unternehmungen. Dabei die richtige Tour zu finden, ist nicht immer einfach. Für mich persönlich ist die Tagesform ausschlaggebend. Diese entscheidet in den meisten Fällen recht kurzfristig über die tatsächliche Route. Wie lang soll es sein? Eher eine Runde durch Wald, Wiesen oder in die Weinberge? Wie lautet die Wettervorhersage? Deshalb suche ich mir bereits im Vorfeld unterschiedliche Routen raus und passe diese gegebenenfalls an. Dabei greife ich zum einen auf die verschiedenen Outdoor-Tracking-Apps (wie Komoot, Outdooractive etc.) zurück, aber auch auf Offline-Karten/Infos von den verschiedenen Tourismusgebieten. In meinen Augen könnten die unterschiedlichen Apps in Sachen Benutzerfreundlichkeit ja verbessert werden, aber das ist ein anderes Thema.

Wir sind oft spontan, was bei einer Wanderung von Vorteil ist. Wie auch letztens, als wir uns für eine längere Tour entschieden. Wetterbedingungen und örtliche Begebenheiten wurden abgeschätzt und schon stand die Planung für die „Extratour Guckaisee“ in der Rhön.
Man muss wissen, dass wir bereits ein paar „Extratouren“ in der Rhön gemacht haben, die uns alle richtig gut gefallen haben. Die Tour zum Guckaisee hatten wir aber bisher immer etwas hintenangestellt. Warum? Die Tour startet entweder an der Wasserkuppe oder führt (je nach Einstieg) zumindest an der Wasserkuppe vorbei. Jetzt könnte man meinen „ja und?“. Zum Hintergrund: Die Wasserkuppe ist der höchste Berg der Rhön (und in Hessen), bietet zahlreiche Attraktionen (Sommerrodelbahn, Klettergarten usw.) und ist als „Berg der Flieger“ bekannt. Entsprechend viel los ist hier meistens, so auch auf den umgebenden Wanderwegen. Auch die insgesamt ca. 7 Großparkplätze deuten auf regen Betrieb hin. Was wir ja grundsätzlich eher meiden (nicht erst seit Corona).
An einem der letzten Samstage entschieden wir uns dann aber für diese Tour unter der Annahme, dass Ende Oktober weniger los sein wird als im Sommer, außerdem sind samstags ein paar weniger Leute unterwegs als sonntags usw. Die vorherigen Tage waren typisch für die Jahreszeit: Immer wieder abwechselnd Regen, trüb und nass-kalt. Dies sollte sich am besagten Tag ändern. Der Wetterbericht sprach von Sonne und noch einmal bis zu 20 Grad. Top! Perfekt also für eine Herbstwanderung.
Der Rucksack war selbstverständlich mit allen nötigen Dingen gepackt und los ging es. Wir wählten als Startpunkt die Wasserkuppe und wollten erst Richtung Guckaisee laufen, um dann ca. 20km später wieder am Ausgangspunkt anzukommen. So ähnlich, wie es im Rhönführer beschrieben ist. Die Extratouren lassen sich übrigens immer gut in beide Richtungen laufen.
Früh morgens sah es in der Rhön wettertechnisch noch etwas anders aus als gemeldet. Nebel soweit das Auge reichte. Also so richtiger Nebel. Mit Sichtweite unter 50m und die Temperatur auch noch nicht sonderlich hoch. Vorteil daran: tatsächlich sehr wenig Menschen unterwegs! Auto abgestellt, Schnürsenkel nochmals nachgezogen und los ging es. Den richtigen Einstieg zu finden, ist auf Grund des großen Geländes an der Wasserkuppe etwas kniffelig. Wir gingen ca. 1km erst einmal in die falsche Richtung. Aber sobald man das „G“ auf weißem Grund entdeckt hat, wird es eindeutig.





Vermutlich hat man von der Wasserkuppe eine sehr gute Aussicht. Uns blieb diese allerdings aus besagten Gründen verwehrt. Unser Weg führte uns vom Hochplateau vorbei am Fliegerdenkmal und der ehemaligen Radarstation. Beides nur schemenhaft zu erkennen. Hauptsache die Richtung stimmte und schön mystisch war es ja ohnehin. Noch recht gemächlich führte uns der Pfad vorbei an einer Herde Ziegen zum Pferdskopf mit (vermutlich) ebenfalls schönem Blick auf die umliegende Gegend. Geologisch gesehen wanderten wir auf einem Vulkan. Genauer gesagt handelt es sich beim Pferdskopf um eine „Staukuppe“, wir bewegten uns also mitten im Krater umher. Gut, schon vor sehr langer Zeit erloschen, aber dennoch ein Vulkan. Etwas unterhalb befindet sich das zugehörige Gipfelkreuz. Der Weg führt an dieser Stelle (von der Wasserkuppe kommend) links weiter. Allerdings befindet sich geradeaus noch ein schöner Ausblick („Klippe vor dem Pferdskopf“ genannt), die wir uns natürlich nicht entgehen ließen.



Danach also links den schmalen Weg entlang Richtung Wald. Der Weg war bedeckt von Blättern und aufgrund des Regens in den Tagen vorher ziemlich matschig. Unter den Blättern lagen wiederum kleine und größere Basaltsteine. An dieser Stelle war es auch etwas steiler, so dass man ein bisschen aufpassen musste. Aber wie ich immer sage: Auf gute Wanderschuhe kommt es an! Nach kurzem Stück erreichten wir den „Goldborn“. Eine Quelle, aus der aber leider kein Gold sprudelte. Als alter Spessarter weiß man natürlich, dass „Born“ eine Bezeichnung für eine Quelle und/oder Brunnen ist. Ab diesem Zeitpunkt ging es (vorerst) nur noch bergab. Immer weiter durch den schönen Herbstwald. Auch ein Reh zeigte sich – zumindest kurz, um dann wieder in den Tiefen des Waldes zu verschwinden. Nach weiteren ca. 1,5 Kilometern erscheint schließlich der Namensgeber der Runde, der Guckaisee. Eigentlich sind es zwei Seen. Ein Badesee und daneben (oberhalb) der Angelsee. Im Sommer sicherlich ein schöner Ausflugssee, als wir vorbeikamen, wurde der vordere See gerade abgelassen. Am Guckaisee treffen sich verschiedene Rhön-Wanderwege und hier befindet sich auch ein Wanderparkplatz, den man als alternativen Einstieg in die Extratour nutzen kann. Kurz nach dem See führte uns der Weg wieder nach oben, teilweise am Waldrand entlang, teilweise durch den Wald hindurch. Vorbei an Kühen und Pistenraupen (!) ging es Richtung Obernhausen, ein kleines Dorf mit etwas mehr als 90 Einwohnern. Diese waren am Samstag entweder zu Hause tätig oder saßen auf den Liftstützen, um diesen für die kommende Saison vorzubereiten. Evtl. sitzen manche vielleicht auch noch heute da oben?! ;) Übrigens hat man auch in Obernhausen die Möglichkeit, in die Extratour Guckaisee einzusteigen. Gleichzeitig erreichten wir hier den niedrigsten Punkt der gesamten Strecke. Ab jetzt hieß es wieder bergauf wandern.









Nach etwa der Hälfte der Strecke erreichten wir den Feldberg. Angeblich hat man von dort aus einen wunderbaren Blick Richtung Gersfeld. Wir sahen zwar die Stadt, aber es war weiterhin trüb und herbstlich grau. Immer noch eine mystische Stimmung, die man auch nicht alle Tage erlebt.
Weiter im Text, bzw. weiter ging es zurück in den Wald. Auch hier gab es vulkanische Ausläufer zu sehen. Und typisch für die Region: Basaltsteine bzw. auch Steinhaufen säumten den Weg. Diese waren sehr häufig von Moos bedeckt und sahen ziemlich gut aus. Nach ca. 16km und einer kleinen Steigung erreichten wir die Quelle der Fulda. Für die Hessen unter uns muss dies ein richtiges Highlight sein. Wobei man bereits vorher an der Fulda entlang läuft. Nämlich genau an dieser besagten Steigung durch den Nadelwald. Nach der Quelle sind wir schon fast auf der Zielgeraden zurück zur Wasserkuppe. Ein Wald-/Wiesenweg führt uns weiter nach oben, an einen weiteren Aussichtspunkt bzw. an eine Abzweigung. Hier könnte man theoretisch abkürzen und dem Weg direkt Richtung Wasserkuppe folgen, ODER man nimmt den Rundweg zum Schafstein, was auch der offiziellen Extratour-Route entspricht. Unbedingt zu empfehlen, denn das ist ein Highlight der Wanderung! Dieser kurze Rundweg liegt in der Kernzone des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. D.h. hier wird irgendwann auch wieder ein Urwald entstehen. Was gleichzeitig für uns Besucher bedeutet: Wir sind der Natur nur untergeordnet. Konkret heißt es, die Wege nicht verlassen, Hunde an die Leine, keinen Müll hinterlassen, möglichst leise sein und die Pflanzen stehen lassen bzw. Tiere nicht stören. Also eigentlich alles, was eh schon selbstverständlich sein sollte. Passend zu dem schönen Fleckchen Erde kam nun auch die Sonne heraus. Ich meine, Wald und Natur an sich ist schon sehr schön und ich bin gerne draußen, aber wenn die Strecke zudem noch durch eine ganz besondere Landschaft führt, muss ich schon etwas grinsen. Zumindest innerlich. Ihr wisst ja, der Franke an sich zeigt seine Gefühle nur spärlich.
Über den Schafstein führt ein kleiner Rundweg mit wunderbaren Aussichtspunkten, einer Stempelstelle und verschiedenen Besonderheiten. Zum einen ein sogenannter „fossiler Blockgletscher“. Dabei handelt es sich um Basaltgestein, welches zu Blöcken zerfallen ist und eine Dicke zwischen 25 und 40 Metern aufweisen kann. Früher (in einer Kaltzeit) waren die Zwischenräume der Blöcke vereist und somit bewegte sich die gesamte Struktur ähnlich eines heutigen Gletschers talabwärts. Mittlerweile sind die Blockzwischenräume mit Erde, Blättern und kleinen Steinchen verfüllt.








Mit etwas Glück findet man sogar wieder einen seltenen „ästigen Stachelbart“. Die 2-3 zusätzlichen Kilometer lohnen sich also wirklich. Auf den letzten Metern zurück zum Ausgangspunkt kam uns dann noch eine Familie entgegen, die sich nach dem Weg erkundigte. Soweit nichts Besonderes. Es war allerdings bereits ca. 16 Uhr und sie wollten noch einen Umweg zu ihrem 10km entfernten Ziel machen. Natürlich hatten sie nur die Handytaschenlampe dabei, mehr aber auch nicht. Auch im Mittelgebirge bitte daran denken, dass es in dieser Jahreszeit schon recht früh dunkel wird! Als kleiner Tipp: Frühzeitig mit der Wanderung starten, bei längeren Touren IMMER eine Taschenlampe (Smartphone zählt nicht dazu) oder Stirnlampe dabeihaben und die Route VORHER planen. Es kann eigentlich so einfach sein. Ich hoffe, dass sie es trotzdem noch rechtzeitig zu ihrem Ziel geschafft haben.
Laut Koomot waren wir 21,1km unterwegs, bei einer Höhendifferenz von 610m. Die reine Gehzeit betrug 4:42h. Meine Suunto Uhr, die vermutlich etwas genauer ist, sprach von 22,78km und einer Höhendifferenz von 685m. Aber egal ob ein paar Meter mehr oder weniger, es war so oder so eine sehr schöne Tour!
P.S.: Bei den „Extratouren“ handelt es sich um vom Wanderinstitut (ja, das gibt es wirklich) zertifizierte Rundtouren. Davon gibt es in der Rhön um die 30 und es kommen immer wieder neue Wanderwege hinzu, so erst in diesem Jahr mit der Extratour „Waldfenster“, die natürlich auch noch auf unserer „to-hike“-Liste steht.