Beschwerdebrief an den Bahnvorstand
Natürlich handelt es sich um eine Beschwerde aus dem Jahr 2010 – ich habe sie heute nur wieder gefunden.
Deutsche Bahn AG
Vostand/Geschäftsführung
Potsdamer Platz 2
10785 BerlinBeschwerde
Sehr geehrter Herr Dr. Grube,
sehr geehrter Herr Dr. Lutz,
sehr geehrter Herr Weber,
sehr geehrter Herr Dr. Kefer,
sehr geehrter Herr Becht,
vorab eine Frage: Fahren Sie selbst Bahn? Ich vermute mal nein. Sie werden sicherlich von einem Chauffeur von A nach B gebracht. Über die Größe des Fahrzeuges müssen wir wahrscheinlich auch nicht weiter sprechen.
Ich vermute es interessiert Sie insgeheim auch nicht – mal davon abgesehen, ob Sie meinen Brief überhaupt zu Gesicht bekommen – warum sich ein „normaler“ Mensch in einem Brief an Sie wendet. Ich versuche es dennoch mit diesem Brief.
Nur zu Ihrer Information: Ich pendel täglich zwischen Nürnberg und Regensburg, fahre in der Regel um 6:15 Uhr mit der Regionalbahn Richtung Süden und um 18:33 Uhr normalerweise in die Gegenrichtung. Ich zahle einen Betrag von monatlich 278,00 Euro an Sie (Sie vertreten die Bahn AG) – macht in einem Jahr 3.336,00 Euro (in Worten: dreitausenddreihundertsechsunddreißig).
Nein, ich hätte es auch nicht nötig, denn für ca. 30 Euro mehr könnte ich mit dem Auto fahren. Auch hier werden Sie sicherlich denken: „Soll er doch“.
Anfangs dachte ich auch noch, es sei bequemer die Bahn zu nutzen, denn laut Fahrplan wäre dies erstens auch zeitlich vertretbar und zusätzlich würde ich auch noch etwas gegen die Umweltverschmutzung unternehmen.
Aber genug um den heißen Brei geredet. Aktuell spiele ich mit dem Gedanken, nicht mehr die Dienstleistung (!) der Deutschen Bahn AG in Anspruch zu nehmen. Ich verstehe auch, wenn ein einzelner Zug 10 Minuten zu spät erscheint, denn es spielen sehr viele Faktoren im Bahnnetz eine große Rolle. Selbst 120 Minuten ist vertretbar, wenn sich jemand unbedingt das Leben nehmen muss (was übrigens in meinen Augen eine feige Tat ist – abgesehen bedauere ich die Zugbegleiter sehr).
Kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Thema: In meinem konkreten Fall war es allerdings so, dass innerhalb einer Woche (5 Tage – da es sich um eine Arbeitswoche handelt) Ihre Züge (2 x RE und 2 x ICE) von jeweils mehr als einer Stunde Verspätung hatten! Nein, es war auch kein Fremdverschulden, es waren (in meinen Augen) Wartungsfehler (Triebwerksschaden, Weichenstörung und ein brennender Ast in der Oberleitung)!
Selbstverständlich habe ich ein „Fahrgastrechteformular“ erhalten und dieses auch umgehend nach Frankfurt verschickt (keine Angst, mittlerweile bin ich mit diesen Prozessen sehr vertraut). Über die unfreundliche Art und Weise des „Service“-Personals in Nürnberg und auch in den alternativen Zügen, welche ich in Anspruch nehmen musste, verliere ich nur diese vorangegangen Zeilen.
Entschuldigen Sie, eine Angelegenheit muss ich dennoch erwähnen. Finden Sie es als Vorstand nicht etwas schockierend, wenn in einem vollbesetzten ICE das „Service“-Personal sich mit den Worten: „Komm wir verschwinden, hier ist es eh zu voll“ verschwindet? Denken Sie einmal darüber nach…
Ich finde es sehr schade, dass an Schulungen, Wartungsarbeiten und sonstigem Bestreben – um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen – gespart wird. Gibt es überhaupt einen zufriedenen Kunden?
Wahrscheinlich wird sich durch diesen Brief nichts ändern – warum auch!? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ich für meinen Teil werde selbstverständlich meine Konsequenzen aus den gegebenen Umständen ziehen. Allerdings hat meiner Meinung nach jeder – auch Sie – eine zweite Chance verdient.
Mit freundlichen Grüßen
Heiko Kunkel