Marco und ich im Schwarzen Moor in der Rhön

Der Frühling ist da und spätestens jetzt geht die Wandersaison wieder los! Habt Ihr schon Eure Schuhe geputzt und die ersten Routen ausgesucht? Ich bin Euch noch einen Blogpost schuldig über eine schöne Tour mit Marco und gleichzeitig eine Empfehlung für eine kleine Mehrtageswanderung. Die langjährigen Social-Media Follower werden sich erinnern, dass Marco und ich mittlerweile quasi jährlich mindestens einmal zusammen per pedes unterwegs sind.

So auch im Herbst 2022. Unser Ziel stand schon relativ früh fest. Es sollte in die Rhön gehen. Bekanntermaßen ist die Rhön ein Mittelgebirge, welches sich über die Bundesländer Bayern (Franken), Hessen und Thüringen erstreckt. Den Kernbereich bildet das „Biosphärenreservat Rhön“, das eine nachhaltige Entwicklung zum Ziel hat, „um ökonomische, ökologische und soziale Belange bestmöglich miteinander zu vereinen“. Höhentechnisch liegt die Rhön bei maximal 950m über dem Meer. Denn bei unseren Wanderungen sollen schließlich ein paar Höhenmeter dabei sein.

Tag 1:

Ein Termin wurde schnell gefunden. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Mich erwischte es schließlich auch im Sommer vergangenen Jahres mit Corona (nicht zu spaßen). Zum ausgewählten Termin war ich zwar wieder negativ und gefühlt fit, doch sicher ist sicher, etwas Erholungsphase wollte ich mir doch lieber gönnen. Also pickten wir uns ein neues Wochenende heraus. Im Nachhinein betrachtet war das die richtige Entscheidung.
Unsere Route für die 3-Tage-Tour wurde im Voraus geplant, die Unterkünfte gebucht und so konnte es schließlich losgehen. Im September war es soweit, und es ging in die kleine Stadt Gersfeld, Ausgangspunkt der Wanderung. Natürlich waren die zwei Abenteurer immer wieder in Kontakt, doch es ist schon etwas anderes, sich einmal wieder live und in Farbe zu sehen. Vor ihnen lagen nun ein paar Kilo- und Höhenmeter, zum Teil über Abschnitte des Hochrhöners, zum Teil wurde auch einmal eine Extratour gekreuzt. Wettertechnisch war es perfekt für eine Wanderung. Sonnenschein, nicht zu warm und nicht zu kalt. In Gersfeld selbst führte uns der Weg durch den Schlosspark und anschließend langsam aus dem Städtchen hinaus. Von da an schlängelte sich unser Weg durch Feld und Flur. Vorbei an Schafen und wir sammelten schon ein paar Höhenmeter. Nach ungefähr 7km kam bereits unser erster Gipfel zum Vorschein, der „Pferdskopf“. Vorher kamen wir am Guckaisee vorbei. Ein kleiner See, der als Naherholungsgebiet in der Gegend bekannt ist. Wir legten eine Rast ein und sammelten Kräfte für den Aufstieg auf den Pferdskopf. Respekt an die Jungs einer Schulklasse, die bei den Temperaturen im See badeten. Es war nämlich schon recht frisch. Anyway, nach der Brotzeit ging es immer schön bergauf. Persönlich bin ich die Strecke schon im Rahmen der „Extratour Guckaisee“ in entgegengesetzter Richtung gelaufen und kannte somit die Steigung. Oben angekommen genossen wir die herrliche Aussicht und beobachteten die Bergrettung, die gerade eine Übung durchführte. Auch in den Mittelgebirgen gibt es eine Bergrettung. Wir genossen noch etwas die Aussicht und anschließend ging es weiter, vorbei an einem Kreuz (welches nicht auf dem Gipfel steht – warum auch immer). Von weitem konnten wir nun die Radarkuppel der Wasserkuppe erkennen. Unser nächstes Zwischenziel. Mit 950m ist es der höchste Berg der Rhön und gleichzeitig auch von ganz Hessen. Die Wasserkuppe wird auch „Berg der Flieger“ genannt und das Segelflugzentrum dort beinhaltet die älteste Segelflugschule der Welt.

Selbstverständlich waren bei unserem Besuch auch einige Flieger unterwegs und wir schauten interessiert zu. Nach einer gewissen Zeit und Trinkpause ging es für uns weiter. Gefühlt hatten wir die Hälfte unserer Tagesetappe zurückgelegt und somit noch ein paar Kilometer vor uns. Ein paar Meter weiter entdeckten unsere Augen einen einsamen Menschen an der Sommerrodelbahn. Dieser schien sich zu langweilen. Damit er etwas zu tun hatte, mussten wir doch glatt eine Fahrt buchen! Er war auch sichtlich erfreut darüber. Und so ging unsere wilde Fahrt hinab. Ob wir dabei Spaß hatten? Klaro, wobei wir ja eigentlich nur helfen wollten. 😉
Wir hatten uns kurz überlegt, ob wir nicht noch eine Streifenkarte mit mehreren Fahrten kaufen. Leider mussten wir aber schon wieder weiter. Das Leben ist kein Kindergeburtstag! Unser Weg führte uns über Magerwiesen, durch kleine Rhöner Dörfer und Wald. Kurz vor unserem Tagesziel machten wir noch einen Halt an der Enzianhütte. Nach einer Hopfenkaltschale ging es auf die letzten Kilometer weiter zum Fuldaer Haus – unserem Tagesziel und gleichzeitig unsere vier Wände für die Nacht. Hier hatten wir sogar noch die Auswahl zwischen Betten mit hohem Kopf- und Fußteil oder niedrigem. Auf Grund unserer Größe entschieden wir uns für das Zimmer mit niedrigem Fußteil. Service wird hier großgeschrieben!

Laut Komoot (die Links zu den einzelnen Touren findet ihr am Ende) waren es an Tag 1 insgesamt 21,7km mit 850m bergauf und 660m bergab. Herrliches Wetter, gutes Essen (im Fuldauer Haus) und schöne Landschaft. Wird es so weiter gehen?

Tag 2:

Tag 2 startete mit einem ausgiebigen Frühstück. Glücklicherweise hatten wir einen taktisch guten Sitzplatz erwischt, denn später kam ein ganzer Bus mit Ausflüglern, die sich alle am gleichen Buffet bedienen mussten. Das Wetter spielte auch mit – kühl und sonnig. Insgesamt standen an diesem Tag 23,3km mit 910m im Anstieg und 850m im Abstieg an. Unser erstes Zwischenziel war der Berg Milseburg. Zuerst ging es wieder am Waldrand entlang bzw. direkt durch den Wald. Auch hier hörten wir den Helikopter der Bergretterübung, die sich anscheinend über mehrere Tage hinzog. Vor dem endgültigen Aufstieg auf die Milseburg durchquerten wir noch Reste einer (rekonstruierten) Ringwallanlage aus der Eisenzeit.
Kurz nach der Wallanlage ging es dann in die Kernzone des Biosphärenreservats (wie das Schild mit der Eule anzeigt) und gleichzeitig immer höher hinauf. Solche Wanderwege mag ich ja sehr. Oben angekommen machten wir eine kurze Rast unter der Kreuzigungsgruppe aus dem Jahre 1756 und genossen die herrliche Aussicht. Die ersten 4,5km waren geschafft und von jetzt an ging es erst einmal wieder bergab. Im Ortsteil Oberrupsroth schauten wir uns etwas um, um ihn anschließend zu durchqueren. Zu Oberrupsroth sollte man wissen, dass es sich dabei um den früheren Ort Rupsroth handelt. Die Gemeinde besteht neben Oberrupsroth aus Mittelrupsroth und Unterrupsroth und wurde am 31. Dezember 1971 in die Gemeinde Hilders eingegliedert. Mit ihren 146 Einwohnern (so zumindest 2013) ein Dorf mit Charakter.
Wie dem auch sei, für uns ging es weiter, vorbei an schöner Landschaft machten wir auf der Burgruine Eberstein eine weitere kleine Rast. Mitten im Wald und ohne andere Menschen. Auf den letzten Kilometern ging es nochmals stetig bergauf. Wir überquerten die (Bundes-)landgrenze nach Thüringen kurz vor unserem Tagesziel Birx. Wie wir am nächsten Tag von unserer Wirtin erfuhren, lag Birx zu Zeiten der DDR im Sperrgebiet und konnte nur mit dem jeweiligen Passierschein betreten werden. Denn das kleine Dorf lag ungefähr 250m von Hessen und ca. 1km von Bayern und somit dem Westen entfernt. Eine – aus heutiger Sicht – spannende Geschichte dazu, habe ich hier gefunden. Damals war die Grenze noch „offen“, trotzdem war es natürlich nicht weniger gefährlich. Unsere Gastgeberin hatte auch noch eine Geschichte auf Lager. Ein Einwohner von Birx hatte im leicht angetrunkenen Zustand unbeabsichtigt die Grenze überquert. Er stellte dies nach einiger Zeit fest und kehrte schnell um. Soweit so gut, doch er musste mit der Geschichte hausieren gehen, bis die Stasi darauf aufmerksam wurde. Laut den Erzählungen wurde er verhört und musste den Ort verlassen. Obwohl er dort schon lange lebte und Verwandtschaft hatte. Er durfte nicht wieder zurück nach Birx und hatte vermutlich noch Glück im Unglück, denn schließlich begann er – in den Augen der Stasi – Republikflucht. Wer sich selbst für die Geschichte interessiert, sollte im Flechsenberger Hof übernachten. Bzw. sich generell auf solche Touren einlassen, man erfährt wirklich immer etwas! Oder uns einmal begleiten. Gut, es kann dann durchaus sein, dass wir von feiernden Jungs in Engelbert Strauss-Klamotten (freundlich) angequatscht werden. Wie es auf einem Dorf so üblich ist, wenn halt gerade Dorfkirmes ist. Aber solche Geschichten machen eine Wanderung ja erst aus. Hier kommen die Bilder zu Tag 2.

Wie bereits erwähnt, waren es an diesem Tag tatsächlich 23,3km mit 910m im Anstieg und 850m im Abstieg. Das Wetter spielte mit und es ging durch Wälder und über die Flur. Nun folgt der nächste und letzte Tag unserer Tour.

Tag 3:

Ein Blick aus dem Fenster genügte, um festzustellen, dass wir an diesem Tag höchstwahrscheinlich eher alleine unterwegs sein würden. Es war trüb, es war frisch und es regnete. Da muss man auch gar nichts beschönigen. So war es einfach! Was allerdings der Stimmung der beiden Abenteurer nichts anhaben konnte. Warum auch? Sie konnten es sowieso nicht ändern. Gleichzeitig war es unser letzter Tag, was wiederum bedeutet, dass an diesem Abend auf jeden Fall eine warme Dusche wartete.

Nach dem Frühstück ging es los. Die Regenklamotten an und raus aus dem kleinen Dörfchen Birx. Zu Beginn ging es leicht bergauf, um anschließend die damalige innerdeutsche Grenzanlage auf dem Grabenberg zu besichtigen. Dies hatten wir gar nicht so direkt auf dem Schirm, find ich aber immer spannend. Zwischenziel war das Schwarze Moor. Die trübe Stimmung passte irgendwie – kein Mensch unterwegs und über Bohlen durch den Regen. Auf dem Weg befindet sich am Schwarzen Moor ein Aussichtsturm, der natürlich erklommen wurde und trotz Regens verweilten wir einen Moment. Schon schön! Die Wanderhose klebte an den Beinen, der Oberkörper war (dank Regenjacke) trocken. Nichtsdestotrotz ging es für uns weiter. Vorbei an Schafen, über den 925m hohen Heidelstein mit seiner weithin sichtbaren Antenne. Der Regen ließ etwas nach, was uns aber auch völlig egal war. Wir waren so oder so ziemlich nass. Nach ca. 17,5km erreichten wir das nächste Highlight: Das Rote Moor. Ähnlich dem schwarzen Moor führt auch hier ein Bohlenweg hindurch mit spannenden Einblicken. Wobei man ehrlichweise sagen muss, dass ich das schwarze Moor doch etwas informativer finde. Für uns begann der Endspurt und bei Kilometer 20 hörte es auf zu regnen. Gleichzeitig war das unser Einstieg in die Kaskadenschlucht. Und das trotz Gefahren (siehe Schild)! Die zwei Abenteurer wagten sich dennoch und durchquerten die (schöne) Schlucht ohne Wenn und Aber. Daran kann man auch erkennen, dass sie vor (fast) nichts Angst haben und sie nichts so leicht erschüttern kann.

Die letzten ca. 5km plätscherten (es fing auch wieder leicht an zu regnen) dahin und nach ca. 25km erreichten die beiden die Zivilisation und ihren Ausgangspunkt Gersfeld.

Insgesamt bestand die Tour aus 70,5km mit 2030m im Aufstieg und 2120m im Abstieg. Laut Aufzeichnung waren wir 19 Stunden und 27 Minuten unterwegs. So die Statistik. Was nicht aufgezeichnet werden kann: Gute Gespräche, herrliche Landschaft und das sehr schöne Gefühl unterwegs in der Natur zu sein.

Wie versprochen, kommen hier die Links zu den Komoot-Aufzeichnungen:

Durch die Rhön – Etappe 1: https://www.komoot.de/tour/934341831/
Durch die Rhön – Etappe 2: https://www.komoot.de/tour/935194971
Durch die Rhön – Etappe 3: https://www.komoot.de/tour/936245166

Wohin wird die nächste Reise gehen? Erste Planungen laufen bereits…

(Bilder von Marco und mir)

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