Winter im Spessart

Aktuell ist das Thema Tempolimit auf der Autobahn in aller Munde. Ein Diskurs ist schon fast nicht mehr möglich, da die jeweiligen Meinungen so gefestigt sind. Zwischen „Rasern“ und „Schleichern“. Vielleicht ist es in unserer heutigen Zeit aber einfach so. Don`t know.

Doch zuerst, finde ich, sollte man differenzieren und nicht alle Fahrer über einen Kamm scheren. Schon gar nicht auf der Autobahn. Denn da gibt es …

die Brummis: Mit Ihren 40-Tonnern fahren sie (meistens) auf der rechten Spur und alles ist gut. Falls einer doch einmal überholen muss, dann ist es halt so. Persönlich bin ich ein Freund der LKW-Fahrer. Sie haben nämlich einen Job zu erledigen. Geschwindigkeit zwischen 85 und 95km/h.

die Sonntagsfahrer: Die Autobahn ist nicht gerade ihr Revier. Sie fühlen sich hier unwohl und fahren daher eher defensiv. Bei einer dreispurigen Strecke ist die Mitte ihrer Meinung nach genau richtig. Selbst wenn die rechte Spur frei ist, es könnte in 18km ein Hindernis (sprich: LKW) auftauchen. Dann müsste man ja reagieren. Von daher lieber gleich in der Mitte bleiben. Ihre Geschwindigkeit liegt häufig zwischen 90 und 120km/h.

der „normale“ Fahrer: Er kennt die Regeln der Straße. Fährt meist vorausschauend, fühlt sich wohl, lauscht der Musik. Wenn möglich, fährt er rechts bzw. zum Überholen entsprechend links. Alles kein Problem. Seine Geschwindigkeit liegt so zwischen 120-150km/h.

der Vertriebler oder „Businesskasper“: Das Firmenauto ist sein zu Hause und er muss schnellstmöglich von A nach B kommen. Bremsen ist nervig, die Mittelspurschleicher sowieso und die LKW gehören am besten gar nicht auf die Autobahn. Die linke Spur gehört ihnen und die Geschwindigkeit liegt zwischen 160-220km/h. Bzw. was das Fahrzeug so hergibt. Und die nervigen anderen Fahrzeuge auf der Autobahn.

der „Adrenalinjunkie“: Er fährt auf die Autobahn, um es mal so richtig krachen zu lassen. Er riskiert viel, benutzt gerne Lichthupe und/oder Blinker. Seine Geschwindigkeit ist „schneller, immer schneller“.

Selbstverständlich gehört zu jedem Typ Fahrer auch eine entsprechende Fahrzeugkategorie, vom Kleinwagen über den SUV bis hin zur sportlichen Limousine (anscheinend nicht immer mit Blinkern bzw. Blinkerflüssigkeit ausgestattet, dafür mit stark ausgeprägten Scheinwerfern für Lichthupen) und nicht zu vergessen, getunte Fahrzeuge so gut wie jeder Kategorie und richtig teure Luxuskarossen mit vielen PS.

Aber Spaß und Klischee beiseite. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber häufig bestätigen sich meine Eindrücke. Entstanden während vieler Kilometer Fahrt auf deutschen Autobahnen. Die Betonung liegt auf dem Wort „deutschen“. Im nahen Ausland, z. B. in Österreich, Italien oder den Niederlanden,  sieht es anders aus. Gefühlt sind hier diese Schubladen viel kleiner. Warum? Es gibt eine Geschwindigkeitsbegrenzung!

Ein Faktor, der für mich eine super wichtige Rolle spielt. Wie Ihr bereits mitbekommen habt, bin ich des Öfteren mit dem Auto unterwegs, bzw. teste auch gerne einmal hochmotorisierte Fahrzeuge. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es keinen Spaß macht. Kurzfristig gesehen. Wenn man ohne Druck und Zeitstress fahren kann, auf leeren Straßen oder gar extra gesperrten Strecken. In der Regel verbringen wir auf unseren Fernstraßen aber doch eine gewisse Zeit. Haben ein Ziel, das wir evtl. in einem bestimmten Zeitraum erreichen wollen und sind selten allein auf leeren Straßen unterwegs. Somit überwiegt für mich der Aspekt eines möglichst niedrigen Stresslevels.

Vielleicht ist es auch altersbedingt, dass man etwas ruhiger wird?! Jedenfalls finde ich eine Geschwindigkeitsbeschränkung durchaus eine gute Sache, man fährt entspannter und weniger gestresst, weil sich (fast) alle daran halten, kommt trotzdem nicht später irgendwo an, als wenn man dauernd zwischen Gas geben und doch wieder abbremsen müssen wechselt etc.pp.
Eine Sache noch. Was mich schon immer nervt, sind die „Businesskasper“, die meinen, sie wären alleine auf der Straße, nur weil sie ihr Zeitmanagement nicht im Griff haben. Vielleicht liegt es auch gar nicht daran, sondern am Provisionsmodell des Unternehmens. Mir persönlich auch ziemlich schnuppe. Vorausschauendes und rücksichtsvolleres Fahren geht anders. Ganz zu schweigen vom Faktor Umwelt. Was Studien dazu sagen, kann und möchte ich nicht beurteilen. Geht es nach unserem Verkehrsminister Andreas Scheuer, spielt die Verschmutzung keine große Rolle. Alleine die Feststellung: „Fahr ich schnell(er), muss ich früher tanken.“ hebelt doch seine These aus. Ein nächster Punkt für eine Begrenzung sind schwere Unfälle. Ein nicht unerheblicher Teil könnte verhindert werden. Selbst wenn nur eine einzelne Person durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung am Leben bleibt, ist diese doch schon ein Erfolg.

Von daher Tempolimit auf der Autobahn? Die Antwort kann für mich nur „JA“ sein!

One response

  1. Trifft alles am Punkt nach meinen Erfahrungen (im doppelten Sinne), der ich selbst Freude am Fahren hab‘ und kein Freund eines zunehmenden TCTG bin, wenn man weiß was das ist und auf uns weiter zukommt.
    Danke für den mE ausgewogenen Positionsbeitrag, doch wo sind mehrheitlich entsprechend vorausschauende Politiker? PF

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