Die Festung Kufstein bei Nacht

Vor ein paar Tagen habe ich das Kufsteinerland besucht und es war definitiv eine Reise, an die ich mich noch lange erinnern werde. Die Stadt Kufstein ist den meisten von Euch mit großer Sicherheit ein Begriff – ebenso wie das berühmte Kufsteinlied: „Kennst du die Perle, die Perle Tirols? / Das Städtchen Kufstein, das kennst du wohl!“. So erging es mir auch, aber länger vor Ort war ich tatsächlich noch nie. Bzw. nicht bewusst für ein paar Tage, höchstens als ich klein war. Somit beste Voraussetzungen, um die Region zu erkunden!

Das Kufsteinerland

Die Stadt Kufstein mit ihrer mächtigen Festung bildet das Zentrum des Tourismusgebiets Kufsteinerland, das sich auf die direkt angrenzenden Gemeinden erstreckt. Die Stadt Kufstein selbst hat etwa 20.000 Einwohner und eine lange Geschichte. Umrandet wird die Gegend vom Kaisergebirge. Dies ist ein Naturschutzgebiet östlich von Kufstein mit viel ursprünglicher Natur, das bis an die Stadt heranreicht, ideal für Wanderer und Bergsport-Begeisterte. Ein weiterer Pluspunkt für eine Reise nach Kufstein ist die nahezu perfekte Verkehrsanbindung. Mit der Bahn dauert es nur ca. eine Stunde von München aus und man ist mitten in der Stadt. Ok, der Inn muss noch überquert werden, aber wir wollen mal nicht so sein. Die Anreise mit dem Auto ist natürlich auch kein Problem. Die Inntalautobahn führt direkt zum Ziel. Wobei ich persönlich gerne mit der Bahn anreise, es ist entspannt, man kommt mitten in der Stadt an und muss keinen Parkplatz suchen. Besser geht es nicht. Ein weiterer Vorteil: Mit der KufsteinerlandCard braucht sich niemand Gedanken über ÖPNV-Tickets zu machen. Die Fahrten sind nämlich inkludiert! Und nicht nur das, die KufsteinerlandCard enthält zahlreiche weitere Leistungen, wie z.B. die Eintrittskarte zur Festung Kufstein.

Mächtig über Kufstein: die Festung

Wie erwähnt, thront die Festung Kufstein über der Stadt. Vorab ein Teaser: Bitte unbedingt anschauen! Mein Plan auf dieser Reise war die Gegend, die Natur und die Menschen vor Ort kennenzulernen. Wie geht das am besten? Richtig, indem man sich zu Fuß von A nach B bewegt. Am ersten Tag hatte ich noch genügend Zeit, um mir Kufstein anzuschauen, und so entschied ich mich spontan für einen Besuch der Festung. Und das gleich am frühen Morgen, noch ohne anstehen am Schrägaufzug und mit wenig Besuchern. Oben angekommen befindet man sich direkt in historischen Mauern und hat eine herrliche Aussicht über die Stadt, das Inntal und die Alpen.
Die Festung selbst wurde 1205 erstmals urkundlich erwähnt und ist dieses Jahr 820 Jahre alt geworden. Damals noch eine Burg, wurde sie im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut und erweitert. Ihre Ausmaße sind mit einer Länge von 400m und einer Fläche von insgesamt 24.000 Quadratmetern gewaltig. Wie üblich änderten sich im Laufe der Zeit immer wieder die Besitzer (von Bayern nach Tirol, wieder zurück usw.). Ebenso wurde die Festung immer wieder modernisiert und angepasst. So wurde der Kaiserturm mit seinen 7,5m dicken Mauern im Jahr 1522 als Kanonenturm errichtet. Später diente er als Staatsgefängnis (bis ins 19. Jahrhundert) für berühmte Persönlichkeiten. Federführend für den Bau war Kaiser Maximilian I.
Neben den typischen Befestigungsanlagen, Kanonen, unterirdischen Gängen oder Brunnen, bietet das Areal zusätzlich verschiedene Museen mit wechselnden Sonderausstellungen. Zudem ist im Museum im Bürgerturm, der auch Teil der Festungsanlage ist, die Heldenorgel untergebracht. Dabei handelt es sich um die größte Freiorgel der Welt. Insgesamt 4.948 Pfeifen sorgen für einen sagenhaften Klang, der täglich um 12 Uhr zu hören ist.

Kleiner Tipp: Am frühen Morgen die Festung besichtigen, um spätestens um 12 Uhr wieder in der Altstadt zu sein und von dort den Klängen zu lauschen.

Die Festung war für mich das erste große Highlight – schon der Vormittag hat sich also total gelohnt. Nach einer kleinen Stärkung ging es dann los zum Ausgangspunkt meiner Wanderung im Kaisergebirge, zum Hans-Berger-Haus im hinteren Kaisertal. Die Berghütte liegt am Talschluss, ist nur per Fuß zu erreichen und liegt mitten im Naturschutzgebiet Kaisertal. Somit hat sie gleich – ohne, dass ich schon mal vor Ort war – einige Pluspunkte gesammelt. Die eigentliche Route zur Hütte beginnt beim Parkplatz/Bushaltestelle „Kaiseraufstieg“ in Ebbs (Ortsteil Eichelwang). Theoretisch hätte man von der Innenstadt den Bus dorthin nehmen können, der ja in der KufsteinerlandCard beinhaltet ist, aber zu Fuß sind es ca. 30 Minuten, die ich bei schönem Wetter gehen konnte. Und so konnte ich mir nebenbei noch mehr von der Stadt anschauen, die schöne Altstadt mit den kleinen Gassen und den historischen Gebäuden lohnt definitiv für einen Besuch.

Wandern im Kaisergebirge

Von der Bushaltestelle führt der Weg über die Kaisertal-Treppe ins Kaisertal. Zwischendurch lohnt sich ein Blick zurück auf Kufstein, ein tolles Panorama. Nach dem Pfandlhof verzweigt sich der Weg. Grundsätzlich führen beide Wege zum Ziel, wobei ich mich für den linken Abzweig entschied. Dieser führte mich etwas oberhalb zum Hof „Hinterkaiser“ und dann über einen Pfad auf dem sogenannten „Alten Kaiserweg“ weiter durch den schönen Bergwald. Nach ca. 7,9 km gelangt man bei einer Jagdhütte wieder auf den Hauptweg. Von hier aus geht es nun immer weiter am Kaiserbach entlang, bis schließlich das Anton-Karg-Haus zu sehen ist. Ab hier könnte man dem Waldweg folgen, um nach ca. 15 Minuten am Hans-Berger-Haus anzukommen, oder man nimmt den kleinen Pfad parallel dazu. Ihr könnt es erahnen, für mich kam eher der kleine Pfad in Frage. Auf ca. halber Strecke wird der Kaiserbach überquert und kurz darauf kam ich am Tagesziel an.

Link zu Komoot

Das Hans-Berger-Haus im hinteren Kaisertal ist eine Berghütte der Österreichischen Naturfreunde, bietet 50 Schlafplätze in 4er, 3er und 2er Zimmern und einem 8er Bergsteigerzimmer. Genuss wird bei Michael, dem Hüttenwirt, und seinem Team großgeschrieben. Davon konnte ich mich selbst überzeugen. Die Wanderer erwarten verschiedene selbstgemachte Limonaden, leckere Kuchen und/oder ein tolles Abendessen – wirklich alles sehr gut. Grundsätzlich ist die Hütte ganz nach meinem Geschmack. Wenn man es zusammenfassen möchte: Einladend, gemütlich und naturverbunden. Vielleicht kennt ihr das: Man kommt irgendwo zum ersten Mal hin und fühlt sich sofort zu Hause. Noch bevor man richtig hinsieht oder etwas entdeckt hat – genau so ging es mir beim Hans-Berger-Haus.
Des Weiteren ist die Hütte sehr gut geeignet, um die umliegende Gegend zu erkunden. Ob Touren Richtung Wilder Kaiser oder zum gegenüberliegenden Zahmen Kaiser, die Hütte liegt genau in der Mitte. Noch dazu ist für jeden Wanderer/Bergsteiger oder Kletterer bzw. die verschiedenen Niveaus etwas geboten. Auf der Hütte lernte ich mehrere Gäste kennen, die seit mehreren Jahren regelmäßig wieder kommen, oft auch für eine längere Dauer, was definitiv für die Gegend und die Berghütte spricht. So geht es mir auch, ich plane definitiv wieder einen Besuch!

Das Wetter versprach am nächsten Tag noch besser zu werden und nach einer ruhigen Nacht und einem guten Frühstück wollte ich die Umgebung erkunden. Schon vorher hatte ich mir eine Tour auf das Sonneck ausgesucht. Da es dort aber den gleichen Weg hin und wieder zurück ging und ich vor Ort eine Empfehlung für eine Rundtour auf den Stripsenkopf bekam, entschloss ich mich kurzfristig um. Spoiler: Es war die richtige Entscheidung!

Die Luft war klar und es war nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt. Der Weg führte zu Beginn zurück zum Anton-Karg-Haus, um von dort Richtung Stripsenjochhaus abzubiegen. Man könnte auch in umgekehrter Richtung laufen, doch auf Grund der Empfehlung habe ich die Richtung im Uhrzeigersinn gewählt. Vom Abzweig führte der Weg etwas steiler durch Bergwald im Schatten nach oben. Nach knappen 2 Stunden Gehzeit lässt man die Baumgrenze hinter sich und eine richtig schöne Almlandschaft kommt zum Vorschein. Bisher waren kaum Menschen unterwegs, so dass einige Gamsen zu sehen waren. Noch dazu kam die Sonne heraus und es war einfach nur herrlich! Am gegenüberliegenden Bergrücken konnte man einen Höhenweg erkennen, der sicherlich auch toll zu Laufen ist – vielleicht das nächste Mal. Auf ca. 1600m oder nach 5,10 km teilt sich der Weg. Entweder geht man ohne Gipfelbesuch weiter Richtung Stripsenjochhaus oder über den Panoramasteig zum Gipfel vom Stripsenkopf. Über einen schönen Grat, bewachsen mit Latschenkiefern, führt der Steig nach oben und nach ca. 30 min steht man auf dem Gipfel auf 1807m mit einer wunderbaren Fernsicht in sämtliche Himmelsrichtungen. Sogar bis zur Zugspitze oder Chiemsee. Traumhaft! Noch dazu war zu meinem Zeitpunkt niemand oben, so konnte ich es ohne Ende in Ruhe genießen.

Nach einer gewissen Zeit und Rast ging es für mich weiter. Es gibt zwar noch die Möglichkeit am breiten Grat entlang zum benachbarten Feldberg zu gehen, doch mein Plan war in Richtung Stripsenjochhaus abzusteigen. Gesagt, getan. Zwischendurch gab es noch ein paar seilversicherte Stellen, was das abenteuerlustige Wanderherz natürlich höherschlagen lässt. Am Stripsenjochhaus kann man eine Pause einlegen und ein Getränk zu sich nehmen, die Aussicht genießen und dann weiter zurück zum Hans-Berger-Haus zu gehen. Der Pfad führt erst durch Latschenkiefern und später durch Bergmischwald. Nach ca. 1,5 h (ab Stripsenjochhaus) ist man wieder zurück und darf sich an einer Selfmade Zitronenmelissen-Limonade erfreuen.

Insgesamt war die Tour 9,93 km lang mit 1.000 Höhenmetern und einer reinen Gehzeit von 5:17 Stunden.

Den Link zu Komoot gibt es hier: Vom Hans-Berger-Haus zum Stripsenkopf und über das Stripsenjochhaus zurück.

Laut Aufzeichnung war ich insgesamt (inkl. Pausen) 7:29 Stunden unterwegs, somit war es eine perfekte Tagestour. Noch dazu mit einer grandiosen Fernsicht auf dem Gipfel und wunderschönen Wegen. Der Tagesausklang erfolgte wieder mit einem leckeren Abendessen und guten Gesprächen im Hans-Berger-Haus.

Leider ging es am nächsten Tag wieder zurück ins Tal nach Kufstein und anschließend mit der Bahn zurück in die Heimat. Selbstverständlich wieder zu Fuß (also nach Kufstein und zum Bahnhof), vor der Abfahrt habe ich mir aber noch einen leckeren Eiscafé gegönnt.

Es lohnt sich einfach immer, sich auf neue Regionen einzulassen. Auch nach einigen Tagen denke ich noch häufig an die schöne Gegend und die Reise zurück. Im Kufsteinerland gibt es viel zu entdecken, Gipfel zu erklimmen oder einfach nur zu genießen, da plane ich bald wieder einen Besuch. Eine ganz klare Empfehlung für Bergfreunde!

Abschließend habe ich noch eine Hotel- und Restaurantempfehlung für Euch direkt in Kufstein: Das Boutique Hotel Auracher Löchl direkt unterhalb der Festung mit Blick auf den Inn. Die 43 Zimmer sind ganz individuell eingerichtet und entweder einer Weltmetropole oder einem faszinierenden Land gewidmet und entsprechend dekoriert. Definitiv etwas Besonderes. Noch dazu hat das Hotel eine 600 Jahre alte Geschichte zu bieten. Aber nicht nur das Hotel, sondern auch das hauseigene Restaurant in direkter Nachbarschaft kann ich sehr empfehlen.

Ein ganz dickes Dankeschön geht an das Team vom Tourismusverband Kufsteinerland und allen Beteiligten, die dieses unvergessliche Erlebnis ermöglicht haben.

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