Die Nächte werden kühler, es wird schon ziemlich früh dunkel, aber tagsüber scheint noch herrlich die Sonne. Wir Unterfranken können uns über diesen Sommer definitiv nicht beschweren! Und genau dieser schöne Sommer ist dafür verantwortlich, dass 2016 ein ziemlich guter Weinjahrgang werden soll. Genauso wie dieser Sommer dafür verantwortlich ist, dass die aktuelle Apfelernte sehr gut ausfällt. Und im zweiten Schritt folgt daraus, dass mich dieser Sommer sehr an meine Kindheit zurückerinnern lässt.
Als Zwerg ging es immer über „die Höh“ (also nuff und nå auf nahödderisch) zu unseren Apfelbäumen. Es waren fünf bis sieben Stück an der Zahl und sie hingen fast immer voll. So habe ich es zumindest im Hinterkopf. Auch damals gab es schon einen Herbst (unglaublich, gell) und es war an der Zeit, die Äpfel zu ernten, um daraus Apfelsaft zu pressen, Apfelmus zu machen und leckeren Apfelkuchen zu backen. Die ganze Familie (inklusive der Omas) war mit dabei und für uns Kinder war es immer eine tolle Aktion. Los ging es am frühen Morgen – gut, das war jetzt nicht soo prickelnd, aber da musste man durch. Während des Pflückens konnten wir dann probieren, auf die Bäume klettern und natürlich immer auch ein bisschen Blödsinn machen. Außerdem wurde daraus ja Apfelsaft! Hey, gibt es etwas Besseres als frisch gepressten Apfelsaft?
So ungefähr 30 Jahre später… nein, sagen wir lieber 25 Jahre später, ist das Thema Apfelernte bei mir wieder ganz aktuell. Wie der Zufall so will haben wir uns vor ein paar Wochen mit einer Bekannten getroffen, der ein Grundstück am Rand der Stadt gehört. Auf diesem wurde Anfang des letzten Jahrhunderts Wein angebaut, bis die Grundstücke zu privaten Gärten mit kleinen Häuschen umgewandelt wurden. Das Stück Land wurde gehegt und gepflegt und in den Kriegszeiten konnte man froh sein, dass ein kleines bisschen Platz zur Selbstversorgung vorhanden war.
Die (mittlerweile 93jährige) Mutter unserer Bekannten hat dort neben viel Gemüse auch einige Apfelbäume gepflanzt. Und nun ratet mal, wer sich heute darüber freuen kann!? Richtig, wir dürfen die Äpfel ernten und selbstverständlich auch nutzen. „Wenn Ihr Äpfel braucht, könnt Ihr gerne welche pflücken!“ Das war die Aufforderung. Das „Problem“ dabei ist, es sind 10 Apfelbäume, die extrem voll mit Äpfeln hängen. Und wenn ich sage „voll“, dann meine ich auch „voll“. Also, alle Äpfel zu essen wird etwas schwierig, auch wenn Lageräpfel mit dabei sind. Aber für was haben wir denn unser Haus, bzw. genug Platz im Haus!? Hehe! Genau – damit sind wir wieder bei der Apfelernte meiner Kindheit: leckerer Apfelsaft lässt grüßen!
Mittlerweile waren wir zwei Mal vor Ort und haben ca. 250kg Äpfel geerntet. Also ein paar vom Boden aufgesammelt und die meisten direkt von den Bäumen gepflückt. Ohne große Anstrengung erstmal nur die, die wir ohne Leiter und Kletterei erreichen konnten. Die Bäume hängen trotzdem noch megavoll, ganz grob geschätzt sind es noch 2-3 Tonnen Äpfel. Wir werden also mit Sicherheit nochmals die Erntemaschine – also die eigenen Hände – „anwerfen“ und die ein oder andere Fuhre pflücken.
Wisst Ihr, was genial ist? Die Äpfel kann man hier vor Ort bei einer Kelterei gegen Saft eintauschen (ungefähr im Verhältnis 2 kg Äpfel: 1 l Saft). Also entweder kann man sofort Apfelsaft aus der Region mit nach Hause nehmen, alternativ einen gesonderten Termin ausmachen, um seinen ganz eigenen Saft in 5-Liter-Boxen pressen zu lassen oder eine „Saftkarte“ anlegen, um sich die nächsten Monate nach und nach immer wieder Saft abzuholen. Somit ist das ganze Jahr gesichert bis zur nächsten Apfelernte. Zudem hat man wieder einen kleinen Beitrag für Nachhaltigkeit, den eigenen ökologischen Fußabdruck und die Region getan. Zwar sind es immer nur kleine Schritte, aber auch mit vielen kleinen Schritten kann man eine große Strecke zurücklegen.
Also, wer vorbeikommt, kriegt gerne ein leckeres Glas Apfelsaft oder –schorle serviert – und wer sich früh genug ankündigt, vielleicht auch ein Stück frisch gebackenen Apfelkuchen dazu.
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