Anzeige
Nach unserer Station im Fichtelgebirge und dem beeindruckenden Deutsch-Deutschen Freilichtmuseum in Mödlareuth ging es auf unserem Roadtrip weiter. Durch den Ort Mödlareuth verlief direkt die Grenze, insgesamt waren es knapp 1400km „Mauer“, die Deutschland teilte. An strategischen Stellen, wie z.B. in Mödlareuth, als sehr gut ausgebaute Grenzanlage, an anderen Stellen auch mit weniger Alarmvorrichtungen. Ein paar Stationen haben wir uns im Verlauf der Tour noch angeschaut.
Bevor es aber zu den nächsten Zielen auf unserer Route kommen kann, bin ich euch noch die Auflösung schuldig zur Frage „Kamen wir denn überhaupt wie geplant im Fichtelgebirge an…?“ aus diesem Blogpost.
Bei der Frage, welches Auto evtl. Komplikationen machen könnte, hätten wir niemals gedacht, dass es den Corsa erwischt. Aber so war es tatsächlich. Kurz vor Mödlareuth (also unserem ersten Tagesziel) gab der Corsa seinen Geist auf, der Motor ging einfach auf dem Parkplatz aus. Was ein Glück, dass es nicht auf der Autobahn passierte! Und dann noch direkt am Zielort. Wir rätselten nur kurz, denn wir besuchten aus Termingründen zunächst das Museum und wollten uns später um den Youngtimer kümmern. Im Anschluss an den Besuch in Mödlareuth war geplant, weiter Richtung Zwickau zu fahren. Der Corsa sprang auch zunächst wieder an, zickte aber etwas und in weiser Vorahnung hatten wir uns von Herrn Lebegern (dem Leiter des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth), einen Tipp für eine Werkstatt geben lassen. Vielleicht war es nur ein Wackelkontakt durch die Nässe? Wir wollten sicher gehen und unser Weg führte uns zu besagter kleiner Werkstatt. Dort war allerdings an einem späten Freitagnachmittag nichts zu machen: „Nein, heute schaff ich das nicht mehr“. Wir sahen schon unsere Felle davon schwimmen, bekamen aber einen weiteren Tipp zu einer neuen Werkstatt. Ab in den Nachbarort, vielleicht haben wir dort etwas mehr Glück? Wir betraten die genannte Werkstatt, schilderten unser Problem und Hartmut Glück (ja, der Name war Programm!) konnte uns tatsächlich helfen. Er maß die Batterie durch, stellte dort aber nichts fest. Dann war der Fehler schnell gefunden, es war die Lichtmaschine! Da es sich allerdings um besagten Rallye-Corsa handelte, musste die Lichtmaschine auch mehr Leistung bringen als die für den Opel Corsa „normale“. Für Herrn Glück allerdings kein Problem, mit seiner Erfahrung (und mit etwas zusätzlichem Glück), organisierte er eine neue, tauschte die alte aus und klingelte wenige Stunden später – wir waren bereits in Zwickau im August-Horch Museum angekommen – durch. Wir waren alle etwas sprachlos vor Freude, denn so früh hätten wir niemals mit einer Reparatur gerechnet. Frühestens am nächsten Tag. Hammer! Also wer zufälligerweise im thüringischen Tanna vor Ort ist, bitte einen schönen Gruß von uns ausrichten! Er hätte die Lichtmaschine übrigens auch repariert, aber dafür fehlte ihm ein Teil „Bis Montag hätte ich es fertig gehabt!“ war seine Aussage. Total hilfsbereit und es wird alles versucht, was möglich ist, auch DAS ist übrigens „Ost-Mentalität“ für mich – sehr (!) positiv gemeint!
Hartmut Glück hatte noch ein paar Tipps auf Lager und Geschichten aus der Zeit der deutschen Teilung, so konnte er u.a. von der russischen Radarstation in der Nähe erzählen. Des Weiteren stellt er seinen Innenhof regelmäßig für die „Stelzenfestspiele“ zur Verfügung, ein internationales Festival für Musik unterschiedlicher Stilrichtungen von Jazz bis klassische Musik. Ich muss gestehen, dass sie mir nichts sagten, aber es kommen jedes Jahr hochkarätige Personen aus aller Welt zusammen. Er zeigte uns Bilder von vergangenen Veranstaltungen und so wie es aussieht, muss es gewaltig sein. Wir hatten, dank Herrn Glück, einfach Glück und konnten die Tour mit unserem Opel Corsa fortsetzen.
Zwischenzeitlich besuchten wir aber, wie bereits angedeutet, das August Horch Museum in Zwickau. Bei dem Museum handelt es sich um die „Geburtsstätte“ von Audi und des Automobilbaus in Zwickau. Der Ingenieur August Horch gründete am 10. Mai 1904 in Zwickau zunächst die „August Horch & Cie. Motorenwagenwerke AG“ und später dann die „Audi Automobilwerke GmbH“. Wobei „Audi“ der lateinische Begriff von „Horch“ darstellt, wie die alten Lateiner unter uns wissen. Wegen einem verlorenen Namensstreit musste er sich nämlich damals umbenennen. Was seinem Drang nach neu entwickelten Fahrzeugen sogar noch zu Gute kam. Natürlich änderte der Krieg auch hier alles und 1945 wurden die Werke der zwischenzeitlich fusionierten „Auto Union“ als Reparationsleistung fast vollständig demontiert, was den Weg für eine neue GmbH in Ingolstadt frei machte. Am Standort Zwickau wurden 1958 die „VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau“ gegründet. Fortan wurde hier der Trabant gebaut. Das August-Horch Museum selbst wurde final zwar erst nach der deutschen Einheit eröffnet, aber Pläne für ein Museum gab es bereits früher.
Das Museum ist super aufgebaut. Von Exponaten aus den Anfangszeiten bzw. Vorkriegszeiten bis hin zu den „neuen“ Modellen bekommt der Besucher viel geboten. Was ich persönlich super fand, waren die „Themenwelten“. In diesen sind ganze Szenarien (z. B. Tankstelle, Straßenzüge, Rennstrecke usw.) nachgebildet und können auf eigene Faust entdeckt werden. Und zwar nicht nur visuell, sondern mit allen Sinnen! Hammer! Natürlich wird dem Trabanten eine Ausstellungsfläche gewidmet. Dieser wurde übrigens, nicht – wie oft behauptet – aus Pappe hergestellt, sondern aus sogenanntem „Duroplast“ (eine Mischung aus Baumwollfasern und Phenolharz) gefertigt. Also nichts mit Pappe. Wie es dazu kam, war auch recht simpel: Das Grundmaterial musste in der DDR zu beschaffen sein, gute Bearbeitungsmöglichkeit, hohe Elastizität, geringes Gewicht und zu guter Letzt eine hohe Korrosionsfestigkeit aufweisen. Genau DAS wurde mit diesem Material bzw. dieser Herstellungstechnik erreicht. Eine Erfindung, die international beachtet wurde. Im Museum selbst ist eine kleine Produktionsstraße zur Herstellung von Duroplast zu sehen. Da wir beim Trabi sind: Der letzte Trabi aus dem Jahr 1991 bekommt im Museum seine letzte Ehre und natürlich einen Sonderplatz! Was ist noch zu sehen? Den originalen Schreibtisch von August Horch, seine Villa und viel mehr. Bis auf die Villa (geht auf Grund der alten Bausubstanz leider nicht) ist alles barrierefrei! Und unterschiedliche Sonderausstellungen gibt es zudem.
Nach dem Museumsbesuch und dem Abholen des Corsa bei Herrn Glück führte unser Weg weiter nach Dresden. Natürlich wieder mit allen drei intakten Fahrzeugen! In Dresden fielen wir aber ins Bett. Schließlich mussten wir für den nächsten Tag fit und ausgeschlafen sein. Was wir genau vor hatten, erfahrt ihr natürlich wieder hier.
Mehr zum Roadtrip #altesblechaltegrenze findet Ihr natürlich auch auf den Blogs von Sebastian und Daniel.
Zwecks Transparenz: Ohne grandiose Partner wäre so ein Roadtrip nicht möglich gewesen. Deshalb ein dickes Dankeschön an: Dunlop, Opel, Volkswagen, Ford Deutschland, Tourismusregion Sachsen, Tourismusregion Fichtelgebirge, Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth, August Horch Museum in Zwickau, Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn und Gedenkstätte Point Alpha.
Bilder von Marcel Langer, Daniel, Sebastian und mir.
No responses yet