Genuss und Wandern im Nürnberger Land
Der Herbst hat begonnen und für mich ist er jedes Jahr unter den Top 4 der beliebtesten Jahreszeiten! Das Spiel der Farben, das morgendliche Licht, die frische Luft und die Stimmung sind einfach herrlich. Was liegt da näher, als einen schönen Ausflug zu unternehmen?
Vor zwei Jahren habe ich mir das Nürnberger Land bereits von oben und von unten angesehen und war begeistert. Man muss dazu sagen, dass ich lange Zeit in der Metropolregion Nürnberg gewohnt habe, aber mir damals das Nürnberger Land gar nicht genauer angeschaut habe. Was ich jetzt natürlich bereue, aber es ist ja nie zu spät. Vor Kurzem stand für mich also ein erneuter Besuch in der mittelfränkischen Region auf dem Programm. Im Rahmen einer Pressereise ging es um das Thema Genuss und Wandern – eine perfekte Kombi!
Es dürften mehr als 2000 Kilometer Wanderwege sein, die es im Nürnberger Land gibt, mit dichten Wäldern, Felsformationen, Höhlen und Schluchten, Flusstälern sowie Burgen und Schlössern. Also genau das Richtige für ein verlängertes Wochenende und/oder ein paar (Urlaubs-)Tage, um den Kopf frei zu bekommen und mal wieder abzuschalten.
Was zum Outdoor-Erlebnis im Nürnberger Land dazu kommt, ist die typisch mittelfränkische
(Essens-)Kultur. A draum! Von beidem werde ich Euch im Folgenden berichten. Aber halt, auch der Durst muss zwischendurch gestillt werden. Und zu diesem Genuss ging es erst einmal nach Neuhaus an der Pegnitz, genauer gesagt in die Kommunbrauerei Hombauer. Dabei handelt es sich um keine „normale“ Gaststätte mit Ausschank, sondern im Grunde genommen um eine historische Brautradition. In Neuhaus wurde schon lange im Brauhaus gebraut – wie vermutlich in sehr vielen Städten/Gemeinden. Doch im 16. Jahrhundert wurde der Markt Eigentümer von genau diesem Brauhaus und der damalige Herrscher – Bischof Weigand von Redwitz – verschenkte das Brauhaus an seine Bürger. Damit durfte jeder Einwohner (damals waren es um die 85 Bürger) Bier brauen und dieses im eigenen Haus verkaufen. Kommunbrauhäuser gibt es wohl nur noch in Teilen Frankens und der Oberpfalz. Natürlich übten nicht alle Einwohner von Neuhaus das Recht aus, aber das Braurecht blieb über die Jahrhunderte erhalten und so waren es 1972 noch fünf aktiv-brauende Einwohner. Diese wechselten sich mit dem Verkauf ab, und sollte ein Stern sichtbar an einer Stange zu sehen sein, so wussten Einheimische und Fremde sofort, wer gerade „Kommune“ hat.
Aktuell wird das Recht nur noch von zwei Einwohnern (mit Gaststätte) ausgeübt. Aktuell von der Familie Hombauer mit dem Wirt „Pauli“ (so sein Spitzname). Er wird aber in naher Zukunft ein Haus weiterziehen und die Tradition dort weiterführen. Es wäre auch sehr schade, wenn dieses alte Recht bzw. die Tradition verschwinden würde. Grundsätzlich handelt es sich beim (Kommun-)bier um ein ungespundenes Bier aus offener Gärung. Bedeutet: Weniger Kohlensäure, kürzere Haltbarkeit, aber dafür einmalig im Geschmack! Und so ganz unter uns gesagt: Es schmeckt richtig, richtig gut!
Übrigens führt eine Bahnstrecke nach Neuhaus an der Pegnitz, welche sehr zu empfehlen ist. Sie führt durch das schöne Pegnitztal (Für die Bahnfahrer: orientiert Euch Richtung Hersbruck rechts der Pegnitz), immer wieder über Brücken und durch Tunnel. Man kommt sich teilweise vor wie in einem anderen Land, wenn sich unten im Tal die Pegnitz im einfallenden Herbstlicht spiegelt. Schön! Und so lässt sich dann natürlich auch das ein oder andere Glas Bier besser genießen.
Da wir schon beim Thema Genuss sind, kann ich Euch den Gasthof Restaurant Cafe Bauer empfehlen, mitten in Hersbruck gelegen. Unter anderem wegen dem fränkischen Nationalgericht „Schäufele“ (also die Schweineschulter). Wie die eingefleischten Schäufele-Esser wissen, werden Schäufele in Mittelfranken normalerweise mit Klößen und Salat serviert. Im Gasthof Bauer wird das klassische Schäufele jedoch ganz neu interpretiert und als Burger serviert.
Wer jetzt aber an einen klassischen Burger denkt, der liegt auch nicht richtig. Vom Brötchen bis hin zur Schäufele-Kruste – an alles wurde gedacht für ein optimales Genusserlebnis! Küchenchef Michi ist außerdem Mitglied bei „Heimat aufm Teller“. Dazu gehören 14 Gastwirte und 34 Landwirte, Teichwirte, Hühnerhalter, Gänsezüchter, Schafhirten, Ziegenhalter, Metzger, Käseproduzenten, Kräutersammler, Brotbäcker, Nudelmacher, Gemüsebauern, Spargelstecher, Streuobstwiesenbesitzer, Imker, Safthersteller und Marmeladenerfinder aus der umliegenden Gegend, die sich zu einem Verein zusammengeschlossen haben. Kurze Wege, Stärkung heimischer Betriebe, regionale und saisonale Produkte – das schmeckt man! Natürlich gibt es in der Umgebung noch weitere gute Restaurants und Gastwirte– einfach mal Augen und Ohren offenhalten.
Wer Essen kann, kann auch wandern. So ein altes Sprichwort (also vielleicht ist es ein Sprichwort und vielleicht ist es alt). Für alle 2000 km Wanderwege war die Zeit einfach zu kurz, daher entschied ich mich für einen Teil des Frankenalb Panoramaweges. Dieser hat insgesamt zwischen 50 und 60km und ist gekennzeichnet durch einen besonders hohen Anteil an naturbelassenen Wegen, die u.a. an einigen Ruinen vorbeiführen. Persönlich bin ich von Hersbruck (links der Pegnitz) nach Hartmannshof, meinem Ausgangspunkt, mit der S-Bahn gefahren und dort dann in den Panoramaweg eingestiegen. Mein Weg führte mich Richtung Haunritz (grobe Richtung entlang des Högenbaches) und war zu Beginn noch recht unspektakulär. Als kleines Highlight und völlig unerwartet erschien dann im Wald eine kleine Quelle. Aber das war nicht das einzige Highlight. Kurz darauf führte der Weg vorbei an Felspyramiden, durch Dschungelpfade schlussendlich zur Burgruine Lichtenegg, einer hochmittelalterlichen Adelsburg. Erbaut vermutlich um 1200, aber Ausgrabungsspuren etwas außerhalb der Ruine deuten auf eine deutlich ältere Siedlung zurück. Scherben weisen auf eine Zeit um 3000 v. Chr. hin. An der Ruine sind Schaukästen mit verschiedenen Utensilien aufgebaut, die dort gefunden wurden. Das Wetter spielte nur semi mit, dafür hatte ich die Ruine für mich allein.
Da es sich von Hartmannshof um einen Zustieg zum eigentlichen Frankenalb Panoramaweg handelt, am besten zunächst immer dem Zeichen des „Erzweges“ (rotes Kreuz auf weißem Untergrund) folgen. Irgendwann wird daraus dann eine rote Linie auf gelbem Untergrund und man durchquert schöne auf Felsen gelegene Buchenwälder. Eine tolle und gleichzeitig auch mystische Kulisse. Ein weiterer Wanderhöhepunkt bietet sich schon fast gegen Ende der Wanderung – der „Hohle Fels“ bei Happurg. Eine Höhle, aber auf einem Hochplateau gelegen. Geht man ein paar Meter weiter, so hat man einen super Ausblick auf den Happurger Stausee und die angrenzende Umgebung. Es soll sich dabei auch um ein sehr schönes Klettergebiet handeln, so für die Kletterer unter Euch.
Von dort auf geht es dann nur noch bergab Richtung Happurg und wieder zurück nach Hersbruck mit der S-Bahn. Insgesamt war ich fast 20km mit ca. 550hm unterwegs. Die Dauer der Wanderung betrug 5 Stunden und 30 Minuten (reine Gehzeit lag bei 4h und 18min) – mit einigen Pausen, Fotostopps und Aussichtspunkten dazwischen. Die Tour habe ich auf Komoot getrackt.
Mein persönliches Fazit: Eine schöne Wanderung, mit vielen Highlights und schönen Wegen. Macht auf jeden Fall Lust auf weitere Strecken des Frankenalb-Panoramawegs!
Zurück in Hersbruck wollte ich ursprünglich noch das deutsche Hirtenmuseum besuchen, was auf Grund der vorangeschrittenen Zeit auf den nächsten Tag verschoben werden musste. Das Hirtenmuseum ist einmalig in Deutschland und veranschaulicht nicht nur die fränkische bzw. deutsche Hirtenkultur, sondern gibt Einblicke in das weltweite Hirtentum. Exponate aus Sardinien, Afrika oder auch Nepal kann man hier finden. In der Region selbst wurden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Hirten von den Gemeinden angestellt, um das Vieh der einzelnen Dorf-, Markt- und Stadtbewohner zu hüten. Im Nürnberger Land gab es solche angestellten Hirten noch bis in die 60er Jahre. Und neben der Hirtenkultur wird auch die Kultur der Glocken und Schellen betrachtet, was ja irgendwie dazu gehört. Sehr interessant!
Natürlich ist von dieser Tradition in unserer Gegend heute nicht mehr viel übriggeblieben, doch gerade im Alpenraum ist sie noch ein fester Bestandteil – siehe u.a. die Almauf – und -abtriebe. Als weitere Punkte der Dauerausstellung sind u.a. das historische Feuer-Löschwesen und weitere Ausstellungsstücke (Biedermeierzimmer) zu sehen. Auch hier verweilte ich länger als ursprünglich geplant bzw. die Zeit verging einfach zu schnell.
Nach einem kurzen Rundgang durch das schöne Hersbruck ging es für mich wieder Richtung Heimat. Aber, ich komme definitiv bald wieder – es gibt noch viel zu entdecken!
Ein Dankeschön geht an das ganze Team vom Nürnberger Land Tourismus, die dieses Erlebnis ermöglicht haben.
Zu Fuß und per E-Bike durch Churfranken – die Burgen-Tour (Teil 2)
Churfranken hat einiges zu bieten, nicht nur Burgen, Kapellen, Ruinen und historische Häuser. Das Motto bzw. die Einladung der Region ist „Leben sie langsam“ und das sollte bei einem Urlaub hier idealerweise verinnerlicht werden.Langsamkeit kann nämlich einen Gewinn an Genuss, Staunen, Intensität und Glückbedeuten, wie das Team von Churfranken-Tourismus erklärt. Und ja, es ist etwas dran. Wir alle haben doch im Alltag zu viel Stress: Dort noch schnell etwas organisieren, hier noch schnell zu einem Termin rennen. XY muss noch fertig werden und schon klingelt wieder das Telefon. Sobald der Urlaub da ist, wird Zeit benötigt, um runter zu fahren. Das geschieht nicht einfach so, sondern auch die Umgebung muss passen. Und genau DAS ist in Churfranken der Fall, hier kann man herrlich entschleunigen. Langsam ist nämlich eine (die eigene) Haltung. Was aber nicht heißt, dass man nicht die ein oder andere Aktivität angehen kann.
Was beim Thema Genuss in Franken nicht fehlen darf, ist das Thema Wein. Und zum Wein gibt es in Churfranken die ein oder andere Besonderheit. So zum Beispiel unterhalb der Clingenburg. Hier befinden sich Reben, die z.T. von der Familie Stritzinger bebaut werden. Sie bewirtschaften das sogenannte „Kirchenstück“, das direkt über der Kirche gelegen ist, um daraus Messwein zu produzieren. Nicht umsonst dürfen sie sich „vereidigter Messweinlieferant“ nennen. Und das schon seit 2001. Da wir bei der Clingenburg waren, ließen wir es uns nicht entgehen, im Weinberg einen Schluck des Weins zu probieren.
Insgesamt befinden sich die 2 Hektar des Kirchenstücks in Terassensteillagen und die Pflege erfolgt zu 100% in Handarbeit. Neben den Trockenmauern (ein Lebensraum für Eidechsen und Co.) befindet sich im Weinberg 100% Dauerbegrünung. Das hat mit dem Wein in erster Linie zwar nicht viel zu tun, aber die Natur freut sich. Ein Punkt für die Biodiversität. Mittlerweile arbeitet jeder 8. Betrieb nach ökologischen Vorgaben und die Zahlen werden, dank Förderungen, sicherlich weiter steigen. Soweit so gut, hier in Churfranken ist das seit Mitte der 80er Jahre schon der Fall. Und ganz unabhängig davon schmeckt der Wein auch sehr gut!
Wenn wir schon beim Wein sind, kann ich Euch das Weingut Helmstetter mit zugehörigem Hotel „Main Vinotel“ empfehlen. Bei der Familie Helmstetter, die bereits in 4. Generation tätig ist, wird seit ca. 1900 Wein angebaut, seit 2009 am jetzigen Standort. Neben der Rebsorte Sauvignon Blanc findet man bei ihnen auch Grauburgunder, Weiß- und Rotwein werden zu je 50% angebaut. Wir hatten die Möglichkeit, im Rahmen der Pressereise die „heiligen Hallen“ anschauen. Wobei es zur Zeit meines Besuchs im August noch recht ruhig war, denn die Trauben mussten noch etwas reifen. Das dürfte aktuell, zur Hochsaison der Weinlese, sicherlich ganz anders aussehen.
Im Vinotel kann man Urlaub direkt beim Winzer machen und ich habe hier echt gut geschlafen. Das lag vielleicht mit daran, dass im Zimmer Spessarteiche verbaut wurde. Sowohl bei den Möbeln als auch beim Fußboden. Als alter Spessarter weiß man, dass es kaum besser geht und fühlt sich natürlich gleich wohl! Aber es sind auch die vielen Kleinigkeiten, auf die die Winzerfamilie Wert legt, und die den Wohlfühlcharakter ausmachen. Radfahrer sind hier selbstverständlich ebenfalls Willkommen – im Keller befinden sich Ladestationen für (mindestens) 15 E-Bikes.
Generell muss ich sagen, dass Churfranken sehr radfahrerfreundlich ist. Wir waren im Rahmen unserer Pressereise selbst mit dem Radl unterwegs, um die Burgen und Ruinen zu erkunden. Genauer gesagt sind wir von Freudenberg am Main (bereits in Baden-Württemberg gelegen) bis nach Klingenberg am Main gefahren und dann die halbe Strecke zurück nach Großheubach. Insgesamt ca. 35km und (fast) immer schön am Main entlang. Wer ohne Bike vor Ort ist, dem ist schnell geholfen. An verschiedenen Stationen, wie z.B. im Radlereck, kann man sich in Churfranken Räder ausleihen. Als kleine Info: Am Wochenende könnte es am Main recht voll werden. Wer also Zeit hat, ruhig einmal in der Woche herkommen und die schöne Gegend erkunden. Aber nicht nur die Genussradler kommen auf ihre Kosten, dank der Mittelgebirgslage mit Odenwald und Spessart können sich die MTBler auch ordentlich austoben. Und mit etwas Glück führt mancher Wege an einer der bereits erwähnten Burgen/Ruinen vorbei. Somit ist für jeden Radlertyp etwas geboten.
Wer sportelt, muss die verlorenen Kalorien natürlich wieder auffüllen! Nur mit Wein allein ist dies etwas schwierig(er). Ein leckeres Essen dazu ist sinnvoll. Und das ist an sehr vielen Ecken in Churfranken möglich. Zu empfehlen sind auf jeden Fall die Häckerwirtshäuser. Wer diese noch nicht kennt, hier handelt es sich um lokale Weinhändler, die Essen und Trinken nur zu bestimmten Zeiten im Jahr anbieten und dann ihren Hof, ihren Ausschank oder ihr Weingut öffnen. Die Winzer sprechen und wechseln sich mit ihren Öffnungszeiten ab, für einen guten Überblick sorgt hier der Häcker-Kalender. Regionaler und authentischer geht es kaum.
Eine weitere Empfehlung, welche ich uneingeschränkt aussprechen kann, ist das Gasthaus zur Krone in Großheubach. Die Inhaber Ralf und Niki Restel sind einfach super und ergänzen sich wunderbar. Ralf steht in der Küche und zaubert aus regionalen und saisonalen Zutaten leckere Speisen. Niki serviert dazu den richtigen Wein und/oder das richtige Bier. Ein Traum! Als wir in die Küche schauen durften, stand für den nächsten Tag Reh auf dem Programm. Das wäre ein besonderer Genuss gewesen, doch leider ging es für mich an dem Tag schon wieder nach Hause. Aber auch ohne das Reh hatten wir ein sehr leckeres Menü mit den passenden Weinen und als Abschluss einen Eisbock aus der Brauerei Faust.
Besagte Brauerei schauten wir uns am letzten Tag der Pressereise an. Für uns ging es in die Innenstadt des schönen Städtchens Miltenberg. Hier lohnt sich eine Stadtführung definitiv, u.a. durch das „Schnatterloch“ auf den historischen Marktplatz. Der umgeben ist von schönen Fachwerkhäusern und dem Marktbrunnen aus dem Jahr 1583 aus rotem Sandstein. Und wenn Ihr in Miltenberg seid, macht auch eine Führung durch die Brauerei Faust mit. Diese befindet sich quasi im Herzen von Miltenberg und braut sehr leckeres Bier. Es hat sich einiges getan seit meinem letzten Besuch. So wurde in neue Tanks investiert, die sich sehr gut integrieren und auf denen der Gast (im Rahmen einer Brauereiführung und/oder beim selbst Brauen) „sein“ Bier verköstigen kann. Noch dazu mit einem tollen Blick auf die Altstadt. Also top gemacht! Selbstverständlich ist das Bier wirklich zu empfehlen, aber das versteht sich eh von selbst, sonst würde ich es gar nicht hier erwähnen.
Kommen wir noch einmal zurück zu den Burgen in Churfranken. Diese wurden in der Regel an strategischen Punkten errichtet. Entweder an Handelswegen, beliebten Straßen oder Wasserlinien. Denn zur damaligen Zeit bestand das heutige Deutschland bekanntermaßen aus vielen kleinen Staaten bzw. Fürstentümern (ähnlich der heutigen Tarifzonen im öffentlichen Nahverkehr) und so mussten Händler immer Abgaben/Zoll zahlen. Um den Forderungen Nachdruck zu geben und um sich selbst zu schützen, wurden an strategischen Punkten Burgen errichtet. Und auch früher war die Aufklärung das A und O der Kriegsführung – man musste schließlich wissen, wann, aus welcher Richtung und mit welcher Stärke der Feind anrückt. Und sobald eine Gefahr eintraf, musste man seinen Nachbarn (mit dem man hoffentlich befreundet war) informieren. Was per Feuer und/oder Reiter passierte. So zumindest die Kurzform der Geschichte. Von daher liegen entsprechend einige Burgen wie an einer Schnur aufgereiht. Um dies deutlich zu sehen, ging es zum Flugplatz Mainbullau. Mit Peter Duffeck, seines Zeichens Fluglehrer und Pilot, ging es in die Luft. Und von oben betrachtet sieht man sofort die strategischen Lagen der Burgen.
Ein Flug über Churfranken ist sicherlich ein besonderes Urlaubshighlight. Also nicht nur wegen der Burgen bzw. der tollen Übersicht, sondern weil es einfach ein richtig schönes Erlebnis ist. Noch dazu ist Peter ein sehr (!) erfahrener Pilot. Wer es etwas abenteuerlicher mag, es sollen auch Fallschirmsprünge möglich sein. Aber da bin ich der falsche Ansprechpartner – (aus Gründen).
Es war eine sehr schöne Reise nach Churfranken. Herrliche Landschaft, vielfältige Aktivitäten und Genuss, der nicht zu kurz kommt. Trotz Pressereise kam es mir fast wie Urlaub vor. Was vielleicht auch am Motto liegt: Leben sie langsam.
Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team von Churfranken und allen Beteiligten, die diese Erlebnisse ermöglicht haben.
Zu Fuß und per E-Bike durch Churfranken – die Burgen-Tour (Teil 1)
Wie die Zeit vergeht! So ist es nun schon drei Jahre her, dass ich in Churfranken gewesen bin. Auch wenn ich in der Nähe aufwuchs, ist die Region doch noch einmal anders als meine Heimat – landschaftlich gesehen wird die Umgebung vom roten Mainsandstein geprägt und der Main schlängelt sich hier gemütlich entlang. Auf der einen Seite liegt der Spessart, auf der anderen der Odenwald. Und wenn man zurück ins Mittelalter blickt, weiß man, dass Flüsse und Mittelgebirgshänge sich ideal für Burgen, Schlösser, Wehrkirchen, Klöster, Ringwallanlagen usw. eigneten. Das gilt natürlich genauso im schönen Churfranken. Entsprechend gibt es hier einiges zu entdecken!
Da wäre zum Beispiel die Gotthardsruine zwischen Amorbach und Weilbach. Diese liegt ca. 1 Kilometer oberhalb von Amorbach und ist ideal zu Fuß zu erreichen. Es dürften so maximal 3km vom Ort aus sein und der Weg ist gut ausgeschildert. Sobald man oben auf dem Gotthard (so nennt sich der Berg) ankommt, sieht man bereits die große romanische Kirche. Früher hieß der Berg übrigens „Frankenberg“ und hat eine lange Geschichte hinter sich. Bereits im 8. Jahrhundert soll dort eine Burg gestanden haben. Später, ca. im 12. Jahrhundert, wurde dann ein Benediktinerkloster errichtet. Wie üblich änderten sich die Besitzansprüche immer wieder und ein paar Kriege (Bauernkriege) kamen auch noch dazwischen. So war es nun mal damals. Im Laufe der Zeit kam ein Turm hinzu, der einen schönen Überblick über die verschiedenen Täler bietet. Insgesamt sind es sieben, daher wird es auch der „7-Täler-Blick“ genannt. 1956 erhielt die Kirche ein neues Dach (das vorherige wurde durch einen Blitzeinschlag vernichtet) und im Grunde hat sich seither nicht mehr viel geändert.





Ein imposantes Bauwerk, wenn man bedenkt, dass es schon ein paar Jahrhunderte an diesem Platz steht. Und noch dazu das ganze Material erst hin transportiert werden musste. Aktuell finden vor Ort archäologische Ausgrabungen statt. Bereits in der Vergangenheit wurden solche Grabungen durchgeführt und so manches Interessante kam zum Vorschein. Die Ausgrabungen werden von ehrenamtlichen Helfern (unter Anleitung eines Archäologen) durchgeführt. Wer also Interesse an Archäologie hat – bis Oktober kann hier mitgeholfen werden. In den unterschiedlichen Erdschichten kann man einiges entdecken – von Ziegeln über Asche (es brannte also irgendwann einmal), Tonstückchen, Mauern und/oder auch Knochen. Jede Erdschicht bringt (vielleicht) etwas ans Tageslicht. Das „vielleicht“ streichen wir einfach, denn in so einer Umgebung kommt mit großer Sicherheit etwas Altes ans Tageslicht. Spannend! Erkenntnisse zeigen, dass um 1809 Touristen vor Ort waren. Sie wussten schon, wo es ist schön ist! Alle bisher gewonnen Daten und Funde werden aufbereitet und in den kommenden Jahren innerhalb der Gotthardsruine in einem modernen Informationssystem für Touristen präsentiert. Hinter dem Projekt steckt der Verein Burgenlandschaft e.V., der noch einige weitere Burgen, Klöster, Ruinen etc… betreut.
Zurück nach Amorbach ging es wieder zu Fuß und wenn man schon einmal dort ist, sich für Burgen, Ruinen und alte Gemäuer interessiert, sollte man unbedingt einen Blick in das Templerhaus werfen. Relativ unscheinbar steht das Haus inmitten einiger anderer Häuser – etwas abseits der Straße. Man würde glatt vorbeilaufen, aber das Templerhaus ist das älteste Fachwerkhaus in Bayern und eines der ältesten in ganz Deutschland. Dies kann man übrigens sehr gut über das Holz (grob gesagt: Abstand der Jahresringe) feststellen. 1291 erfolge der Bau des Fachwerkobergeschosses fast in seiner heutigen Form. Die Fenster in der heutigen Ansicht wurden später hinzugefügt und auch innen wurden Putz- und Malerarbeiten immer wieder angepasst bzw. erneuert. Wird in den eigenen vier Wänden heute schließlich auch so gemacht – ab und zu streichen bzw. etwas erneuern. Der steinerne Unterbau dürfte noch ca.100 Jahre älter sein.


Innen wurde teilweise das Fachwerk freigelegt und die damaligen Zimmereiarbeiten sind zu bestaunen. Auch verschiedene Maler- und Putzschichten sind zu entdecken. Überhaupt finde ich es spannend zu überlegen „Hier haben zahlreiche Generationen gelebt – was werden sie wohl alles gesehen und erlebt haben?“. Erbaut wurde das Gebäude (vermutlich) von der Adelsfamilie Rüdt von Collenberg, es wechselte mehrfach seinen Besitzer und ging 1981 in den Besitz der Stadt Amorbach über. Man vermutet, dass das Geschlecht der Rüdt eine Beziehung zum Templerorden hatte. Zeitlich passt das Gebäude dazu. Aktuell ist ein Anbau vorhanden, indem die Geschichte und weitere Details erzählt werden. Wenn ihr in der Ecke sein solltet – das Templerhaus ist unbedingt einen Besuch wert!
In Churfranken wimmelt es quasi nur so von Burgen. Das mag daran liegen, dass es hier so schön ist, dass sich viele Burgherren in der Gegend niederlassen wollten, kann aber auch den verschiedenen Gebietsansprüchen geschuldet sein. Ich tippe mal auf die schöne Gegend! ;)
Die nächste Burg, die wir uns anschauten, steht im Ausgangsort Miltenberg. Es handelt sich dabei um die Mildenburg. Die Burg dürfte Ende des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein und die Namensgebung aus dieser Zeit leitet sich von einer mittelalterlichen Tugend ab: Milde (milte): Freigiebigkeit, Barmherzigkeit, Großzügigkeit. Das (jetzt wieder) weiß verputzte Hauptgebäude stammt im Kern aus den 1390er Jahren. Noch älter dürfte die Ringmauer sein. Auf dieser führt ein kleiner Weg entlang, um den mächtigen Bergfried zu erreichen. Der ist ca. 30m hoch und lässt einen genial über die Stadt blicken.



Aktuell ist in der Burg ein Museum beheimatet, welches eine Dauer- und eine Wechselausstellung mit dem Namen „Orthodoxe Ikonen und moderne Kunst“ beinhaltet. Nachdem 1979 die Burg in den Besitz der Stadt überging, wurde sie umfangreich saniert und 2011 öffnete das Museum seine Pforten.
Mit Superlativen geht es in Churfranken weiter: Die Martinskapelle in Bürgstadt am Main darf da nicht fehlen. Die Kapelle ist eine der ältesten Kapellen in ganz Franken. Sie wurde um 950 erbaut und beinhaltet eine Besonderheit, welche in ganz Deutschland fast nicht mehr zu finden ist. Es handelt sich dabei um die sogenannte „Armenbibel“ aus dem 16. Jahrhundert. Eine bildhafte Darstellung mit mindestens einer Szene aus dem neuen Testament und auch Texten/Szenen aus dem alten Testament.


Besonders in den Blick fällt der Heilige St. Martin, der zwar seinen Mantel teilt, aber gleichzeitig nicht sonderlich begeistert schaut. Was es zu bedeuten hat? Man weiß es nicht genau…
Am besten ist die Martinskapelle per Fahrrad zu entdecken, das bietet sich entlang des Mains sowieso an, aber dazu erzähle ich Euch noch mehr.
Wandert und/oder fährt man am Main entlang ein Städtchen weiter, kommt man nach Klingenberg am Main. Dort liegt die Burgruine Clingenburg, direkt oberhalb der Altstadt, inmitten von Weinbergen. Zwar wurde die Burg im Jahr 1100 schon genannt, aber vermutlich wurde sie an dem jetzigen Standort erst ein paar Jahre später errichtet. Erbaut wurde sie vom Mundschenk des Kaisers Friedrich Barbarossa: Conradus Colbo. Am Weinberg unterhalb der Burgruine wird schon sehr lange Rotwein angebaut und wer einmal den Fränkischen Rotwein Wanderweg (der übrigens 79 Kilometer lang ist) laufen möchte, der kommt auch an der Clingenburg vorbei.



Touristisch wird die Burg auch schon eine Weile genutzt. Bereits seit 1891 wurden (unregelmäßig) Burgspiele und Theateraufführungen durchgeführt. Diese waren damals so berühmt, dass sogar vornehme Gäste – unter anderem der bayerische König – erschienen. Auch Festspiele fanden in unregelmäßigen Abständen statt. Seit 1994 gibt es die Clingenburg-Festspiele. Acht Wochen im Sommer wird gespielt, „bis die Steine glühen“ (mit Ausnahme der Corona-Zeit). Ob Musicals, Opern, Schauspiele oder Konzerte – alles äußerst hochprofessionell! Auch mir sagt der Begriff „Clingenburg-Festspiele“ etwas, obwohl ich mich in meiner Jugend noch nicht so sehr dafür interessiert habe.
Wer sich für das Mittelalter interessiert, ist hier auch genau richtig. Um den 01. Mai herum findet ein historisches Weinfest auf der Clingenburg statt. Gaukler, Feuerschlucker, Minnesänger, Puppenspieler, Fakire und viele mehr sorgen für Unterhaltung. Mit Sicherheit ein tolles Ereignis! Übrigens war Klingenberg um 1870 auf Grund des Tonvorkommens und den dazugehörigen Bergwerken eine sehr reiche Stadt.
Die Burgen, Kapellen, Ruinen und historischen Häuser sind natürlich nur ein kleiner Teil von dem, was Churfranken zu bieten hat. Hier wimmelt es sozusagen von bedeutenden Bauten und Denkmälern. Der Verein Burgenlandschaft e.V. hat in einer Broschüre um die 60 verschiedene erwähnenswerte Bauten aufgezählt. Wer also möchte, kann seine historischen Interessen in einem relativ übersichtlichen Gebiet nachgehen.
Und was es noch so zu entdecken gibt, erfahrt Ihr in Kürze hier!
Ein Dankeschön geht auch an das ganze Team vom Churfranken, die dieses Erlebnis überhaupt erst ermöglicht haben.
Wanderung auf den Spuren der Burgherren in den Haßbergen
Der Mai war ein guter Monat in Sachen Bewegung. Laut Tagebuch (also Aufzeichnungen) meiner Suunto Uhr waren wir insgesamt 73.3km und 1181 Höhenmeter unterwegs. Aufgeteilt in vier Wanderungen und 5x Laufen. Vielleicht nehmen wir uns aktuell einfach mehr Zeit dafür als vorher? Kann aber gerne so weiter gehen, denn Spaß (und Fitnesssteigerung) sind garantiert.
Nachdem uns eine unserer letzten Touren auf den höchsten „Gipfel“ im Landkreis Schweinfurt führte, zog es uns dieses Mal in die benachbarten Haßberge. Unsere Kriterien an diesem Pfingstsonntag waren: Eine ruhige, nicht überlaufene Route und aufgrund der frühsommerlichen Temperaturen sollte die Strecke größtenteils im Wald verlaufen. Was außerdem immer schön ist, wenn noch ein Aussichtspunkt bzw. ein Highlight auf der Strecke liegt. Für ein Pfingstwochenende natürlich eine gewisse Herausforderung. Aber ideale Anforderungen für einen Ausflug in unseren Nachbarlandkreis. Die Landschaft in den Haßbergen ist leicht hügelig und mit viel schönem Mischwald versehen. Manche sprechen sogar von der „fränkischen Toskana“, mich hat der Ausblick von unserem Ausgangsort Altenstein ja eher an das Piemont erinnert. Über 800 Quadratkilometer machen den Naturpark Haßberge aus und man trifft auf seinen Runden nur wenig andere Wanderer. Also ein echter Geheimtipp. Noch ein Plus: Der Landkreis liegt an der Schnittstelle zwischen Bier- und Weinfranken, ideal, wenn man sich nicht entscheiden kann, denn man hat die Vorteile von beidem.
Wir entschieden uns diesmal für die Erlebnistour – „Sagenhaftes im Burgenwinkel“. Der Name ist Programm, denn die Haßberge sind ein Land der Burgen und Ruinen, die man auf vielen der dortigen Hügel finden kann. Ausgeschrieben ist die Rundtour mit 11,1km und einer Höhenmeterdifferenz von ganzen 82 m. Also eine „normale“ Tour für unsere Gegend.






Der Startpunkt:
Vom Bergort Altenstein geht es los, als Ausgangspunkt eignet sich der Parkplatz am Freibad super. Von Schweinfurt aus gesehen befindet sich dieser ca. 40km in östlicher Richtung. Obwohl wir erst um 11 Uhr vor Ort ankamen (ja, ausschlafen muss auch mal sein), war noch genügend Platz vorhanden. Wie es aussieht, wenn das Freibad geöffnet ist, kann ich leider nicht sagen. Für Familien: Ein Spielplatz befindet sich direkt am Parkplatz und laut Beschilderung gibt es auch noch einen Kiosk bzw. eine Gaststätte ganz in der Nähe.
Zur Tour:
Als Markierung der wirklich gut ausgeschilderten Runde dient ein roter Burgturm mit der Aufschrift „Erlebnistour“. Kurz nach dem Start führte uns der Weg schon rechts ab in den Wald. Immer in Richtung „Geißstein“, „Diebskeller“ und „Ruine Lichtenstein“. Nach kurzer Gehzeit auf einem schönen schmalen Pfad durch den Wald erreichten wir das erste Highlight, den „Geißstein“. Eine Ansammlung von großen Gesteinsblöcken – wunderbar zum Erkunden und evtl. auch zur Rast. Wir gingen weiter und entdeckten immer wieder größere und kleinere Felsen am Wegesrand. Hatte ich ja persönlich gar nicht auf dem Schirm für diese Gegend. Nach ca. 30 weiteren Minuten erreichten wir den „Diebskeller“ – ein markantes Sandsteinlabyrinth mit spannender Geschichte. Was davon wahr ist, müsst ihr allerdings selbst herausfinden. Dank der guten Beschilderung fanden wir den Weg durch die Felsen zügig und wanderten immer weiter Richtung Zwischenziel Ruine Lichtenstein. Schmale Wege, abwechslungsreicher Wald und zahlreiche Beerensträucher – ob man noch in Franken oder bereits in Schweden ist, ist an manchen Stellen kaum zu unterscheiden – einfach nur schön!
Kurz vor dem der Burgruine Lichtenstein musste noch eine Entscheidung getroffen werden. Entweder direkt zur Ruine Lichtenstein weiter laufen oder einen kleinen Abstecher über den Sagenpfad mit Walfischfelsen zur Ruine nehmen. Wir entschieden uns (natürlich) für den Wal und den Sagenpfad. Ganz ehrlich und unter uns gesagt: Macht das auch so – Ihr verpasst sonst etwas! …und dieser kleine Umweg führt ebenso zur Ruine. An mehreren Stationen findet man Schilder mit Infos zum Felsenmeer und zu Geschichten aus den vergangenen Jahrhunderten. Und erwandert sich so die Ruine Lichtenstein von unten. Dort angekommen ist ein Rundgang natürlich Pflicht! Erbaut wurde die damalige Burg im 12. Jahrhundert und im Folgenden immer wieder ausgebaut bzw. erweitert. Von den ehemals vier Teilburgen wird heute noch ein Ansitz (Südburg) privat bewohnt und ist daher nicht zugänglich – von außen dennoch sehr schön anzuschauen. Der nördliche Teil lädt aber zum Erkunden ein und man kann einen tollen Ausblick genießen.






Zurück ging es dann etwas weniger spektakulär über einen schönen Waldweg ohne viel Auf und Ab zu unserem Ausgangspunkt nach Altenstein. Auch hier lädt eine (bekanntere) Burgruine zum Entdecken ein, was wir uns aber an diesem Tag schenkten bzw. für ein anderes Mal und eine andere Wanderung aufhoben.
Eine tolle Rundtour mit vielen Sehenswürdigkeiten und Plätzen zum Verweilen. Mit der angegeben Länge, Zeit und Höhenmeterdifferenz kamen wir nicht ganz hin, haben uns aber auch für den ein oder anderen Abstecher entschieden und zum Erkunden der Burg viel Zeit gelassen.
Zum Überblick unserer Route:
Länge: 14.14km, Aufstieg: 266m, Dauer: 4:09h (mit viel (!) Zeit bei den verschiedenen Sehenswürdigkeiten.)

Hoch hinaus und tief hinab im Nürnberger Land (Teil 2)
Von „hoch hinaus“ bis „tief hinab“ kann man im Nürnberger Land einiges erleben. Ein paar Möglichkeiten habe ich Euch in Teil 1 bereits vorgestellt. Aber auch hübsche Städtchen hat das Nürnberger Land zu bieten.
Für uns ging es an Tag 2 der Pressereise nach Lauf an der Pegnitz, wo wir am Wenzelschloss bzw. der Laufer Kaiserburg mit unserer Tour begannen. Diese wurde von Kaiser Karl IV (nicht zu verwechseln mit Karl dem Großen) von 1356-1360 (neu) erbaut. Zwar wurde bereits 1275 eine Burg erwähnt, doch die Namensgebung kam dann von Karl IV, der auf den böhmischen Nationalheiligen Wenzel getauft war. Damals gehörte Lauf zu Böhmen und diente quasi als Münzstätte, Geleit- und Zollstation an der „Goldenen Straße“ von Nürnberg nach Böhmen. Im Inneren des Wenzelschlosses befinden sich viele Gänge und Säle, wie es in solch einer Burg üblich ist. Ein ganz besonderer Saal ist der sogenannte „Wappensaal“, in den 112 Wappen in Sandstein gehauen sind und noch mit den Originalfarben erhalten, einmalig in ganz Europa. Im Rahmen einer Führung ist dieser Saal übrigens zu besichtigen.
Im Anschluss ging es weiter mit einer Stadtführung durch Lauf. Als ich selbst noch im Raum Nürnberg gewohnt hatte, kannte man Lauf zwar vom Durchfahren, viel mehr aber auch nicht. Nach dieser Stadtführung ärgerte ich mich etwas, dass ich nicht früher schon mal Halt gemacht hatte. Mir war nämlich nicht bekannt, dass Lauf ein richtig schickes Städtchen ist! Lauf wurde im zweiten Weltkrieg kaum zerstört und von alten Fachwerkhäusern über Mühlen bis hin zu Kirchen und schönen Eckchen an der Pegnitz ist quasi alles vorhanden.
Bei einem kurzen Blick in die Schleifmühle erfuhren wir, dass man zweimal im Monat samstags seine eigenen Sachen zum Schleifen vorbeibringen kann. Hier hätte ich ja durchaus noch etwas länger bleiben können, beim Schleifen zuschauen und bei den alten Werkzeugen stöbern.
Aber Lauf hat auch sonst so einiges zu bieten. Die Pegnitzstadt ist ausgezeichnet als fahrradfreundliche Stadt und Mitglied im Netzwerk „Citta del Bio“ als eine der ersten europäischen Städte überhaupt. (Wir konnten uns ein leckeres „Weg-Eis“ bei „Citta del Gelato“ nicht entgehen lassen) Lauf liegt an der Burgenstraße (deren Route dafür extra ein bisschen verschoben wurde) und der 5-Flüsse-Radweg kommt ebenso vorbei wie der Paneuroparadweg oder der Radweg Industriekultur. Definitiv einen Besuch wert!
Und nicht nur an der Erdoberfläche gibt es viel zu entdecken, sondern es ging wieder tief hinab in die Unterwelt von Lauf. Die Kellergewölbe unter dem Marktplatz warteten auf uns. Dieses Mal ganz ohne abseilen und unter fachkundiger Führung von Stadtführer Herbert Höfel. Der ganze Marktplatz von Lauf ist nämlich unterkellert bis zur Pegnitz und (wie bei uns in Schweinfurt) diese Felsenkeller dienten als Lager und zum Schutz in den verschiedenen Kriegen. Bei 76 Häusern mit Braurecht am Laufer Marktplatz natürlich vorrangig als Bierlager. Damals gab es nämlich noch keine maschinelle Kühlung und man behalf sich mit Natureis aus den benachbarten Seen und Flüssen. Mit der Zeit wurden die Keller mit allerlei Schutt zugeschüttet und konnten erst im Lauf der Zeit mit viel Schweiß und Geld wieder freigelegt werden. Warum sind die Keller miteinander verbunden? Ganz einfach: Im Falle eines Kriegs benötigt man einen Ausgang und je mehr Ausgänge, desto höher die Überlebenschancen. Da spielte es auch keine Rolle, dass sich die Keller in privater Hand befanden bzw. noch immer befinden. Von daher an dieser Stelle einmal danke an die Eigentümer, dass sie dies ermöglichen.
Wissenswert vielleicht auch noch, dass die Kellerräume eine Höhe von 1,60m bis 2,00m haben und ca. 10m unter der Erdoberfläche liegen. Tiefer hinunter ging wegen dem Grundwasserspiegel nicht. Wenn die Pegnitz viel Wasser führt, kann es durchaus vorkommen, dass man in den Kellern nasse Füße bekommt. Des Weiteren sind in den Kellern auch Brunnen vorhanden. Dennoch könnte man jetzt sagen „Ganz schön trocken da unten“. Dann gehen wir einfach einen Keller weiter und kommen unter einem Gebäude der Brauerei Dreykorn raus. Und was macht man dann? Richtig, ein leckeres Bierchen trinken und einen Imbiss (mit Nürnberger Würsten) genießen.
Nicht allzu weit von Lauf an der Pegnitz entfernt liegen der Ludwig-Donau-Main-Kanal und die Schwarzachklamm. Beides ideale Ziele für einen Sonntagsausflug. Der Weg durch die Klamm führt an der Schwarzach entlang, immer wieder vorbei an schönen Felsformationen und kleineren Höhlen. Sehr hübsch anzusehen!
Zu Beginn der Klamm befindet sich die alte Kanalbrücke, welche den Ludwig-Donau-Main-Kanal über die Schwarzachklamm führt. Diese gewaltige Bogenkonstruktion (erbaut um 1840) kann ebenfalls besichtigt werden und ist Station des wasserwirtschaftlichen Lehrpfads am Kanal. Der Ludwig-Donau-Main-Kanal wurde von 1836-1845 erbaut und war mit der Erfindung der Eisenbahn quasi fast von Beginn an nutzlos. Böse Zungen könnten jetzt behaupten „Ja klar, die Idee kam wieder aus München“ und/oder „Hat sich nichts geändert – typisch Politik“. Aber wir wollen mal nicht so sein. Heute ist der Kanal ein schönes Naturdenkmal und „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“. Außerdem perfekt zum Flanieren und mit ein bisschen Fantasie erinnert er an unsere niederländischen Nachbarn und deren Grachten. Ein großer Teil des Ludwig-Donau-Main-Kanals wurde übrigens unter die A73 verlegt. Wer von Erlangen in Richtung Forchheim unterwegs ist, der hat auf der rechten Seite vielleicht schon ein großes Gebilde gesehen. Genau dies zeigt den ursprünglichen Verlauf des Kanals.
Im Sommer kann man auf dem LDM-Kanal übrigens etwas Besonderes erleben. Und zwar eine Fahrt mit dem Treidelschiff „Elfriede“. Auf dem Schiff finden ca. 100 Personen Platz und Kaltblüter ziehen es durch den Kanal wie vor 160 Jahren. Früher wurde es für den Warentransport eingesetzt und vermutlich ist es eines der letzten seiner Art. Die Fahrt dauert ca. 45 Minuten und man kann herrlich entschleunigen. Der Ein- und Ausstieg befindet sich in Schwarzenbach an der Gaststätte „Zum Ludwigskanal“. Die Bratwürste vor Ort sind megalecker und sehr zu empfehlen.
Man könnte noch so viel mehr erzählen vom Nürnberger Land, vom letzten Hopfenrecht in Franken, von den Eppelein-Festspielen auf der Burg Thann, die 2020 wieder stattfinden, von „Heimat auf dem Teller“ und, und und…
Aber dazu ein anderes Mal mehr. Das war definitiv nicht mein letzter Besuch in der schönen Gegend.
Abschließend ein dickes Dankeschön an alle Beteiligten vom Nürnberger Land für die tollen und erlebnisreichen Tage.
Update: Ein weiterer schöner Blogpost von Inge und Heinz findet ihr hier: Burgen und allerlei Unterirdisches im Nürnberger Land