Biathlon, Advent und Skifahren – das Pillerseetal
Endlich wieder Berge und endlich wieder Schnee! So freute ich mich, als für mich im Dezember quasi die Wintersaison startete. Genauer gesagt wartete eine Pressereise ins Pillerseetal auf mich. Wer Biathlon verfolgt, dem wird das kleine Örtchen Hochfilzen im Pillerseetal ein Begriff sein. Schon früh war der schneesichere Ort als Biathlon-Metropole bekannt. Die erste Weltmeisterschaft wurde hier 1978 (ein sehr guter Jahrgang!) ausgetragen und seit ca. 2003 findet hier jährlich ein Großevent statt, entweder ein Weltcup oder die Biathlon-Weltmeisterschaften. 2017 wurden nochmals ca. 30 Millionen Euro in die Anlage investiert, um erneut bestens für die Austragung der Biathlon-Weltmeisterschaften gerüstet zu sein. Zum Biathlonsport kommen wir im Laufe dieses Blogposts aber noch genauer.
Das Pillerseetal hat selbstverständlich noch viel mehr zu bieten. Grundsätzlich gilt das Tal als schneereichste Region Tirols, was die durchschnittliche Neuschneemenge von 6,71 Metern pro Jahr deutlich zeigt. Perfekt für alle Wintersportfans! Daraus resultiert auch, dass bereits Mitte Dezember Biathlon Wettkämpfe ausgetragen werden können. Und Schneefans bis Ostern auf ihre Kosten kommen. Skifahren, Winterwandern, Langlauf, Schneeschuh oder Freeriden – alles ist möglich, genauso wie gemütliches Ausspannen mit Wellness und Genuss.
Ich war das erste Mal in dieser Ecke und entsprechend gespannt auf die Landschaft, die Menschen und die Region an sich. Die Anreise erfolgte ganz unkompliziert mit der Bahn bis Fieberbrunn. Trotz knapper Umstiegszeit verlief alles ohne Probleme. Zwar ist im Winter das Gepäck etwas sperriger, aber das funktioniert auch – Schwierigkeiten hatte ich noch nie. Beim Umstieg in München erkennt man übrigens sofort, dass der Zug in Richtung Italien (Bologna und/oder Verona) weiterfährt. Ein kurzer Blick zu den einsteigenden (eleganten) Passagieren genügt.
Mir geht ja immer das Herz auf, sobald Berge in Sicht kommen. Und gerade, wenn es das erste Mal in der Wintersaison ist, schlägt es noch ein kleines bisschen höher. Die Vorfreude stieg!

Im Pillerseetal gibt es, je nach eigenem Gusto, verschiedene Unterkünfte. Ob es die ruhige Ferienwohnung, die gemütliche Pension oder doch das Sterne-Hotel direkt an der Piste sein soll, jeder wird hier fündig. Wir verbrachten die Nächte im TUI BLUE Fieberbrunn. Ein neu hergerichtetes 4- Sterne Hotel, das direkt an der Piste liegt, nur wenige Meter von der Talstation entfernt. Je nach Ausrichtung des Zimmers könnte man also theoretisch vom Balkon aus gleich auf die Piste hüpfen. Also natürlich nur rein theoretisch.
Denn vorerst stand Biathlon auf dem Programm. Von Fieberbrunn ging es in das nahegelegene Hochfilzen. Tatsächlich wurde es fast mit jedem Meter kälter und es lag immer mehr Schnee.
Wir spürten auch gleich dieses gewisse Kribbeln einer Wettkampfstätte, als wir immer näher Richtung Stadion kamen. Normalerweise ist das Gebiet rund um das Stadion nicht zugänglich. Es handelt sich nämlich um militärisches Sperrgebiet, da sich die Loipe, das Stadion und alles was dazu gehört, auf einem Truppenübungsplatz des österreichischen Bundesheeres befinden. Für den BMW IBU Weltcup Biathlon wird allerdings immer eine Ausnahme gemacht. Trotz unserer frühen Ankunft wuselten die Athleten, Betreuer und alle drumherum bereits fleißig umher.
Das Sprintrennen der Damen begann um 11:30 Uhr und der Sprint der Herren folgte um 14:20 Uhr. Somit blieb uns genügend Zeit für einen Rundgang mit unserem Guide Manfred Neumayer. Biathlon ist seine Welt. Als Kampfrichter war er in sämtlichen Biathlon-Stadien der Welt unterwegs und kennt (vermutlich) alle Sportler mit Vor- und Nachnamen inkl. ihrer Bestzeiten. Genau deshalb kamen wir in verschiedene Ecken, in die man wahrscheinlich sonst kaum kommt und erfuhren viele Infos aus erster Hand. Zum Beispiel, dass die großen Biathlonnationen immer einen ganzen Truck mit Ausrüstung dabei haben. Oder jeder Athlet ca. 30 Paar Skier hat und insgesamt 30 Nationen gemeldet sind. Auch das Trainingszentrum selbst konnten wir begutachten. Schon beeindruckend, das alles mal zu sehen! In diesem Raum können die Bedingungen aller Wettkampfstätten simuliert werden. Inklusive Steigungen und Schneeverhältnisse. Ebenso ist nebenan ein Schießstand. Apropos schießen: Das Gewehr wird vor jedem Wettkampf gewogen. Es darf minimal 3,5kg wiegen und der Abzug muss einen Widerstand von 0,5kg besitzen. Der Wind ist übrigens nicht für die austretende Kugel problematisch, sondern er drückt eher auf das Gewehr.



Wir gingen anschließend auf die Strecke und Richtung Schießstand. Dort waren bereits einige Trainer anzutreffen. Unter anderem Siegfried Mazet (Trainer der Norweger). Ein sehr sympathischer Typ, der auf meine Frage, wann er denn ins deutsche Team wechselt, nur locker mit den Schultern zuckte und grinste. Danke nochmals an die tolle Führung und den Blick hinter die Kulissen!
Für uns hieß es nun aber ab auf die Tribüne und pünktlich zum Start bei den Damen Daumen drücken.

Wie bei den meisten Großereignissen, muss man einfach mitfiebern. Man wird von der Stimmung total angesteckt und da spielt es auch keine Rolle, welcher Läufer gerade an einem vorbei huscht. Geklatscht und angefeuert wird immer! Am besten ist allerdings die Stimmung während des Schießens. Erst völlige Stille im Stadion und nach jedem Treffer ein Aufschrei! Herrlich! Nicht umsonst ist Biathlon so ein beliebter Sport. Und ich kann Euch versichern, live und in Farbe ist es noch eine ganz andere Hausnummer, die Stimmung ist einfach genial! Gewonnen hatte übrigens die Italienerin Dorothea Wierer.
Zur Pause gab es dann für uns eine Stärkung im VIP-Zelt, wir hatten nämlich VIP-Karten bekommen. Auch wenn diese zwar teurer sind, muss ich sagen, es lohnt sich. Zum einen kann man sich im Zelt immer wieder aufwärmen und des Weiteren wird die lokale Gastronomieschule unterstützt. Warum? Die dortigen Lehrlinge sind für das Essen und den Ablauf verantwortlich, alleine deshalb ist es eine super Sache. Und das Essen war ein Traum mit regionalen Spezialitäten und mehr. Im Zelt schaut evtl. auch der ein oder andere Athlet um die Ecke. In Summe also Top! Aber auch mit den anderen Kartenkategorien kann man, glaube ich, nicht viel falsch machen.
Im Anschluss folgte das Rennen der Männer Also, wieder raus an die frische Luft (es war deutlich wärmer, als noch am Vormittag) und die Männer anfeuern. Leider ist ja Ole Einar Bjørndalen nicht mehr mit von der Partie, denn ihn hätte ich gerne einmal live gesehen. Anyway, natürlich war es auch so super und die Stimmung genauso gut wie beim Damenrennen – einfach fabelhaft! Gewonnen hatte bei den Herren übrigens Johannes Thingnes Boe, unser Team stand diesmal leider nicht auf dem Treppchen (obwohl sie wirklich stark angefeuert wurden).






Nach dem Rennen wärmten wir uns erstmal im Hotel auf und wer wollte, nutzte das dortige BLUE-SPA-mit Sauna und Schwimmbad.
Natürlich hat das schneesichere Pillerseetal neben Biathlon noch viel mehr zu bieten. Skifahren zum Beispiel. Auf den ersten Blick wirkt das Skigebiet vielleicht gar nicht so groß, aber bei genauerer Betrachtung gehört der ganze „Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn“ dazu. Und damit 69 Liftanlagen, davon 27 Gondelbahnen, 21 Sessellifte und 21 Schlepp- beziehungsweise Übungslifte mit insgesamt 270 Kilometern Länge bestens präparierter Piste. Das Skigebiet liegt übrigens gleich in zwei österreichischen Bundesländern, Tirol und Salzburg. Wir waren sowohl auf weniger stark sowie stärker frequentierten Pisten unterwegs. Wettertechnisch gesehen war es ok. Hauptsache kein Nebel und starker Schneefall, um die Mittagszeit ließ sich sogar die Sonne blicken.




Zu einem Skitag gehört selbstverständlich die Einkehr in einer Hütte. Wenn ihr schon „da oben“ seid, unbedingt einen Blick in den Berggasthof Wildalpgatterl werfen. Also nicht nur hinein werfen, sondern auch gerne hinein gehen. Und sich dann kulinarisch verwöhnen lassen. Kann ich Euch nur empfehlen! Familie Fürhapter ist mit Leib und Seele Gastgeber. Bei den Speisen schmeckt man die Qualität und auch die Liebe heraus. So etwas ist auf einer Hütte schon etwas Besonderes. Wer es noch gemütlicher möchte: Eine Übernachtung hier ist ebenfalls möglich (vermutlich aber bereits weit im Vorfeld zu buchen). So könnte man am Morgen als erster Schwünge auf der neu präparierten Piste ziehen.




Wir besuchten das Pillerseetal in der gemütlichen Adventszeit. Für mich gehören zur Adventszeit ja Plätzchen (am besten die selbstgemachten Heinerle bzw. Schokladinchen von Papa), Glühwein und/oder Punsch, Freunde und natürlich ein Besuch auf den Weihnachtsmarkt dazu. Und letzteres konnten wir auch am Pillersee erleben. Für uns ging es am Abend Richtung St. Ulrich am Pillersee, wo das Christkindldorf heimisch ist. Ein kleines Winterdorf bzw. Weihnachtsmarkt mit toller lokaler Handwerkskunst. Um die Bühne (direkt auf dem Pillersee) reihen sich Glasbläser, Holzschuhmacher, Drechsler, Federkielsticker oder auch Schnapsbrenner. Als Holzwurm musste ich natürlich bei den Schuhmachern vorbeischauen, die Holzschuhe/Clogs ganz nach Wunsch und mit edlem Finish – also mit Leder und/oder Fell – herstellen.
Selbstverständlich durfte der Genuss nicht zu kurz kommen. Und wenn schon ein Schnapsbrenner vor Ort ist, kann ich mir das nicht entgehen lassen. Keine Ahnung, wie viele Sorten Norbert Gidi Treffer (so sein Name) vor Ort dabei hatte, aber alle durchzutesten wäre einfach unmöglich gewesen. Laut seiner Aussage „macht er einfach“ und probiert viele Sorten aus. „Entweder schmeckt es, oder halt nicht“. Wenn in Tirol, muss ich Zirbe probieren. Lecker! Und ein Weihnachtsgeschenk (für mich selbst) wurde dann gleich mitgenommen.






Ich glaube, wenn wir nicht hätten gehen müssen, hätte ich mich noch lange mit Norbert bei einem guten Brand unterhalten. Aber mit einem letzten Blick zurück zum Christkindldorf ging es für uns wieder Richtung Hotel.
Und am nächsten Tag leider schon wieder nach Hause. Nicht ohne vorher zumindest noch kurz Magdalena Neuner zu grüßen, die an diesem Wochenende, wie viele andere, ebenfalls in unserem Hotel wohnte. Was ich beim nächsten Mal im schönen Pillerseetal ausprobieren möchte, ist selbst einmal die Kombination aus Langlauf und Schießen, denn in der Region kann man die Basics vom Biathlon testen. Leider ist die Zeit immer zu kurz, aber ich freue mich auf ein nächstes Mal!
Ein ganz dickes Dankeschön geht an das Team vom Tourismusverband Pillerseetal, die dieses Erlebnis ermöglicht haben.
Städte & Kultur im Allgäu – (Teil 2)
Nachdem wir uns im Rahmen unserer „Städte und Kultur“- Tour im Allgäu schon die Gründungsstätte Kemptens angeschaut hatten, ging es für uns direkt in die Stadt hinein. Wir starteten quasi „oben“ um uns bis ganz nach „unten“ vorzuarbeiten. Als Stichpunkt ist hier die unterirdische Erasmuskapelle zu erwähnen. Um die Stadt kennenzulernen, bietet sich eine Stadtführung ideal an und kann ich Euch nur ans Herz legen. Dort erfährt man doch Geschichten und Insidertipps, die man sonst überhaupt nicht mitkriegen.




Unser Tag stand ganz im Zeichen von Genuss und Handwerk. Gerade für den Advent eine tolle Kombination. Es ging zunächst in die Backstube der zwei Schwestern Moni und Elisabeth, um gemeinsam nach alten Rezepten zu backen. Die beiden haben einfach Bock zu backen, das merkt man sofort. Zu Beginn zu Hause nach den Rezepten von Oma und irgendwann wurden daraus Backkurse jeglicher Art und auch ein Backbuch haben sie bereits herausgegeben.
Bei „Omas Schätzen“ bin ich natürlich sofort mit dabei. Es standen „Apfelstrudel mit Vanillesoße“, „Zwetschgendatschi“ und „Marmorguglhüpfe“ auf dem Programm, wann immer es geht, mit saisonalen und regionalen Zutaten. Die Gruppen waren schnell eingeteilt und zack, die Zeit verging wie im Flug. Ok, wir dachten nicht an den Rum für unsere Marmorguglhüpfe, aber sonst lief alles ziemlich reibungslos. Die Vanillesoße kam gegen Ende auch noch dran, also auch kein Problem mit dem Rum, den ich halt einfach dort verarbeitete. Und zwischendurch naschen nicht vergessen – oberste Backregel überhaupt!






Die zwei Schwestern sind genial – erklären alles und lassen auch genügend Freiraum, um kreativ zu sein. So war es ein äußerst gelungener und leckerer Nachmittag und ein wirklich spaßiger Backkurs.
Kulinarisch ging es weiter. Wobei wir nach dem süßen Nachmittag erstmal gesättigt waren. Das legte sich zum Glück, denn am Abend ging es für uns zum Markenbotschafter und Sterne-Koch Christian Henze. Bzw. in seinen historischen Gasthof zum „Goldenen Fässle“, das wohl älteste Weinlokal in Kempten. Der urige Gasthof lädt sehr zum Verweilen ein. Und zum Genießen des mega-leckeren Essens. Und man kann hier evtl. schon einmal versumpfen, wenn man möchte, so gemütlich ist es. Glaube so kann man es am besten beschreiben.




Christian ist Markenbotschafter für die Region Allgäu. Das passt auch super zusammen, denn die Region hat kulinarisch so einiges zu bieten. Wer denkt nicht z.B. an Kühe, Käse und/oder viele weitere leckere Produkte? Der Sternekoch verkörpert daher genau den Punkt „Genusshandwerk“. Frische, regionale und saisonale Gerichte stehen ganz oben auf seiner Liste. So wie es eigentlich auch sein sollte und noch dazu sind er und seine Mitarbeiter einfach tolle Gastgeber. So ging unser ereignisreicher Tag zu Ende.
Wir übernachteten im „Bayerischen Hof” in Kempten, der zu den Historic Hotels International gehört. Die Geschichte des Bayerischen Hofs reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert, die Zimmer sind schön individuell eingerichtet und die Gaststuben echt urig. Außerdem liegt das Hotel idyllisch an der Iller und trotzdem nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt.
Handwerklich ging es auch am nächsten Tag weiter. Und zwar in Richtung Leutkirch. Genauer gesagt in das Glasmacherdorf Schmidsfelden. Quasi ein restauriertes Dorf mit Glashütte, Glasmuseum, Glasausstellungen, Werkstätten und vielem mehr. Historisch bedingt waren hier schon immer kleinere Glashütten ansässig und die alte Handwerkskunst hat sich wieder etabliert. Dort, genauer gesagt in der „Remise“, hatten wir eine Verabredung mit der Glasbläserin Gabriele Hummel und ihrem Mann.
Nach kurzer Einweisung bzw. über die Schultern schauen durften wir selbst ans Werk. Zum einen konnten wir Glasperlen selbst herstellen und durften uns später auch noch ans Glasblasen wagen. Persönlich hatte ich noch nie mit Glas gearbeitet und war somit auch sehr gespannt. Von der Temperatur des Brenners bis hin zur Koordination – „…als wenn du trommeln würdest“ – gab es einiges zu beachten. Noch dazu unterschiedliche Rohgläser und differenzierte Bewegungen im zähfliesenden Glas, gar nicht so einfach!

Mit dem nötigen Feingefühl klappte es und gefühlt ist auch ein schickes Schmuckstück entstanden. Auf Dauer könnte ich das allerdings nicht machen. Dafür fehlt mir einfach der Fisselfaktor bzw. ist mir das Arbeiten mit Glas dann doch zu filigran. Aber es war super spannend, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Noch dazu gibt es unzählige Möglichkeiten etwas aus Glas zu formen. Weiterer Pluspunkt: Es wird nicht kalt. ;) Nein, ernsthaft… auch hier verging die Zeit viel zu schnell und ich hätte gerne noch mehr Dinge ausprobiert. Alleine mit den verschiedenen Gläsern, den unterschiedlichen Techniken oder einfach nur das persönliche Gefühl zu verbessern. Ein super spannendes Handwerk!



Schmidsfelden ist neben dem Glaserlebnis übrigens auch Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Glasmacherweg, was – wie ich finde – ebenfalls sehr interessant klingt und vielleicht irgendwann einmal ausprobiert wird. Wir kehrten zum Abschluss im „Hirsch“ ein, einem Allgäuer Dorfgasthof wie aus dem Bilderbuch, und ließen uns dort die regionale Küche schmecken.
Wer im Advent (aber natürlich nicht nur jetzt) noch etwas Ruhe und Muße benötigt und vielleicht das ein oder andere handwerklich hergestellte Geschenk sucht oder sogar selber machen möchte, für den passt ein Besuch im Allgäu perfekt. Oder sich selbst eine Auszeit gönnen und einmal einen Hutmacher-/Back- oder Glasbläser-Workshop besuchen, auch das kann ich jedem nur empfehlen.
Wie ihr seht, hat das Allgäu viel mehr zu bieten als herrliche Landschaften. Also nicht falsch verstehen, persönlich mag ich schöne Landschaften auch sehr. Aber warum nicht einfach beides kombinieren?
Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht haben.
Städte & Kultur im Allgäu (Teil 1)
Wer an das Allgäu denkt, der hat erst einmal schöne Landschaft, Berge, Wald, Wiesen und Kühe vor Augen. Vielleicht noch ein paar Hütten und Schafe. Aber Städte und Kultur? Das ist nicht unbedingt der erste Gedanke, der einem in den Sinn kommt. Obwohl es auch davon eine ganze Reihe gibt im Allgäu. Hiervon konnte ich mich vor kurzem im Rahmen einer Pressereise selbst überzeugen. Bereits im Sommer habe ich ja einen Teil des Allgäus auf unserer Grenzgänger-Tour kennengelernt und war begeistert! Daher freute ich mich auf meinen erneuten Besuch. Diesmal ging es also darum, eine andere Seite des Allgäus zu entdecken.
In den größeren Städten – wie Kempten, Sonthofen und Füssen – aber auch in den kleineren Gemeinden der Region hat die Handwerkskultur eine lange historische Bedeutung. Wir hatten an den 3 Tagen die Möglichkeit, die Geschichte der Allgäuer Städte quasi durch das Handwerk zu erleben und altes Handwerk selbst aufzugreifen. Ihr wisst, dass ich – selbst Holzwurm – immer ein Faible für die Handwerkskunst habe. Einmal Handwerk – immer Handwerk!
Los ging unsere Tour in Lindenberg im Westallgäu. Lindenberg liegt auf einer natürlichen Sonnenterrasse oberhalb des Bodensees und zu Füßen der Hochalpen. Der Luftkurort nennt sich daher selbst auch „Sonnenstadt“ und konnte beispielsweise 2018 mit 2332 Sonnenstunden aufwarten (zum Vergleich, der deutsche Durchschnitt lag bei 2000 Sonnenstunden).
In dieser hübschen kleinen Stadt befindet sich u. a. das Deutsche Hutmuseum, das in einem sehr sehenswerten Gebäude liegt. Lindenberg war um 1900/1910 herum die „Hut-Hauptstadt Europas“. Es wurden Hüte in die ganze Welt exportiert, überall trug man Hüte aus dem Westallgäu, quasi das „Klein-Paris“ oder –Mailand der Hutmode. Die Hutmachertradition geht aber bis weit in das 16. Jahrhundert zurück. Eine der größten Hutfabriken zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Hutfabrik Ottmar Reich, in der sich jetzt das Museum befindet. Allein das ehemalige Kesselhaus der Hutfabrik (jetzt ein Café) ist sehenswert. Aber natürlich auch die komplette Ausstellung mit Mitmachstationen und zahlreichen Exponaten aus 300 Jahren Hutmode.







Ich sage nur INDY!!! (also für die Noobs unter Euch: hier findet Ihr sogar den Hut von Indiana-Jones ;) ). Es gibt Rohlinge aus Guss und/oder aus Holz, Hutpressen zum selbst ausprobieren, viele spannende Geschichten rund um die Handwerkskunst (hier spielten mal wieder die Italiener eine bedeutende Rolle, wie so häufig in der Mode, aber inwiefern, das müsst Ihr selbst herausfinden) und man kann nach Herzenslust Hüte aufprobieren. Wirklich ein Muss für jeden Hut- bzw. Modeliebhaber!
Wir trafen uns hier mit Marita Prestel, ehemalige Deutsche Hutkönigin. Diese wird alle 2 Jahre neu gewählt und darf sich dann die Krone bzw. den Hut aufsetzen. Marita ist gelernte Modistin und eine Meisterin in ihrem Beruf und der Liebe wegen im schönen Allgäu geblieben. In einem kleinen Workshop konnten wir sie zum einen näher kennenlernen, zum anderen unseren eigenen Hut herstellen. Modistin ist übrigens ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, den es leider heute kaum noch gibt. Übersetzen könnte man den Begriff vielleicht in etwa mit „Hutmacher“, wobei es mehr als „nur“ Hutmacher bedeutet. Theoretisch hätten wir nun einen Hut komplett herstellen können. In Anbetracht der Zeit haben wir aber „nur“ einen Hutrohling garniert.



Super spannend, was Marita alles erzählte und welche Kniffe sie uns zeigen konnte. Man spürte einfach, wieviel Leidenschaft für ihr Handwerk vorhanden ist und dass es einen Haufen Spaß macht.
Dieser äußerst informative und produktive Tag ging kulinarisch im historischen Hotel Waldsee zu Ende, wo wir auch übernachteten. Ebenfalls ein Haus mit langer Tradition, zweitens aber auch mit einer äußerst leckeren Küche und drittens einer tollen Lage, nämlich sehr malerisch an Deutschlands höchstem Moorbadesee. Das Hotel ist sehr stilvoll eingerichtet und Bodo Hartmann (der Chef des Hauses) ist gleichzeitig für die Küche zuständig, also Chef de Cuisine. Seine Spezialitäten sind Fischgerichte und Meeresfrüchte. Bodo stammt ursprünglich aus Sylt und nahm diese Vorliebe mit ins Allgäu. Im hauseigenen Restaurant interpretiert der Koch Fischgerichte ganz neu und auf seine Weise. Warum auch nicht – der Geschmack spricht für sich!



Ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen! Mit Sicherheit gibt es in Lindenberg noch einiges mehr zu entdecken. Wir machten uns allerdings am nächsten Tag auf den Weg nach Kempten. Kempten ist sicherlich den meisten von Euch ein Begriff, und wenn nur von der Reise in den Süden. So ging es mir zumindest. Viel mehr wusste ich allerdings nicht über die Stadt im Allgäu. Und das obwohl Kempten eine der ältesten Städte Deutschlands ist! Bzw. sogar die älteste schriftlich erwähnte Stadt. Auch das war mir neu. Und wer war schuld? Genau, die Römer! Diese errichteten eine Siedlung oberhalb der heutigen Stadt mit Blick über die Iller.



Noch heute sind die Ausgrabungen, bzw. Nachbauten von verschiedenen Gebäuden, wie z. B. Tempeln zu sehen. Des Weiteren befindet sich vor Ort in dem archäologischen Park “Cambodunum” auch ein Freilichtmuseum. Am besten bucht Ihr eine Führung, denn die unzähligen Geschichten und Entdeckungen sind wirklich spannend. Alle zwei Jahre findet hier oben auch ein Römerfest statt mit Theateraufführungen und allem Drum und Dran. Natürlich im Sommer bei wärmeren Temperaturen. Oder man bucht einen Brotbackkurs, besonders für den Nachwuchs mit Sicherheit ein Highlight. Wobei ich persönlich da auch gerne einmal dabei sein würde. Man ist ja quasi nie zu alt. ;)
Von der „Gründungsstätte“ Kemptens ging es für uns direkt in die Stadt hinein. Und was wir dort erlebten, berichte ich Euch die nächsten Tage an dieser Stelle.
Ein dickes Dankeschön geht an das ganze Team der Allgäu GmbH, die diese Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht haben.